Friedhofskapelle „St. Gertrudis“ Oedingen

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Unter der Grabplatte vorne auf dem Boden wurden die sterblichen Überreste des Bankiers Hermann Josef Abs und seiner Ehefrau Inez beigesetzt.
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Die 13 Meter mal 4,15 Meter große heutige Friedhofskapelle „St. Gertrudis“ auf dem Friedhof Oedingen ist die Vorgängerin der Katholischen Pfarrkirche „St. Gertrudis“ Oedingen. Es handelt sich um einen einschiffigen romanischen Bau aus dem 12. oder 13. Jahrhundert mit romanischen Fresken. In der Kapelle befindet sich die Gruft der Familie Hermann Joseph Abs. Dem Bankier Hermann Josef Abs (1901–1994) haben es die Bürger von Oedingen nämlich zu verdanken, dass die Kapelle nach dem Zweiten Weltkrieg wieder vorbildlich aufgebaut wurde.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Nachdem im Jahr 1911 an anderer Stelle im Ort eine neue Pfarrkirche eingesegnet worden war, die ebenfalls den Namen der heiligen Gertrud von Nivelles trägt, war die seitdem als Friedhofskapelle genutzte alte Kirche etwas ins Hintertreffen geraten. Im Jahr 1920 wurde die Kapelle zwar noch von außen renoviert. Dabei ist die hölzerne Vorhalle, die westlich der Kapelle stand, wegen Baufälligkeit abgerissen worden. Im Inneren des kleinen Gotteshauses tat sich aber nichts – vermutlich wegen der damals herrschenden schlechten Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg.[1]

In den Mitteilungen des Diözesanarchivs Trier von 1927 wird sie noch als „die poetischste aller Dorfkirchen unseres Bistums“ bezeichnet. Bereits im Buch über die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz im Kreis Ahrweiler von 1938 wird die Kapelle dann aber als verwahrlost bezeichnet. Weitere Schäden dürften hinzugekommen sein, als am 17. März 1945, ausgerechnet zum Patronatsfest, in Oedingen eine deutsche V-2-Rakete explodierte – und an der Kapelle große Schäden anrichtete.

Hermann Josef Abs ließ die vom Krieg in Mitleidenschaft gezogene kleine Kirche vermutlich aus Heimatliebe renovieren. Er wohnte zwar in Leimersdorf, besuchte aber immer in Oedingen die Gottesdienste. Ganz uneigennützig handelte Abs aber nicht; denn er ließ die zur Friedhofskapelle umfunktionierte ehemalige Kirche als Grabmal für sich und seine Ehefrau Inez herrichten. Die sterblichen Überreste des Bankiers-Ehepaares wurden später in einer Kammer im Boden der Kapelle bestattet. Eine eingelassene Grabplatte zeugt heute davon.

Die als „Filialkirche der Mutterkirche Remagen“ bezeichnete Kapelle wurde vermutlich um 1200 erbaut. Aber erst im Jahr 1412, als die Einwohner mit dem Pfarrer von Remagen ein Übereinkommen wegen der Gottesdienstzeiten treffen, wird die Kapelle erstmals urkundlich erwähnt. Sein heutiges Aussehen erhielt der Kapellenbau im 15. und 16. Jahrhundert. Der heutige Bau enthält aber noch Teile des ursprünglichen Gebäudes. Nennenswert sind insbesondere Fresken aus dem frühen 13. Jahrhundert über dem Altar. Einst übertüncht, werten sie heute den Innenraum auf.

Um die Wende zum 18. Jahrhunderts wechselte Oedingen von Remagen zur Pfarrei Unkelbach. Im Jahr 1849 wurde „St. Gertrud“ zur Pfarrkirche erhoben. In den Jahren von 1907 bis 1911 wurde dann die heutige Katholische Pfarrkirche "St. Gertrudis" gebaut. Die ehemalige Kirche wird seitdem als Friedhofskapelle genutzt.

Im Glockenturm hängt eine kleine Glocke, die noch heute, hauptsächlich zu Beerdigungen, über ein langes Zugseil betätigt wird. Zu erwähnen ist auch eine hinter dem kleinen Altar aufgestellte mittelalterliche Pietà, die von Hermann Josef Abs gestiftet wurde.

Seit ca. 1980 hält Gerda Sonntag die Kapelle sauber und bereitet Andachten und Beerdigungen vor. Seit etwa 2001 wird sie dabei von Paul Braun unterstützt.

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Außen[Bearbeiten]

Innen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quellen: Jochen Tarrach: Kapelle ist auch Grabmal für einen Bankier. Hermann Josef Abs finanzierte nach dem Zweiten Weltkrieg die Renovierung des vergessenen Gotteshauses St. Gertrud, in: Rhein-Zeitung vom 12. Dezember 2011, und Jochen Tarrach: Pfarrkirche wurde Grabmal für einen Bankier – St. Gertrudis wurde zwischen 1907 und 1911 an neuer Stelle erbaut, in: Rhein-Zeitung vom 5. April 2016