Dieter Zurwehme ermordet am 21. März 1999 in Remagen zwei Ehepaare

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Dieter Zurwehme, der Vierfachmörder von Remagen

Dieter Zurwehme ermordete am 21. März 1999 in Remagen zwei Ehepaare. Anfang Dezember 1998 war Zurwehme, wegen Mordes verurteilt, von seinem 117. Freigang nicht in die Haftanstalt in Bielefeld zurückgekehrt. In Remagen hinterließ der Flüchtige im März 1999 eine blutige Spur: Er überfiel zwei Ehepaare, fesselte, knebelte und erstach sie.


Tathergang[Bearbeiten]

Am 2. Dezember 1998 kehrte der Schwerverbrecher Dieter Zurwehme von seinem Freigang nicht in die Haftanstalt in Bielefeld zurück. Dort saß er seit 1974 unter anderem wegen Mordes ein. Die Polizei fahndete zwar rasch nach ihm, konnte aber keine Spur finden, die sie zu Zurwehme geführt hätte. Am 20. März 1999 brach Zurwehme dann in die damals leerstehende und später abgerissene Villa Chatenay in Rhein-Nähe in Remagen ein und übernachtete dort. Am Morgen des 21. März 1999 wurde er von Kurt Schröder, dem 71-jährigen Besitzer der Villa, entdeckt, der in der Villa nach dem Rechten sehen wollte. Schröder drohte, die Polizei zu rufen. Darauf hin überwältigte Zurwehme den Rentner, fesselte und knebelte ihn und tötete ihn mit zahlreichen Messerstiche in den Hals. Der Rentner war sofort tot.

Als die Ehefrau auf dem Handy ihres Mannes anruft, entlockt Zurwehme ihr unter einem Vorwand deren Adresse. Dann schnappte er sich die Schlüssel des Toten und zog sich dessen Jacke über. Dann fuhr Zurwehme mit dem Auto des Ermordeten in dessen Wohnung an der Sinziger Straße, gegenüber dem Krankenhaus „Maria Stern“. Dort traf Zurwehme auf die Ehefrau des ermordeten Rentners sowie auf deren Bruder Paul Becker (67) und dessen Frau Rita (60). Zurwehme bedrohte sie mit einer Schreckschusspistole. Als man ihm mit der Polizei drohte, fesselte Zurwehme sie alle und stach auf sie ein. „Er wollte nie wieder ins Gefängnis. Das war das Todesurteil für die Menschen, die er an diesem Tag umgebracht hat. Und er war eiskalt“, berichtete Gerhard Starke 2017 im Südwestrundfunk. Er ermittelte später für die Mordkommission Koblenz in dem Fall und hielt seine Erfahrungen später in einem Buch fest. Aber Rita Becker hatte die Attacke überlebt und rief um Hilfe, bis Zurwehme erneut auf die 60-Jährige einstach. Als der sie tot glaubte, griff er sich noch 8000 Mark und floh dann mit einem Auto, dessen Schlüssel er in der Wohnung gefunden hatte. Aber Rita Becker lebte noch. Um auf sich aufmerksam zu machen, stieß sie einen Fernseher aus der Dachgeschosswohnung auf den Gehweg. Die Frau wurde ins Krankenhaus „Maria Stern“, das sich gleich gegenüber dem Haus befindet, erlag dort aber fünf Tage später ihren Verletzungen. Victor Francke, Redakteur des General-Anzeigers, schilderte das Bild, das sich den Polizisten später an den beiden Tatorten bot:

Im Schlafzimmer eines Mehrfamilienhauses in Remagen liegt eine Frau, die aus vielen Wunden im Gesicht und Oberkörper blutet. Sie ist nicht ansprechbar. Ob sie überleben wird, ist fraglich. Im Bad finden die Beamten wenig später zwei blutüberströmte Leichen. Die gefliesten Wände, der Boden, die Badewanne – alles ist voller Blut. Zum Teil scheint das Blut schon angetrocknet. In einer Villa am Rhein liegt ein weiterer Toter. Er ist auf den Bauch gedreht, sein Körper zum Teil mit Bauschutt bedeckt. Über dem Toten ist ein geöffneter Regenschirm aufgestellt. Ein schreckliches Bild, das sich den Ermittlern an den Tatorten bietet.[1]

Fahndung, Verhaftung und Verurteilung[Bearbeiten]

In der ganzen Republik suchen Fahnder anschließend nach dem 57-jährigen Gewaltverbrecher – neun Monate lang. Mal kamen Hinweise, Zurwehme sei in Hennef, Köln, Hamburg, in Hessen oder im Osten der Republik gesichtet worden, sogar auf Mallorca sei er gesehen worden.

Die Jagd auf Zurwehme wurde zu einem Medienspektakel. Schwer bewaffnete Hundertschaften der Polizei durchkämmten Wälder, und Hubschrauber mit Wärmebildkameras waren im Einsatz. Einmal fuhr nachts ein Mähdrescher im Flutlicht durch ein von der Polizei umstelltes Maisfeld, in dem sich Zurwehme versteckt haben sollte. Unschuldige wurden vorläufig festgenommen, weil man sie für den Mörder hielt. Es kam es zu einer weiteren Verwechslung: Im nordthüringischen Meldrungen erschoss ein Polizist einen 62-Jährigen aus Köln, den er aufgrund von Hinweisen für den Gesuchten gehalten hatte.

Doch Zurwehme war weiter auf der Flucht – bis der entscheidende, der 1836. Hinweis aus der Bevölkerung kam: Ein Bahnschlosser erkannte Zurwehme in Greifswald. Nach dem Frühstück war er zusammen mit seiner Frau zu einem Baumarkt gefahren, wo er Material für die Sanierung seines Eigenheims kaufen wollte. Um 7.45 Uhr fiel ihm auf dem Fußweg ein braungebrannter Mann mit einem „komischen runden Vogelscheuchenhut“ und Schlafsackbeutel auf. Er wendete seinen Wagen, um den Mann nochmals in Augenschein zu nehmen. Dann war er sich sicher, dass es sich bei diesem Mann um Zurwehme handelt. Umgehend informierte er die Greifswalder Polizei. Bei seiner Verhaftung leistete Zurwehme keinerlei Widerstand und erklärte den Beamten lakonisch: „Ich bin der, den Sie suchen.“ Von Greifswald aus wurde Zurwehme per Hubschrauber nach Koblenz geflogen, wo er mehrere Tage lang vernommen wurde die Taten von Remagen gestand.

Im Juni 2000 wurde Zurwehme vom Landgericht Koblenz wegen Mordes an den beiden Remagener Ehepaaren Kurt und Maria Schröder sowie Paul und Rita Becker, einer zuvor begangenen Vergewaltigung einer 16-Jährigen, schweren Raubes, Freiheitsberaubung und versuchten schweren Raubes zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Während der Hauptverhandlung machte Zurwehme von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und schwieg. „Der Angeklagte tötete in krasser Selbstsucht vier Menschen“, stellte das Gericht fest, und Zurwehme sei ein Intensivtäter mit niedriger Hemmschwelle. Seit seiner Jugend habe er Gewalt angewendet, wenn es darum ging, seine materiellen und sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei sei er stets ohne jedes Mitleid mit den Opfern vorgegangen – „brutal, geschickt und kaltblütig“, so das Gericht.

2001 heiratete Zurwehme im Gefängnis in Bochum eine Kellnerin aus Berlin-Spandau.

Fast 20 Jahre später, im Frühjahr 2017, arbeitete der inzwischen pensionierte Kriminalhauptkommissar Gerhard Starke, Chefermittler der mit der Klärung des Falles beauftragten Mordkommission Koblenz, den Fall zusammen mit Mauritius Kloft, einem angehenden Journalisten, für ein Buch auf. Titel: Die Morde von Remagen. Der Inhalt des Buches sei „nicht reißerisch, sondern sensibel und mit Details, die nur einer wissen kann, der damals dabei war“, hieß es in einer Besprechung im General-Anzeiger.

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten