Schwarze Madonna von Remagen

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Original der Schwarzen Madonna in der katholischen Pfarrkirche „St. Johannes Nepomuk“ Kripp
In einer Nische der Friedenskapelle "Schwarze Madonna" Remagen steht eine Nachbildung der von Adolf Wamper geschaffenen Madonna.

Die Schwarze Madonna von Remagen, die der Bildhauer Adolf Wamper im Frühjahr 1945 während seiner Gefangenschaft im Kriegsgefangenenlager „Goldene Meile“ aus Lehm schuf, wird heute in der Katholischen Pfarrkirche „St. Johannes Nepomuk“ Kripp ausgestellt. Eine Kopie steht in der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ in Remagen.


Sonstiges[Bearbeiten]

Zwischen April und Spätsommer 1945 war die Schwarze Madonna von dem Kriegsgefangenen Prof. Adolf Wamper (1901–1977) aus Lehmboden des Remagener Lagers modelliert worden. Aus Dankbarkeit für sein Überleben übergab er sie nach seiner Freilassung dem Kripper Pfarrer Wilhelm Keller. Pastor Keller hatte im Frühjahr 1945 Decken und Essen gesammelt, um die Not im Lager ein wenig zu lindern.

Im Jahr 1984 entdeckte der damalige Remagener Bürgermeister Hans Peter Kürten die Madonna im Kripper Pfarrhaus. Dechant Hans Hammes war dort zu jener Zeit Pastor. Er und der Pfarrgemeinderat Kripp stimmten Kürtens Vorschlag zu, die Madonna in der geplanten Kapelle aufzustellen. So wurde eine Nachbildung angefertigt und in der Erinnerungskapelle aufgestellt; das Original wird heute andernorts aufbewahrt.

Auf der Grundlage eines Gesprächs mit Hans Peter Kürten schilderte die Rhein-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 13. November 2010 die Geschichte der etwa 80 Zentimeter hohen Muttergottes-Figur: Zu Beginn der 80er-Jahre habe Kürten per Zufall davon erfahren, dass im Pfarrhaus von Kripp eine Madonna aufbewahrt wurde, die „ein Lagerinsasse einst dem Pfarrer Dr. Wilhelm Keller als Dank für seinen Einsatz zur Linderung der Not der Lagerinsassen geschenkt habe.“ Der unbekannte Künstler hatte die Figur als Zeichen der Hoffnung in der Not des Lagers geschaffen.

Jahrzehnte lang sei die Figur in Kripp aufbewahrt worden – bis sie nach dem Tod von Pastor Wilhelm Keller im Jahr 1951 durch einen tödlichen Unfall nahezu in Vergessenheit geriet. Der damalige Pfarrer habe sich bereit erklärt, die Madonna für die Gedenkstätte zur Verfügung zu stellen.

„Längst vergessen war aber inzwischen, wer dieses ungewöhnliche Kunstwerk geschaffen hatte“, berichtete die Rhein-Zeitung, „viele Zufälle, die Mithilfe zahlreicher Überlebender des Lagers sowie bundesweit erscheinende Zeitungsberichte waren notwendig, ehe 1984 erste Hinweise auf den Künstler kamen.“ Ein ganzseitiger Bericht in der Aachener Volkszeitung brachte dann im April 1985 Gewissheit: Bei dem Künstler handelt es sich um Adolf Wamper, den 1969 pensionierten und 1977 verstorbenen Leiter des Bildhauerateliers an der Essener Folkwang-Hochschule. Durch die Veröffentlichung eines Bildes der "Schwarzen Madonna" wurde der Bruder des Künstlers, Hans Wamper, im April 1985 aufmerksam. Er bestätigte, dass sein Bruder Adolf die Heiligenfigur geformt hatte.

Weil die Madonna bereits zu Zeiten von Pastor Keller begonnen hatte, langsam zu verfallen, habe sich der Pfarrer an Johann Deusen aus Remagen gewandt, der eine kunstgewerbliche Rahmenwerkstatt betrieb. Deusen habe sich erinnert: „Es war ein riesiges Problem, die Madonna vom Pfarrhaus in meine Werkstatt zu transportieren. Unterwegs bröckelte immer mehr Lehm los. Als ich in meiner Werkstatt angekommen war, war die Madonna so zerfallen, dass man den inneren Kern sehen konnte, der aus einer Dachlatte bestand.“ Deusen habe die Skulptur mehrfach mit selbst hergestelltem Bucheckernöl getränkt. „Dadurch verhärtete sie und bekam ihre schwarze Farbe, denn bis dahin war sie erdfarben.“ Anschließend sei sie zurück nach Kripp transportiert worden.

Am 9. Oktober 1987 wurde die Friedenskapelle "Schwarze Madonna" Remagen in Anwesenheit zahlreicher ehemaliger Lagerinsassen eingesegnet. Vier einstige Lager-Insassen trugen bei der Einweihungsfeier die Kopie der Schwarzen Madonna auf ihren Schultern zu ihrem Bestimmungsort in der Kapelle, wo sie seitdem steht.

Adolf Wamper, der Schöpfer der „Schwarzen Madonna“ war im Jahr 2011 in der Presse als „Nazikünstler“ und seine Skulptur als „rechte Reliquie“ bezeichnet worden. Die Historikerin Bettina Oesl begab sich deshalb auf Spurensuche. Bei einer Feier anlässlich des 25. Jahrestags der Einweihung der Friedenskapelle am 20. Oktober 2012 in der Rheinhalle Remagen stellte sie die Ergebnisse ihrer mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern, Kompetenz stärken“ geförderten Forschungsarbeit vor. Der General-Anzeiger berichtete:

Demnach sei Wamper Mitglied der NSDAP gewesen und habe als Künstler „ohne Zweifel für das damalige Regime gearbeitet“. Allerdings, so Oesl, habe sie keine Belege dafür, dass der 1977 im Alter von 75 Jahren verstorbene Rheinländer von den Nazis gewährte „Privilegien“ genossen oder sich gar „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ schuldig gemacht habe. Vor Aufnahme seiner Lehrtätigkeit an der Essener Folkwangschule habe er sich dem Entnazifizierungsverfahren stellen müssen. Dabei sei er in die Kategorie V eingestuft worden, womit er als „Entlasteter“ gegolten habe.[1]

Die Rhein-Zeitung berichtete am gleichen Tage über die Ausführungen von Bettina Oesl:

„Nach Einsicht und Auswertung der mir zugänglichen Akten und Dokumente gibt es keinen Hinweis auf Privilegien, Bereicherungen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Adolf Wamper posthum zum Vorwurf gemacht werden könnten“, bilanzierte sie. Vielmehr sei Wamper, der 1933 in die NSDAP eintrat, im Juli 1948 von einem Entnazifizierungsausschuss als „Entlasteter“ eingestuft wurde, als Mitläufer oder angepasster Künstler zu verstehen. Zur Einschätzung eben dieser Aussage zog die Historikerin Akten und Dokumente aus dem Bundesarchiv Berlin, dem Landesarchiv NRW sowie dem Stadtarchiv Essen heran. Zudem hatte sie Einblick in den Nachlass von Wamper genommen, der bei der Folkwang-Universität der Künste liegt.[2]

Hans Peter Kürten sagte anschließend: „Ich sehe mich bestätigt, dass wir damals die richtige Wahl getroffen haben und die Madonna auch weiterhin an Zeichen des Friedens und der Hoffnung angesehen werden darf.“

Auf Einladung der Kolpingfamilie Remagen sowie des Friedensmuseum "Brücke von Remagen" e.V. präsentierte die aus Alfter stammende Historikerin [Bettina Oesl]] die Ergebnisse ihrer Studien zu Adolf Wamper nochmals im Februar 2013 im Katholischen Pfarr- und Jugendzentrum "St. Peter und Paul" Remagen. In den von ihr untersuchten Akten und Dokumenten habe sie keine Hinweise auf Mitgliedschaften Wampers in SA oder SS gefunden, sagte. Als Künstler sei Wamper "wohl eher in der zweiten Liga unterwegs" gewesen. Trotzdem findet sich sein Name wie der von 33 anderen Bildhauern auf der „Gottbegnadeten Liste“, in der die Nationalsozialisten ihnen wichtige Künstler aufführten, die sie vom Kriegsdienst befreiten. Trotzdem wurde Wamper Mitte März 1945 zum Militärdienst eingezogen. Einen Monat später wurde er von Alliierten gefangen genommen. Als Insasse des Kriegsgefangenenlagers "Goldene Meile" soll er aus Lehm die Schwarze Madonna geformt haben. Im Juli 1945 kehrte Wamper, aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, zu seiner Familie nach Bielefeld zurück. 1948 übernahm Wamper die Leitung der Bildhauerklasse der Folkwang-Schule in Essen. Voraussetzung dafür war gewesen, dass er sich dem Entnazifizierungs-Verfahren stellte und als „Entlasteter“ in die Stufe 5, eine der untersten Stufen, eingeteilt wurde. Wamper unterrichtete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1970 an der Folkwang-Schule. „In seinen drei autobiografischen Büchern, die im Nachlass zu finden sind, werden die Jahre 1933 bis 1945 nur sehr dürftig behandelt. Hinweise auf die „Schwarze Madonna“ finden sich gar nicht“, erklärte Oesl. Weiter berichtete die Rhein-Zeitung über die Veranstaltung mit Bettina Oesl:

Dem Vorschlag von Karin Keelan vom Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie, die Figur auf unbestimmte Zeit im Friedensmuseum einzulagern, um den Rechten einen Teil ihres Aufmarschzieles zu nehmen, erteilte Hans Peter Kürten eine deutliche und emotionale Absage: „Solange ich lebe, wird die Madonna an ihrem Platz bleiben. In der Kapelle. Wir dürfen dem vermeintlichen Druck der Rechten nicht nachgeben.“ Für Kürten ist die Figur als Zeichen des Friedens und der Hoffnung zu verstehen.[3]

Mediografie[Bearbeiten]

Jochen Tarrach: Schwarze Madonna mahnt zum Frieden – Zur Entstehung und Geschichte der Muttergottesfigur – Über Jahrzehnte blieb Erschaffer unbekannt, in: Rhein-Zeitung vom 13. November 2010

Fußnoten

  1. Quelle: Christoph Lüttgen: Die Kapelle als Symbol der Hoffnung: Erinnerungsveranstaltung zum 25. Jahrestag der Errichtung der „Schwarzen Madonna“ in Remagen, in: General-Anzeiger vom 22. Oktober 2012
  2. Quelle: Andreas Wetzlar: Historikerin: Künstler Wamper kein aktiver Nazi - Gutachten wurde beim 13. Treffen der Kriegsgefangenen in Remagen präsentiert – Mehrere Hundert Teilnehmer – Friedenskapelle Schwarze Madonna feiert ihr 25-jähriges Bestehen, in: Rhein-Zeitung vom 22. Oktober 2012
  3. Quelle: Andreas Wetzlar: Kürten lässt Madonna an ihrem Platz - Diskussion über den Erschaffer der Marienfigur in der Friedenskapelle – Historikerin stellt Studie vor, in: Rhein-Zeitung vom 27. Februar 2013