Jüdischer Friedhof Ahrweiler

Aus AW-Wiki

Jüdischer Friedhof Ahrweiler 1.jpg
Blick vom Eingangstor
Annemarie Müller-Feldmann auf dem jüdischen Friedhof Ahrweiler.
Ahrweiler - Heinz Grates (737).jpg
Ahrweiler - Heinz Grates (738).jpg

Der von einer zwei Meter hohen und 121 Meter langen Bruchsteinmauer umgebene 904 Quadratmeter große neue jüdische Friedhof an der Schützenstraße in Ahrweiler ist die letzte Ruhestätte vieler jüdischer Einwohner der Rotweinstand. Aber auch Familien anderer Regionen bis hin nach Köln bestatteten dort ihre Angehörigen. 66 Grabsteine stehen heute an dem geweihten Ort. An der nördlichen Mauer finde findet sich eine Gedenktafel für die Opfer der Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit der Inschift: „1933 – 1945 Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Mahnung“.


Lage[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Beigesetzte[Bearbeiten]

Das Ehepaar Joseph (1838-1912) und Marianne Heymann (1849-1933) sowie Sohn Moses Heymann

Sachkenner[Bearbeiten]

Annemarie Müller-Feldmann und Matthias Bertram

Eigentümerin[Bearbeiten]

Jüdische Kultusgemeinde Koblenz

Chronik[1][Bearbeiten]

Vor der Eröffnung dieses Friedhof bestatteten die Juden aus Ahrweiler ihre verstorbenen Angehörigen auf dem alten jüdischen Friedhof am Alten Weg in der Nähe des heutigen Altenwegshofes. Von diesem Friedhof sind jedoch keine Spuren erhalten.

Samuel Heymann, ein Jude aus Ahrweiler, schrieb am 1. Mai 1860 an das „Königliche Wohllöbliche Bürgermeister-Ambt Dahier“, das Bestatten der Leichen auf dem „Altenwegsfriedhof“ sei mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Insbesondere in den Wintermonaten sei es nahezu unmöglich, Leichen dorthin zu bringen. Bürgermeister Josef Wilhelm Clotten schrieb am 13.Juni 1860 bezüglich eines neuen Friedhofs außerhalb von Ahrweiler Richtung Neuenahr, dass dort in einer Tiefe von fünf Fuß noch „kein Wasser vorfindlich“ sei, weshalb er deshalb beantrage, dass es „gestattet werde dass die Beerdigungsstelle entweder mit einer Mauer oder einer dauerhaften Umzäunung umgeben und ein Thor mit Verschluss an solchem angebracht werde.“ Und so wurde am 2. Juni 1871 an der neuen Begräbnisstätte erstmals ein Verstorbener beigesetzt: der im Alter von 68 Jahren verstorbene Michel Wolf aus Lantershofen. Am 27. November 1960 fand dort letztmals ein Verstorbener seine letzte Ruhe.

Die meisten der 66 Grabsteine tragen Inschriften – viele nur hebräisch, einige auch nur mit Namen, manche ohne Namensplatte, ohne Inschrift. „Auffällige Lücken und eingesunkene Stellen zwischen den einzelnen Gräbern lassen vermuten, dass auch hier Menschen beerdigt wurden, obwohl die Grabsteine fehlen“, schreibt Annemarie Müller-Feldmann. Weil die Gebetsrichtung der Juden nach Jerusalem ausgerichtet ist, stehen die Gräber in der Süd-Ost-Flucht.

Einige Grabsteine („Mazewot“) wurden mit „segnenden Händen“ verziert. Dies weise „auf die Zugehörigkeit des Verstorbenen zur Priesterschaft der Cohanim, Nachfahren Aarons und seiner beiden Söhne“, hin. Die Darstellung leite sich vom Gestus des Segnens ab, den die Priester, die Cohanim, erteilen. Dabei würden die Finger stets so dargestellt, dass sich die Daumen berühren. Eine Kanne kennzeichne das Grab eines Leviten. Dabei handele es sich um Angehörige des Stammes Levi. Diese mussten „zu Zeiten des Tempels den Priestern vor dem Segnen die Hände waschen“, so Müller-Feldmann. Angeknickte Blumen seien „in der Regel Frauen vorbehalten und geben Auskunft darüber, dass es sich um eine junge Frau oder ein Kind handelt.“ Auf den Grabstellen junger Mädchen sei Mohn zu finden, der ewigen Schlaf bedeute. Jede Grabinschrift ende mit der Buchstabenfolge „T.N.Z.B.H“, einer Abkürzung für „techie nischmato zrura be zror ha chaim“, also den Anfangsbuchstaben der Worte aus dem 1. Buch Samuel, Kap.25 Vers 29 („Seine Seele sei in den Bund des Lebens eingebunden.“)

Grabsteine, die aus der Zeit nach dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts stammen, seien häufig zweisprachig in Hebräisch und Deutsch. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seien die Grabsteine auf Sockel gestellt worden. Zur Verehrung und zum Gedächtnis würden heute noch an vielen „guten Orten“ Kerzen angezündet und kleine Steinchen auf die Grabsteine hingelegt, schreibt Müller-Feldmann weiter. Der zweite Brauch sei „vermutlich eine überlieferte Gewohnheit der Wüstenbewohner, die zum Schutz der Leichen Steinhügel über den Gräbern errichteten, damit diese nicht von wilden Tieren ausgegraben werden konnten.“ Heute gelte diese Geste als „Ausdruck ganz besonderer Verehrung“.

Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde der Friedhof schwer beschädigt.

Weitere Fotos vom Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Annemarie Müller-Feldmann: GESCHICHTE zum Friedhof in Ahrweiler, synagoge-ahrweiler.eu, gesehen am 30. November 2021