Luftwaffenübungsplatz Ahrbrück

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Ehemalige Kommandantur des Luftwaffenübungsplatzes in Ahrbrück


Eine Basalt-Stele mit bronzener Info-Tafel erinnert heute an die Kapelle zu Lederbach, die für den Luftwaffenübungsplatz abgerissen wurde.
Gedenkstein zur Erinnerung an die Zwangsevakuierung Herschbachs von 1938 bis 1947
Ehemalige Kommandantur

Die Bewohner der Orte Denn, Weidenbach, Herschbach, Kaltenborn, Nieder- und Oberheckenbach, Watzel, Fronrath, Cassel, Blasweiler, Beilstein und Lederbach wurden vom Frühjahr 1938 bis zum Spätherbst 1939 von der nationalsozialistischen Regierung zwangsweise ausgesiedelt, um Raum für die Errichtung des Luftwaffenübungsplatzes (LwÜbPl) Ahrbrück zu schaffen. Insgesamt 460 Familie mit 2400 Personen wurden umgesiedelt. Der Übungsplatz war zunächst lediglich für das Schießen der Flak-Artillerie (Flugabwehrkanonen) und für den Bombenabwurf vorgesehen. Später übten Angehörige sämtlicher Waffengattungen, außerdem waren dort Marschflugkörper vom Typ V1 dort stationiert, und Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern wurden zur Arbeit herangezogen. Regulären Flugbetrieb gab es nicht, wohl aber Landemöglichkeiten für kleinere Flugzeuge.[1] Im Jahr 1950 gab die damalige französische Besatzungsmacht das Gebiet wieder für die landwirtschaftliche Nutzung frei. "Es wurde beschlossen, hier eine landsmannschaftlich geschlossene Siedlung zu schaffen und heimatvertriebenen Bauern aus dem Ermland eine neue Heimat zu bieten."[2]


Chronik[Bearbeiten]

Denn war ab 1. März 1938 ein Geisterort, bevor am 31. Dezember 1939 die Bewohner von Blasweiler als Letzte ihre Häuser verließen. Die Einwohner der entvölkerten Dörfer wurden von der Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUGes) entschädigt. Nur wenige von ihnen blieben in der näheren Umgebung; die meisten zogen es vor, in Industriestädte zu ziehen. Insbesondere die jungen Leute liebäugelten mit den besseren Berufschancen dort. Die Räumung von Denn kam der NS auch deshalb gelegen, weil der Ort ist als Kommunisten-Hochburg galt. Dutzende Firmen waren an dem Abriss der entvölkerten Dörfer und am Bau der neuen Gebäude und Baracken beteiligt. Entlang des Dennbaches und Kesselinger Baches bauten sie Werkstätten, Magazine und Baracken zur Unterbringung von Soldaten, Unterkünfte für Offiziere (diesem Zweck dienten auch die Volksschule Denn und der Weidenbacher Hof) sowie Schmiede, Kino und Kasino gebaut. Im Gasthaus Heck wurde ein Postamt eingerichtet. Die Kommandantur des zehn mal zehn Kilometer großen Luftwaffenübungsplatzes, der auch das Ommelbachtal mit der Teufelsley einschloss, wurde in Ahrbrück gebaut. Bis zu 800 Zivilisten aus der Umgebung arbeiteten in Spitzenzeiten auf dem Areal. Die zivile Verwaltung übernahm das Luftwaffengut. Außerdem gab es ein Luftwaffenforstamt, zu dem drei Revierförster und zwei Waldarbeitersiedlungen gehörten. Die Waldarbeiter beaufsichtigen auch Schafherden die das Gelände beweideten, mit ihren Schäfern, und sie züchteten Angora-Kaninchen, deren Wolle begehrt war.

Die Stammbesatzung war bis zu 600 Soldaten stark; bei Übungen sollte Platz für bis zu 3500 Soldaten aller Waffengattungen sein, die auf dem Gelände Bombenabwürfe übten. Außerdem diente das Gelände und als Schießplatz für die Flugabwehrartillerie aller Kaliber vor dem Feldzug im Westen.

In den ersten Jahren wurde der Platz von Stabsoffizieren geleitet; 1942 wurde er von einem Generalmajor kommandiert.

In einem Beitrag des General-Anzeigers vom 6. Januar 2016 zu dem Luftwaffenübungsplatz hieß es:

Der sogenannte „Gutsbezirk Ahrbrück“ war wohl in der Versorgung teilweise selbstständig beziehungsweise kooperierte mit den umliegenden Ortschaften. Geld wurde eingenommen durch die Forstwirtschaft, durch die Vergabe von Fischereirechten sowie die Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen und Weiden. Die Obstbäume des ehemaligen Obst- und Gartenbauvereins Denn wurden bis Herbst 1944 gepflegt und abgeerntet. In der Waldarbeitersiedlung Hochacht wurde Gemüse angebaut. Folglich konnte Geld für die Versorgung eingespart werden, was dann für den Bau eines Sportplatzes, eines Schwimmbads, einer Bibliothek und eines Kinosaals auf dem Gelände zur Verfügung stand.[3]

In acht Bunkern rund um die St. Rochus-Kapelle Ahrbrück wurde Munition gelagert.

In den Jahren 1943/44, nach verlustreichen Kämpfen, werden in Ahrbrück aufgeriebene Verbände, darunter Gebirgsjäger, neu aufgestellt und ausgebildet. Nach der Kapitulation des bisherigen Bündnispartners Italien ziehen italienische Gefangene in Baracken auf dem Gelände ein.

Bis zum Herbst 1944 blieb Ahrbrück vom Luftkrieg verschont – möglicherweise wegen seiner Lage in einem engen Tal. In einem Flugblatt, das die Aliierten über der Bahnstrecke bei Brück abwarfen, hieß es dann aber: „Ahrbrück im Loch, wir finden dich doch.“ So flogen amerikanische Jagdbomber ab November Ziele auf dem Übungsplatz an. Umliegende Dörfer wurden ebenfalls mehrfach von aliierten Bombern angegriffen. Dabei wurden einige Flugzeuge abgeschossen. Auf dem Rückzug hielt sich der Stab des 67. Armeekorps zwei Tage lang in Ahrbrück auf. Bis Anfang März 1945 zog die Luftwaffe dann von dem Übungsplatz ab. Danach erhielten dort Jugendliche und nicht wehrpflichtige Männer eine kurze Ausbildung zum Soldaten.[4]

Am 9./10. März 1945 marschierten amerikanische Verbände ein. Die flüchtenden Wehrmachtssoldaten müssen hohe Verluste hinnehmen. Die Bewohner der benachbarten Dörfer deckten sich noch rasch mit Lebensmitteln und anderen Vorräten ein, dann verhängten die Amerikaner eine Ausgangssperre. Nun zogen deutsche Kriegsgefangene in die Baracken in Ahrbrück und im Ommelbachtal ein.

Am 23. März 1945 wurden die Amerikaner von französischen Truppen abgelöst.

Ende 1946 begann die Wiederbesiedlung des Geländes. Am 14. April 1950 trafen am Bahnhof Ahrbrück die ersten 70 Familien mit dem Zug ein. Die Vertriebenen aus dem Ermland in Ostpreußen sollen dort eine neue Heimat finden.[5]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

Wikipedia: Luftwaffenübungsplatz Ahrbrück

Fußnoten

  1. Quelle: Christine Schulze: Ehemaliger Luftwaffenübungsplatz: Kanonendonner statt Ackerbau, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Januar 2016
  2. Quelle: Heinrich O. Olbrich: Einst Bauern im Ermland - heute bei uns, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1965
  3. Quelle: Christine Schulze: Ehemaliger Luftwaffenübungsplatz: Kanonendonner statt Ackerbau, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Januar 2016
  4. Quelle: Christine Schulze: Ehemaliger Luftwaffenübungsplatz: Kanonendonner statt Ackerbau, general-anzeiger-bonn.de vom 6. Januar 2016
  5. Quelle: Olaf Goebel: Zwölf Dörfer müssen im Kreis Ahrweiler Luftwaffenübungsplatz weichen, rhein-zeitung.de vom 13. November 2015