Bahnbetriebswerk Kreuzberg

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In Glanzzeiten standen hier mehr als 100 Menschen in Lohn und Brot - Schlosser, Dreher und Tischler, Schmiede, Schweißer und Gießer, dazu Lokführer, Heizer und Angehörige etlicher weiterer Berufe. Nach dem Krieg gingen deren Zahl und die Bedeutung ihres Arbeitsplatzes zurück. Bis die Anlage, die sich über mehr als zehn Hektar erstreckte, im Mai 1987 von der Bahn stillgelegt wurde. Als letztes Schienenfahrzeug rollte im November 1992 ein Arbeitstriebwagen über die stillgelegten Gleise, um Schwellen und Schienenstücke auszubauen. Die Natur eroberte sich Gebäude nach und nach zurück, Gras und Büsche überwucherten die Gleise. Und es gab immer wieder Vandalismus. Aber die Mauern des Ringlokschuppens und ein paar weitere Reste des ehemaligen Bahnbetriebswerks (Bw) Kreuzberg (Ahr) stehen noch heute und zeugen stumm von der militärischen Bedeutung, die die Bahnlinie durch das Ahrtal einst hatte. Das Betreten des Geländes ist gefährlich und streng untersagt, trotzdem ziehen Magie und morbider Charme der verfallenen Anlage noch heute Eisenbahn-Nostalgiker und Fotografen an.


Standort[Bearbeiten]

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Chronik[1][Bearbeiten]

Nachdem die 1880 eröffnete Ahrtalbahn im Jahr 1888 eingleisig bis Adenau verlängert worden war, fuhren Personen- wie Güterzüge viele Jahre lang an Kreuzberg vorbei. Am 1. Mai 1901 wurde zwischen den Bahnhöfen Altenahr und Brück (Ahr) zunächst ein einfacher Haltepunkt eröffnet. Vor dem Ersten Weltkrieg ist dann aber ein gewaltiger Ausbau für das nach Westen führende Streckennetz beschlossen worden; und Kreuzberg sollte für die Eisenbahn künftig eine ganz andere Rolle spielen.

Dazu wurde die Ahrtalbahn von Remagen bis Dümpelfeld zweigleisig ausgebaut und über Ahrdorf nach Lissendorf, ebenfalls zweigleisig, an die Eifelhauptbahn angeschlossen. Vier Jahre nach Baubeginn wurde die Gesamtstrecke am 1. Juli 1912 für den Verkehr freigegeben.

Daneben war der Bau einer neuen Strecke geplant, der Strategischen Bahn Neuss - Kreuzberg - Metz, die von Liblar bei Köln an Ringen und Lantershofen vorbei in Richtung Süden führen sollte. Oberhalb von Ahrweiler schwenkte die geplante Bahntrasse ins Ahrtal ein, führte durch die Weinberge, über Viadukte, Brücken und Tunnel langsam auf das Niveau der Ahrtalbahn hinab und mündete zwischen Rech und Mayschoß in die Ahrstrecke ein. Wer wachen Auges über den Ahr-Radweg fährt, erkennt die geplante Einmündung noch heute.

An dieser Einmündung und auch weiter aufwärts bot das Ahrtal aber nicht genügend Platz zum Bau eines Betriebswerks. Das war erst oberhalb von Altenahr möglich. Und so kam es, dass in dem kleinen Ort Kreuzberg eines der größten Bahnbetriebswerke der Eifel gebaut wurde.

Die geplante Bahnlinie wurde nie fertiggestellt, wohl aber das für ihren Betrieb gebaute Betriebswerk in Kreuzberg. 20 Gleise waren dort gebaut worden, an der stärksten Stelle 14 Gleise nebeneinander. Ein großes Empfangsgebäude entstand, ein Güterschuppen, zwei Turmstellwerke, Ladestraße und Hochrampe sowie ein Ringlokschuppen mit weiteren 14 Abstellgleisen für Lokomotiven, fünf davon im Freien. Es gab einen Lokleitungs- und ein Werkstattanbau, Verwaltungs- und Übernachtungsgebäude, Werkmeisterei, Lager und Trafostation.

An der Ahr entstand ein riesiges Pumpenhaus. Seine Aufgabe war es, zusammen mit einem Hochbehälter und fünf Wasserkränen, den Durst der Dampfloks zu stillen.

Mit einem Drehkran wurden die Lokomotiven mit Kohle befüllt. Zwischen den Schienen gab es eine Ausschlackgrube, die Verbrennungsrückstände der Loks aufnahm. Die wurden von dort zur Weiterverwendung abtransportiert. Im Lokschuppen und in der angebauten Werkstatt wurden die Triebfahrzeuge gewartet und repariert. Jedes der neun Schuppengleise hatte eine Untersuchungsgrube.

Die 1918 gebaute Drehscheibe diente dem Wenden der Dampflokomotiven für die Rückfahrt. Mit einem Drehscheibendurchmesser von 20 Metern war das Bahnbetriebswerk Kreuzberg, die größte Anlage ihrer Art in der Eifel, für die größten Güterzuglokomotiven ausgelegt, die es zu dieser Zeit gab.

Wann das Betriebswerk in Betrieb ging, weiß heute niemand mehr genau. Björn Göppl vermutet, dass es noch während des Ersten Weltkrieges fertiggestellt wurde. Am 1. April 1920 jedenfalls ist der neue Bahnhof Kreuzberg eingeweiht worden. Bis dahin hatte es zwischen den Bahnhöfen Altenahr und Brück lediglich einen einfachen Haltepunkt gegeben. Der war am 1. Mai 1901 eröffnet worden.

In den Glanzzeiten der Eisenbahn bis 1945 arbeiteten im Kreuzberger Betriebswerk mehr als 100 Bedienstete: Schlosser, Lokschlosser, Betriebs- und Lagerarbeiter, dazu Dreher, Tischler, Anstreicher, Schmiede, Schweißer, Gießer und Elektriker. Daneben gab es Werkmeister, Verwaltungsbeamte in der Lokdienstleitung, Buchhalter und Lagerverwalter sowie Triebfahrzeugpersonal, also Lokführer, Heizer und Lokomotivinspektoren.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor das Betriebswerk aber seine militärische Bedeutung. Und bald begann der Aufschwung des Autos für den Individualverkehr. Der Stern von Ahrtalbahn und Eifelbahnen sank, Strecken und Anlagen wurden peu a peu zurückgebaut.

Das Bahnbetriebswerk Kreuzberg hatte den Krieg zwar unbeschädigt überstanden, aber es besaß nun nur noch regionale Bedeutung. 1959 wurde es zu einer Außenstelle des Bahnbetriebswerks Jünkerath und verlor damit seine Selbstständigkeit, bevor es 1966 zusammen mit Jünkerath dem Bahnbetriebswerk Gerolstein und 1971 dem Bahnbetriebswerk Koblenz-Mosel unterstellt worden ist.

Nachdem Anfang der 1960er Jahre das Dampflokzeitalter zu Ende gegangen war, wurde der Kohlenladekran in Kreuzberg abgebaut. Der Schlacken- und der letzte Wasserkran sind noch bis 1974 von den damals verkehrenden Sonderzügen mit Dampfloks genutzt worden.

Im Mai 1987 verließ die Bundesbahn das Betriebswerk. Loks und Wagen wurden von da an im Freien am Bahnsteig abgestellt. Die Tankanlage ist demontiert worden, und im November 1989 wurde die Drehscheibenbühne verschrottet. Die Natur eroberte sich die Gebäude nach und nach zurück, Gras und Büsche überwucherten die Gleise. Und es gab immer wieder Vandalismus. Als letztes Schienenfahrzeug rollte im November 1992 ein Arbeitstriebwagen (SKI) über die stillgelegten Gleise, um Schwellen und Schienenstücke auszubauen.

Im selben Monat stufte das Landesamt für Denkmalpflege die Anlage als technisches Kulturdenkmal ein. In einer Rechtsverordnung vom 22. April 1998 über die Einrichtung der „Denkmalzone Eisenbahnanlage Kreuzberg“ wurden in einer etwa 110.000 Quadratmeter großen Denkmalzone folgende Bauwerke unter Denkmalschutz gestellt: Ahrbrücke, Empfangsgebäude Bahnhof Kreuzberg, Güterschuppen Bahnhof Kreuzberg, Rampen und Mauern der Ladestraße, Gleisanlage, Lokschuppen, Drehscheibengrube, Kohlenbansen und Diesellager, Fundamente des Kohlenbansens und der Tankanlagen, Trafohaus und alle weiteren Nebengebäude, wie Pumpenhaus und Hochbehälter. Schutzzweck war Erhalt und Pflege der Gesamtanlage, wie folgendes Zitat aus der Rechtsverordnung belegt:

Die noch vorhandenen Anlagen geben trotzdem einen Eindruck von der flächenmäßigen Dimension, dem technischen Umfang und der wirtschaftlichen Bedeutung der Eisenbahnanlagen in Kreuzberg.

Ende 1996 war die Schienenanbindung des Betriebswerks gekappt worden. Im Oktober 1996 wurde der Förderverein Museums-Bahnbetriebswerks Kreuzberg (Ahr) gegründet, der sich zum Ziel setzte, das Betriebswerk originalgetreu zu restaurieren und als Museumsanlage für die Allgemeinheit wieder zu eröffnen. Zum „Tag des offenen Denkmals" im September 1997 – bis dahin waren bereits kleinere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen worden – wurden die noch vorhandenen Bauten der Öffentlichkeit gezeigt.

Aber der Förderverein scheiterte 2004 mit seinen Plänen. Trotz Denkmalschutz darf die Deutsche Bahn AG, nach wie vor Eigentümerin der Anlage, den Lokschuppen abreißen: Weil es der Bahn nicht zuzumuten sei, eine Anlage zu erhalten, die ihr nichts nützt und die ihr nur eine Last sei, hat die Kreisverwaltung Ahrweiler den Abriss genehmigt. Einheimische befürchten, dass das Areal als Baugelände ausgewiesen wird, sobald der Lokschuppen abgerissen wurde. Zuvor allerdings muss wohl noch der mit Dieselöl verunreinigte Boden unter dem Bau saniert werden.

Im November 2006 wurde die Denkmalzone per Rechtsverordnung aufgehoben, da – wie das Landesamt für Denkmalpflege feststellte – eine Dachsanierung des Lokschuppens die Denkmaleigenschaft der gesamten Denkmalzone beeinträchtigen würde.

Im Jahr 2008 hat die Verbandsgemeinde Altenahr einen Flächennutzungsplan aufgestellt bzw. fortgeschrieben, der die Flächen weiter als Eisenbahngelände ausweist.

Siehe auch[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten