Unkelbrücker Mühle Unkelbach

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Die erste erhaltene Abbildung der Mühle stammt aus dem Jahr 1760
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Das als Baudenkmal geschützte historische Forsthaus Unkelbrücker Mühle, auch als „Forsthaus zum kühlen Grunde“ bekannt, steht östlich von Unkelbach am unteren Ende des Unkelbachtales, der einst mehrere Mühlen antrieb. Die teilweise massiv errichtete Hofgruppe mit Krüppelwalmdachbau und Fachwerkremise wurde 1721 oder 1771 erbaut. Oberhalb der Hofanlage befand sich ein Mühlenteich. Eine kleine Rasenfläche im Inneren der Hofanlage diente als Biergarten. Dort befindet sich ein Tisch mit einem alten Mühlstein als Tischplatte. Außer diesem Mühlstein erinnert heute nicht mehr viel daran, dass der Hof einst eine Mühle beherbergte. Die aus vier Gebäuden bestehende Gruppe diente auch als Forsthaus, Herberge, Gasthaus und Flüchtlingsheim.


Standort[Bearbeiten]

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Hochwasser[Bearbeiten]

Der Hof befindet deutlich unter der Hochwasserlinie des Rheins, in den der Unkelbach 200 Meter unterhalb der Mühle mündet. Und auch das Wasser des Unkelbachs stand mehrfach bis ins erste Stockwerk. Nach einem Wolkenbruch, der am 6. August 1931 über Unkelbach niederging, unterspülte der Bach die Gleise der Basaltbahn, die oberhalb der Mühle, etwa in Höhe ihres ersten Obergeschosses, neben der Straße Mühlenloch (Kreisstraße 40) verlief.[1]

Nach einem Unwetter Anfang Juni 2016 reichte das Wasser bis zu den Fensterbänken des Hauptgebäudes.[2]

Chronik[Bearbeiten]

Von 1110 bis 1804, also fast 700 Jahre lang, war die Unkelbrücker Mühle Klostermühle, was sie unter allen Mühlen in der weiten Umgebung hervorhebt. Dieses Merkmal wurde ihr aufgeprägt, als die Stadt Remagen die Mühle im Jahr 1110 der dem Abt zu Deutz unterstehenden Benediktinerabtei Siegburg bzw. deren neu zu errichtender Propstei „St. Apollinaris“ schenkte, weil die Remagener an der Einrichtung eines Klosters auf dem Gebiet ihrer Stadt interessiert waren. Die Remagener schenkten also einen Wald, der zunächst „Salebuerse“, später dann „Saleboerse“ genannt wurde, samt der in diesem 82 Morgen großen Wald gelegenen Mühle und all ihrem Zubehör. Mühle und Wald waren vermutlich ursprünglich Teil der königlichen Grundherrschaft Remagen. Heute wird diese Lage, die das Schloss Ernich beherbergt und auf der sich die Straße zu diesem Schloss hinauf windet, „Sahlbüsch“ genannt.

Dass die Remagener die Mühle verschenkten, legt die Vermutung nahe, dass sie bereits früher erbaut wurde und möglicherweise gar erheblich älter ist. In einer Urkunde vom 2. Mai 1408 heißt es:

Jöris, Peter Moeleners Sohn, und seine Frau Stine, wohnhaft zur Zeit in der Unkelbach, machen bekannt, daß sie freiwillig für sich und ihre Erben auf die Mühle zu Unkelbach samt Zubehör verzichtet haben, die sie von dem Propst zu Remagen Johann Boue zum Lehen hatten.

In einer Urkunde von 1139 wird die Mühle als „molendinum in Vnkelebach“ erstmals namentlich erwähnt.[3]

Im Rechnungsjahr 1662 der Propstei „St. Apollinaris“ wird Ludewig der Müller in der Unkelbach erwähnt, dem im Mai 1660 Bauholz angefahren worden war. Aus dem Jahr 1663 erfahren wir, dass Ludewig die Pacht von drei Malter und vier Sester Roggen entrichtet habe.

Aus dem Jahr 1756 ist bekannt, dass die Benediktinerabtei Siegburg Einnahmen aus der Mühle bezog. Und im Zeitraum von 1762 bis 1792 wird immer wieder die jährliche Pacht von acht Malter Korn aus dieser Mühle aufgeführt. In das Rechnungsjahr 1790/91 übernahm Müller Graahs einen Zahlungsrückstand von 14 Malter Roggen, der vorher jedoch schon auf mehr als 20 Malter aufgelaufen war. Ein schuldenfreies Leben war ihm dann nicht mehr vergönnt, denn bereits im Jahr 1792 wird die Witwe Graahs als Unkelbacher Müllerin erwähnt. Ihr gelang es, die Schulden auf zunächst acht und im Jahr 1793 auf fünf Malter zu senken.

Im Rechnungsjahr 1795 wird dann Henrich Stockhausen als Pächter der Mühle erwähnt.

Während der Franzosenzeit trug die Mühle wohl einige Blessuren davon. Darauf lässt schließen, dass die Propstei dem Maurermeister Anton Görgens für den Neuaufbau der Wassermauer und etliche weitere Reparaturen im Sommer 1793 20 Reichsgulden, 57 Silberlinge und acht Heller vergütete. Und der Fuhrmann Vicarius Hattingen erhielt 1794 Lohn für 28 Pferdefuhrwerksladungen mit Unkelstein. Im Jahr 1796 forderten die Franzosen die jährliche Mühlenpacht, die der neue Pächter Stockhausen bei der Propstei bereits abgeliefert hatte. Das lässt darauf schließen, dass die Mühle bereits als Domainengut eingezogen war.

Karl Windeck aus Bonn ersteigerte die Mühle am 26. Januar 1804 zu einem Kaufpreis von 2150 Francs für seinen Unkelbacher Klienten, den bisherigen Pächter Heinrich Stockhausen. Als Vorbesitzer wird der „abbay de siegbourg" genannt. In der Ankündigung der Versteigerung hieß es:

Eine Wassermühle von einem Gange, mit Hof, Garten und 31 Aren 65 Centiaren Wiese, von der Abtey Siegburg herrührend, an Bgr. Stockhausen für 12 Hektoliter 65 Liter 28 Centiliter Roken verpachtet, und abgeschätzt zu Fr.

Zu den Modalitäten der Versteigerung hieß es:

Die Versteigerung geschieht bei erlöschenden Lichtern. Es müßen derselben wenigstens drey angezündet werden, und der Zuschlag ist nicht eher entscheidend, bis daß ein nochmaliges Licht angezündet und erloschen seyn wird, ohne daß während demselben irgend ein Gebot gemacht worden sei.’’

Nach Erlöschen des Mühlenbanns im Jahr 1804 wurde die Mühle mehr von den Bauern aus der Gemarkung Oberwinter genutzt, insbesonders nachdem die nur etwa 200 Meter oberhalb gelegene zweite Mühle ihren Betrieb eingestellt hatte.

Im Jahr 1815 gehörte die vier Bewohner zählende Mühle Adam Decker. Ihm gelang es offensichtlich, das Areal bis fast zum mehr als 400 Meter oberhalb der Mühle beginnenden heutigen Sportplatz in seinen Besitz zu bringen.

Im Jahr 1876 war die Mühle dann Eigentum der höchst begüterten Freifrau von Geyr aus Unkel, und Johann Peter Hausmann betrieb die Mühle als Pächter.

Noch vor 1916 wurde der Mühlbetrieb eingestellt, und der Besitzer, der aus einer sehr begüterten Kölner Familie stammende Arnold von Guilleaume, ließ die Mühlenanlage beseitigen. Er nutzte das Hauptgebäude, das er im Jahr 1910 aufgestockt hatte, als Forsthaus und nutzte die Nebengebäude als Pferdeställe.

Das Anwesen wurde von der Försterfamilie Knust bewirtschaftet, die darin später eine Gaststube eröffnete. Die genoss als „Forsthaus zum kühlen Grunde“ von Köln bis Koblenz einen ausgezeichneten Ruf. Das hinderte manche Unkelbacher aber nicht daran, das Lokal als „de Höll" zu bezeichnen. Das hat vermutlich zum einen damit zu tun, dass die Mühle einst Klostermühle war, und dass dort es dort einen Wandspruch gab, der lautete: „Ihr glaubt, der Förster sei ein Sünder, weil selten er zur Kirche geht. Im stillen Wald, ein Blick zum Himmel, ist besser als ein falsch Gebet“.

Herbert Knust nutzte den Hof als Forsthaus. So hatten das bereits sein Vater und sein Großvater getan. Sein Revier reichte im Norden bis zum Calmuth-Tal. Neben der Försterei führte er, zusammen mit seiner Ehefrau, die Gaststätte. Dann verkaufte Knust die Hofanlage.

Von 2009 bis 2011 wurde die Hofanlage saniert.

Anschließend diente sie als Vereinssitz. Der Jugendhilfeförderverein Stepping Stones lud für 29. Januar 2012 zu einem „musikalischen Erlebnis für Kinder und Erwachsene“ in die Mühle ein. Auf dem Programm stand „Rockos Reisen - eine musikalische Geschichte für Kinder“ von Peter Korbel. Karten-Vorbestellungen waren laut Ankündigung auf der Website des Jugendfördervereins telefonisch über 02642 901151 und über die E-Mail-Adresse unkelbruecker.muehle@web.de möglich. Im Impressum der Website wurde die Unkelbrücker Mühle als Vereinssitz genannt - und Udo Saß als „Vertretungsberechtigter Gesellschafter“ und „inhaltlich Verantwortlicher“.[4]

Im Frühjahr 2016 wurden die Gebäude von der Stadt Remagen mit Syrien-Flüchtlingen belegt.[5] Die Flüchtlinge in der Mühle wurden von einem Kreis Ehrenamtlicher um die Oberwinterer Familie von dem Knesebeck betreut. Sprachkurse fanden dort statt, der TuS Oberwinter nahm Neuankömmlinge mit zum Sport, abends gab es kulturelle Unternehmungen.[6] Im Spätsommer 2018 verließen die letzten Flüchtlinge die Unkelbrücker Mühle.[7] Im gleichen Jahr 2018 lief der Mietvertrag der Stadt mit dem Eigentümer aus.[8]

Nachdem die Räume von der Stadt Remagen als Mieterin renoviert worden waren, übernahm Corinna Trybel, eine Maklerin aus Swisttal-Heimerzheim, im Herbst 2020 im Auftrag des Eigentümers die Vermarktung der Immobilie. In einer Online-Annonce von Swist-Immobilien hieß es, die Immobilie verfüge über 274 Quadratmeter Wohnfläche plus 299 Quadratmeter Nutzfläche auf einem 2685 Quadratmeter großen Grundstück. Als „Highlights“ wurden genannt: „guter Erhaltungszustand, nachhaltige Heizung, Bachlauf, viel Platz“. Und als Kaufpreis: 648.000 Euro. Weiter hieß es in der Anzeige: „Mit dieser Liegenschaft erwerben Sie nicht nur eine Immobilie, sondern ein Stück Kultur, Historie, Begeisterung und Einzigartigkeit. Liebhaber alter Häuser, die auf den Komfort der heutigen Zeit nicht verzichten möchten, werden sich hier sehr wohl fühlen.“[9] Etwa 550 Interessierte von rund um den Globus, bis aus Neuseeland und Australien, meldeten sich bei Corinna Trybel. Im Mai 2021 sagte sie dem General-Anzeiger, für einen Interessenten gebe es inzwischen einen Notartermin.

Die Bewohner der Unkelbrücker Mühle hatten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Probleme, wenn der normalerweise ganz zahm daher fließende Unkelbach über seine Ufer trat. Nach einem Wolkenbruch, der am 6. August 1931 über Unkelbach niederging, unterspülte der Bach die Gleise der Basaltbahn, die oberhalb der Mühle, etwa in Höhe ihres ersten Obergeschosses, neben der Straße Mühlenloch verlief, der heutigen Kreisstraße 40. Noch in den 1990er Jahren gab es mehrere größere Überschwemmungen. Nach einem Unwetter Anfang Juni 2016 reichte das Wasser erneut bis zu den Fensterbänken des Hauptgebäudes. Um Schäden durch Überflutungen künftig zu verhindern oder zumindest zu verringern, wird die Hofanlage nun auch im Hochwasserschutzkonzept der Stadt Remagen berücksichtigt.

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal „Mühlen im Kreis Ahrweiler“

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Willi Schaefer: Die Unkelbrücker Mühle", in: Traditionsverein Unkelbach e.V. (Hrsg.): Unkelbach Dorfgeschichtsbuch. Ein Dorf aus dem 9. Jahrhundert auf dem Weg ins 3. Jahrtausend", Remagen-Unkelbach 1999, 587 Seiten, ISBN 3-939376-21-0, S. 366-373
  2. Quelle: Nach dem verheerenden Unwetter: Das große Aufräumen in Unkelbach und Oedingen dauert an, rhein-zeitung.de, 6. Juni 2016
  3. Quelle: facebook.com: Kulturlandschaft Apollinarisberg, Posting vom 17. April 2018
  4. Quelle: stepping-stones-ev.de: Impressum, gesehen am 18. Mai 2021
  5. Quellen: Judith Schumacher: Flüchtlingsunterkunft treibt Unkelbacher um, rhein-zeitung.de, 29. Januar 2016, und Günther Schmitt: Info-Veranstaltung in Oberwinter zum Thema Flüchtlinge: Mehr als 250 Menschen informieren sich, general-anzeiger-bonn.de, 3. Februar 2016
  6. Quelle: Flüchtlingsunterkunft treibt Unkelbacher um, rhein-zeitung.de, 29. Januar 2016
  7. Quelle: DRK-Kreisverband Ahrweiler: Zusammenarbeit bei Hilfen für Migranten - Informationsaustausch zwischen DRK-Migrationsberatung und dem Oberwinterer Verein Schatzkammer e.V., blick-aktuell.de, 5. Dezember 2018
  8. Quelle: Niederschrift der 15. Öffentlichen Sitzung des Ortsbeirates Unkelbach vom 19. September 2018, pdf/6Seiten
  9. Quelle: swist-immobilien.de, gesehen am 19. Mai 2021