Absturz eines amerikanischen B-17-Bombers am 15. August 1944 in Adenau

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Der Absturz eines amerikanischen B-17-Bombers am 15. August 1944 bei Adenau wäre für die Johanniterstadt beinahe zu einer Katastrophe geworden.


Chronik[1][Bearbeiten]

Am 15. August 1944 stürzte bei Adenau ein von deutschen Jagdflugzeugen abgeschossener amerikanischer Bomber im Näßbachtal in den Wald. Der Absturz an diesem heißen und wolkenlosen Hochsommertag wäre für den oberen Teil der Johanniterstadt beinahe zur Katastrophe geworden.

Dank guter Kontakte zu Historikern und Recherchen in Airforce-Archiven in Washington konnte Karlheinz Korden aus Adenau 50 Jahre nach dem Absturz die Namen der zu Tode gekommenen und der überlebenden Besatzungsmannschaft sowie Informationen zu den näheren Umständen des Unglücks in Erfahrung bringen. Seine Erkenntnisse bereitete er nicht nur für eine Erinnerungstafel auf, die der Verein für Heimatpflege Adenau im August 2010 am Absturzort anbrachte, sondern auch für einen Artikel im Jahrbuch der Stadt Adenau 1994. Titel: Adenau wurde ihr Schicksal. Denn vier der insgesamt neun Besatzungsmitglieder der US-Maschine kamen an diesem Tag ums Leben.

Die amerikanische Maschine war ein mächtiger Bomber vom Typ Boeing B-17 mit einer Länge von 21 und einer Spannweite von 32 Metern. Vier Neun-Zylinder-Stern-Motoren vom Typ Wright R-1820 mit je 1217 PS von US-amerikanischen Hersteller Curtiss-Wright trieben das Flugzeug, dessen Reisegeschwindigkeit bei gut 500 Stundenkilometern lag, an. Die Maschine gehörte zur 303. Bomber-Group der 1. Bomber-Division der Air Force, die an diesem Morgen vom englischen Feldflugplatz Molesworth aus, 100 Kilometer nördlich von London und 550 Kilometer nordwestlich von Adenau, in den Himmel stieg. Zur neunköpfigen Besatzung der Maschine, auf deren Leitwerk die Nummer 42-312-24 zu lesen war, gehörten:

  1. der Pilot, Leutnant S. C. Smithy,
  2. Copilot Leutnant E. P. Boat,
  3. der Navigator Leutnant L. L. Joralemon,
  4. der Bombenschütze Leutnant R. J. Klein,
  5. der Bordmechaniker und Schütze R. E. Fisher,
  6. der Funker Feldwebel A. E. Snoddy,
  7. der Turmschütze Feldwebel R. S. Politylo,
  8. der Seitenschütze Feldwebel J. A. Bazo-Fontaneil und
  9. Feldwebel W. J. Bieranoski, der die Heckkanone, ein Zwillings-Maschinengewehr vom Kaliber 12,7 Millimeter, bediente.

Zusammen mit der „Helen Heaven“ (himmlische Helene) – so hieß das Flugzeug, das noch am selben Tag in der Hocheifel abstürzen sollte - schickte die Air Force an diesem Tag 1721 weitere Bomber und Jagdflugzeuge von England aus über das Dritte Reich. Jeff Ethell, der Chronist des Geschwaders, beschrieb die Situation am Startplatz:

Der Anblick erzeugte Ungläubigkeit. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich Tragfläche an Tragfläche. 24 Kampfgeschwader schickte die 8. Air Force an diesem Tag gegen elf Luftwaffen-Flugplätze im nordwestlichen Teil Deutschlands und in den Niederlanden und Belgien los. Die riesige Armada wurde behütet von 16 Gruppen Jagdflugzeugen, „kleine Freunde“ genannt.

Über Wiesbaden warf die 25 Tonnen wiegende „Helen Heaven“ ihre aus 4,8 Tonnen Sprengbomben bestehende tödliche Fracht ab. Die deutsche Luftverteidigung konnte der Armada der US-Bomber nur noch etwa 100 Flugzeuge und Piloten entgegensetzen. Aus der Nähe von Augsburg herannahend, formierten sich die Jagdflugzeuge vom Typ Focke Wulf 190 und Messerschmitt Bf 109 in Keilform und griffen die auf 8000 Metern Höhe zurück in Richtung England fliegenden amerikanischen Bomber gegen 11.45 Uhr im Raum Trier an - bei leichtem Dunst und einer Sicht von zehn bis 15 Meilen. Karlheinz Korden beschreibt den Angriff der deutschen Jagdflugzeuge:

Sie fegten wie eine große Sense durch die B-17s, sie schnitten mit ihren Bordwaffen die Bomber förmlich in Stücke. Einige der riesen Forts fielen nun aus der Formation. … Innerhalb weniger Minuten stürzten 9 fliegende Festungen ab.

Geschossgarben mehrerer Focke-Wulf-Jäger schnitten auch in den Rumpf der „Helen Heaven“, zerfetzten Teile ihrer Tragflächen und trafen die Feldwebel Snoddy, Politylo, Bazo-Fontaneil und Bieranoski tödlich. Dann flammten die beiden Motoren auf der linken Flugzeugseite auf und stießen dichten schwarzen Rauch aus. „Der waidwund geschossene Bomber drehte ab, verließ den arg zerrupften Pulk“, schreibt Korden. Kaum noch flugfähig wurde er von Zeugen im Raum Koblenz/Mayen gesichtet.

Leutnant Smithy schaltete auf Autopilot um und gab seinen Kameraden den Befehl zum Absprung. Sergeant Fisher, Leutnant Klein, Leutnant Joralemon und Pilot Smithy sprangen aus den geöffneten Luken und gingen unter ihren Fallschirmen hängend zu Boden, wo sie gefangen genommen wurden. Copilot Boat blieb noch mehr als zehn Minuten in der Maschine und versuchte, sie zu steuern. Augenzeugen aus Adenau berichteten, dass der große Bomber, stark qualmend, zunächst noch in ziemlicher Höhe ins Trudeln geriet, schnell Höhe verlor und dann aus Richtung Ahrtal kommend in einen flachen Sturzflug überging. Die schwere Maschine raste in Richtung des oberen Teils von Adenau, als im letzten Augenblick auch Leutnant Boat aus der Luke hechtete. Er ging mit seinem Fallschirm auf einer Wiese bei Leimbach-Brück nieder, wo auch er wenig später festgenommen wurde.

Der Bomber war zwischenzeitlich mit aufheulenden Motoren in ein Waldstück im Näßbachtal gestürzt. Karlheinz Korden schreibt:

Eine gewaltige Explosion nach einem Krachen und Bersten von Metall und Bäumen erschütterte den heißen Sommertag. Sich überschlagende Flugzeugtrümmer, wirbelnde Tragflächenteile, emporgeschleuderte Reifen, Sternmotoren im Wirbel von Ästen und Bäumen, Rauch und Feuer, prasselnde Flammen, dann explodierende Bordmunition ließ die herbeieilenden Neugierigen Schutz suchen.

Hermann Lehmann aus Adenau, ein damals elf Jahre alter Augenzeuge des Absturzes, berichtete Jahrzehnte später:

Wir waren gerade mit Freunden im Lenzenkessel und erprobten ein selbst gebasteltes Modellflugzeug. Zwangsläufig schauten wir in den Himmel, und plötzlich sahen wir aus Richtung Leimbach ein im Sinkflug befindliches und eine riesige Rauchwolke hinter sich herziehendes viermotoriges Flugzeug, das in geringer Höhe auf uns zukam. Innerhalb von Sekunden war die Maschine über unseren Köpfen. Wir sahen noch, wie ein Besatzungsmitglied aus der Maschine ausstieg und mit dem Fallschirm absprang. Aus Angst, dass die Maschine auf uns stürzen könnte, liefen wir in Richtung Wimbach. Plötzlich drehte die Maschine nach links ab und verschwand hinter dem Birgel. Wir hatten den Eindruck, die Maschine sei in den oberen Stadtteil von Adenau gestürzt. Als wir, geschockt von diesem Ereignis, zu Hause ankamen, erfuhren wir, dass das Flugzeug im Näßbachtal abgestürzt war und an der Absturzstelle einen großen Brand ausgelöst hatte. Feuerwehr und Rettungskräfte waren alarmiert und bereits unterwegs, um den Brand zu löschen und die Leichen der Besatzungsmitglieder zu bergen.

Zur Erinnerung an die Ereignisse dieses Tages brachte der Verein für Heimatpflege Adenau im August 2010 am Absturzort eine Gedenktafel an, die über das Unglück und die Besatzungsmitglieder informiert, die an diesem Tag starben.

Weblink[Bearbeiten]

Wikipedia: Boeing B-17

Fußnoten

  1. Quellen: Karlheinz Korden: Adenau wurde ihr Schicksal, in: Jahrbuch der Stadt Adenau 1994, S. 185-191, und derselbe: Adenau wurde ihr Schicksal. Bomberabsturz am 15. August 1944 über Adenau, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2015, 277 Seiten, Seiten 213-215