Katholische Pfarrkirche „St. Viktor“ Oberbreisig

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Im November 2009 wurde neben der Kirche ein 5,5 Tonnen schwerer und fast zwei Meter großer in Stein gehauener Kopf des Kirchenpatrons St. Viktor platziert, ein Werk von Iskender Yediler.
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Taufkapelle mit Taufbecken
Blick vom Altarraum in Richtung Orgel-Empore

Die 1240 erbaute Katholische Pfarrkirche „St. Viktor“ Oberbreisig zählt zu den originellsten spätromanischen Dorfkirchen im Rheinland. Im Bistum Trier ist sie die einzige Kirche, die St. Viktor von Xanten geweiht ist. In der Kirche wird eine Reliquie des Heiligen aufbewahrt. 1041 wird das Gotteshaus erstmals urkundlich erwähnt. „Nec non adhuc ecclesiam in brisiaco his omnibus addidi“ (diesem allem füge ich außerdem die Kirche in Breisig hinzu), schrieb der Trierer Erzbischof Poppo von Babenberg damals. 1041 muss es also längst eine Kirche in Oberbreisig gegeben haben. Auch archäologische Spuren zeigen eindeutig, dass es Vorgängerbauten gab.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Der Kirchenhügel inmitten der Fachwerkhäuser von Oberbreisig ist geschichtsträchtig. Nicht die Katholische Pfarrkirche „St. Marien“ Niederbreisig, sondern St. Viktor in Oberbreisig war Hauptkirche des einstigen Brisiacum. In alten Schriften wird bereits 1041 eine Kirche für Oberbreisig genannt. Im Jahr 1198 wurde das Gotteshaus durch brandschatzende Truppen des Herzogs Wilhelm von Schwaben zerstört.

Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde in der Spätphase der rheinischen Romanik, zwischen 1220 und 1240, errichtet. Die Ausstattung stammt zum größten Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert. An der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes befindet sich eine Ölmalerei aus dem 15. Jahrhundert: (St. Barbara, St. Katharina und St. Dorothea). Weiterhin schmücken die Kirche Fresken aus dem 14./15. Jahrhundert. Peter Schug beschrieb die lediglich 26 Meter lange und 13 Meter breite dreischiffige Pfeilerbasilika „als eine der originellsten spätromanischen rheinischen Dorfkirchen.“ Mit ihrem mächtigen Turm und der ausgefallenen Architektur überragt sie das romantisch in das weite Tal eingebettete Oberbreisig und ist dessen Wahrzeichen. Besonders sehenswert ist auch die Taufkapelle mit dem staufischen Taufstein.

Die 300 Jahre alten Fresken im Innenraum wurden während der „reformierten Zeit“ von Oberbreisig zwischen 1557 und 1587 übertüncht und 1849 wiederentdeckt. Aber erst in den Jahren von 1909 bis 1914 legte sie Anton Bardenhewer frei. Seit ihrer Restaurierung im Jahr 1990 erstrahlen sie in altem Glanz.

Das Kirchengebäude wird seitlich von einer mächtigen Mauer gestützt, denn es wurde nicht auf Stein oder Fels, sondern auf dem Sand eines „angeschwemmten Hügels im Talhang“ erbaut. Deshalb drohte das Kirchenbauwerk mehrfach einzustürzen. Der „schiefe Turm von Oberbreisig“ machte der Gemeinde im 18. Jahrhundert mehrere Jahrzehnte lang Sorgen, sodass die Glocken nicht mehr läuten durften. Die wohl umfangreichsten Sanierungsarbeiten wurden in den Jahren zwischen 1899 bis 1915 vorgenommen, wegen Geldmangels allerdings mehrfach unterbrochen. Der Andernacher Baumeister Lubens Mandt sicherte dabei den aus dem Lot geratenen Kirchturm und das durch starke Risse beschädigte Hauptschiff. 1904 wurde der Turm mit starken Fundamenten im sandigen Boden unterfangen und gesichert. Die nördliche Außenwand, die auf einer Länge von 18 Metern um 26 Zentimeter aus dem Lot geraten war, wurde 1911 gesichert. Dazu wurde sie mit hydraulischen Pressen segmentweise aufgerichtet und anschließend verankert. Dank des Einsatzes der Landeskonservatoren Paul Clemen und Edmund Renard wurden die gut erhaltenen, aber weiß übertünchten Fresken im Innenraum wieder freigelegt. Dass diese aus spätromanischer und frühgotischer Zeit stammenden Wandmalereien sowie die Bemalung der Gewölberippen, Kapitelle und Pfeiler heute noch so gut erhalten sind, liegt daran, dass sie in der Reformationszeit übertüncht und dadurch gut geschützt worden waren.[1]

In den 1950er- und 1960er-Jahren sowie von 1987 bis 1991 wurde die Kirche erneut aufwendig restauriert. Ihr farbiges Äußeres erhielt sie 1968 aufgrund alter Farbrestfunde zurück.

Im November 2009 wurde neben der Kirche ein 5,5 Tonnen schwerer und fast zwei Meter großer Kopf des Kirchenpatrons platziert.[2] Den Kopf aus thailändischem Granit schuf der in Berlin lebende türkische Bildhauer Iskender Yediler nach Vorlage einer historischen, idealisierenden Darstellung in Thailand. Basalt ist in Thailand wesentlich günstiger zu haben als hierzulande. Von Thailand wurde die Skulptur per Schiff nach Hamburg und von dort per Lkw nach Oberbreisig transportiert. Der 1953 geborene Künstler Iskender Yediler schuf zuvor bereits überdimensionale Kopfskulpturen weiterer Heiliger, beispielsweise die der Stadtpatrone Cassius und Florentius am Bonner Münster oder des Heiligen Gerion an der gleichnamigen Kirche in Köln. Zwei anonyme Stifter übenahmen die Kosten für das Kunstwerk und seinen Transport. Um 1970 wanderten die beiden kunstliebenden Stifter in die USA aus und leben heute in der Nähe von New York.[3]

Orgel[Bearbeiten]

Im Jahr des 975. Geburtstags der Pfarrkirche und des 50. Geburtstags der Orgel sei die Orgel in einem schlimmen Zustand, berichtete der General-Anzeiger im Juli 2016. Eine Sanierung tue Not. Ein Phänomen, das seit 20 Jahren an diversen Orgeln auftrete, sei auch in St. Viktor aufgetaucht: Massive Schimmelbildung in der Orgel. Was die Ursache betrifft, gebe es mehrere Thesen – etwa die, dass die Luft nicht mehr zirkulieren könne, weil die Kirche abgedichtet wurde. Tatsächlich sei in der Kirche eine hohe Luftfeuchtigkeit messbar. Nicht nur an den Holzteilen der Orgel, sondern auch auf und in den Orgelpfeifen habe sich möglicherweise deshalb Schimmel festgesetzt. Er breite sich immer weiter aus, weil Staub und Verunreinigungen einen idealen Nährboden böten. Sämtliche Teile der Orgel müssten gereinigt werden. Vorher müssten sie ausgebaut, und zum Abschluss müsse das Instrument wieder gestimmt werden. Erste Angebote beliefen sich auf 30.000 Euro.[4]

Krippe[Bearbeiten]

Etwa 1980, in der Zeit von Pfarrer Alexander Gronen, wurden die meisten der bis zu 70 Zentimeter großen Figuren der Krippe angeschafft, die zur Weihnachtszeit in der Kirche aufgebaut wird. Um 2010 stiftete die Katholische Frauengemeinschaft der Pfarrgemeinde eine passende heilige Familie. Die alten Gipsfiguren aus dem Jahr 1908 wurden ausgemustert. 1994 zimmerte Jürgen Ockenfels gemeinsam mit Frank Söller den Stall. Auf passenden Böcken wird er vor dem rechten Seitenaltar mit dem Bild von Jesus und St. Johannes direkt neben der Figur der Mutter Gottes postiert.[5]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

St. Viktor

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: St. Viktor ist noch immer ein Sorgenkind – Die romanische Kirche von Oberbreisig ist ein wahres Kleinod der Baukunst – Stützendes Fundament fehlt, in: Rhein-Zeitung vom 19. Januar 2016
  2. Quelle: Rhein-Zeitung vom 14. November 2009
  3. siehe auch: Hildegard Figura: Das Haupt des Hl. Viktor und das Tuch der Hl. Maria in Bad Breisig. Kunstwerke des Bildhauers lskender Yediler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2014, Seiten 223 f.
  4. Quelle: Andrea Simons: Orgelrenovierung in Bad Breisig: Pfarrfest: Erster Schritt gegen den Schimmel, general-anzeiger-bonn.de vom 14. Juli 2016
  5. Quelle: Jochen Tarrach: Küster Jürgen Ockenfels baut die Krippe auf - Große Krippenfiguren haben Tradition in der Kirche St. Viktor in Oberbreisig, nur ein Ochse fehlt noch, in: Rhein-Zeitung vom 20. Dezember 2012