Bunkeranlage Niederzissen

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Bunkerplan
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zweiter Erschließungsgang, parallel zu Hauptgang
Bunker Lahar.jpg
Sandstüffje.jpg
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Filmszene aus Mars-Experiment, 2018

300 bis 400 Menschen suchten während der Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs Unterschlupf in der etwa 300 Quadratmeter großen Bunkeranlage an der Klosterstraße im Trassberg in Niederzissen. Eng sind die in den Stein geschlagenen Stollen, und an vielen Stellen können selbst kleingewachsene Menschen nur gebückt stehen. Vorläufer der 1943 erbauten Anlage war ein Knollenkeller, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Lagerung von Feldfrüchten in den Berg (ein verfestigter vulkanischer Schlammstrom des Laacher-See-Vulkans) getrieben worden war. Der 53 Meter lange Hauptgang des Bunkers führt 25 Meter in den Berg hinein, ein später gebauter Nebengang ist 17 Meter lang. Während diese Gänge während des Zweiten Weltkriegs von der Schutz suchenden Bevölkerung in Gemeinschaftsarbeit angelegt wurden, mussten die davon abgehenden insgesamt 26 Nischen von den Nutzern selbst mit Kreuzhacken in den Fels geschlagen werden.[1]


Anschrift und Lage[Bearbeiten]

Klosterstraße

56651 Niederzissen

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Chronik[Bearbeiten]

Der 53 Meter lange Hauptgang führt 25 Meter in den Berg hinein, der später gebaute Nebengang ist 17 Meter lang. Während diese Gänge in Gemeinschaftsarbeit angelegt wurden, mussten die davon abgehenden insgesamt 26 Nischen von den einzelnen "Nutzern" selbst mit Kreuzhacken in den Fels geschlagen werden. Kleine Plastikschilder an einigen der Nischenöffnungen erinnern heute an diese Erbauer: Niederzissener Familien und Nachbargemeinschaften, aber auch die Franziskanerinnen der nahegelegenen Klosterniederlassung der Waldbreitbacher Schwestern. Doch welche Familien genau hier Schutz gesucht haben, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.

Bunkerführer Heinz Schröder aus Niederzissen hat Bau und Betrieb des Bunkers als Kind miterlebt. "Hier war immer Bewegung drin", erinnert er sich, es war ein ständiges Kommen und Gehen. Betten, eine Toilette und Kochgelegenheiten gab es in den engen Stollen aus Platzgründen nicht. Wer sein Geschäft verrichten oder etwas essen wollte, musste den Bunker verlassen. Elektrisches Licht gab es ebenfalls nicht; das wurde erst im Jahre 2000 installiert. Für Beleuchtung sorgten statt dessen Kerzen sowie Petroleum- und Karbidlampen. Das kärgliche Mobiliar bestand bestenfalls aus einer Bank, die zunächst aus dem Fels herausgehauen und dann mit einem Brett belegt wurde, und einem rohen Tisch. Mit Decken und Mänteln versuchten die Benutzer, sich gegen die Kälte zu schützen.

Nach dem Krieg diente der Bunker zunächst als Abenteuerspielplatz für Kinder, zuweilen auch als "Liebesnest" - dann wurde er verschlossen. Bis 1992: Da konnte er anlässlich des 30. Jubiläums des DRK-Ortsvereins Niederzissen e.V. besichtigt werden - ein Angebot, von dem viele Neugierige, aber auch einstige Nutzer regen Gebrauch machten. Seit 2005 steht der Bunker im Rahmen des Vulkanparks Brohltal/Laacher See Besuchern regelmäßig offen. Gruppenführungen können bei der Tourist-Information Brohltal gebucht werden.

Im Oktober 2009 wurde eine Infotafel vorgestellt, die am Bunker befestigt werden soll:

1943 wurde von Niederzissener Bürgern der Entschluss zum Anlegen eines Bunkers gefasst. Soldaten, Zwangsarbeiter, Kinder, Jugendliche und Frauen beteiligten sich in schwerer Handarbeit am Ausbau. Bis Kriegsende wurde der Bunker bei Fliegeralarm aufgesucht. Er bot Platz für 300 bis 400 Menschen. Jede Familie, Nachbarschaft oder Gruppe hatte ihre eigene Nische. In den Stollenwänden befanden sich auch zwei Bildstöcke, an denen gebetet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente er Kindern und Jugendlichen als Abenteuerspielplatz und wurde später geschlossen. Seit 2000 ist der Bunker im Rahmen des Vulkanparks Brohltal/Laacher See wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde unterhalb des Bunkers durch einen Privatmann in den Lahar ein ,Knollenkeller" zur Lagerung von Feldfrüchten getrieben.

Die Rhein-Zeitung berichtete am 30. Juli 2012:

Bereits 1981 wollte Heinz Schröder den etwa 300 Quadratmeter großen Bunker der Öffentlichkeit zugänglich machen. Ohne Erfolg: Sein Antrag wurde abgelehnt. Der Bunker sei zu unsicher, teilte man ihm mit. Doch gerade der verfestigte vulkanische Schlammstrom sorgt für eine natürliche Standsicherheit. So ist bis heute kein Abstützen der Stollen nötig. „Es heißt, dass die Bürger von den Bomben, die auf den Bunker niedergingen, nichts mitbekommen haben“, berichtet Schröder. Die Stabilität des Bunkers bestätigte auch eine Kommission, die den Schutzraum nochmals im Jahre 1998 inspizierte. Zukünftigen Bunkerführungen für die Öffentlichkeit stand fortan nichts mehr im Wege.

Die Freiwillige Feuerwehr Niederzissen und die Rettungshundestaffel Ahrtal e.V. haben die Bunkeranlage mehrfach für Atemschutz- sowie für Bergungs- und Rettungsübungen genutzt.

Wie fühlt es sich an, auf dem Mars zu sein? Dieser Frage gingen im Mai 2018 der Student Philip Klug und der Singer-Songwriter Patrick Richardt, aus Krefeld nach. Am Donnerstag, 3. Mai 2018, zogen die beiden in den ehemaligen Weltkriegs-Schutzbunker an der Klosterstraße in Niederzissen ein. Erst acht Tage später, so ihr Plan, wollen sie wieder ans Tageslicht zurückehren. „Für die Dauer der Isolation haben sie mit großem Aufwand und nach wochenlanger Vorbereitung eine Station in einer nachgestellten Marsumgebung errichtet“, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ), „dort sind verschiedene Experimente geplant.“ Die Professorin Diana Reichle von der Fachhochschule Dortmund begleitet das Experiment. Philip Klug erklärte dem RZ-Reporter Hans-Willi Kempenich vor dem Beginn des Experiments: „Im Rahmen meiner Abschlussarbeit im Fachbereich Architektur beschäftige ich mich mit den Fragestellungen einer möglichen Besiedelung des Planeten Mars und der Konzeption einer architektonischen Ausdrucksform für die kulturelle Identität der Bewohner.“ Weiter sagte Klug: „Ich versuche, ein möglichst breites Spektrum unterschiedlichster Disziplinen in meine Arbeit einfließen zu lassen. Dabei interessieren mich biologische Aspekte ebenso wie technische, soziologische oder philosophische.“ Bei der Suche nach einer geeigneten Umgebung für sein Experiment war Philip Klug im Internet auf den Bunker in Niederzissen aufmerksam geworden.[2]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Hans-Willi Kempenich: Mars-Experiment im Niederzissener Bunker – Zwei Studenten verbringen freiwillig acht Tage in kompletter Isolation, in: Rhein-Zeitung vom 5. Mai 2018
  2. Quelle: Hans-Willi Kempenich: Mars-Experiment im Niederzissener Bunker – Zwei Studenten verbringen freiwillig acht Tage in kompletter Isolation, in: Rhein-Zeitung vom 5. Mai 2018, siehe auch: Hans-Willi Kempenich: Happy End: Die Bunker-Astronauten sind wieder gelandet, rhein-zeitung.de vom 13. Mai 2018, und Philip Klug und Patrick Richardt im RZ-Interview – Am Tag ihrer Rückkehr waren die beiden Mars-Fahrer zum Frühstück ins Gemeindebüro eingeladen. Dort haben Philip Klug und Patrick Richardt der RZ Fragen beantwortet, in: Rhein-Zeitung vom 14. Mai 2018