Großer Sprudel im Kurpark Bad Neuenahr
Der Große Sprudel im Kurpark liefert das so genannte „natürliche Heilmittel“, dessen Eignung durch wissenschaftliche Analysen und Gutachten nachgewiesen sein und periodisch überprüft werden muss, wie es das rheinland-pfälzische Kurortegesetz fordert. Damit ist es der Grundstein von Bad Neuenahr als Kurort. Das 32 Grad Celsius warme Thermalwasser kommt dort aus 95 Metern Tiefe an die Oberfläche und schießt dann nochmals um bis zu zehn Meter in die Höhe. Das Wasser wird dabei ohne Pumpen, sondern nur durch den durch das Kohlendioxid entstehenden Eigendruck im sogenannten Gasliftverfahren an die Oberfläche gedrückt. Das Wasser dieses Brunnens, der am 5. Oktober 1861 erbohrt wurde, ist besonders reich an Mineralien und Spurenelementen. Als Trinkkur angewendet, soll es Verdauungsbeschwerden und Harnwegsprobleme lindern.
Lage
Aktivitätszeiten
Bis zum Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 galt folgende Regelung:
- Während der Saison, also von Mai bis Oktober, werden die Ventile täglich von 15 bis 15.30 Uhr und samstags zusätzlich von 14 bis 14.30 Uhr sowie sonntags zusätzlich von 11 bis 11.30 Uhr geöffnet. In den Zeiten sowie außerhalb der Saison wird ebenfalls Wasser aus der Quelle gefördert. Es wird zur Versorgung der Trinkbrunnen im Kurpark und im Thermalbadehaus sowie, nach der Enteisung, zum Abfüllen in die Flaschen als „Bad Neuenahrer Heilwasser“ verwendet.
Eigentümerin
Zusammen mit dem gesamten Kurpark ging der Große Sprudel im Jahr 2012 aus dem Besitz der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ins Eigentum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler über. Lediglich ein Recht auf zehn Prozent der Heilwasser-Fördermenge von 170 Millionen Litern jährlich steht der Aktiengesellschaft seitdem noch zu.[1]
Chronik
Im April 2016 startete die Heilbad Gesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH eine umfangreiche Sanierung des Großen Sprudels. Die Fachfirma Anger’s Söhne aus Hessisch-Lichtenau begann nach Ostern mit den Aufbauarbeiten. Mit der Sanierung werde die Heilquelle „für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht“, berichtete general-anzeiger-bonn.de. Nach Angaben des stellvertretenden Geschäftsführer Jan Ritter seien die Arbeiten „erforderlich, um auch weiterhin einen fehlerfreien und kontinuierlichen Förderbetrieb der Heilquelle sicher zu stellen.“ – „Damit sorgen wir dafür, dass uns die Heilquelle und damit auch eine wesentliche Voraussetzung für den Status als staatlich anerkanntes Heilbad für die Zukunft erhalten bleibt“, sagte Ritter. Eine derartige Brunnensanierung sei alle 30 bis 40 Jahre notwendig. Dabei wird zunächst die alte Steigleitung ausgebaut, durch die das kohlensäurehaltige Heilwasser aus 95 Metern Tiefe an die Oberfläche gelangt. Im nächsten Schritt werde die Brunnenverrohrung mit Hilfe von Kameras untersucht und vermessen. Nach anschließender Reinigung und nochmaliger Kamera-Befahrung werde eine neue Steigleitung eingebaut. Im Zuge der Sanierung werde auch der aus Edelstahl bestehende Brunnenkopf erneuert.[2]
Das Quellwasser unterliegt dem Arzneimittelgesetz und muss deshalb streng überwacht werden. Das im Kurpark zu sehende Sprudel-Bassin ist nur ein kleiner Teil der Förderanlage. Die Gänge zum Technikraum des Sprudels sind verwinkelt und eng. In dem Raum befinden sich jede Menge Schalter, Rohre und Ventile. Wer dort arbeitet, muss zur eigenen Sicherheit einen Kohlendioxid-Warnmelder tragen. Weil Kohlendioxid schwerer ist als Luft, kann es für Menschen gefährlich werden, wenn es in erhöhter Konzentration austritt und die Luft verdrängt.[3]
Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde die Brunnentechnik des Großen Sprudels vollständig zerstört. Zunächst wurde eine provisorische Wasseraufbereitung in Betrieb genommen, um das Brunnenwasser ableiten zu können. Mehr als eineinhalb Jahre nach der Flut bereiteten Förderung, Aufbereitung und Verteilung des aus dem Großen Sprudel entnommenen Heilwassers den Verantwortlichen immer noch Sorgen. „Sowohl die im Kurpark verlaufende Technik als auch die im gegenüber liegenden Thermalbadehaus untergebrachte Technik sind vollständig zu erneuern“, hieß es vonseiten der Stadt. Hier sollen mit dem Land Gespräche geführt werden, um Fragen der Finanzierung zu klären.[4]
Im Frühjahr 2023 übernahm der Große Sprudel eine zusätzliche Aufgabe: Die Wärme, die er mit dem Mineralwasser aus der Tiefe nach oben bringt, wird seitdem von der Ahrtal-Werke GmbH Bad Neuenahr-Ahrweiler genutzt. Bürgermeister Guido Orthen sagte bei der Vorstellung dieses Projekts: „Gerade in der aktuellen Diskussion um erneuerbare Energie haben wir mit diesem Projekt in Bad Neuenahr-Ahrweiler einen weiteren Schritt hin zu einem nachhaltigen Ahrtal gemacht.“ Die Heizleistung aus dem Quellwasser beträgt dabei rund 600 Kilowattstunden. So können dem Wasser des Großen Sprudels jährlich bis zu fünf Millionen Kilowattstunden Wärme entnommen werden. Das entspricht in etwa dem Verbrauch von rund 250 Einfamilienhäusern. Diplom-Ingenieur Christophe Vianden, Bereichsleiter Energiewirtschaft und Projektierung bei den Ahrtal-Werken, betonte: „Unser Fernwärmenetz in Bad Neuenahr-Ahrweiler kommt derzeit auf rund 40 Millionen kWh Wärmeabsatz pro Jahr. Die Heilquelle kann nun mit bis zu fünf Millionen Kilowattstunden rund ein Achtel der benötigten Wärmemenge bereitstellen.“
Die Idee, Wärme aus dem Großen Sprudel nutzbar zu machen, war drei Jahre zuvor geboren worden. Die Kreisstadt als Eigentümerin des Großen Sprudels, die Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH als Betreiberin und die Ahrtal-Werke als regionaler Energieversorger waren bereits in die Planungen eingestiegen, als das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 kam und das Projekt erstmal auf Eis legte. Im Jahr 2022 griffen die drei Kooperationspartner das Thema wieder auf und konkretisierten es. Ende 2022 wurde vom Großen Sprudel eine Leitung zur Großwärmepumpe Beethovenstraße gelegt, wo das Quellwasser mit einer Temperatur von rund 30 Grad ankommt. Wärmepumpen entziehen dem Quellwasser dort seine Wärme und speisen sie in das Fernwärmenetz der Ahrtal-Werke ein. Die Beschaffenheit des Wassers ändert sich dadurch nicht, es wird lediglich um etwa 15 Grad abgekühlt. Im April 2022 zählen die Ahrtal-Werke bereits mehr als 350 Anschlüsse, darunter beispielsweise auch der Kurpark Bad Neuenahr und das Rathaus Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Für die Zukunft heißt das auch, dass mit der Wärmeleistung aus dem Großen Sprudel die gesamten Kurpark-Liegenschaften mit der neuen Konzerthalle komplett klimaneutral beheizt werden könnten“, erklärte Jan Ritter, Geschäftsführer der Marketing GmbH.[5]
Im September 2024 teilte die Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH der Presse mit, dass sie im Kurpark den Bau einer Heilwasser-Erlebniswelt plane. „Die Heilwasser-Technik des Großen Sprudels, die sich vor der Flut auf verschiedene Standorte im Kurviertel verteilte, solle, auch um bessere Abläufe im Wartungsbetrieb gewährleisten zu können und um wirtschaftlich günstiger zu sein, im Kurpark gebündelt an einer Stelle wieder aufgebaut werden. „Schon länger existierte bei uns der Gedanke, die Heilwasser-Technik sicht- und erlebbar zu machen“, wurde ABMG-Geschäftsführer Jan Ritter in der Pressemitteilung zitiert. Daraus sei dann „die Idee entstanden, dem für Bad Neuenahr identitätsstiftenden Thema Heilwasser eine eigene „Heilwasser-Erlebniswelt“ mit digitalem Schwerpunkt zu widmen.“[6]
Videos
Siehe auch
- Augusta-Quelle Bad Neuenahr
- Viktoria-Quelle Bad Neuenahr
- Portal „Quellen, Baden, Kuren im Kreis Ahrweiler“
Mediografie
- Hans Frick: Quellen zur Geschichte von Bad Neuenahr - Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Bades Neuenahr, Bonn 1933, S. XXXI
- Vanessa Bindarra: Großer Sprudel im Kurpark Bad Neuenahr, kuladig.de, 2016
- Victor Francke: Heilbad GmbH und Aktiengesellschaft - Wirrwarr um die Heilwasser-Zulassungsnummer, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Oktober 2015
- Victor Francke: Wer darf? Wer Darf nicht? (Kommentar), general-anzeiger-bonn.de vom 23. Oktober 2015
- Heinrich Ruland: Die Quellen von Neuenahr, in: Eifel-Kalender 1926, S. 27f.
- Victor Francke: Anschluss ans Fernwärmenetz: Heilquelle in Bad Neuenahr wird zu Energiequelle, ga.de, 28. April 2023
- Jochen Tarrach: Nach Umbauten im Bad Neuenahrer Kurpark: Großer Sprudel soll wieder Anziehungspunkt werden, rhein-zeitung.de, 12. Dezember 2023
- Viktor Müller: Heilquelle in Bad Neuenahr: Arbeiten an Leitungen vom „Großen Sprudel“ haben begonnen, ga.de, 1. März 2025
- Erich Rütten: Bad Neuenahr - hundert Jahre Heilbad. I. Die Zeit von 1858 bis 1937, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1958
Weblinks
- https://www.das-heilwasser.de
- landesrecht.rlp.de: Landesgesetzüber die Anerkennung von Kurorten und Erholungsorten (Kurortegesetz) vom 21. Dezember 1978
Fußnoten
- ↑ Quelle: Jochen Tarrach: Großer Sprudel schießt mit Eigendruck hoch – Die Präsentation des Heilmittels ist mit viel Technik verbunden, in: Rhein-Zeitung vom 29. April 2017
- ↑ Quelle: Arbeiten in Bad Neuenahr – Brunnensanierung im Kurpark, general-anzeiger-bonn.de vom 11. April 2016
- ↑ Quelle: Jochen Tarrach: Großer Sprudel schießt mit Eigendruck hoch – Die Präsentation des Heilmittels ist mit viel Technik verbunden, in: Rhein-Zeitung vom 29. April 2017
- ↑ Quelle: Victor Francke: Konzerthalle, Großer Sprudel, Touristeninfo: Der Kurpark in Bad Neuenahr soll zum Glanzstück werden, ga.de, 26. Januar 2023
- ↑ Quelle: Großer Sprudel spendet Energie für Fernwärmenetz, Pressemitteilung der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH/Barbara Knieps vom 28. April 2023
- ↑ Quelle: Deutschlands erste Heilwasser-Erlebniswelt in Bad Neuenahr-Ahrweiler - Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt: Innovatives Tourismusprojekt, Pressemitteilung der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH/Barbara Knieps vom 26. September 2024, siehe auch: Thomas Weber: Pläne vorgestellt: Bad Neuenahr soll eine „Heilwasser-Erlebniswelt“ bekommen, ga.de, 30. September 2024, und Tourismusprojekte in Rheinland-Pfalz erhalten 11,5 Millionen Euro Förderung - Eine Million Euro für Heilwasser Erlebniswelt in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Pressemitteilung des FDP-Stadtverbandes Bad Neuenahr-Ahrweiler), blick-aktuell.de, 30. September 2024






