Swistbach

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„Unechte Quelle“ an der Hilberather Straße in Kalenborn
„Unechte Quelle“ an der Hilberather Straße in Kalenborn

Der Swistbach entspring nördlich von Kalenborn und mündet zwischen Weilerswist und Erftstadt-Bliesheim in die Erft. Mit 43,6 Kilometern Länge gilt er als längster Bach Europas.


Kenndaten[Bearbeiten]

  • Lage: Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen
  • Quelle: nördlich von Kalenborn auf 330 Meter über NN
  • Einzugsgebiet: 284 Quadratkilometer, davon 262 in NRW und 24 in Rheinland-Pfalz
  • Mündung: bei Erftstadt-Bliesheim in die Erft auf 108 Meter über NN
  • Länge: 43,6 Kilometer
  • Gefälle: zwischen 5 und 1,3 Meter pro Kilometer
  • Orte: Kalenborn, Vettelhoven, Meckenheim, Flerzheim, Swisttal, Weilerswist, Erfstadt-Bliesheim
  • Breite: Oberlauf (Landesgrenze RP): 1-2 Meter; Mittellauf: 2-4 Meter; Unterlauf: 4-5 Meter
  • Tiefe: Oberlauf (Landesgrenze RP): 10 Zentimeter; Mittellauf: 10-30 Zentimeter; Unterlauf: 30-50 Zentimeter
  • Gewässergüte: Im Hauptlauf überwiegend Güteklasse II, zu einem geringen Teil in Güteklasse II-III
  • Gewässerstrukturgüte: Die Strukturgüte wurde im Durchschnitt mit Güteklasse 4 bewertet.[1]

Chronik[Bearbeiten]

Nach dem Unwetter im Juni 2016 schwoll der Swistbach in Vettelhoven, der dort normalerweise nur einen Meter breit und 30 Zentimeter tief ist, binnen kurzer Zeit zu einer reißenden Flut an. Bei Unwetter trete der Swistbach in Vettelhoven regelmäßig im Bereich der Brücke über die Ufer und fließt dann in die Mittelstraße ein, wie Ortsvorsteher Franz-Josef Schneider während einer Sitzung des Ortsbeirats im Februar 2017 sagte.[2]

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat im März 2020 eine Gewässerschau am Swistbach (Gewässer dritter Ordnung) im Landkreis Ahrweiler durch geführt. „Gewässerschauen sind ein sehr hilfreiches und schnelles Instrument, um an unseren Gewässern einen guten ökologischen Zustand erreichen zu können. Mit der Durchführung derartiger Schauen erfülle die SGD Nord nicht nur die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, „sie trägt auch dazu bei, dass der Erholungswert in unserer Natur gesteigert wird“, hieß es in einer Mitteilung von SGD-Präsident Ulrich Kleemann an die Presse. Zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung Ahrweiler und der Gemeindeverwaltung Grafschaft werde der Swistbach auf einer Strecke von rund elf Kilometern abgegangen. Bei der Begehung von der Gemarkungsgrenze Gelsdorf/Kalenborn bis zur Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen in der Gemarkung Eckendorf werde der Zustand des Baches einschließlich der Uferbereiche überprüft. Eigentümer, Anlieger, Vertreter der Ortsgemeinden und Naturschutzverbände waren zur Teilnahme an der Gewässerschau eingeladen. Die Rhein-Zeitung berichtete am 14. März 2020 weiter:

Gewässerschauen finden zusätzlich zu den sonstigen anlassbezogenen Ortsterminen statt. Sie dienen der Gewässerunterhaltung, der Gewässerentwicklung und innerhalb von Ortslagen auch der Hochwasservorsorge. Ziel ist es, naturnahe Entwicklungsmöglichkeiten, mögliche Gefahren, vorhandene Uferschäden im Bereich baulicher Anlagen, unzulässige Nutzungen oder andere Mängel festzustellen. Die Mängel, unzulässige Uferbefestigungen oder ungenehmigte bauliche Anlagen werden protokolliert. Die Herstellung eines ordnungsgemäßen Zustandes wird anschließend von der Kreisverwaltung Ahrweiler als Untere Wasserbehörde veranlasst.

Das Ergebnis von Messungen der Nitratbelastung der Swist sei „erschreckend“, sagte der Physiker Harald Gülzow im Frühjahr 2021. Wie die Rhein-Zeitung berichtete, habe Gülzow, der für den Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse, VRS-Gewässerschutz, arbeitet, bei einer Messfahrt zahlreiche Wasserproben aus der Swist entnommen, um die Nitratbelastung zu messen. „An manchen Stellen ergaben sich Werte, die mindestens doppelt so hoch waren, wie die EU-Wasserrichtlinie erlaubt“, sagt er. Grund dafür, so der ehrenamtliche Mitarbeiter des selbstständigen Umweltvereins, sei die intensive Landwirtschaft. Nach Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (Lawa) dürfe das Wasser für einen guten Zustand höchstens 2,5 Milligramm Nitratstickstoff pro Liter (mg/l) enthalten. Das entspreche umgerechnet 11 mg/l Nitrat. Gülzow: „Diese Vorgaben werden an der Swist stets überschritten.“ Der VSR Gewässerschutz fordere deshalb eine stärkere Unterstützung des ökologischen Landbaus, um die Nitratbelastung in der Region zu senken. Die Proben hätten ergeben, dass bereits die Quellen bei Kalenborn erheblich mit Nitrat belastet sind. Direkt nach dem Zusammenfluss der Quellbäche sei eine Nitratkonzentration von 23,6 mg/l gemessen worden. Bis zum Ortseingang von Esch sei die Belastung auf 27,4 mg/l angestiegen. Mit 74,7 mg/l sei der in die Swist mündende Nonnenbach besonders stark belastet. Bis Meckenheim stellten die Gewässerschützer eine Abnahme der Nitratbelastung auf 24,1 mg/l fest. Was daran liege, dass zufließende Bäche wie der Altendorfer Bach mit 14,5 mg/l und der Wormersdorfer Bach mit 4,9 mg/l nur gering belastet gewesen seien. Dort gebe es weniger Flächen mit intensiver Landwirtschaft, sondern vor allem ein großes Obstanbaugebiet. „Auch wenn Obstbäume in der Regel Flachwurzler sind, reichten ihre Wurzeln tiefer als die der meisten anderen Ackerpflanzen“, so Gülzow. Der Baum könne daher die im Boden vorhandenen und mit der Düngung aufgebrachten Stickstoffe besser aufnehmen. Dadurch würde die Belastung von Grund- und Bachwasser sinken, wie Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz, erklärte.[3]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Rhein-Zeitung vom 14. August 2009
  2. Quelle: Horst Bach: Rückstau im Swistbach verhindern – Vettelhoven will etwas gegen die wiederkehrenden Überschwemmungen im Ort unternehmen, in: Rhein-Zeitung vom 17. Februar 2017
  3. Quelle: Zu viel Nitrat in der Swist - Umweltverein mahnt hohe Belastung des Baches an - Ist die Landwirtschaft schuld?, in: Rhein-Zeitung vom 13. April 2021