Evangelische Apostelkirche Burgbrohl

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Die Nordseite der auf einem teilweise angeschütteten Gelände im neoromanischen Stil gebaute Apostelkirche. Turm und Eingangsportal sind nach Westen hin gerichtet.
Burgbrohl - Heinz Grates (163).jpg
Das Tuffstein-Portal mit den beiden Säulen aus rotem Sandstein
Ein Blick ins Kircheninnere offenbart Neoromanik in schlichter Art.
Der Altar vor dem Laacher Fenster, darüber ein einfaches Kreuz
Das Spruchband mit Worten aus dem Psalm 26,8 stammt von einem Gemeindefest.
Küster Hans-Jürgen Scholz im Glockenturm

Bei der in den Jahren 1902/03 erbauten evangelische Apostelkirche Burgbrohl, Eigentum der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Breisig, handelt es sich um einen romanisierenden einschiffigen Bau mit Chor. Auffällig ist die farbliche Gestaltung der Kirche aus roten Lavakrotzen vom nahen Kunkskopf und aus Tuff. Das unter dem Turm befindliche Portal wird von Tuffsteinsäulen mit kannelierten Rundbogen flankiert; darüber befindet sich eine kleine Fensterrose. Auf der Nord- und auf der Südseite sind je drei Zwillings- und darüber je drei Rundfenster zu sehen. Sämtliche Fenster- und Türumfassungen wurden aus Tuffstein geschlagen. Das Innere des Kirchenbaus ist sehr schlicht gehalten; die einzige Zierde bilden unterbrechende Wandsäulen, die jeweils in Rundbögen übergehen.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[Bearbeiten]

Ab 1886 und ab 1902 wurden evangelische Gottesdienste in Schloss Burgbrohl und in einem angemieteten Betsaal in Bad Tönisstein gefeiert. Für die stetig wachsende Gemeinde wurde in den Jahren 1902 und 1903 auf einem von Josef Lürges erworbenen Grundstück die Apostelkirche gebaut. Der Entwurf stammt von dem Architekten de Bruyn; Albert Neumann hatte die Bauleitung.[1] Am 8. Dezember 1903 ist die Kirche eingeweiht worden. Die Rhein-Zeitung schrieb in ihrer Ausgabe vom 6. August 2016:

So war es am 8. Dezember 1903 in Burgbrohl ein rechter Tag der Freude, wie ... Pfarrer Sinemus die Einweihung der neuen evangelischen Apostelkirche ... beschrieb. Und die evangelischen Christen konnten sich nicht genug erfreuen an dem schönen neuen Kirchlein, das so malerisch dasteht, mit dem Berge im Hintergrund. Wie schön ist die innere Ausstattung, wie mächtig der Dreiklang der Glocken, so Sinemus.[2]

Eine gemeinsame eigenständige Kirchengemeinde gründeten die evangelischen Christen aus Burgbrohl und Niederbreisig erst im Jahr 1952. Bis dahin bildeten sie den Nordbezirk der Gemeinde Andernach. Georg Karl Christian Sinemus (1843–1927) war ab 1872 Pfarrer in Andernach.

Das an die Villa Rhodius angrenzende Gotteshaus stand damals völlig frei; denn sämtliche Bäume, die heute um die Kirche herum stehen, sind erst im Zuge des Bauvorhabens angepflanzt worden.[3]

In der Baubeschreibung aus dem Jahr 1901 heißt es:

Die Fundamente werden in Bruchsteinen ausgeführt, während das aufgehende Mauerwerk in Lützinger Krotzen mit Tuffstein-Verblendung hergestellt werden soll. Die Gurtbögen der Gewölbe werden in Ziegelstein und die Kappen selbst in Schwemmsteinen ausgeführt. Das Dach soll in Schiefer auf Schalung eingedeckt werden … Die zu erbauende evang. Kirche erhält eine Gesamtlänge von 23,13 Meter bei einer Breite von 8,50 Meter. Die Höhe vom Fußboden bis Oberkante Hauptgesims soll 8,35 und bis First 14,50 Meter betragen. Der Turm wird bis zur Giebelspitze 24,00 Meter hoch.

Rechts und links des Kirchturms stehen „Schein-Seitenschiffe“. Im Erdgeschoss befindet sich zum Berg hin der Heizungsraum; darüber führt ein Treppenhaus zu den Glocken hinauf in den Turm. In dem zur Straße hin gelegenen nördlichen Anbau befindet sich das zur Orgelempore führende Treppenhaus. Das Portal wird rechts und links von je einer kleinen Säule aus rotem Sandstein flankiert. Auf diesem Säulenpaar ruht ein kanellierter Rundbogen aus Tuffstein. Unter dem Bogen und über der doppelflügeligen Eingangstür befindet sich eine kleine Fensterrosette, die in den Rundfenstern des Langhauses über zwei jeweils nebeneinander liegenden Rundbogenfenstern fortgeführt wird. Das bunte Glasfenster im Chorraum stammt aus den Werkstätten der Benediktinerabtei Maria Laach. An seiner Stelle war früher ein Christuskopf in der Koncha (Nischenwölbung im Chorraum), der von Professor Dr. Hans Andreae im Stil der Nazarener entworfen und nach seinem Tod von seinen Schülern ausgeführt wurde. Unbekannt ist heute, wie dieser Christuskopf aussah und wann er entfernt wurde. Beim Betrachter wird der Eindruck erweckt, als würde die Decke der Kirche von Wandsäulen getragen, die im oberen Teil in Rundbogen übergehen.

Die aus den 1960er Jahren stammende Kanzel steht, vier Stufen über dem Boden des Kirchenschiffs, in der rechten Ecke vor dem Chor. Das schlichte Lesepult wird von einer aus den 1970er Jahren stammenden Ikone geschmückt. Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums der Kircheneinweihung kam diese Ikone als Geschenk der französischen Partnergemeinde Boulogne-sur-Mer in die Apostelkirche. Die Orgel wurde 1923 von der Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link gebaut. Im September 2004 ist sie von der Orgelbaufirma Matthias Wagner in Obrigheim grundsaniert worden. 1928 wurde ein Geläut aus drei Bronzeglocken eingesegnet, das am 29. Juni 1942 zum letzten Mal erklang. Dann wurden die Glocken zum Einschmelzen für die Rüstungsproduktion abgegeben. Das heutige Geläut stammt vom Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation, der es im Juni 1950 lieferte. Die drei Glocken – sie haben Durchmesser von 980, 1110 und 1350 Millimetern – erklingen in den Tönen a’, g’ und e’ und mit 64, 63 und 61 Anschlägen pro Minute. Die auf die Glocken aufgesetzten Schriften lauten:

  • „ZUM ANDENKEN AN RUDOLF RHODIUS, GEB. 1862, GEST. 1926; RÖM. 12,12“
  • „ZUM ANDENKEN AN KARL NEITZERT, GEB. 1881, GEST. 1966; PS.46“ und
  • „EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT“.

Im Oktober 2003 wurde das 100-jährige Bestehen der Kirche gefeiert.

Vier Monate dauerte die dringend erforderlich gewordene Renovierung Apostelkirche, bis am Sonntag, 8. Dezember 2019, wieder ein Gottesdienst gefeiert wurde. Während der Renovierung traf sich die Kirchengemeinde im kleinen Gemeindesaal neben der Kirche. Ein Restaurator hatte vor der Renovierung die unter der letzten Farbschicht verborgene ursprüngliche Farbgebung freigelegt. Der Koblenzer Architekt Michael Arnold, der bereits für die Sanierung der der Christuskirche in Bad Breisig zuständig war, begleitete die Renovierung. Ab August 2019 war Handwerksfirmen mit den Sanierungsarbeiten beschäftigt. Auch Spezialisten für Beschallungs- und Kirchentechnik kamen zum Einsatz. Weil mehrerer Kirchenfenster repariert werden mussten, was auch ein Glasmaler im Einsatz. Die Treppe war vom Holzwurm befassen; deshalb wurde auch ein Schädlingsbekämpfer hinzugezogen. Im Laufe der Jahre hatte sich an den Wänden und im Orgelgehäuse Schimmel gebildet; auch er wurde fachgerecht entfernt. Die bei der Renovierung verwendete Farbe ist feuchtigkeitsdurchlässig. „Der Raum ist jetzt viel heller, wirkt dadurch freundlicher und einladender“, sagte Pfarrer Horst Küllmer. Um Lufttemperatur und -feuchtigkeit steuern zu können, wurde eine Lüftung eingebaut. Beleuchtung und Beschallungsanlage wurden komplett erneuert. Die Orgel selbst war bereits einige Jahre ausgebaut, gereinigt und bei der Firma Orgelbau Siegfried in Remagen eingelagert worden. Sie soll Anfang 2020 wieder eingebaut, intoniert und gestimmt werden. Voraussichtliche Dauer: vier bis sechs Wochen. Nach dem Wiedereinbau der Orgel soll die Innenrenovierung der Kirche gefeiert werden. Der evangelische Kirchenkreis Koblenz beteiligte sich an den Kosten der etwa 155.000 Euro teuren Innenrenovierung. 2020 sollen außerdem der Aufgang zur Kirche und die Grünanlagen neu gestaltet und der Gemeindesaal im Anbau renoviert werden.[4]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Nach anderen Quellen war Albert Neumann der Architekt der Kirche.
  2. Quelle: Jochen Tarrach: Geistliche Heimat für evangelische Christen – Breisiger Christuskirche und Burgbrohler Apostelkirche wurden erst um 1900 eingeweiht, in: Rhein-Zeitung vom 6. August 2016
  3. Quelle: Walter Müller: Kirchen, Kapellen, Kreuze in der Verbandsgemeinde Brohltal und Nachbarorten, 344 Seiten, 1343 Bilder, Niederzissen 2013, Seiten 34-37
  4. Quelle: Hans-Willi Kempenich: Apostelkirche strahlt in frischem Glanz – Alles neu und saniert: Lautsprecher, Beleuchtung und Lüftungsanlage – Gottesdienst wird am Sonntag wieder im sakralen Gebäude gefeiert, in: Rhein-Zeitung vom 7. Dezember 2019