Ferdinand Steingass

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Bei der St. Antonius-Kirmes Kreuzberg im Januar 2009 erzählte Ferdinand Steingass aus seiner Zeit als Edelweißpirat in Köln.

Ferdinand Steingass (* ca. 1929, † 31. Oktober 2009) aus Altenburg war Mitglied der Edelweißpiraten, die sich im Zweiten Weltkrieg in Köln gegen das Naziregime stellten.


Sonstiges[Bearbeiten]

Im Alter von 13 Jahren gesellte sich Steingass zu den Edelweißpiraten im Kölner Stadtteil Sülz. Bei einer Veranstaltung im Rahmen der St. Antonius-Kirmes Kreuzberg im Januar 2009 erzählte Steingass aus seiner Zeit als Edelweißpirat: „Eigentlich waren wir so etwas wie Pfadfinder, naturbegeisterte Wanderfreunde, die am liebsten mit der Gitarre in der Hand auszogen, Lieder sangen und durch die Wälder wanderten“, erinnerte er sich. Doch dieser freiheitsliebenden Lebensweise stand die Hitlerjugend (HJ) gegenüber. „Jeder Deutsche musste im Alter von zehn Jahren in die HJ eintreten“, sagte Steingass: „Das passte uns gar nicht, wir wollten nicht marschieren und gedrillt werden, wir wollten unsere Freiheit.“

Um die Hitlerjugend kamen Steingass und seine Freunde dank eines wohlwollenden und für ihre Einberufung zuständigen Nationalsozialisten herum – doch der Konflikt brodelte. „Wir waren zwölf-, 13- oder auch 14-jährige Jungs. Trafen wir auf die HJ, kam es nicht selten zu Prügeleien. Wir fühlten uns provoziert und provozierten, und mit der Zeit entwickelten wir eine antinationalsozialistische Einstellung“, erläuterte Steingass. Aus harmlosen Aufmüpfigkeiten seien deshalb gezielte Sabotageakte geworden.

Mehr und mehr wurden die Edelweißpiraten den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. „Wir schrieben Parolen wie 'Freiheit, Demokratie' oder 'Nieder mit den Nationalsozialisten' auf Fabrikwände und schlossen uns den Edelweißpiraten aus Köln-Ehrenfeld an, einer bewaffneten Widerstandsgruppe“, so Steigass.

Im Oktober 1944 wurde er gemeinsam mit seinem Freund Jean Jülich verhaftet, verprügelt und bis Kriegsende inhaftiert. Andere mussten ihren Mut mit dem Leben bezahlen: 13 Edelweißpiraten wurden am 10. November 1944 ohne vorheriges Gerichtsverfahren öffentlich am Ehrenfelder Bahnhof erhängt. Der jüngste von ihnen war gerade 16 Jahre alt.

Nach dem Kriegsende – Steingass litt unter Fleckfieber und wog gerade mal 78 Pfund – nutzte der Edelweißpirat bei zahlreichen Gelegenheiten die Möglichkeit, immer wieder auf die Ungerechtigkeiten des Nazi-Regimes aufmerksam zu machen. Ab etwa 1980 bis zu seinem Tod lebte Steingass mit Frau und Hund auf dem Campingplatz „Viktoria Station“ in Kreuzberg. Von dort aus zog er mit seinem VW-Bus von Markt zu Markt, wo er Pullover verkaufte.[1]

„Erst 1994 wurden die Edelweißpiraten rehabilitiert und als Widerstandskämpfer anerkannt. Bis dahin galten sie offiziell noch als Verbrecher. Etwa 2006 starb seine Frau. Steingass erkrankte an Krebs und verbrachte seine letzten Wochen im Maternus-Stift Altenahr, wo er am 31. Oktober 2009 verstarb.

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal „Widerstand im Kreis Ahrweiler“

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Edelweißpirat Steingass ist tot – Widerstandskämpfer lebte 30 Jahre auf Kreuzberger Campingplatz, in: Rhein-Zeitung vom 5. November 2009