Ottmar Wehlen

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Ottmar Wehlen, Pädagoge, Hegeringleiter und zweifacher Vater aus Hannebach, schied im Juni 2008 als Lehrer aus den Diensten der Brohltalschule Niederzissen aus. Sein beruflicher Werdegang hatte im Jahr 1969 in Hannebach begonnen. 1977 wechselte er an die Brohltalschule. Johannes Bell, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Brohltal, war einer seiner Schüler.[1] Nach 27 Jahren in diesem Amt legt der zu dieser 76-Jährige sein Ehrenamt als Schiedsmann im Schiedsamtsbezirk Brohltal III zum 31. Dezember aus Alters- und Gesundheitsgründen nieder. 1993 hatte er kurzfristig die Nachfolge von Manfred Becker aus Kempenich übernommen. „Vom damaligen Spessarter Ortsbürgermeister Bruno Schneider ermuntert, habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt“, sagte er im Oktober 2020 der Rhein-Zeitung. Sein Vater war Jurist, so bekam er bereits im Elternhaus einiges mit und die Juristerei wurde neben seiner Leidenschaft als Jäger ein Steckenpferd von Wehlen.


Vita[Bearbeiten]

Wehlen machte Abitur am Gymnasium in Mayen und trat nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule im August 1969 die Stelle als Einklassenlehrer in Hannebach an. Später unterrichtete er in Spessart, Kempenich und Niederzissen. Mit 16 Jahren machte er seinen Jagdschein. Später war er 15 Jahre lang Hegeringleiter im oberen Brohltal. Zwei Jahrzehnte lang gehörte er dem Gemeinderat Spessart an, zuletzt war er dort Erster Beigeordneter. Zwölf Jahre lang war Wehlen Schöffe am Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler und am Landgericht Koblenz. In regelmäßig stattfindenden Fortbildungen und Schulungen erwarb er das erforderliche Fachwissen. „Als Schlichter von Streitigkeiten habe ich über den Blick auf das Rechtswesen hinaus die Chance bekommen, Lebensentwürfe und Sichtweisen von Menschen kennenzulernen, mit denen ich im Privaten wenig Berührungspunkte hatte“, sagte er im Gespräch mit der Rhein-Zeitung. Seine Erfahrung: „Die Ursache aller Probleme liegt in Missverständnissen – und in der Neigung der Leute, andere zu bewerten und zu beurteilen.“ Zu Anfang habe er sich zu sehr eingemischt. Dann aber wurde Wehlen klar, dass es viel besser ist, sich selbst herauszuhalten und dafür die beiden Parteien miteinander ins Gespräch zu bringen. In seinen 27 Jahren als Schiedsmann hat Wehlen 16 Fälle bearbeitet. Alle wurden entschieden – zwölf mit und vier ohne Vergleich. Hinzu kam eine größere Zahl –von sogenannter Tür- und Angelfällen. Zu mehr als 90 Prozent handelte es sich bei den Streitfällen um Nachbarschaftskonflikte. Manchmal wurde es sogar skurril. Etwa bei einem Streit, bei dem ein Nachbar dem anderen während dessen Urlaubs einen Baum aus dem Vorgarten entfernte. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten auch üble Nachrede und Verleumdung. Aber „mit solchen Fällen habe ich mich kaum befassen müssen“, sagte er in seiner persönlichen Bilanz. „Wir leben hier noch in einer friedlichen Gegend. Aber Dank der sozialen Medien könnte sich das bald ändern.“ Reich werden könne man als Schiedsmann in diesem Ehrenamt nicht. Ein Schiedsverfahren koste 26 Euro mit und 13 Euro ohne Vergleich – eine Gebühr, die an die Verbandsgemeinde gehe. Er selbst bekomme 6,13 Euro pro Verhandlung, die auch schon mal einige Stunden dauern kann. Außerdem gebe es an Schreibauslage 50 Cent pro geschriebener Seite. Schlichtungen im Rahmen von Tür- und Angel-Gesprächen seien kostenlos.[2]

Im Februar 2021 wurde Wehlen von Michael Mayer, Direktor des Amtsgerichts Sinzig, als Schiedsperson für den Schiedsamtsbezirk Brohltal III (Gemeinden Kempenich, Hohenleimbach, Engeln, Brenk, Weibern, Spessart und Oberdürenbach) entpflichtet. Zum 24. März 1993 war Wehlen dort verpflichtet worden. „Er füllte sein Amt als Ehrenbeamter mit großem Engagement, Leidenschaft und viel Einfühlungsvermögen aus“, hieß es in einer Pressemitteilung des Amtsgerichts. Durch seinen Einsatz habe Wehlen in einer Vielzahl von Streitigkeiten Rechtsfrieden hergestellt werden und so eine Auseinandersetzung vor Gericht vermieden werden können. James Welker folgte Wehlen als Schiedsperson nach.[3]

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten]

Im März 2013 wurde Wehlen im Amtsgericht Sinzig vom Direktor des Amtsgerichts Sinzig, Reinhold Hergarten, während einer kleinen Feierstunde für 20-jährige Tätigkeit als Schiedsperson geehrt und mit einer Dankurkunde des Oberlandesgerichts Koblenz ausgezeichnet. Seit dem 24. März 1993 ist Wehlen als Schiedsperson für den Schiedsamtsbezirk Brohltal III tätig. Wehlen fülle dieses Amt als Ehrenbeamter mit viel Einfühlungsvermögen und großem Engagement aus, sagte Hergarten. Durch seinen Einsatz und sein ausgleichendes Wesen habe er so manche Streitigkeit schlichten können, bevor sie unter Umständen in einem gerichtlichen Verfahren geendet wäre. Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen auf dem Gebiet des Nachbarschaftsrechts sowie im strafrechtlichen Bereich der Beleidigung, der üblen Nachrede. „Man muss Geduld aufbringen und gut zuhören können“, umschrieb Wehlen seine Tätigkeit als Schiedsmann.[4]

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 25. Juni 2008
  2. Quelle: Hans-Josef Schneider: Wer folgt auf den Schlichter? Ottmar Wehlen hat 27 Jahre lang ehrenamtlich für Frieden zwischen streitenden Nachbarn gesorgt, in: Rhein-Zeitung vom 10. November 2020
  3. Quelle: Neue Schiedsperson hat Arbeit aufgenommen - Nach knapp 28 Jahren im Ehrenamt wurde Ottmar Wehlen verabschiedet–James Welker tritt Nachfolge an, in: Rhein-Zeitung vom 10. Februar 2021
  4. Quelle: Auszeichnung für Ottmar Wehlen - Seit 20 Jahren Schiedsmann im Brohltal, general-anzeiger-bonn.de vom 28. März 2013