Männergesangverein „Liedertafel“ 1884 Bad Breisig e. V.

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Der Männergesangverein „Liedertafel“ 1884 Bad Breisig e. V. wurde am 25. März 1884 beim Gastwirt Robert Loevenich gegründet. Im Februar 2015 verkündete Viktor Schmickler, zu dieser Zeit Vorsitzender, das Aus für die „Liedertafel“. Grund dafür: Dem Chor fehlten die Sänger. Er bestand zu dieser Zeit aus nur noch 14 Sängern, deren Durchschnittsalter bei 79 Jahren lag. In seinen besten Zeiten hatte der Chor mehr als 60 Stimmen gezählt.


Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten]

Zu den regelmäßigen Veranstaltungen des Chores zählte der traditionelle Emmausgang an Ostermontag nach Sinzig-Franken mit Gestaltung des Gottesdienstes in der Katholischen Pfarrkirche "St. Michael" Franken.

Chronik[1][Bearbeiten]

Die „Liedertafel“ wurde am 25. März 1884 gegründet. Es war der musisch begabte Hauptlehrer Carl Breitbach, der die Initiative ergriffen und 21 Bürger erreicht hatte, die am gemeinsamen Singen interessiert waren. Der im Wirtshaus „Zum Weißen Ross“ gegründete Chor wurde „Liedertafel“ genannt. Dieser Name war eine Hommage an den Berliner Carl Friedrich Zelter, den Urvater der deutschen Männergesangvereine, der 1809 seine neue Singgemeinschaft so genannt hatte.

Bald nach seiner Gründung nahm der Chor an Gesangswettbewerben teil und wuchs stetig weiter. Vordere Plätze und Ehrenpreise reihen sich aneinander. Bis in die 1970er-Jahre hinein nahm der Chor an Gesangswettbewerben teil. Vor dem Ersten Weltkrieg beteiligte sich die „Liedertafel“ mit einem Wagen, der von einem Pferd gezogen wurde, am Niederbreisiger Karneval. Während des Ersten wie während des Zweiten Weltkrieges veranstaltete sich der Chor kaum noch Konzerte; Treffen in geselliger Runde gab es jedoch auch während dieser Zeiten.

Während des Ersten Weltkriegs legte der Chor eine Zwangspause ein, bevor er das kulturelle Leben des Städtchens ab 1927 wieder belebte – nicht allein mit Gesang, sondern auch Theatergruppe, die mehrere Jahre lang bestand. Vor dem Krieg bis 1934 war Ludwig Bahn musikalischer Leiter des Chores. Das 50-jährige Bestehen der „Liedertafel“ wurde im Jahr 1934 mit Festzug, Bällen und Freundschaftssingen gefeiert.

Die aufwendig gestaltete Fahne der Liedertafel galt als schönste Fahne aller Chöre im Kreis Ahrweiler. Sie war aus einem seidenen Tuch in den Farben Weiß und Bordeaux mit Goldstickereien und dem eingestickten Wahlspruch: „Im Frieden und im Streit, ein Lied ist gut Geleit“ gefertigt. Die Fahne verschwand nach 1945 als Souvenir der amerikanischen Besatzer. Noch sind wir in der Frühzeit der „Liedertafel“. Vor dem Krieg und auch später hielten ihre Chronisten viele bemerkenswerte Erfolge bei Wettstreiten fest.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach das Vereinsleben erneut. 1948 ließen die Besatzer eine Wiederbelebung des Gesangvereins zu. Im Rahmen eines Sommernachtfestes auf der Kurhaus-Terrasse gab der Chor 1949 wieder ein großes Konzert. Damit begann die große Zeit des Chores, der auf 60 Sänger angewachsen war. Die Sänger gaben viele Konzerte und erzielten bei Wettstreiten zahlreiche Erfolge. Ab 1950 führte der Chor Dreikönigs-Konzerte durch – stets vor voll besetzten Zuhörerreihen. Der Festzug anlässlich des 75-jährigen Bestehens im Jahr 1959 führte über die Bundesstraße 9; mehrere hundert Menschen beteiligten sich.

Von 1952 an bis zu seinem Unfalltod im November 1964 wurde der Chor von Carl Weismandel, einem Mitglied des Bonner Beethoven-Orchesters, dirigiert. Dann hatte Siegfried Prang, 2. Kapellmeister des Stadtheaters Koblenz, die Leitung – 15 erfolgreiche Jahre lang. Zu den Höhepunkten der Vereinsgeschichte zählen Fernsehaufnahmen mit dem WDR im Jahr 1976. Der Chor und sein Dirigent Siegfried Prang waren damals eine ganze Woche lang mit dem Kamerateam unterwegs, um an verschiedenen Orten entlang des Rheins Aufnahmen für eine Reportage zu machen.

Siegfried Prang, der im Januar 1981 unerwartet verstarb, führte die „Liedertafel“ ihrem Zenit entgegen. Nach ihm übernahm Chordirektor Klaus Weber aus Koblenz die Chorleitung; er führte den Chor, der bei sämtlichen wichtigen Festen und anderen Anlässen in der inzwischen zum „Bad“ erhobenen Stadt mitwirkte, auf den Höhepunkt seiner musikalischen Entwicklung. Sogar Bundespräsident von Weizsäcker lud die „Liedertafel“ zu einem festlichen Anlass in seinen Amtssitz ein. Der Chor schloss Freundschaften mit bedeutenden Chören im In- und Ausland, unternahm Reisen und gab Konzerte. Mit einem Festabend, einer Ausstellung historischer Fotos, einem Freundschaftssingen mit 27 Gastchören und einer Reihe weiterer Veranstaltungen feierte der Chor im Jahr 1984 sein 100-jähriges Bestehen.

1985 wurde der damals 63 aktive Sänger zählende Chor vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in der Villa Hammerschmidt in Bonn mit der Zelter-Plakette ausgezeichnet. Und auch in den folgenden Jahren danach gab der Chor ungezählte Konzerte, wirkte an Gottesdiensten mit, unternahm Reisen, bestritt Wettbewerbe, absolvierte Besuche bei befreundeten Chören in Travemünde, Mittenwald und Eupen und sorgte für die musikalische Gestaltung von Festen anderer Ortsvereine.

Nachdem Klaus Weber sein Amt als Dirigent Ende 2003 nach 22 Jahren aus Altersgründen aufgegeben hatte, trat der Chor kürzer. Während die Sänger früher einwöchige Reisen unternahmen, waren es in den letzten Jahren vor der Auflösung lediglich Tagesausflüge in die Region. Auch die Konzert-Aktivitäten wurden reduziert. Mit dem Kirchenmusiker Bardo Becker als Dirigent konnte die „Liedertafel“ immerhin noch ihr 125-jähriges Bestehen feiern. Aber sie litt mehr und mehr an Nachwuchsmangel und Überalterung. Die Zahl der aktiven Sänger ging immer weiter zurück, und das Durchschnittsalter kletterte auf mehr als 75 Jahre.

Zur Jahreshauptversammlung im Februar 2013 im Vereinslokal Hotel Niederée konnte der Chor-Vorsitzende Viktor Schmickler 21 Sänger sowie Chorleiter Eberhard Hohn begrüßen. Der Erste Schriftführer Peter Krahforst berichtete von vielen MGV-Terminen. Kassierer Manfred Harst legte eine ausgeglichene Bilanz vor. Chorleiter Hohn freute sich über Konstanz bei den Probenbesuchen. Das Kirchenkonzert anlässlich des Weihnachtsmarktes mit Chören aus der Verbandsgemeinde Bad Breisig sei sehr gut angekommen und solle wiederholt werden. Positiv waren auch die Auftritte vom Kurkonzert im Weißen Roß bis zum Hafenkonzert in Brohl. Für 2013 standen bereits Termine fest: Emmaus-Wanderung nach Franken am Ostermontag, 1. April, mit musikalischer Gestaltung der Messe, Hafenkonzert in Brohl am Pfingstsonntag, 19. Mai, und Kurkonzert im Wirtshaus „Zum Weißen Ross“ Bad Breisig voraussichtlich am Sonntag, 7. Juli. Weitere Termine wie ein Familienausflug waren noch in der Planung. Die seit 1967 alle zwei Jahre stattfindende Konzertreise mit Ehrung eines verdienten Sängers fiel wegen zu geringer Beteiligung aus.

„An den festen Terminen wie dem Sonntagskonzert im „Weißen Ross“, dem Hafenkonzert in Brohl oder dem Emmausgang nach Sinzig-Franken halten die Männer um den derzeitigen Chorleiter Eberhard Hohn doch noch fest“, berichtete die Rhein-Zeitung am 22. März 2014 in einem Beitrag zum 130-jährigen Chor-Bestehen. Der demografische Wandel mache aber auch vor der „Liedertafel“ nicht Halt. Im März 2014 liege das Durchschnittsalter der 21 Aktiven bei rund 75 Jahren.

Ab 2012 führte Eberhard Hohn den Taktstock – bis ein Probenbetrieb nicht mehr möglich war. Dem Vorstand unter dem Vorsitz von Viktor Schmickler blieb keine andere Wahl, als die „Liedertafel“ aufzulösen. Die Idee, mit dem Männergesangverein „Sängerbund“ 1908 Oberbreisig e. V. zu fusionieren, verlief im Sande.

Im Februar 2015 verkündete der Vorsitzende Viktor Schmickler das Aus für die Liedertafel. Grund dafür: Dem Chor fehlten die Stimmen. Er bestand zu dieser Zeit aus nur noch 14 Sängern, deren Durchschnittsalter bei 79 Jahren lag. In seinen besten Zeiten hatte der Chor mehr als 60 Stimmen gezählt.

Vorsitzende des Chores waren u.a. Kurt Berlin (ab 2004, im Januar 2008 wiedergewählt), Günter Romainczyk und Erich Fabritius („Bullewatz“).

Chorleiter waren Eberhard Hohn, Bardo Becker (ab Frühjahr 2004) und Klaus Weber (Sinzig) (24 Jahre bis 2004)

Unter den Präsidenten ragten Dr. Franz Huyeng, Josef Kindler, Alois Lessenich und Erich Fabritius heraus. Sie waren jeweils nach ihrer Amtszeit zu Ehrenvorsitzenden ernannt worden.

Mediografie[Bearbeiten]

Festschrift zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 1984

Fußnoten

  1. Quellen: Rhein-Zeitung vom 21. Februar 2013, Andreas Wetzlar: „Liedertafel“ feiert 130. Geburtstag - Bad Breisiger Männergesangsverein kann auf lange Tradition verweisen – Fest am 30. März, in: Rhein-Zeitung vom 8. Januar 2014, Rhein-Zeitung vom 6. Februar 2015 und Der MGV „Liedertafel“ ist nach fast 135-jährigen Bestehen aufgelöst – „Im Frieden und im Streit, ein Lied ist gut Geleit“ – Der MGV „Liedertafel“ hat das gesellige und musikalische Geschehen Bad Breisigs über Jahrzehnte nachhaltig geprägt, blick-aktuell.de vom 19. Dezember 2017