Wilhelmstraße 11 (Bad Neuenahr-Ahrweiler)

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Im Herbst 2021 kurz vor dem Ende der Sanierungsarbeiten
Während der Sanierung
Vor der Sanierung im Jahr 2021
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In dem Gebäude an der Wilhelmstraße 11 in Ahrweiler, das um 1870 erbaut wurde, befand sich von 1880 bis 1889 das Postamt Ahrweiler. Bis zu dessen Schließung im Jahr 1992 beherbergte das Gebäude Jahrzehnte lang das Café Bell. Dann war dort die Geschäftsstelle des VdK-Kreisverband Ahrweiler untergebracht. Nach umfänglicher Sanierung eröffnete die Firma Sinani dort im Frühjahr 2022 ein Sanitätshaus.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[1][Bearbeiten]

Das Gebäude wurde um 1870 erbaut und beherbergte anfänglich ein Weingut, wie Karl Heinen vermutet. Aus dieser Zeit würden die heute noch vorhandenen großen Weinkeller stammen. Durch die Verwendung stark geglätteter heimischer Bruchsteine habe die Ursprungsfassade „etwas Strenges und Harmonisches“ gehabt, so Heinen weiter.

Bis zum Umbau des Hauses im Jahr 1926 befand sich an der linken Seite eine Toreinfahrt. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kaufte der Bäcker Josef Bell aus Mayen das Gebäude, um dort eine Bäckerei mit Verkauf zu betreiben. 1926 wurde das Haus zumindest im Erdgeschoss stark umgebaut, und die Toreinfahrt verschwand. Es entstand ein ganz dem Geschmack der Zeit, nämlich dem Art Deko, verpflichtetes Erdgeschoss - sowohl innen wie außen. Wo zuvor die Toreinfahrt war, wurde der Verkaufsraum gebaut. Nach der Aufschrift befanden sich dort Konditorei/Café, Weinstube und Bäckerei. ln späterer Zeit übernahmen Tochter und Schwiegersohn von Josef Bell, das Ehepaar Anneliese und Theo Ley, die gut besuchte und beliebte Lokalität. Das Café war in Ahrweiler über Jahrzehnte eine Institution, in der viele Vereine ihre Stammtische veranstalteten und ein- und ausgingen. Im August 1992 wurde der Betrieb aufgegeben. Der letzte Besitzer aus der Familie Bell/Ley verkaufte das inzwischen sanierungsbedürftige Haus an die Firma Sinani.

Weiter schrieb Karl Heinen:

Das fünfachsige Haus aus geglättetem, heimischem Bruchstein hatte etwas Strenges und Klassizistisches an sich, was der ansonsten schlichten, wenig verzierten Fassade, eine große Würde verlieh. Die Mittelachse war durch einen Vorsprung und durch den spitzen Giebel hervorgehoben. Bis 1926 war das Erdgeschoss dem ersten Obergeschoss genau gleich, bis auf die an der linken Seite gelegene Toreinfahrt. Leider wurden in späterer Zeit die Fenster ihrer passenden Sprossen beraubt, was den Eindruck stark veränderte. Die Fenster waren durch hochgestellte Steine fein betont. Das zweite Obergeschoss wurde besondere in der Mittelachse durch rundbogige Fenster aufgewertet. Der Umbau 1926 veränderte das Erdgeschoss sehr, was aber der Schönheit des Hauses keinen Abbruch tat. Man verstand sich damals noch auf gutes und harmonisches Bauen. Es entstand ein Ensemble im Art-De-ko-Stil, wie es in Ahrweiler seinesgleichen suchte. Trotz vergrößerter Fenster (Schaufenster) wurde die Fünfachsigkeit nicht aufgegeben. Die Seiten der Fassade sprengen leicht trichterartig nach rechts und links aus. Der Name des Cafés „Kaffee und Weinstuben zur alten Post“ und die restliche Bezeichnung waren in plastischen, goldfarbenen Buchstaben angebracht, ein wunderbares Stilmittel. Die Türen zum Café und zum Verkaufsraum und ebenso alle Oberlichter waren mit Messingkreuzen geziert. Das I-Tüpfelchen waren die stilechten Laternen an der Fassade. In späteren Jahren wurde einiges dem Zeitgeist geopfert, was der Fassade nicht immer gut tat. 2020/2021 erhielt das Gebäude ein komplett neues Gesicht. Dabei wurde die Fünfachsigkeit beibehalten, wie auch die strenge Form und der zentrale Giebel. Das zweite Geschoss wurde als Vollgeschoss ausgebaut. Es passt sich gut in die Straßenfront ein und entspricht dem kühlen Zeitgeist in der Architektur von heute.[2]

Am Freitag, 1. April 2022, eröffnete das Sanitätshaus pedics in dem Gebäude eine Niederlassung.[3]

Den Einwohnerverzeichnissen ist zu entnehmen, wer das Gebäude nutzte oder anderweitig nutzte:

Fußnoten

  1. Quelle: Karl Heinen: Die Wilhelmstraße im Wandel der Zeit, Teil 57/1: Wilhelmstraße Nr. 11], in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ausgabe 17/2022, S. 28
  2. Quelle: Karl Heinen: Die Wilhelmstraße im Wandel der Zeit, Teil 57/2: Wilhelmstraße Nr. 11], in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Ausgabe 18/2022, S. 27
  3. Quelle: Sanitätshaus pedics. öffnet Türen in Ahrweiler - „Die Flut kriegt uns nicht klein!“ (Werbeanzeige), blick-aktuell.de, 3. Mai 2022