Heinrich Jakob

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Heinrich Jakob (* 12. August 1878[1], † unbekannt) aus Nierendorf fiel der Judenverfolgung durch die Nazis zum Opfer. Im Januar 2014 wurde neben dem Eingang zum Rathaus der Gemeinde Grafschaft in Ringen eine von dem Metallbildhauer Friedhelm Pankowski entworfene bronzene Gedenktafel mit den Namen von Heinrich Jakob und 18 weiteren Juden aus dem Bereich der heutigen Gemeinde Grafschaft angebracht und feierlich enthüllt, die während der nationalsozialistischen Diktatur deportiert und ermordet worden sind.[2]


Gedenktafel zur Erinnerung an die 19 Juden aus der Gemeinde Grafschaft, die während der nationalsozialistischen Diktatur deportiert und ermordet wurden

Vita[Bearbeiten]

Die jüdische Familie Jakob betrieb in Nierendorf einen Viehhandel, eine Kolonialwarenhandlung und eine Gastwirtschaft. Familienoberhaupt Heinrich Jakob stammte selbst aus dem Ort und heiratete Emilie Jakob (geb. Gottschalk (* 8. Oktober 1891)[3] aus Bad Neuenahr. Das Paar hatte drei Söhne: Siegfried Jakob (* 21. Dezember 1920),[4] Walter Jakob (* 10. August 1923)[5] und Leo Jakob (* 22. April 1927).[6]

Im November 1937 wurde im Kreis Ahrweiler zwölf jüdischen Viehhändlern die Handelserlaubnis entzogen. Begründet wurde dies mit angeblichen Betrügereien und völlig überzogenen Gewinnen. Davon war auch Heinrich Jakob betroffen.[7]

Von dem Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 („Reichskristallnacht“) blieb auch die in Nierendorf wohnhafte Familie Jakob nicht verschont. Der damalige Pfarrvikar von Nierendorf, Johannes Häbler, notierte in seiner persönlichen Chronik die Geschehnisse:[8]

„Gestern 10. November 1938 um die Mittagszeit erschien ein Auto und ein Motorrad mit Beiwagen, besetzt mit SS- und SA-Männern, vor dem Hause Heinrich Jakob, drangen in die Wohnung ein, zerschlugen Glasgegenstände und auch die großen Fensterscheiben in dem früheren Wirtschaftslokal. Nachts zwei Uhr 11. November 1938 erschien wieder ein Trupp mit vier Autos, deren Nummern zugeklebt waren, damit man sie nicht lesen konnte, um das Werk der Zerstörung fortzusetzen. Die Schreckensnacht vom 10. auf den 11. November wird der Judenfamilie unvergesslich sein. Der Mann war in der Angst, nur mit Hemd bekleidet und barfuß, bis über den Bach gelaufen. Frau und Kinder schrien laut um Hilfe, indessen ihre Habseligkeiten der Zerstörung anheimfielen.“

Auch die spätere Deportation der Familie notiert Johannes Häbler in seiner persönlichen Chronik. Am 27. April 1942 bittet die Familie einen Freund aus dem Ort, sie zur Sammelstelle nach Brohl zu bringen. Da Walter Jakob in Paris ist, bringt er die vier restlichen Familienmitglieder dorthin. Am 1. Mai kehren die Söhne Siegfried und Leo nochmals kurz zurück, um weitere Lebensmittel zu holen, bevor sie am 2. Mai wieder zur Burg Rheineck zurückkehren. Von dort werden sie am 4. Mai vermutlich ins KZ Auschwitz-Birkenau gebracht.[8] Auch Walter Jakob entkommt dem Holocaust nicht. Er wird am 6. November 1942 von Drancy[9] (Vorort von Paris) aus ebenfalls nach Auschwitz deportiert, wo die gesamte Familie ermordet wird.

Zum Gedenken und zur Mahnung installierte der Ortsbeirat Nierendorf eine Mahntafel, die an das Schicksal der Familie Jakob erinnern soll. Sie wurde am 13. August 2010 eingeweiht:[10][11]

„Zum Gedenken und zur Mahnung
Die jüdische Familie Emilie und Heinrich Jakob sowie ihre Söhne Leo, Siegfried und Walter, wohnhaft im Haus Franz-Ellerbrock-Straße 12, wurden 1942 deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.
Ortsbeirat Nierendorf
Im Jahre 2010“

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

  • Udo Klein: Familie Jacob aus Nierendorf; in: Blick aktuell Grafschaft Nr. 4 vom 25. Januar 2012, S. 6
  • Udo Klein: Zum Holocaust Gedenktag am 27. Januar; in: Grafschafter Zeitung Nr. 4 vom 26. Januar 2012, S. 36

Fußnoten

  1. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Eintrag für Heinrich Jakob
  2. Quellen: General-Anzeiger vom 13. September 2013 und Gedenktafel am Rathaus in Ringen enthüllt, in: Rhein-Zeitung vom 31. Januar 2014
  3. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Eintrag für Emilie Jakob
  4. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Eintrag für Siegfried Jakob
  5. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Eintrag für Walter Jakob
  6. Bundesarchiv: Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945; Eintrag für Leo Jakob
  7. Leonhard Janta: Auf dem Weg zur "Reichskristallnacht" - Zur Verfolgung der jüdischen Bevölkerung während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Kreis Ahrweiler; in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1988, S. 35
  8. 8,0 8,1 Ottmar Prothmann: Chronik von Nierendorf 1876 - 1975, Reihe Veröffentlichungen zur Geschichte der Gemeinde Grafschaft, Band 3, 1998
  9. Vgl. Wikipedia: Sammellager Drancy
  10. Volker Jost: Das Schicksal der Familie Jacob - aus der Nierendorfer Chronik von Pfarrer Johannes Häbler; in: General-Anzeiger/Rhein-Ahr-Zeitung vom 18. Juni 2010, S. 13
  11. Archiv 2010 auf der Nierendorfer Website