Katholische Pfarrkirche „St. Remigius“ Unkelbach

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Pestkreuz von 1660 mit dem Kirchenpatron St. Remigius
Die Unkelbacher Madonna, eine der ältesten Plastiken der Gottesmutter im Kreis Ahrweiler
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Gegenüber dem Eingang zur Kirche befindet sich die Kriegsopfer-Gedenkstätte Unkelbach.
Die Kanzel von 1907 steht vorne rechts an der Wand, wird aber nicht mehr verwendet.

Die katholische Pfarrkirche „St. Remigius“ Unkelbach mit ihrem 43 Meter hohen schlanken Turm, der weit über das Unkelbachtal hinausragt, prägt das Ortsbild von Unkelbach und ist Wahrzeichen des im Unkelbachtal liegenden Remagener Stadtteils. Das Gotteshaus ist eine stützenlose einschiffige Kirche mit Querschiff, axial vorgesetztem Turm und einem Chor, der drei Teile eines Achtecks zeigt. Die Chor- und Seitenfenster der neugotischen Kirche sind zweibahnig und mit Vierpassbekrönung versehen. Das Kirchenschiff wird von einem Netzgewölbe überspannt. Die Fassade des Querschiffs zeigt eine Rosette über fünf Spitzbogenfenstern. Der Friedhof bei der Kirche wurde 1990 bis auf einige wenige Gräber geräumt, weil sich die Bodenbeschaffenheit für Bestattungen als ungünstig erwiesen hatte.


Standort[Bearbeiten]

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Geschichte[Bearbeiten]

Lange vor dem heutigen Gotteshaus gab es in Unkelbach eine Pfarrkirche. Die alte Pfarrkirche wurde um 1200 gebaut; Hauptschiff und Chor gehörten zum frühromanischen Kernbau. Der bestand aus einem quadratischen Westturm mit achtseitigem Helm, einem 7,25 Meter langen und 9,5 Meter breiten Langhaus mit schmalem Nordschiff sowie einem 3,5 Meter langen und 6,4 Meter breiten durch Rundbogen auf breiter Vorlage abgeteilten kreuzgratgewölbten Chor. Eine nördlich angebaute quadratische Sakristei mit sechskappigem Gewölbe auf Rundstabrippen mit Scheitelrosette ergänzte das Kirchengebäude. Um 1300 war Unkelbach bereits eine selbständige Pfarrei. Benediktiner aus Köln-Deutz sorgten lange Zeit für die Seelsorge. Die Sakristei wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, das Nordschiff in der nachmittelalterlichen Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts gebaut.

Schon 1743 hatte die Kirche drei Altäre:

  1. den Hochaltar des heutigen Kirchenheiligen St. Remigius,
  2. einen Marien- und
  3. einen Annenaltar, der 1867 durch einen St.-Sebastianus-Altar ersetzt wurde.

1842 war die Kirche derart baufällig geworden, dass Einsturzgefahr bestand und eine baupolizeiliche Schließung drohte. Auch räumlich war das Gotteshaus mit seinen 60 Quadratmetern Grundfläche aufgrund der Bevölkerungsentwicklung zu klein geworden. Bauexperten und Entscheidungsträger plädierten für einen Neubau. Doch der ließ noch etliche Jahre auf sich warten. Von 1858 bis 1898 wurde verhandelt, vorbereitet und geplant; es mangelte an Baukapital. 1897 teilte der Landrat des Kreises Ahrweiler der königlichen Regierung in Koblenz in einem Kostenvoranschlag die voraussichtliche Gesamtsumme von 30.000 Mark mit. Eine geschätzte Kostendeckung sah freiwillige Gaben, eine Diözesankollekte, Hauskollekten in den Regierungsbezirken Koblenz und Köln, einen Zuschuss aus der Kirchenkasse sowie Einsparungen infolge vereinfachter Bauausführungen vor. Die Größe der Kirche wurde mit 144 Quadratmetern angegeben. 156 Sitz- und 173 Stehplätze wurden anvisiert, wodurch zwei Drittel der damals 530 Seelen zählenden Gemeinde einen Platz haben konnten. Der Standort wurde an der Stelle der bisherigen Pfarrscheune auf der südlichen Seite des Kirchhofs, jedoch westlich verschoben, oberhalb der alten Pfarrkirche und parallel zu dieser ausgerichtet, gewählt.

Man verkaufte einen Basaltsteinbruch, der im Kirchenbesitz war, man hielt eine Kirchenkollekte ab und ließ sich von der Regierung eine Genehmigung für Hauskollekten in den Regierungsbezirk Koblenz und Köln erteilen. Dazu kam sicherlich auch eine erhebliche Eigenleistung beim Bau. Für die Erstellung der Baupläne wurde der Kölner Dombaumeister Vincenz Statz gewonnen. Er verfertigte bereits 1859 die nötigen Entwürfe, aber erst 1898 konnte mit dem Neubau der Kirche begonnen werden.

Die Kirche wurde in den Jahren 1898 bis 1903 unter Pfarrer Rudolf Riesen, der von 1896 bis 1905 Seelsorger der Katholischen Pfarrgemeinde „St. Remigius“ Unkelbach war, von Kirchenbaumeister Johann Adam Rüppel errichtet. Im Herbst 1898 wurde das Fundament gelegt. Im Frühjahr 1899 wurden die Arbeiten fortgeführt. Grundsteinlegung war im Juni 1899. Aus der alten, 1900 abgerissenen Kirche wurden die wertvollsten Stücke übernahmen – so zum Beispiel zwei Seitenaltäre. Der linke zeigt ein Ölgemälde „Die Muttergottes überreicht dem hl. Dominikus den Rosenkranz“ (um 1600 gemalt). Der rechte Seitenaltar weist ein neuzeitliches Herz-Jesu-Bild auf. Es ist eine Kopie. Das Original wurde zwecks Minderung der Schuldenlast an einen Liebhaber verkauft. Auch die Sakramentsnische und die Glockenturmuhr wurden übernommen. Die Nische wird von einem Relief gekrönt, das Veronika mit dem Schweißtuch zeigt. Die Kirche verfügt über einige wertvolle sakrale Figuren:

  • eine Darstellung der Muttergottes mit dem Kind (aus Nussbaumholz in einer Kölner Werkstatt um 1250 geschnitzt),
  • eine Figur des heiligen Bischofs Remigius mit Mitra und Stab (um 1360 von einem unbekannten Meister geschaffen) und
  • eine Figur des heiligen Sebastian (um 1650).

Am 1. Juli 1900 wurde der Neubau eingesegnet. Die feierliche Konsekration am 8. Juli 1903 oblag Weihbischof Carl Ernst Schrod, der bei dieser Gelegenheit auch Kinder aus Unkelbach sowie aus den Nachbardörfern Oberwinter und Oedingen firmte.

Obwohl der Ort und die Kirche von Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg verschont blieben, hatte rund 50 Jahre später der Zahn der Zeit seinen Tribut gefordert. Die Verwirklichung von Substanz erhaltenden Arbeiten dauerte von Anfang der 1960er Jahre bis Ende 1999. Möglich war dies nur durch eine beeindruckende Gemeinschaftsleistung innerhalb des Ortes.

Im Rahmen der liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanum hatte man den kunstvoll geschnitzten Hochaltar, die Kommunionbank, den Beichtstuhl und die neugotischen Rahmen des Kreuzwegs aus der Kirche entfernt, dann aber gemerkt, dass man damit über das Ziel hinausgeschossen hatte. So kam der Beichtstuhl wieder in die Kirche ebenso wie die alten Rahmen der Kreuzwegstationen. Die alte Kanzel von 1907 steht zwar noch vorne rechts an der Wand, wird aber nicht mehr verwendet.[1]

Im Jahr 2000 wurde die Pfarrkirche mit einem Kostenvolumen von 800.000 Mark umfassend renoviert. Das Bistum Trier finanzierte 400.000 Mark. 320.000 Mark kamen durch Spenden der örtlichen Bevölkerung, von Vereinen, Institutionen und durch die Basare in der Mehrzweckhalle Unkelbach zusammen.

Das Kreuzrippengewölbe zeigt sich nach der neuesten Restaurierung in reichem ornamentalem Schmuck.

Im September 2018 kehrte das Marienbildnis vom Seitenaltar der Pfarrkirche an seinen angestammten Platz zurück. Viele Spenden und eine großzügige Unterstützung durch das Amt für kirchliche Denkmalpflege des Bistums Trier machten die lange und aufwendige Restaurierung durch das Restaurierungsatelier Holly aus Kruft möglich. In einem besonderen festlichen Rahmen würdigte die katholische Pfarrgemeinde die Wiederkehr des Bildnisses. Am Festtag des St. Remigius, des Schutzpatrons von Unkelbach, wurde das Marienbild am Montag, 1. Oktober 2018, in einem Festgottesdienst neu eingesegnet. In einem Beitrag von Hildegard Ginzler zu dem Bildnis im General-Anzeiger hieß es:

Das vermutlich frühbarocke Ölgemälde mit den Maßen 1,45 mal 0,98 Meter zeigt eine sehr liebevoll wirkende Gottesmutter. Das Jesuskind sitzt auf ihrem Arm, während sie mit beiden Händen dem heiligen Dominikus den Rosenkranz überreicht. Die Darstellung gründet darin, dass Dominikus ein Förderer und Verbreiter des Rosenkranzgebetes zu Ehren der Jungfrau Maria war. Das Bild will auf den Rosenkranz als von Maria selbst geschenktes Mittel hinweisen, um auf Jesus zu schauen und ihn durch die Betrachtung seines Lebens zu lieben und ihm immer treu nachzufolgen … Das ist der Auftrag, den die Gottesmutter zugleich bei verschiedenen Erscheinungen hinterlassen hat. „Maria, die Mutter mit dem Kind, ist ein Bild der Hoffnung für uns alle. Darum können wir es nicht oft genug betrachten und davor betend knien, wie der Heilige Dominikus auf dem Gemälde“, schrieb Pfarrer Frank Klupsch im Pfarrblatt der katholischen Pfarreiengemeinschaft Remagen.[2]

Inventar[Bearbeiten]

Zum Inventar der Kirche gehört ein 3,88 Meter hohes hölzernes Pestkreuz aus dem Jahr 1660 (seitdem wird jährlich die Bornhofen-Wallfahrt Unkelbach veranstaltet) sowie die aus dem Jahr 1250 stammende Holzplastik der thronenden Unkelbacher Madonna.

Orgel[Bearbeiten]

Die Orgel aus der Werkstatt der Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG Bonn wurde 1936 eingebaut. Sie ist eine der wenigen pneumatischen Orgeln in weitem Umkreis.

Geläut[Bearbeiten]

Das Geläut besteht heute aus drei Glocken:

  • Die kleinste, älteste und wertvollste wurde um 1300 gegossen. Sie ist den vier Evangelisten geweiht.
  • Die zweite von 1955 verkündigt dreimal täglich den „Engel des Herrn“.
  • Die dritte, ebenfalls von 1955, ist den Heiligen Remigius und Sebastianus gewidmet. Die Tonlage der Glocken ist fis – a – h.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Außen[Bearbeiten]

Innen[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

  • Die Kirchengeschichte des Orts hat Karl Meurer im Unkelbacher Dorfgeschichtsbuch ausführlich aufgearbeitet.
  • Handbuch des Bistums Trier, 1938, S. 641.
  • Hermann Comes: Die Pfarrkirche Unkelbach strahlt in neuem Glanz, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1982
  • Neuer Klang erfüllt das Tal des Unkelbach - St. Remigius' Läutewerk von Grund auf überholt, in: Rhein-Zeitung 35/1980 vom 29. Februar 1980
  • Jutta Plewa: Turmuhr der Vorgängerin - Die katholische Pfarrgemeinde Unkelbach feiert heute das Jubiläum ihrer Pfarrkirche „St. Remigius“, in: Rhein-Zeitung 58/2003 vom 20./21. September 2003

Weblink[Bearbeiten]

glasmalerei-ev.de: Remagen-Unkelbach, Kath. Kirche St. Remigius

Fußnoten

  1. Quelle: “St. Remigius Unkelbach - Eine Kirche stellt sich vor”, in der Kirche ausliegenden Faltblatt
  2. Quelle: Hildegard Ginzler: Ein Marienbildnis kehrt zurück – Gemälde wird in der Unkelbacher Pfarrkirche am Remigius-Tag neu eingesegnet', in: General-Anzeiger vom 18. September 2018