Carl Friedrich Gethmann

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Professor Dr. phil. Dr. phil.h.c. Carl Friedrich Gethmann (rechts) - hier mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers - ist Gründungsdirektor der Akademie.

Universitätsprofessor Dr. phil. Dr. h.c. lic. phil. Carl Friedrich Gethmann (* 22. Januar 1944) ist Gründungsdirektor der Europäischen Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH. Am 29. Februar 2012 schied er aus dem Amt des Geschäftsführers und Direktors der Akademie aus.


Vita[Bearbeiten]

Carl Friedrich Gethmann, Direktor der Europäischen Akademie Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH und Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Angewandte Philosophie an der Universität Duisburg-Esssen.

Gethmann, der in Bonn, Innsbruck und Bochum Philosophie studiert hat, wurde 1971 in Bochum mit einer Dissertation zur Philosophie Heideggers promoviert. 1978 habilitierte er sich an der Universität Konstanz mit seinem Buch „Protologik“. 2003 erfolgte die Ehrenpromotion zum Dr. phil. h.c. an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Gethmann, seit 1979 Professor in Essen, erhielt Berufungen auf Ordentliche Professuren an die Universität Oldenburg (1990), an die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Stuttgart (1991), und die Universitäten Konstanz (1993) und Bonn (1995), die er sämtlich ablehnte. Er ist Mitglied der Academia Europaea (London); o. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, o. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle) und o. Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Seit 2002 ist Gethmann Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Alfried Krupp-Wissenschaftskollegs an der Universität Greifswald. Von 2006–2008 war Gethmann Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie e.V. In dieser Eigenschaft veranstaltete er im Jahre 2008 den XXI. Deutschen Philosophiekongress in Essen. 2006 wurde ihm vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Gethmann ist Mitglied des Hochschulrates der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Gethmanns Forschungsschwerpunkte lagen zunächst in der Sprachphilosophie und Philosophie der Logik sowie in der Phänomenologischen Philosophie. Aufgrund seiner Arbeiten in diesen Bereichen wird er (neben Philosophen wie Jürgen Mittelstraß, Kuno Lorenz oder Peter Janich) der Erlanger Schule von Paul Lorenzen und Wilhelm Kamlah zugerechnet. Ausgehend von diesen Grundlagen wandte er sich seit Mitte der 1980er Jahre als einer der ersten deutschen Philosophen der Angewandten Philosophie zu und veröffentlichte eine Vielzahl von Arbeiten zur Medizinischen Ethik, zur Umweltethik und zur Technikfolgenabschätzung. In diesem Zusammenhang vertrat er die Position, dass eine ethische Gesellschaftsberatung zu Fragen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts nicht durch geniale Würfe einzelner „Meisterdenker“ oder verbändestaatlich besetzte Ethikkomitees zu leisten sei, sondern nur aus einer interdisziplinären Anstrengung aller einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen (unter Einbeziehung der Wirtschafts- und Rechtwissenschaften und der fachphilosophischen Ethik) erwachsen könne. Im Rahmen der von ihm geleiteten Europäischen Akademie in Bad Neuenahr-Ahrweiler organisierte er entsprechende interdisziplinäre Arbeitsgruppen, die zu Kernproblemen der wissenschaftlichen-technischen Entwicklung bisher ca. ein Dutzend Denkschriften verfasst und der Öffentlichkeit präsentiert haben.

Im Rahmen der Europäischen Akademie versucht Gethmann seiner in seinen philosophischen Publikationen entwickelten Grundkonzeption einer rational verantworteten Vermittlung von „Lebenswelt und Wissenschaft“ (so der Titel eines der von ihm herausgegebenen Bücher) im Rahmen eines einem endlichen Wesen angemessenen Vernunftkonzepts gesellschaftliche Realität zu verleihen.

Von 2006 bis 2008 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie.

Anfang 2010 übernahm Gethmann eine Honorarprofessur an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln. Gethmann werde sich in Zusammenarbeit mit dem Husserl-Archiv der Universität Köln mit phänomenologischer Forschung und ihrer Bedeutung für die modernen Wissenschaften befassen, hieß es.

Forschungsschwerpunkte und Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten]

  1. Sprachphilosophie / Philosophie der Logik: Protologik (1979); Theorie des wissenschaftlichen Argumentierens (Hrsg. 1980); Logik und Pragmatik (Hrsg. 1982); Letztbegründung vs. lebensweltliche Fundierung des Wissens und Handelns (1987); Sprache (mit G. Siegwart 1991); Einführung in die Sprachphilosophie (2001).
  2. Phänomenologie: Verstehen und Auslegung (1974); Vom Bewußtsein zum Handeln (1987); Phänomenologische Logikfundierung (1989); Lebenswelt und Wissenschaft (Hrsg. 1991); Dasein: Erkennen und Handeln. Heidegger im phänomenologischen Kontext (1993).
  3. Wissenschaftsforschung: Die Logik der Wissenschaftstheorie (1980); Wissenschaftsforschung? (1981); Formale Logik und Dialektik. Die Logik-Diskussion in der DDR 1951-58 (1984); Einheit der Lebenswelt - Vielheit der Wissenschaften (1991). Philosophie in Rußland (mit N. Plotnikov 1998).
  4. Angewandte Philosophie / Medizinische Ethik / Umweltethik / Technikfolgenabschätzung: Proto-Ethik (1982); Ethische Aspekte des Handelns unter Risiko (1987); Praktische Geltungsansprüche und ihre Einlösung (1991); Umweltstandards (mit K. Pinkau et al. 1992); Lebensweltliche Präsuppositionen praktischer Subjektivität (1993); Zur Ethik des Handelns unter Risiko im Umweltstaat (1993); Technikfolgenbeurteilung der bemannten Raumfahrt (mit P. Janich und H. Sax 1993); Langzeitverantwortung als ethisches Problem im Umweltstaat (1993); Ethische Probleme der Verteilungsgerechtigkeit im Umweltstaat (1995); „Heilen: Können und Wissen“ (1996); Technikfolgenabschätzung (mit A. Grunwald 1996); Umweltstandards. Kombinierte Expositionen und ihre Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt (mit C. Streffer et. al 2000); „Tierschutz als Staatsziel“ (2001).

Mediografie[Bearbeiten]

Professor Carl Friedrich Gethmann wird Honorarprofessor an der Universität zu Köln, idw-online.de vom 7. Dezember 2009

Weblinks[Bearbeiten]