Katholische Pfarrkirche „St. Sebastianus“ Bad Bodendorf

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Weihnachtsansingen
Altarbereich
Blick aus Richtung Nordosten.
Eingangstür von Egino Günter Weinert
Blick vom Altarraum in Richtung Orgel
Deckengewölbe
Im Winter.
Pfarrkirche mit Pfarrhaus (links)
Im Rahmen des Projekts "Experimentelle Kirche" war der Altarraum der St. Sebastianus-Kirche Bad Bodendorf während der Fastenzeit 2008 dekoriert worden.
Firmlinge mit Bischof Dr. Stephan Ackermann.
Bad Bodendorf - Heinz Grates (127).jpg
Mit der Einweihung der neuen Orgel am Pfingstsonntag, 25. Mai 1980, war die Erweiterung der Kirche abgeschlossen.

Die Katholische Pfarrkirche „St. Sebastianus“ Bad Bodendorf wurde im Jahr 1872 von Kreisbaumeister Hermann Cuno erbaut und St. Sebastianus gewidmet. Etwa 600 Menschen lebten zu dieser Zeit in Bodendorf. An gleicher Stelle war bereits in Jahren den 1356 und 1647 Kirchen erbaut und vermutlich St. Gertrudis von Nivelles gewidmet worden. Eine Pfarrei wird in Bodendorf erstmals im Jahr 1282 erwähnt. Der Grundstein der 1872 erbauten Kirche liegt rechts unterhalb des ehemaligen Altarraums. Im einstigen Altarraum steht heute das Taufbecken.


Standort[Bearbeiten]

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Eigentümerin[Bearbeiten]

Katholische Pfarrgemeinde „St. Sebastianus“ Bad Bodendorf

Ausstattung[Bearbeiten]

Ein großer Teil der Innenausstattung der Kirche stammt von dem Kölner Bildhauer, Maler, Gold- und Silberschmied Egino Günter Weinert. Er hat die bronzenen Portale rechts und links des Turms geschaffen, die biblische Motive zeigen, und die ebenfalls aus Bronze gegossenen Griffe der gläsernen Innentüren angefertigt. Ebenso das Weihwasserbecken, das ein Emaille-Motiv zeigt, mit einem blauen Kreuz hinterlegt, und einen tief wurzelnden Baum. Ein Lamm weidet auf einer orangefarbenen Wiese. Im Chorraum hängt ein mit vielen kleinen Bergkristallen geschmücktes Bronzekreuz. Eine Emaille-Intarsie im Zentrum zeigt den gekreuzigten Christus. Ein weiteres Kreuz von Egino Weinert hängt über dem Seitenaltar des Westflügels. Aber auch der Seitenaltar selbst sowie der Hauptaltar stammen von ihm. Ebenso der Tisch zur Gabenbereitung sowie fünf bronzene Hocker mit biblischen Motiven für Priester und Messdiener. Dort ist auch St. Sebastianus, der Schutzpatron der Pfarrkirche, dargestellt. Von Weinert sind außerdem der Ambo, der auf einem Keramikfeld eine biblische Szene zeigt, der Tabernakel, Kreuzwegstationen sowie acht Bronzeleuchter mit Bergkristallen.[1]

St.-Sebastianus-Skulptur[Bearbeiten]

In der Kirche steht eine 120 Zentimeter hohe Plastik ihres Schutzpatrons St. Sebastianus. Max Dannath und Max Busch („Max und Mäxchen“), die in den 1970er-Jahren in Bad Bodendorf lebten, hatten diese 150 bis 200 Jahre alte Statue von einer Italienreise mitgebracht, um sie der Pfarrgemeinde zu stiften. Sie ersetzte eine bis dahin in der Kirche stehende aus Gips gefertigte Sebastianus-Statue. Die drei Holzpfeile der gestifteten Figur waren abgebrochen und entwendet worden. Außerdem hatte der Holzwurm an der Skulptur genagt, und an der Oberfläche hatten sich Staub, Ruß und Wachs abgelagert. Deshalb bedurfte das Standbild einer Aufarbeitung. Die Bonner Restauratorin Katharina Liebetrau entfernte die Schmutzschicht, verfüllte Fehlstellen und Ausfluglöcher von Insekten mit Kitt und retuschierte etliche Fehlstellen. Ein Schnitzer stellte neue Pfeile her, belegte deren Befiederungen mit Blattgold und setzte sie in die Skulptur ein.[2]

Pestkreuz aus dem Jahr 1680[Bearbeiten]

Die Verehrung des heiligen Sebastian in Bad Bodendorf geht auf die Jahre 1666 bis 1672 zurück, wie der damalige Brudermeister Wilhelm Schuld („Schulte Will”) in dem 1981 erschienen Festbuch 300 Jahre St. Sebastianus Bruderschaft Bad Bodendorf' schrieb. 125 der rund 350 Einwohner, die Bodendorf damals zählte, fielen in dieser Zeit der Pest zum Opfer. Aus dem Elend und der Not heraus, die damit verbunden waren, wurde die St.-Sebastianus-Bruderschaft gegründet. Aufgaben dieses Zusammenschlusses von Bodendorfer Männern waren die Versorgung der Pestkranken und die Bestattung der Pesttoten. Vermutlich kümmerte sich die Bruderschaft auch um die Hinterbliebenen von Pesttoten. Als stummen Zeugen dieser Zeit gibt es in der St.-Sebastianus-Kirche heute noch ein Pestkreuz aus dem Jahr 1680. Die Pestbruderschaft hatte sich St. Sebastianus als Patron gewählt, weil er zu dieser Zeit längst als Schutzheiliger gegen die Pest und andere Seuchen etabliert hatte. Sebastians Fürbitte sprach man nämlich das schnelle Erlöschen der Pest im Jahr 680 in Rom zu.

Geläut[Bearbeiten]

Im Zuge der Umgestaltung der Kirche in den Jahren bis 1972 wurde auch der Glockenstuhl vergrößert. Denn das aus der Gießerei Junke in Brilon stammende Geläut mit drei Glocken (Sebastianus-Glocke, 320 kg, 84 cm Durchmesser, Ton h'; Josefs Glocke „Im Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege, Pfarrgemeinde Bodendorf”, 460 kg, 95 cm Durchmesser, Ton b'; Marien-Glocke, 740 kg, 112 cm Durchmesser, Ton fis) wurde um die nun größte vierte Glocke ergänzt: 1800 kg, 140 cm Durchmesser, Ton a. Ihre Inschrift lautet: „Salve regina, Patronin voller Güte, uns allezeit behüte!“ und „Ich wurde gegossen als Paul VI. Papst, Bernhard Rudolf Bischof von Trier, Edmund Schäfer Dechant, Franz Heil Pfarrer von Bodendorf in der Eifeler Glockengießerei Brockscheid“.[3]

Orgel[Bearbeiten]

Die ursprünglich in der Kirche von 1873 an der Turmwand vorhandene Empore, die einer Mitte des 19. Jh. gekauften Orgel mit acht Registern bis zu deren Abbau 1964 Platz bot, wurde im Zuge des Kirchenumbaus abgerissen.[4]

Bis zur Neugestaltung und Erweiterung der Kirche wurden die Gottesdienste von einer Leih-Orgel musikalisch begleitet, die auf einer in die Kirche hinein an den Turm angebauten kleinen Empore stand.[5]

Seit 1980 erklingt die von Prof. Heinz Anton Höhnen entworfene, von der Firma Orgelbau Hugo Mayer aus Hausweiler bei Saarbrücken gebaute und auf 24 Register ausgelegte, mit zwei Manualen, Pedal, acht Setzerkombinationen und 1758 Pfeifen ausgestattete Orgel. Anlässlich ihrer Orgelweihe gab die Pfarrgemeinde „St. Sebastianus“ ein von Hermann Josef Dietrich (Pfarrgemeinderat), Franz Unkelbach (Verwaltungsrat) und Pfarrer Fassbender unterschriebenes zweiseitiges Faltblatt heraus. Die Orgel hat 24 klingende Register und 1758 Pfeifen. An ihrem Standort befanden sich vor dem Erweiterungsbau 1969 der Beichtstuhl und ein kleiner Herz-Jesu-Altar.[6]

Reliquien[Bearbeiten]

In der Kirche werden Reliquiaren - Kreuzpartikel, St. Sebastianus, St. Barbara, St. Konrad von Parzham - aufbewahrt.[7]

Sonstiges[Bearbeiten]

In den ersten Reihen der alten Kirche standen bis in die 1950er Jahre hinein Kniebänke, auf denen die Kinder während des gesamten Gottesdienstes, von der Predigt abgesehen, knien mussten. Nachdem die Zahl der Einwohner in den 1950er- und 1960er-Jahren stark gestiegen war, wurde die Kirche unter Pastor Heil umgebaut und erweitert. Das ehemalige Längsschiff wurde dabei zum Querschiff. Während der dreijährigen Umbauphase feierte die Gemeinde die Gottesdienste in der leerstehenden Produktionshalle der ehemaligen Firma „Werbedruck“. Zu Pfingsten 1972 – 100 Jahre nach dem ersten Bau – konsekrierte der Trierer Weihbischof Dr. Alfred Kleinermeilert die Kirche erneut.

Seit 1971 feiert die Evangelische Kirchengemeinde Remagen-Sinzig alle zwei Wochen in der katholischen Pfarrkirche einen Gottesdienst.

Renovierung 2014[Bearbeiten]

Im Frühjahr 2014 wurde die Orgel repariert; außerdem erhielt die Kirche eine Innensanierung. Die Fenster, die 1972 mit dem Neubau eingesetzt wurden, waren beschädigt. Durch Korrosion waren die Querverbindungen marode geworden, sodass sie ausgetauscht werden mussten. Die zum Ellig hin gelegenen Fenster waren durch mehr als 20 Steinschläge beschädigt worden. Der Pfarrverwaltungsrat plant deshalb, eine Schutzverglasung anzubringen. Außerdem werden an sämtlichen Fenstern Regenablaufrinnen angebracht; sie sollen verhindern, dass weiterhin Wasser ins Mauerwerk eindringt. Gleichzeitig werden Mauerwerk, Putz, Anstrich und Böden saniert. Kerzen, Weihrauch und Heizungsluft haben sie in den vier Jahzehnten seit dem Umbau stark verschmutzt. Die von dem Bildhauer Egino Günter Weinert angefertigten bronzenen Eingangstüren, von denen jede 400 Kilogramm wiegt, sollen aus- und dann mit neuen Schlössern, Scharnieren und Riegeln wieder eingebaut werden. Die Kosten belaufen sich auf etwa 100.000 Euro; 37.000 Euro soll die Orgelreparatur kosten. Die Pfarrgemeinde kommt für die Kosten der Innensanierung in voller Höhe selbst auf, weil das Bistum Trier nur noch Sanierungen im Außenbereich mit 60 Prozent bezuschusst. Die Kosten für die Sanierung deckt die Gemeinde aus dem Verkaufserlös ihrer Immobilie, dem ehemaligen Pfarrhaus am Sebastianusweg, und aus Spenden. In absehbarer Zeit ist auch eine Außensanierung der Kirche notwendig, weil der Stahlbeton zahlreiche Frostschäden aufweist.[8]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Kunst in St. Sebastianus, in: Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf e.V. (Hrsg.): Die Dorfschelle, Heft Nr. 4/2012, S. 10
  2. Quelle: Die Dorfschelle. Notizen für Bürger und Freunde Bad Bodendorfs, 1/2013, Seiten 15 f.
  3. Quelle: 50 Jahre - aus Alt mach Neu - Pfarrkirche St. Sebastianus feiert Goldenes Jubiläum, in: Die Dorfschelle, 4/2022, S. 16 f.
  4. Quelle: Jürgen Haffke: Sinzig-Bad Bodendorf, sinzig-bad-bodendorf.de, gesehen am 27. Mai 2022
  5. Quelle: 50 Jahre - aus Alt mach Neu - Pfarrkirche St. Sebastianus feiert Goldenes Jubiläum, in: Die Dorfschelle, 4/2022, S. 16 f.
  6. Quelle: Jürgen Haffke: Sinzig-Bad Bodendorf, sinzig-bad-bodendorf.de, gesehen am 27. Mai 2022
  7. Quelle: Jürgen Haffke: Sinzig-Bad Bodendorf, sinzig-bad-bodendorf.de, gesehen am 23. Dezember 2022
  8. Quelle: Judith Schumacher: Kirchen-Sanierung kostet 100 000 Euro - Arbeiten an Bad Bodendorfer Gotteshaus sollen bis Freitag vor Palmsonntag fertig sein, in: Rhein-Zeitung vom 10. Januar 2014