Land- und forstwirtschaftlicher Hof Blasweiler

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Auf dem ehemaligen Land- und forstwirtschaftlichen Hof Blasweiler bot die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung - Kreisverband Ahrweiler e.V. Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze in der Land- und Forstwirtschaft an. Träger der Einrichtung war die von der Lebenshilfe gegründete gemeinnützige InBeLAhr gGmbH. Zum Jahresende 2014 wurde die Einrichtung liquidiert.


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Anschrift[Bearbeiten]

Ermländerweg 8

53506 Blasweiler

Leitung[Bearbeiten]

Geschäfts- und Betriebsführung: Irmgard Holtkotte (Anfang 2014 bis zur Auflösung), Vorgänger: Thomas Marx (ab Februar 2012), Steffen Pfannstiel

Leitung des Hofcafés: Elisabeth Beckmann

Hofcafé[Bearbeiten]

Im Hofcafé gab es Kuchen, Waffeln und Gebäck überwiegend aus vollwertigen Biozutaten, Häppchen und warme Speisen sowie Hof-Erzeugnisse. Das Café war an den Sonntagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem konnte es für private Feiern gebucht werden.[1]

Chronik[Bearbeiten]

Die Lebenshilfe, die den Hof im Jahr 2002 erworben hatte, plante dort zunächst die Einrichtung einer Wohnstätte für 24 Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen. Die Pläne scheiterten jedoch am Widerstand der Bevölkerung.[2]

Für die Einrichtung wurde ein ehemaliger Bauernhof reaktiviert - mit Förderhilfe vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbaucherschutz. Die Projektkosten beliefen sich auf 440.000 Euro: 35.000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz, 40.000 Euro aus Mitteln der Lebenshilfe, 135.000 Euro vom Bundesamt für Integration und 210.000 Euro von der Aktion Mensch. Diese übernahm weitere 250.000 Euro als Personalkostenzuschuss über die ersten fünf Jahre. Danach sollte der Betrieb aus eigener Kraft schwarze Zahlen schreiben.

Die ehemalige Scheune wurde abgerissen. An ihrer Stelle entstand eine Apfelmosterei als Herzstück des Betriebes. Den Grundstein dafür legte am 17. Mai 2010 die damalige Staatssekretärin Julia Klöckner. Der Integrationsbetrieb sollte nach den Richtlinien für den ökologischen Landbau geführt werden. Neben Gemüsebau, Streuobstwiesen-Bewirtschaftung und Legehennenhaltung wurden Dienstleistungen im Bereich Grünanlagen und Forst angeboten. Das Projekt wurde vom Frankfurter Forschungsinstitut Biologischer Landbau (FiBL) begleitet.

Auf dem Hof wurden im April 2012 750 freilaufende Hühner gehalten. Für sie stand ein 10.500 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung. Die Rhein-Zeitung berichtete am 20. April 2012:

Neu in der Produktpalette ist die Herstellung von Konfitüren, Marmeladen, Brotaufstrichen und Trockenobst. Das Bio-Obst hierfür bezieht der Hof direkt von der Benediktinerabtei Maria Laach. Ebenfalls neu im Vertrieb auf dem Hof, bei Bioläden und Reformhäusern sind Kräutergeister mit nicht so geläufigen Kräutern. Ab Mai soll die Produktion hochwertiger Öle und Essige anlaufen.

Im Jahr 2011 erwarb die Lebenshilfe einen direkt dem Hof gegenüberliegenden Bauernhof samt Landbestand. Dort sollten zwei Ferienwohnungen für Eltern mit behinderten Kindern entstehen. Außerdem war ein Heuhotel für Wanderer und Reiter geplant.

Im Frühjahr 2012 arbeiteten vier Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung sowie acht Mitarbeiter aus dem herkömmlichen Arbeitsmarkt auf dem Hof.

Zufrieden zeigte sich der Vorstand des Lebenshilfe-Kreisverbands bei der Jahreshauptversammlung im Mai 2013 in der Dagernova Culinarium und Weinstube in Dernau mit der Arbeit des Integrationsbetriebes. „Die Schwerpunkte haben sich hier etwas mehr in Richtung Gartenpflege verlagert, da die Produktion von Bio-Eiern sich aufgrund der von Wildtieren zahlreichen erlegten Hühner sich so nicht mehr halten lässt“, sagte Stefan Möller, Geschäftsführer des Kreisverbands. Ein wenig enttäuscht sei man darüber, dass die Bio-Produkte des Hofes nicht auf dem Wochenmarkt Ahrweiler und dem Wochenmarkt Bad Neuenahr angeboten werden können. Grund hierfür seien die Rechte der Marktbetreiber, die das Angebot des Betriebes für Menschen mit Behinderungen als Konkurrenz ansähen.[3]

Zum Anfang des Jahres 2014 übernahm Irmgard Holtkotte die Geschäfts- und Betriebsführung der Integrationseinrichtung. Ehrenamtliche Unterstützung in der Geschäftsführung erhielt sie von Dr. Hans-Toener Steffens, ehemals Arzt am Krankenhaus "St. Josef" Adenau. Der Hof werde auch unter der neuen Leitung in erster Linie als Garten- und Landschaftsbaubetrieb weitergeführt, berichtete die Rhein-Zeitung. Die Mitarbeiter der Einrichtung würden in einem Umkreis von rund 30 Kilometern um Barweiler in den Bereichen Gartenbau und -pflege sowie bei Baum- und Freischneidearbeiten eingesetzt. Außerdem wolle Holtkotte mit den Mitarbeitern die Produktion von Marmeladen, Säften, Ölen und Apfelchips ankurbeln. Ein Brennholzverkauf sei ebenfalls geplant. Möglicherweise werde es auch Vorträge, Lesungen und andere Kulturveranstaltungen geben. Bogenschießturniere wurden ebenfalls weiterhin angeboten.[4]

Im Juli 2014 beantragten die Geschäftsführer Irmgard Holtkotte und Dr. Hans-Toener Steffens sowie der Vorstand der Lebenshilfe-Kreisvereinigung Insolvenz. Frank Mößle von der Koblenzer Rechtsanwalts-GmbH Pluta wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Ende 2014 liefen die für die ersten fünf Jahre gewährten Personalkostenzuschüsse durch die „Aktion Mensch“ aus. „Wir steigen vorher aus, weil wir als relativ kleine Vereinigung nicht unsere gesamte Lebenshilfe im Kreis gefährden wollen“, sagte Stefan Möller, Geschäftsführer des Kreisverbands Ahrweiler e.V. der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, der Rhein-Zeitung (RZ). Lohnzuschüsse von der Agentur für Arbeit machten es möglich, den Betrieb drei Monate länger aufrechterhalten. Zum 1. November 2014 wurde dann das Insolvenzverfahren eröffnet. Über die Ursachen der finanziellen Schieflage berichtete die RZ:

  • Nach dem Kauf des alten Bauernhofs im Jahr 2002 habe sich der Bauträger, mit dem ein Festpreis ausgemacht worden war, bereits beim Aus- und Umbau verkalkuliert. Eine Kostensteigerung von mehr als einem Drittel sei die Folge gewesen.
  • Außerdem hätten die Betriebsleiter häufig wechselten. Im Jahr 2012 sei einem neuen Betriebsleiter auch die Geschäftsführung übertragen, "damit vor Ort zeitnahe und eigene Entscheidungen getroffen werden konnten", wie es in der RZ hieß.
  • Der Garten- und Landschaftsbau habe sich nur zögerlich entwickelt.
  • Mehr als 700 Legehennen seien Fuchs, Marder und Habicht zum Opfer gefallen. Daraufhin sei die Legehennenhaltung im Jahr 2013 eingestellt worden.
  • Für die auf dem Hof hergestellten Produkte, u.a. Obstsäfte, hätten sich nicht genügend Käufer gefunden.


Das Landesamt in Mainz habe Ende 2013 zusammen mit der neuen Geschäftsführerin und Betriebsleiterin Irmgard Holtkotte einen Sanierungsplan entworfen. Dieses Konzept „sah vor, dass der Betrieb neben den sozialversicherungspflichtigen Arbeitsangeboten auch sechs Plätze Tagesstrukturierender Hilfen einrichten und beim Kostenträger beantragen sollte“, berichtete die RZ. Der Kreis Ahrweiler habe für solche Plätze jedoch keinen Bedarf gesehen. Pläne, zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt Rhein-Sieg in die Altkleidersammlung und -verwertung einzusteigen, zerschlugen sich ebenfalls, weil der Hof Blasweiler dann mit mindestens 100 Containern hätte anfangen müssen; dafür aber seien nicht ausreichend Stellplätze zur Verfügung gestellt worden. Im November 2014 verhandelt die Kreisvereinigung mit einem anderer Träger über die Übernahme seiner beiden letzten Mitarbeiter mit Behinderung und des Geschäftsbereichs Garten- und Landschaftsbau.[5]

Der Betriebszweig Garten- und Landschaftsbau mit sämtlichen Gerätschaften, Arbeitsmaterialien und drei verbliebenen Mitarbeitern mit Behinderung wurde von der zur Domizil gGmbH Bad Breisig gehörenden Option Mensch gGmbH Arbeit übernommen, berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 17. und am 22. Januar 2015. "Bei dem neuen Träger handelt es sich laut Insolvenzverwalter Frank Mößle von der Koblenzer Pluta Rechtsanwaltskanzlei um die Domizil gGmbH, die in der Verbandsgemeinde Bad Breisig vier betreute Wohnhäuser für Menschen mit psychischen Erkrankungen und seelischen Behinderungen betreibt", hieß es in der RZ weiter. Die Lebenshilfe wolle die Immobilie in Blasweiler verkaufen. In den Integrationsbetrieb waren Fördergelder der Landesregierung in Höhe von 135.000 Euro und von der Aktion Mensch ein Investitionskostenzuschuss in Höhe von 250.000 Euro geflossen.

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

lebenshilfe-ahrweiler.de: Projekt Blasweiler

Fußnoten

  1. Quelle: Judith Schumacher: Lebenshilfehof Blasweiler unter neuer Führung - Irmgard Holtkotte will bewährtes Angebot fortführen – Hofcafé eröffnet am 2. März, in: Rhein-Zeitung vom 13. Februar 2014
  2. Quelle: Rhein-Zeitung vom 6. Mai 2010
  3. Quelle: Judith Schumacher: Lebenshilfe baut Wohnangebote weiter aus - Kredit belastet die Arbeit, in: Rhein-Zeitung vom 31. Mai 2013
  4. Quelle: Judith Schumacher: Lebenshilfehof Blasweiler unter neuer Führung - Irmgard Holtkotte will bewährtes Angebot fortführen – Hofcafé eröffnet am 2. März, in: Rhein-Zeitung vom 13. Februar 2014
  5. Quelle: Judith Schumacher: Insolvenz: Baustein der Lebenshilfe wird geschlossen - Soziales Integrationsbetrieb Hof Blasweiler kann nicht wirtschaftlich betrieben werden – Träger gesucht, in: Rhein-Zeitung vom 20. November 2014