Katholische Pfarrkirche „St. Remigius“ Wassenach

Aus AW-Wiki

Taufe des St. Remigius im Tympanon
Die katholische Pfarrkirche "St. Remigius" Wassenach.
Wassenach -Heinz Grates (23).jpg
Wassenach -Heinz Grates (28).jpg
Wassenach -Heinz Grates (27).jpg
Aufgang zum Hauptportal
Ambo
Gedenktafel Josef Zilliken seitlich des Hauptportals

Die katholische Pfarrkirche „St. Remigius“ Wassenach wurde im Jahr 1851 von Hermann Nebel als dreischiffige Hallenkirche gebaut erbaut. Der aus Tuffstein bestehende romanische Westturm stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert. Der Westturm gehörte ursprünglich zu der alten, vermutlich St. Wolfgang geweihten Kapelle und wurde in die Pfarrkirche integriert.


Standort[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Architektur und Ausstattung[1][Bearbeiten]

Der Hochaltar aus graurot meliertem Marmor mit einem stattlichen Holzaufsatz stammt aus Vorgängerkirche, wurde laut Inschrift im Jahr 1771 angeschafft und im Jahr 1900 erneuert.

Mittig in einer Muschelnische über dem Tabernakel steht eine Statue des Kirchenpatrons St. Remigius, links und rechts davon, jeweils neben Doppelsäulen, Plastiken von St. Augustinus und St. Ambrosius.

Im Jahr 1976 wurde der Innenraum der Kirche erneuert. Dabei ist die Innenausmalung wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht worden. In diesem Zuge der Renovierung erfuhren auch die auf beide Seitenschiffe verteilten Kreuzwegstationen eine Restaurierung.

Im linken Schiff steht eine 1,30 Meter hohe hölzerne Madonna mit Kind vom Ende des 17. Jahrhunderts. Über ihr schweben zwei 65 Zentimeter große Engel, die ebenfalls aus Holz bestehen.

Im rechten gleichartig gestalteten Seitenschiff steht eine Statue von St. Josef mit Kind, auch über ihm zwei Engel.

Im Jahr 1967 kam es zu einer Restaurierung des alten Westturms, bei der auch die originalen Tuffsteine freigelegt wurden. Im gleichen Zuge brachte ein Mauerdurchbruch eine Verbindung zur Kirche und ein altes Basaltportal des ehemaligen Klosters St. Antoniusstein wurde dabei eingebaut. Diese Herkunft belegt das Karmeliterwappen im Rundbogen.

Dem farbintensiven Fenster, ein Werk von Benedikt Schaufelberger (* 4. Januar 1929, † 27. Juli 2011), gab Pfarrer Bambach eine Deutung:

Das Fenster ist in Bild und Farbstellung eine Auslegung der Taufe. Aus dem Glutrot ragt der Heilige Geist in lichtvoller Gestalt der Taube heraus, der durch das Wasser der Taufe, das in den blauen Farben angedeutet ist, das neue Leben bewirkt. Die Leben schaffende Kraft des Heiligen Geistes kommt in grünen Farben zum Ausdruck. Bei genauer Betrachtung des Fensters zeigt sich eine Ähre, die eine Verbindung zwischen Taufe und Eucharistie darstellt.

Bei der Erneuerung des Innenraums im Jahr 1976 wurde wurde die Innenausmalung in ihren ursprünglichen Zustand gebracht. Die Kreuzwegstationen aus Terrakotta (um 1900) sind in diesem Zuge restauriert worden.

Geläut[Bearbeiten]

Vier Glocken bilden das Geläut der St.-Remigius-Kirche:

  1. Christus, dem König (Ton e, 1100 kg) (1952)
  2. Muttergottes (Ton g, 650 kg) (1952)
  3. St. Josef (Ton c, 275 kg) (1952)
  4. Die Remigiusglocke mit einem Durchmesser von 78 Zentimetern hat sämtliche Wirren der Zeit überlebt. Sie trägt die Inschrift: „S. RE-MI¬GIUS HEISSEN ICH, IN GODES NAMEN LUDE ICH, DIE LEBENDIGEN RUFE ICH. GREGORIUS VAN TRIER GOSS MICH 1560.“

Chronik[Bearbeiten]

Im Februar 2018 sind das Hauptdach und die Eindeckung des kleinen Turmes undicht und müssen dringend saniert werden. Veranschlagte Kosten: 315.000 Euro. Das Bistum Trier hat die Notwendigkeit der Sanierung anerkannt und einen 60-Prozent-Zuschuss zugesagt. Den Rest, rund 126.000 Euro, muss die Kirchengemeinde tragen. Der Bauingenieur Markus Müller, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats attestierte der Kirche insgesamt jedoch einen guten Zustand. Das liege daran, in der Vergangenheit kleinere Reparaturarbeiten immer frühzeitig durchgeführt wurden. Wenn das Dach aber nicht grundsaniert wird, seien weitreichende Schäden am Dachstuhl programmiert. Der Pfarrgemeinderat will Ideen für Initiativen entwickeln, die das Ziel haben, den finanziellen Eigenanteil der Kirchengemeinde zu decken. „Neben konkreten Spenden sind hier auch viele andere Dinge wie Benefizveranstaltungen oder sogar Dachpatenschaften denkbar. Der Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt“, so Markus Müller. Werner Willems, ein weiteres der insgesamt fünf Mitglieder des Pfarrgemeinderats, regte die Gründung eines Fördervereins an.[2]

Bei einer Versammlung im Februar 2018 im Pfarrheim wurde auf Einladung des Pfarrgemeinderats nach Möglichkeiten gesucht, die Mittel für den beträchtlichen Eigenanteil aufzubringen. Markus Müller, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, sagte, den 126.000 Euro, die die Pfarrgemeinde für die Sanierung aufbringen muss, stünden Eigenmittel in Höhe von etwa 20.000 Euro gegenüber. Es bestehe die Möglichkeit, einer „inneren Anleihe" über 25.000 Euro bei der Caritas-Stiftung. Danach wären noch 81.000 Euro zu finanzieren. Sollte das Bistum dem Verkauf eines Grundstückes im Neubaugebiet „Auf der Esch“ zustimmten, sei ein Verkaufspreis von 50.000 Euro möglich. Dann wären noch 31.000 Euro offen. Die Pfarrgemeinde habe bei der Ortsgemeinde einen Zuschuss beantragt. Der Rest müsse über Spenden, einen Fördervereins, Dachpatenschaften, eine Haussammlung, den Verkauf von Schiefertafeln, Sonderkollekten oder ein Pfarrfest eindeckt werden.[3]

Dachsanierung sorgt für Sensation[Bearbeiten]

Die Sanierung des Kirchendachs im Sommer 2018 sorgte für eine kleine Sensation: Es wurden Hinweise darauf entdeckt, dass der Kirchturm viel älter ist als bis dahin gedacht. Vermutlich wurde er bereits im Jahr 1201 errichtet. Und möglicherweise diente er ursprünglich als Wohnturm. Alles begann damit, dass dem Bauforscher Niko Leiß von den Restauratoren Mrziglod-Leiß Wandmalereien im obersten Geschoss des alten Glockenturms auffielen, die bis dahin niemand beachtet hatte. Dieser Raum, der nur über eine lange Leiter vom Kirchenschiff aus zugänglich ist, diente bis zum Bau des neuen Kirchturms im Jahr 1898 als Glockenstube. Die stark verschmutzte und beschädigte Wandmalerei, die einen ansteigenden Bogenfries mit kleinen Konsolkapitellen zeigt, wurde sorgfältig mit Vorritzung und Fugenstrichen ausgeführt. „Solche Architekturbemalungen sind charakteristisch für die Zeit der Romanik von etwa 1100 bis 1300“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 19. Juli 2018. Eigentlich sollte Bauforscher Leiß im Auftrag des bischöflichen Amtes für kirchliche Denkmalpflege in Trier die Dachsanierung begleiten. Solche Sanierungen werden genutzt, um über dendrochronologische Beprobungen Informationen über die Baugeschichte eines Gebäudes zu erhalten. Bei diesem Verfahren werden an verschiedenen Bauhölzern wie Dach- oder Deckenbalken Holzproben und Bohrkerne entnommen, deren Alter im Labor bestimmt wird. Die Analysen des Holzes aus Wassenach sorgten für eine Überraschung. In der RZ hieß es dazu:

Zwar stammt der heutige Helm des alten Turms wie erwartet aus der Barockzeit, und zwar genau genommen aus dem Jahr 1766. Aber die dabei zweitverwendeten Hölzer des ursprünglichen Gebälks datieren aus der Zeit der Romanik um 1201. Der Turm ist damit deutlich älter, als es die Ersterwähnung einer Kirche in Wassenach um das Jahr 1322 erwarten lässt.[4]

Weiter stieß Leiß auf Hinweise darauf, dass der Turm zunächst nicht als Kirchturm, sondern als romanischer Wohnturm gebaut wurde. Eine Nutzung als Wohnturm würde die Malerei im obersten Geschoss erklären. Später – vermutlich kurz nach 1300 – wurde dann ein Kirchenschiff angefügt, der Turm umgebaut und durch Einbau eines Glockenstuhls zu einem Glockenturm umfunktioniert. Die RZ berichtete weiter:

Romanische Wohntürme haben sich am Mittelrhein und der Mosel nur in geringer Zahl erhalten. Bundesweit gibt es einzelne Beispiele für spätere Umnutzungen, mitunter auch als Glockenturm. Für das Bistum Trier ist dieser Befund bislang jedoch einzigartig.

Der Gemeinderat Wassenach beschloss im Dezember 2018, die Dach-Sanierung mit 20.000 Euro zu unterstützen. Damit musste die Kirchengemeinde nur noch 170.000 Euro schultern.[5]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Kreuzweg[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Kleiner Kirchenführer. St. Remigius zu Wassenach, hrsg. vom Katholischen Pfarramt Burgbrohl, Wassenach 2001

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Walter Müller: Kirchen, Kapellen, Kreuze in der Verbandsgemeinde Brohltal und Nachbarorten, 344 Seiten, 1343 Bilder, Niederzissen 2013
  2. Quelle: Hans-Willi Kempenich: Kirche hat teuren Dachschaden – Für St.Remigius in Wassenach sind 315 000 Euro nötig, in: Rhein-Zeitung vom 16. Februar 2018
  3. Quelle: Hans-Willi Kempenich: Kirchengemeinde sucht dringend Geldquellen – Für die Reparatur des Dachs von St.-Remigius in Wassenach fehlt es noch an Finanzen, in: Rhein-Zeitung vom 1. März 2018
  4. Quelle: Entdeckung: War Wassenacher Kirchturm vorher eine Wohnung?, rhein-zeitung.de vom 18. Juli 2018
  5. Quelle: Hans-Willi Kempenich: St. Remigius: Rat gibt 20.000 Euro für Sanierung – Wassenacher Gremium unterstützt großzügig erforderliche Dachreparatur, in: Rhein-Zeitung vom 14. Dezember 2018