Orchideenwiese Lohrsdorf

Aus AW-Wiki

Blick über die Orchideenwiesen Richtung Bad Bodendorf
Exkursion in die Orchideenwiesen - im Vordergrund: das pinkfarben blühende Knabenkraut
Rarität im Schatten am Wegesrand: ein weißblühendes Waldvögelein
Im Herbst werden die Orchideenwiesen von Schafen beweidet.
Infotafel am Rotweinwanderweg
Holzkreuz am Wiesenrand

Die 20 Hektar große Orchideenwiese Lohrsdorf, Eigentum des Landes Rheinland-Pfalz, ist das flächenmäßig größte und populationsstärkste Vorkommen zahlreicher gefährdeter Orchideenarten im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die Wiese befindet sich auf einer Steilhangwiese oberhalb des neuen Friedhofs Bad Bodendorf. Warmes Südhangklima und eine mehrere Meter mächtige kalkreiche Lössschicht ermöglichen dort eine besondere Flora und Fauna mit vielen mediterranen Elementen. An den terrassierten Hängen, auf denen früher einmal Wein und danach Obstbäume wuchsen, sind die Standortbedingungen ideal: Der Lössboden, auf dem neben Orchideen auch etliche andere seltene Pflanzenarten gedeihen, ist trocken, karg und nährstoffarm. Drei Tafeln entlang des Rotweinwanderwegs informieren über die Artenvielfalt der Orchideenwiesen.


Lage[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Ansprechpartner[Bearbeiten]

  • Arbeitskreis „Heimische Orchideen“
  • Biotopbetreuer für den Kreis Ahrweiler: Dipl.- Biologe Andreas Weidner

Vorkommende Arten[Bearbeiten]

Mehr als 15 Orchideenarten sind auf der Lohrsdorfer Orchideenwiese beheimatet:

  • das Große Zweiblatt
  • die Waldhyazinthe
  • Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis-pyramidalis)

Als erstaunlichste und unerwartete Entwicklung sind ausgestorben geglaubte Pflanzenarten wieder aufgetreten; zum Beispiel seit 1997 in nur einzelnen Exemplaren die Orchidee Hängender Mensch (Aceras anthropophorum) und die Bocks-Riemenzunge (Himanthoglossum hircinum). Letztere Art ist jedoch seit einigen Jahren wieder verschwunden.

Außerdem gedeihen dort Ragwurzarten: Bienen- und Fliegenragwurz gehören zu jenen Orchideen, deren Blüten die Körper, Flügel und Fühler von Insekten nachahmen. Dazu umgibt sich die Orchidee mit einem unwiderstehlichen Parfum in Form von Pheromonen - mit dem Ergebnis, dass die Männchen der Insekten auf der Blütenlippe eine Scheinkopulation vollführen und die Pflanze dabei bestäuben.

Neben Orchideen gedeihen in dem Naturschutzgebiet auch die Zypressen-Wolfsmilch, das Ohnhorn und die Bocks-Riemenzunge. Heimisch ist dort auch eine andere seltene Pflanzenart, der Fransen-Enzian.

Was die Vogelwelt im Bereich der Lohrsdorfer Wiesen anbetrifft, gibt es dort noch den selten gewordenen und gefährdeten Gartenrotschwanz, den Neuntöter, Grünspecht, Kleinspecht, Baumpieper, die Dorngrasmücke und den Wendehals. Für Steinkauz und Wendehals bieten Astlöcher in den alten Obstbäumen ideale Rückzugs- und Brutmöglichkeiten.

Sonstiges[Bearbeiten]

Über Jahrhunderte hatten sich hier aus Wald zunächst Acker, Weinberge und durch naturgerechte Bewirtschaftung ohne Düngung Obstwiesen mit mageren Weiden und Halbtrockenrasen entwickelt, in denen es von seltenen Pflanzen, zum Beispiel Orchideen, nur so wimmelte. Die steilen und sehr kleinparzellierten Obstwiesen fielen dann aber mangels Rentabilität zwischen 1970 und 1995 bis auf kleine Bereiche brach. Ohne Bewirtschaftung beziehungsweise wegen fehlender Pflege durch Mahd oder Beweidung setzten sich nur wenige Grasarten durch. Fiederzwenke und hohe Sträucher wie Hartriegel und Schlehe überwucherten die einst so gut besonnten Grünlandflächen. Die licht- und Wärme liebende Flora und Fauna verschwand zusehends; mancherorts waren die Gebüsche mehr als fünf Meter hoch gewachsen und nahmen selbst den Obstbäumen das Licht.

Eine Wende leitete die Biotopbetreuung ein, von der in den Jahren 1995 bis 2000 ein Konzept zur Erhaltung und Entwicklung des Lohrsdorfer Hanges konzipiert und schließlich auch durchgeführt wurde. Die Pflegearbeiten wurden teilweise von heimischen Land- und Forstwirten mit schwerem Gerät, in Steilhangbereichen auch in Handarbeit in Zusammenarbeit mit Naturschützern, Studenten aus Bonn und Eigentümern durchgeführt.

Seit 1996 werden die Flächen zweimal jährlich beweidet, wodurch Sträucher und Gräser niedrig gehalten werden. Auf diese Weise haben dort Enziane und Orchideen eine Chance. Durch den Huftritt geschaffene Erdanrisse bilden Keimbetten für neue Samen und eine wichtige Niststruktur für Wildbienen, von denen in diesem Gebiet etwa 50 Arten nachgewiesen werden konnten, davon sechs Arten, die auf der Roten Liste stehen.

Die Pflegemaßnahmen sorgten auch dafür, dass auf einem ehemals von Pflaumenwildlingen und Hartriegel völlig zugewachsenen Bereich seit 1999 die sehr seltene und bisher im Ahrtal unbekannte Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) in größeren Gruppen wieder aufgetreten ist.

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]