Klemens Milbradt

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Der Malermeister Klemens Milbradt (* ca. 1939), damals sechs Jahre alt, floh gegen Kriegsende im Jahr 1945 mit seiner Mutter Magdalena und seinen sieben Geschwistern im Alter von einem bis zwölf Jahren sowie mit zwei Großeltern und Tante auf einem Pferdekarren vor den herannahenden Russen von ihrem kleinen Bauernhof im pommerschen Krummfließ – bei hohem Schnee und Temperaturen von minus 20 Grad. Sein Vater Franz war kurz zuvor noch zum Volkssturm eingezogen worden. Nach jahrelanger Odyssee durch das Nachkriegsdeutschland fand die Familie im Mai 1950 in Westum ihre neue Heimat.

Vita[Bearbeiten]

Ein jüngerer Bruder von Klemens Milbradt erhielt bei der Flucht einen Schuss in den Fuß. Und in der Kreisstadt Deutsch Krone nahmen die Russen den Großvater mit, den er nie wieder sah. Mutter und Großmutter wurden von russischen Soldaten vergewaltigt, obwohl Klemens und seine Geschwister weinend und laut schreiend einen Kreis um die beiden Frauen gebildet hatten. Von Deutsch Krone sind die Flüchtlinge wieder nach Krummfließ zurück, weil sie dachten, die Front jetzt hinter sich zu haben. Dort mussten sie sich ihr Zuhause bis Anfang 1946 mit Polen teilen, die aus der Nähe von Königsberg vertrieben worden waren. Dann wurde die Familie per Güterwagen zunächst in die nächstgrößere Stadt Schneidemühl abtransportiert. Von dort ging es weiter in die Durchgangslager Stettin, Berlin, Bad Segeberg und schließlich ins Lager nach Klosterkrug in Schleswig. Dort lebte die Gruppe ein halbes Jahr lang mit 50 Personen in einem einzigen Raum, dann mit lediglich 20 Personen. Jeden Tag gab es nur eine Scheibe Brot. Der Vater stieß 1947 über das Deutsche Rote Kreuz wieder zu seiner Familie. In der Nähe, am Flugplatz Jagel, pflegte er die Reitpferde dort stationierter englischer Offiziere. Ende 1947, nach zwei Jahren Lageraufenthalt, zog die Familie nach Schleswig. In einer Schule erhielt die Familie eine kleine Wohnung; die Kinder konnten die Schule besuchen. Dann teilte die Caritas der Familie mit, auf Wallers oberhalb von Bad Breisig würden Aussiedlerhöfe gebaut; der Vater könne sich dort seinen Traum erfüllen, wieder eine Landwirtschaft zu führen. Als die Familie ankam, stellte sich jedoch heraus, dass die Höfe erst zehn Jahre später gebaut werden sollten. Deshalb arbeitete der Vater dann 20 Jahre lang bei der Veba-Glas AG in Sinzig. Die Mutter arbeitete drei Jahre bei der Melangit; mit dem Verdienst ermöglichte sie ihren beiden Söhnen eine Ausbildung.

An die Ankunft der Familie in Westum könne sich Clemens Milbradt noch genau erinnern, berichtete Reporterin Judith Schumacher in der Silvesterausgabe 2015 der Rhein-Zeitung:

Sehr freundlich wurden die Milbradts vom Bauern Josef Schneider in der alten Schule aufgenommen. „Der Familie Schneider verdanken wir bis heute viel“, sagt der Malermeister. Die Attraktion waren für die Westumer Jungs die hübschen Mädchen der Familie. „Dann kam Alfred, der von allen nur Hasseall genannt wurde, weil er Kaninchen mit Frettchen fing. Das war ein Vorwitz“, sagt Milbradt lächelnd. Mit dem Jungen schloss er schnell Freundschaft.

Vater Franz suchte und fand bald Kontakt über die Dorfkneipe Herges. Die Hauptintegration der Familie erfolgte über die Kirche, die Schule und die dörflichen Vereine.

Mit seiner Ehefrau Marga, einer geborenen Herges, bekam Klemens Milbradt, der ca. 1955 Mitglied des Sportvereins 1919 Rheinland Westum e.V. wurde, drei Kinder.[1]

Auszeichnung[Bearbeiten]

Im Mai 2017 wurde Milbradt von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer in Anerkennung seiner ehrenamtlichen Arbeit mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Landrat Dr. Jürgen Pföhler überreichte die Auszeichnung während einer Feier im Kreishaus Ahrweiler. Milbradt ist seit 1955 aktives Mitglied im SV Rheinland Westum, sei dort erst Fußballer, dann stellvertretender Vorsitzender, dazu Jugend-Trainer und -Betreuer gewesen, hieß es in der Laudatio. Noch heute kümmere er sich regelmäßig als Platzwart um das Erscheinungsbild des Sportplatzes und des Sportheims und stelle als gelernter Malermeister sein handwerkliches Geschick auch weiteren Vereinen unentgeltlich zur Verfügung.[2]

Fußnoten

  1. Quelle: Judith Schumacher: Klemens Milbradt weiß, was Flucht bedeutet — Die aktuellen Bilder wühlen den Malermeister, der die Vertreibung aus Pommern erlebt hat, auf, in: Rhein-Zeitung vom 31. Dezember 2015
  2. Quelle: Ministerpräsidentin Dreyer zeichnete Michael Geschier aus – Gleich neun Männer aus dem Ahrkreis wurden von Landrat Dr. Pföhler mit der Ehrennadel bedacht, localbook.de vom 4. Mai 2017