Amt Kempenich

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Das ehemalige Amt Kempenich wurde 1970 im Rahmen einer Verwaltungsreform aufgelöst und wurde Teil der neuen Verbandsgemeinde Brohltal zugeschlagen. Gleichzeitig wurden vormals dem Kreis Mayen angehörende Gemeinden im oberen Brohltal dem Kreis Ahrweiler zugeschlagen. Polizeiverwaltung in Burgbrohl, das Landratsamt in Mayen, das zuständige Amtsgericht in Adenau und das Finanzamt in Ahrweiler gewesen. Diese Perspektiven sorgten für erhebliche Aufregung in der Bevölkerung. Eine Kommission, bestehend aus Pfarrer Michael Müller, Hauptlehrer Stephan Knechtges und Joseph Hackenbruch, setzte sich deshalb bei Landrat, Regierungspräsident und Reichskommissar Luttrop in Köln für Erhalt und Vergrößerung des Amtes Kempenich ein. Nach der letzten Reichstagswahl am 5. März 1933 wurden die Reformpläne vorerst aufgegeben. Und so wurde das Amt Kempenich erst 1970 aufgelöst. Das Hin und Her um die geplante Verwaltungsreform fand seinen Niederschlag auch in der Andernacher Volkszeitung, die Ende 1932 unter dem Titel „Wie Gottfried Friedlich aus Kempenich das Fluchen lernte“ folgende „Zukunftsgeschichte“ veröffentlichte:

Er war ein stiller, ruhiger Bürger, der Gottfried Friedlich, aus dessen Munde man nie ein raues Wort hörte, geschweige denn einen Fluch. Selbst dann nicht, als die Bürgermeisterei Kempenich aufgelöst wurde. Ende März am Sonntagmorgen brachte der Briefträger Gottfried Friedlich drei Briefe mit dicken Amtssiegeln. Das war ein Ereignis, denn Gottfried selbst schrieb keine Briefe und erwartete infolgedessen auch keine. Nach einigem Buchstabieren war er sich über den Inhalt klar. In dem einen Schreiben stand: Sie haben sich am Dienstag, 1. April, vormittags in Mayen auf dem Kreisamt einzufinden zwecks Erhebung in Ihrer Rentenangelegenheit. Das andere tat ihm kund: In einer Gerichtssache sind Sie auf Mittwoch, 2. April, vormittags zum Amtsgericht nach Adenau vorgeladen. Im dritten stand zu lesen: In Ihrer Steuersache ist am Donnerstagvormittag, 3. April, beim Finanzamt in Ahrweiler Termin anberaumt. ‚Oh jämmisch, oh jämmisch’, stöhnte Gottfried, ‚dat soll mer en schön Himmelfahrt gen.’ Seine Ehefrau Kathrina, die sozusagen täglich auf ein freudiges Ereignis wartete, beeilte sich etwas und gebar ihm am gleichen Sonntag noch einen Sohn. Das hätte unter anderen Umständen Gottfried sehr gefreut, aber der erste Freudenschimmer, der ihm übers Gesicht huschte, erlosch jäh bei dem Gedanken: ‚Da musst du ja morgen nach Burgbrohl zum Bürgermeisteramt und den Jungen anmelden.’ Gottfried machte schnell sein Testament und nach herzzerreißendem Abschied von seiner Katharina begab er sich am anderen Morgen auf die lange Reise. Nachdem er seine 160 Kilometer abgerissen, zwei Paar Schuhe und seine Füße durchgelaufen hatte, sank er am Donnerstag spät abends mehr tot als lebendig auf sein Lager und schlief bis zum Samstagmorgen. Als er endlich aufwachte, hob er ein so herzhaftes Fluchen und Schimpfen auf die verkehrte Wirtschaft an, als ob er das sein Lebtag schon gekonnt hätte. Und er schrieb seinen ersten Brief. Und das war neben allerhand freundlichen Aufforderungen eine Eingabe an das Kreisamt zu Mayen, für ähnliche Fälle auf Kreiskosten ständig ein Auto in Kempenich zu stationieren.[1]

Fußnoten

  1. Quelle: Hans-Josef Schneider: Wie Gottfried Friedlich das Fluchen lernte – Vor 88 Jahren: Auflösung des Kreises Adenau – Amt Kempenich auf der Kippe, in: Rhein-Zeitung vom 11. August 2020