Sinziger Linde

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Die historische Linde an der Ecke Koblenzer Straße/Lindenstraße in Sinzig.
Das "Innenleben" der als Naturdenkmal geschützen Sinziger Linde.
In den 1960er oder 1970er Jahren wurde die Linde baumchirurgisch behandelt.
Das aus dem Jahr 1688 Pestkreuz vor der Sinziger Linde

Die Sinziger Linde an der Einmündung der Koblenzer Straße in die Lindenstraße wurde um das Jahr 1550 als Gerichtslinde geplanzt. Im Jahr 1952 ist sie als Naturdenkmal anerkannt worden. 2000 drohte dem Baum die Fällung, weil er nach Ansicht der Kreisverwaltung Ahrweiler die Verkehrssicherheit gefährde. Diese Fällung zu verhindern, setzte sich der im gleichen Jahr gegründete Förderverein Naturdenkmal Sinziger Linde zum Ziel. Der Stamm hatte im Juli 2009 in einem Meter Höhe einen Umfang 5,46 Metern. Unter der Linde steht ein Pestkreuz aus dem Jahr 1688.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Wegen gefährdeter Standsicherheit drohte dem betagten Baum im Jahr 1967 erstmals eine Fällung durch die Kreisverwaltung Ahrweiler. Ein Gutachter aus Bad Godesberg stellte dann im Juni 1967 fest, dass der Baum aufgrund seines Alters und seiner Mächtigkeit einmalig in der Gegend sei, und forderte Maßnahmen zur Erhaltung. Ein Gartenarchitekt des Botanischen Garten der Universität Bonn kam im gleichen Jahrn in einem weiteren Gutachten zu dem Ergebnis, dass die Sinziger Linde das älteste Exemplar des gesamten Bezirks sei und riet ebenfalls zu einer Baumsanierung. So übernahm im Sommer 1968 die Firma Maurers Baumpflege aus Röthenbach in Süddeutschland die für eine Erhaltung der Linde als notwendig erachteten baumchirurgischen Maßnahmen.[1]

Im Mai 2000 gab die Kreisverwaltung Ahrweiler als zuständige Behörde bekannt, dass die Linde aufgrund der mangelhafter Standsicherheit und schwerer Schäden gefällt werden müsse. Daraufhin entbrannte in Sinzig ein Sturm der Entrüstung. Joachim Wulf veröffentlichte damals einen geschichtlichen Rückblick zur Sinziger Linde, in dem er sich auch auf den verstorbenen Sinziger Volksschullehrer Max Dünhöft bezog, der 1957 die Geschichte der Linde beleuchtet hatte. Wulf beschrieb die zweimonatige Sanierung im Jahr 1968, nachdem der Gartenarchitekt Straßberger vom Botanischen Garten Bonn die Sinziger Linde als „das älteste Exemplar dieser Art in der gesamten Region“ bezeichnet hatte. Der in der Nähe von Nürnberg wohnende Baumchirurg Mauers bei seinen Arbeiten zu dem Ergebnis, dass die Linde wahrscheinlich im Jahr 1648 im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des Endes des 30-jährigen Kriegs gepflanzt wurde. Mauers prognostizierte, dass der Baum noch weitere 100 Jahre leben werde.

Der Ortsbeirat Sinzig bemängelte das Ergebnis des von der Kreisverwaltung eingeholten ersten Gutachtens und gründete den Förderverein Naturdenkmal Sinziger Linde unter dem Vorsitz von Ortsbeiratsmitglied Sigrid Hoppe mit dem Ziel, die Fällung zu verhindern. Der neu ins Amt gewählte Landrat Dr. Jürgen Pföhler veranlasste im Jahr 2000 ein vom Ortsbeirat gefordertes zweites Gutachten. Im Sommer 2000 lud die CDU-Fraktion des Ortsbeirats den von Sigrid Hoppe vermittelten Baumsachverständigen des Botanischen Gartens Bonn ein. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Linde erhaltensfähig und erhaltenswert sei und dass sie nach einer umfassenden Baumpflege noch mindestens 100 Jahre leben könne. „Nach längerer Wartezeit – es waren zwei Begutachtungen zu verschiedenen Jahreszeiten erforderlich – und vielen Rücksprachen bei der Kreisverwaltung und anderen Behörden konnte Sigrid Hoppe dem Sinziger Ortsbeirat und den Bürgern die erfreuliche Mitteilung machen, dass die Untere Naturschutzbehörde eine Fällung der Linde nicht als notwendig ansah“, erinnerte sich Kurt Quarz, damals Ortsvorsteher, in einem Beitrag mit dem Titel 20 Jahre Einsatz für das Naturdenkmal im Blick aktuell - Sinzig Nr. 23/2019, Seite 28. Nach entsprechenden baumchirugischen Maßnahmen gab es im Juni 2001 Entwarnung durch die Kreisverwaltung. Wieder war die Linde gerettet.

Als im Frühjahr 2019 der Verkehrskreisel an der Sinziger Linde gebaut wurde, geriet die Freie Wählergruppe in Sorge um die Linde. Weil der Kreiselbau dem betagten Bau möglicherweise das Wasser abgrabe, trafen sie die Freie Wähler, um sich an Ort und Stelle ein Bild zu machen. Das Absenken des Erdniveaus rund um die Linde stelle „einen massiven Eingriff auf das Wurzelwerk und Wasserhalt der Linde dar“, meinte Fraktionssprecher Friedhelm Münch. Und Ortsvorsteher Gunter Windheuser ergänzte: „So froh, wie wir sind, dass nach vielen Jahren der Planungen jetzt endlich der Kreisel realisiert wird. Jedoch muss alles dafür getan werden, dass dieses prägende Sinziger Wahrzeichen erhalten bleibt.“ Die CDU wiegelte jedoch ab, nachdem Hans-Werner Adams von der CDU-Stadtratsfraktion beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) Cochem-Koblenz nachgefragt hatte. Dort sagte man ihm, man sei sich der Priorität der Linde als Naturdenkmal bewusst. „Wir agieren mit besonderer Vorsicht auf der Baustelle, um die Linde vor Beschädigungen zu schützen“, hieß es im Antwortschreiben des LBM. In einer Mitteilung der Sinziger Christdemokraten an die Presse hieß es: „Festzustellen ist, dass das Wurzelwerk der alten Linde weitaus tiefer als ein halber Meter ist. Das dicke Wurzelwerk ist somit nicht freigelegt und folglich auch nicht durch Bauarbeiten beschädigt worden.“ Das Wurzelwerk von Linden werde als Herzwurzelsystem bezeichnet. Bei derartige Pflanzen wachsen die Wurzeln gleichmäßig in alle Richtungen, weder ausgeprägt tief noch sehr flach. Deshalb seien die Sorgen der FWG unbegründet. Der Bau des Verkehrskreisel sorge sogar für eine Verbesserung der Standortbedingungen für die Linde. Denn nach dem Ende der Bauarbeiten werde der Baum von eine größeren unversiegelten Fläche umgeben als zuvor.[2]

Der Baumsachverständige Richard Banks kam im Frühjahr 2019 zu dem Ergebnis: „Diese Linde kann gut und gerne noch 600, wenn nicht sogar 1000 Jahre alt werden.“[3]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Judith Schumacher: Bis zu 1000 Jahre: Kreisel kriegt Linde nicht klein – Sinziger Denkmal vor Austrocknung gerettet, in: Rhein-Zeitung vom 24. April 2019
  2. Quelle: Sinziger Politiker sorgen sich ums Wohl der Linde – Gefährdet Kreiselbau das bekannte Naturdenkmal der Barbarossastadt?, in: Rhein-Zeitung vom 19. März 2019
  3. Quelle: Judith Schumacher: Bis zu 1000 Jahre: Kreisel kriegt Linde nicht klein – Sinziger Denkmal vor Austrocknung gerettet, in: Rhein-Zeitung vom 24. April 2019