Kreishaus Ahrweiler

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Im alten Landratsamt ist heute beispielsweise das Kreisarchiv untergebracht.
Bronzeskulptur „Austreibung des Amtsschimmels“ des Bildhauers Johann Baptist Lenz aus Oberkail vor dem Kreishaus in Ahrweiler.
Infoveranstaltung im Sozialraum im obersten Stockwerk des Kreishauses
Am 23. Mai 2022 brannte die Außenansaugung einer Wärmepumpe auf dem Kreishaus-Dach.
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Das Kreishaus an der Wilhelmstraße 24-30 in Ahrweiler ist Sitz der Kreisverwaltung Ahrweiler.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Durch den Wandel der obrigkeitsstaatlichen Ordnungsverwaltung alter Prägung hin zu einer kommunalen Selbstverwaltung hatte sich der im Jahr 1816 gegründete Kreis Ahrweiler im Laufe der ersten Jahrzehnte so gut entwickelt, dass der Kreisausschuss im Jahr 1891 unter dem Vorsitz von Albert Heising, damals Landrat des Kreises Ahrweiler, erstmals über den Bau eines Kreishauses beriet. Denn im Jahr 1816 standen dem damaligen Landrat Franz Heinrich von Gruben nur ein Kreissekretär und der Kreisbote zur Seite. Allerdings war der Kreis Ahrweiler damals kleiner als heute; der Kreis Adenau war zu dieser Zeit noch ein selbstständiger Landkreis. Im Jahr 1894 war es dann soweit: Das neue Kreishaus wurde eingeweiht. Anwesend war unter anderem der Königliche Regierungspräsident Ferdinand von Itzenplitz. Die heute bescheiden anmutenden Kosten für den Kauf der Grundstücke und den Bau von etwa 110.000 Mark kamen seinerzeit auch Betrieben aus der Region zugute.[1]

Die Fassade wurde mit Weiberner Tuffstein und Kyllburger Sandstein verblendet, der Fußboden im Erdgeschoss mit Mosaikplatten aus Sinziger Produktion ausgelegt. Den damaligen Garten hinter dem Kreishaus gestaltete die Gärtnerei Rei aus Ahrweiler. In diesen Garten, den der Landrat und seine Familie zur Nutzung verwenden durften, wurden 120 Kilo Grassamen eingesät, 100 hochstämmige Rosen sowie 24 Johannis- und Stachelbeersträucher gepflanzt. Außerdem sind 150 Erdbeerpflanzen und 615 Ziersträucher gepflanzt worden, dazu Pfirsich-, Aprikosen-, vier Birnen-, Äpfel- und Pflaumenbäume. Die Frau des Landrates durfte das Obst auf dem Markt verkaufen.

Im Jahr 1966 kam daneben das heutige Zentralgebäude der Kreisverwaltung und 1985 der Erweiterungsbau mit Nord- und Südflügel hinzu. Der von der Kreisverwaltung genutzte Gebäudekomplex wurde also in drei Epochen gebaut. Ganz links steht der Altbau aus dem Jahr 1894, in der Mitte der Neubau aus den 1960er Jahren und rechts der 1985 fertiggestellte Erweiterungsbau.[2] Wäre es nach Albert Heising gegangen, der von 1890 bis 1920 Landrat des Kreises Ahrweiler war, hätte es den Neu- und den Anbaut nie geben. Denn bei der Einweihung des Ursprungsgebäudes im Jahr 1894 sagte er: „Hier wurde für die Kreisverwaltung Platz für die nächsten 300 Jahre geschaffen.“ (Jakob Rausch) Am 9. Dezember 1961 votierte der Kreistag Ahrweiler einstimmig für einen Neubau. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, an dem sich 59 Architekten beteiligten. Den Zuschlag bekam Walther Hassbach aus Trier. Das am 5. Juli 1965, zu Zeiten von Heinz Korbach als Landrat des Kreises Ahrweiler eröffnete Gebäude mit der Kunst-Basalt-Lava-Fassade, bietet 110 Büros. Sein Bau kostete 3,3 Millionen Mark. Landrat Egon Plümer eröffnete dann im Jahr 1985 den Erweiterungsbau, der damals 13 Millionen Mark kostete.

Wo heute das neue Gebäude der Kreisverwaltung Ahrweiler steht, befanden sich einst, und zwar bis in die 1960er Jahre hinein, zwei Villen von einzigartiger Schönheit. „Wann und von wem beide Häuser erbaut wurden, ist mir im Detail nicht bekannt“, schrieb Karl Heinen, der sich intensiv mit der Bebauung der Wilhelmstraße beschäftigt hat, im August 2019 in der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, „und doch verdienen sie es, vorgestellt und in Erinnerung gerufen zu werden.“

Das Haus Nr. 26 war ein großes vielschichtiges L-förmiges Bruchsteingebäude, das sich an der Straßenfront mit einem hohen Giebel darbot, der mit gotischen Lisenen geschmückt war. Neben diesem Gebäudeteil, im Gebäudewinkel, befand sich ein wuchtiger halbrunder Treppenturm mit Hauseingang, der aber dem Giebel die Dominanz ließ. Im Hintergrund der größere Gebäudeteil, dessen Giebelfront auf das alte Landratsamt ausgerichtet war. hantasievoll verteilte Fenster gaben diesem imposanten Haus sein Gesicht.

Das Haus Nr. 28 wurde sogar um das Jahr 1905 in einer der führenden Architekturzeitschriften gewürdigt und abgebildet. Es war im sogenannten Heimatstil erbaut und hatte an der linken Seite einen großen Standerker, der oben als Loggia mit großen ionischen Säulen ausgebildet war. Das Dach über dem Standerker erinnerte an einen Turmabschluss, auf dem ganzen Dach verteilt, die damals üblichen Kugelspitzverzierungen. Die Fenster waren aufwändig in Tuffstein gerahmt. Dagegen die Seitenansicht ganz schlicht, der Giebel in Fachwerk, das einzige Dekorationselement dieser Seite war das große Treppenhausfenster.

Heute steht an Stelle beider Häuser also die Kreisverwaltung. Karl Heinen:

Wahrscheinlich war der Architekt auch stolz auf sein Werk, das den Charme der 1960er Jahre atmet. Doch wie harmonisch waren dagegen die alten Gebäude auf einander abgestimmt, die alten Fotos belegen dies. Einst konnte man in dieser Straße wunderbar flanieren, heute wird es einem gerade an dieser Stelle doch manchmal sehr kalt. Da kann nur noch der gelungene „Amtsschimmel“ trösten.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Historische Ansichten[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Victor Francke: 125 Jahre Ahrweiler Kreishaus in Wort und Bild – Ausstellung im Foyer des Verwaltungsgebäudes – Ein Erweiterungsbau ist schon geplant, in: General-Anzeiger vom 30. August 2019
  2. Quelle: Günther Schmitt: „Platz für die nächsten 300 Jahre“ - Vor 50 Jahren beschließt der Kreistag den Neubau an der Ahrweiler Wilhelmstraße, in: General-Anzeiger vom 18. Oktober 2011