St.-Ottilia-Bildstock Lederbach

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Östlich von Lederbach im Wald in Richtung Kempenich steht ein St.-Ottilia-Bildstock, der im Jahr 1914 von der Familie Etges errichtet wurde.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[1][Bearbeiten]

Johann–Peter Etges (* 1870, † 24. Dezember 1936) vom Hunsrück und Margarete Bohr (* 1877, † 1917) aus Lederbach hatten 1898 geheiratet. Sie führten dann einen Hof in Lederbach. Margaretes Bruder Johann-Jakob (* 1882) zog nach Kempenich an den Entenpfuhl, wo er nach 1900 eine Schmiede übernahm. Sein Sohn Erich führte diesen Handwerksbetrieb bis etwa 1950 weiter.

Die Eheleute Etges bekamen fünf Kinder. Früh zeichnete sich ab, dass die Mutter Margarete an einer seltenen Krankheit litt. Nach der Geburt des letzten Kindes zeigten sich 1907 bereits kleinere Lähmungserscheinungen, die sich rasch fortsetzten. Sie suchte Ärzte in Köln und Koblenz, die aber keine Erklärung für die Lähmungen fanden. Als Johann-Peter Etges 1914 mit seiner Frau nach Berlin fuhr, war sie bereits gelähmt. Dort sagte man dem Paar, ein weiteres Kind würde die Krankheit stoppen. Nachdem die Krankheit begonnen hatte, auch die Augen anzugreifen, suchten die Etges Hilfe und Beistand bei der heiligen Ottilie, für die sie das Heiligenhäuschen bauten. Für die Nische ließ die Familie eine Heiligenstatue aus Frankreich kommen. Dann hoffte sie wohl auf ein Wunder.

Johann-Peter Etges wählte den Standort des Häuschens so, dass man es vom Hof der Familie aus, dem heutigen Hof Karsten Krause, sehen konnte. Es führte ein Fußweg durch die Wiese, der die alte Dorfstraße überquerte und weiter den Berg hoch führte, so dass er eine Abkürzung nach Kempenich war. Deshalb kam jeder Lederbacher und jeder Hohenleimbacher an dem Häuschen vorbei.

1916 wurde dann noch ein Mädchen geboren, dem die Eltern den Namen „Ottilia“ gaben. 1917 starb Margarete Etges, die vermutlich Multiple Sklerose gehabt hatte. Johann-Peter Etges lebte mit der Familie seines zweiten Sohnes Josef (* 1900) bis zu seinem Tod am Heiligabend 1936 in seinem Haus.

Die Bewohner der Orte Denn, Weidenbach, Herschbach, Kaltenborn, Nieder- und Oberheckenbach, Watzel, Fronrath, Cassel, Blasweiler, Beilstein und Lederbach vom Frühjahr 1938 bis zum Spätherbst 1939 von der nationalsozialistischen Regierung zwangsweise ausgesiedelt, um Raum für die Errichtung des Luftwaffenübungsplatzes (LwÜbPl) Ahrbrück zu schaffen. Auch die Familie Etges mit der damals sechsjährigen Enkelin Anna Wittkuhn war darunter. Das Heiligenhäuschen war für die Familie häufig Anlass, ihre alte Heimat aufzusuchen. Und auch die Nachkommen vergaßen Lederbach und das Heiligenhäuschen nicht.

Anfang 2000, etwa 100 Jahre nach dem Bau, beschlossen die Enkel der Familie Etges, das kleine Bauwerk zu restaurieren. Der Steinmetz Manfred Dahm aus Weibern übernahm diese Aufgabe. Er dichtete die Wände neu ab, setzte direkt am Häuschen Basalt-Stufen und wechselte den Stein mit der Inschrift „Hl. Ottilia bitte für uns“ aus. Außerdem sanierte er die Kuppel und baute eine neue Treppe als Zuwegung in den Hang. Helmut Reuter erinnerte sich mehr als 20 Jahre später:

Die zwei Basaltstufen vor dem Bildstock haben wir im Jahr 2000 mit Bohlen und Rundhölzern vom Pkw-Anhänger auf dem Radweg bis zum Bildstock gerollt. Manfred Dahm, sein Sohn Frank und ich. Ein Kraftakt, der es in sich hatte! ... Den Weg 100 Meter links oberhalb vom Bildstock nennt man „de Schlad“.[2]

Die Gemeinde Hohenleimbach wurde gebeten, den Hang mit Basaltsteinen vor Traktor-Rädern zu sichern. Das wurde dann nach ein paar Jahren von der Gemeinde ausgeführt. Nach der Umsiedlung ging das Andenken an die Großeltern in den Besitz der Gemeinde Hohenleimbach über, die damit auch die Unterhaltung übernahm. Um Pflege und Gestaltung des Heiligen-Häuschen kümmert sich seit Jahren Cornela Bell aus Lederbach.

Siehe auch[Bearbeiten]

St. Ottilia

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Seifert: Kreuze und Bildstöcke rund um Kempenich (Manuskript), 53 Seiten, 25. Dezember 2020, S. 46-49
  2. Quelle: Helmut Reuter in einem Facebook-Kommentar vom 2. Dezember 2021