Zupforchester Heimersheim

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Das Heimersheimer Zupforchester bei einem Konzert an Pfingsten 2011

„Durch seine zahlreichen Auftritte in Funk und Fernsehen sowie bei heimischen Konzerten ist das Zupforchester zu einem der führenden musikalischen Kulturbotschafter des Kreises geworden“, stellte die Rhein-Zeitung in einem Bericht zum 90-jährigen Bestehen des Mandolinenvereins in ihrer Ausgabe vom 14. November 2013 fest. Neben seiner Stammformation verfügt das Orchester heute über einen großen Kreis von Ehemaligen und befreundeten Musikern aus anderen Orchestern, die die Zupfmusiker von der Ahr immer wieder bei Aufführungen und Konzerten unterstützen.


Leitung[Bearbeiten]

Dominik Hackner

Mitglieder und Ehemalige[Bearbeiten]

Viola Beck (geb. Hackner), Busa, Dominik Hackner, Elio Hackner, Franz Hackner, Ilka Hoffmann, Thomas Hoffmann, Birgit Schäfer (verh. Birgit Flossdorf) (Ihre drei Geschwister spielten ebenfalls Mandoline.), Doris Stutz, Reiner Stutz

Gründung und Entwicklung[Bearbeiten]

Auf Initiative der Hobbymusiker Peter Schäfer und Ferdinand Orthen wurde das Zupforchester im Jahr 1923 als Mandolinenverein „Wanderlust“ in Heimersheim gegründet. Handwerksgesellen und Burschen auf Wanderschaft führten damals häufig eine Mandoline mit sich, die kleiner und handlicher als eine Gitarre war. „Das Mandolinenspiel war aber nicht einziger Vereinszweck, denn durch die Hintertür wollte man so von den französischen Besatzungstruppen die Konzession für das Theaterspiel bekommen“, hieß es am 14. November 2013 in der Rhein-Zeitung (RZ).[1] Das Repertoirse bestand aus Wander- und Volkslied-Bearbeitungen.

Nachdem die Proben im 2. Weltkrieg zum Erliegen gekommen waren, belebte Anton Theis das vereinsmäßige Mandolinenspiel in Heimersheim im Jahr 1948 wieder. Musikalischer Leiter war viele Jahre lang Otto Orthen, Vater des heutigen Bürgermeisters Guido Orthen. Die Aktivitäten des Vereins reichten damals weit über das Musizieren hinaus: Die „Wanderlust“ organisierte in Heimersheim öffentliche Karnevalsveranstaltungen und gestaltete das Weinfest mit.

Im Jahr 1968 wurde Franz Hackner Erster Vorsitzender sowie musikalischer Leiter der „Wanderlust“. Unter seiner Ägide richtete sich der Verein musikalisch neu aus und öffnete sich für neue Spieltechniken. 1970 trat das Orchester dem Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ) bei. Und ab 1972 wurde die Ausbildung der einzelnen Vereinsmitglieder intensiviert. Die Musiker nahmen an Fortbildungsveranstaltungen teil und in Heimersheim selbst wurden Jahr für Jahr Pfingstlehrgänge durchgeführt. Die sollten später zur Tradition werden. Namhafte Zupfmusiker aus der ganzen Welt wurden als Dozenten eingeladen, darunter die Mandolinenvirtuosen Detlef Tewes und Masayuki Kawaguchi. Wichtige Impulse setzten aber auch Prof. Marcel Wengler, der die Pfingstkurse bis 1981 leitete, und Prof. Marga Wilden-Hüsgen aus Aachen; sie erhielt 1992 die Berufung zur ersten Professur für Mandoline in Deutschland. Diese Ausbildung trug ab 1975 Früchte in der Form, dass die Heimersheimer regelmäßig Preise beim Wettbewerb „Jugend musiziert" erzielten.

1970 wurde aus dem Verein heraus ein von Franz Hackner geleiteter Frauenchor gegründet. Dem gehörten vor allem Mütter von Kindern an, die im Zupforchster musizierten.

Seit 1972 gibt das Orchester - zusammen mit Solisten aus dem In- und Ausland - Jahr für Jahr am Pfingstwochenende im Theatersaal des Seniorenwohnstifts „Augustinum“ in Bad Neuenahr ein Konzert.

Ab 1974 gab es innerhalb des Zupforchesters mehrere Spielgruppen. In dieser Zeit übernahm Elio Hackner von seinem Vater Franz Hackner die musikalische Leitung des Zupforchesters. Gregor Schürer schrieb in einem Vereinsporträt:

Der Sohn des bisherigen Leiters setzte wesentliche Impulse für die Zupfmusik in der Stadt, im Kreis Ahrweiler und in ganz Rheinland-Pfalz. Unter seiner Führung suchte das Ensemble neue Wege in der Zupfmusikliteratur und wandte sich weitgehend von der italienisch, romantisch geprägten Tremolomusik der Zwanziger und Dreißiger Jahre ab. Durch die neu erlernten Spieltechniken war es nun möglich, sich auch der zeitgenössischen Mandolinenmusik zu widmen.[2]

Als im Jahr 1980 der Landesverband Rheinland-Pfalz des Bundes Deutscher Zupfmusiker (BDZ) gegründet wurde, war Elio Hackner einer der Initiatoren. Drei Jahre später wurde das Zupforchester Rheinland-Pfalz gegründet, dessen Kern das Heimersheimer Zupforchester bildete. Elio Hackner war der erste musikalische Leiter dieses Landesorchesters; diese Amt hatte er bis 1987 inne.

Seit Anfang der 1980er-Jahre nennt sich der Klangkörper, der nun regelmäßig auch an Orchester-Wettbewerben teilnahm, „Zupforchester Heimersheim“. Die Heimersheimer errangen in den Jahren 1983, 1988, 1993 und 1998 erste Preise beim internationalen Mandolinenorchester-Wettstreit in Jülich-Koslar sowie den ersten Preis beim 1. deutschen Orchesterwettbewerb 1986. Eine Vielzahl von Hörfunk- und Fernsehauftritten bei SWR, ZDF u.a. folgte.

1990 übernahm Dominik Hackner von seinem älteren Bruder Elio die musikalische Leitung des Orchesters. Das Zupforchester wirkte an zahlreichen CD-Produktionen mit und tourte bei Konzertreisen durch Europa, nach Israel und Japan. Trotzdem gaben die Zupfmusiker nie die Konzerttätigkeit in ihrer Heimatstadt auf, zum Beispiel im Augustinum und in der Pfarrkirche St. Mauritius. Die Erlöse von Konzerten daheim wurden dabei häufig für kirchliche oder karitative Zwecke zur Verfügung gestellt. Ab 1990 sammelte das Orchester für die Anschaffung einer neuen Orgel für die Heimersheimer Pfarrkirche „St. Mauritius“. Außerdem begleiteten die Zupfmusiker zahlreiche Feierstunden der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ab 2000 gab das Orchester regelmäßig Porträtkonzerte, bei denen zeitgenössische Komponisten vorgestellt wurden - im Jahr 2001 war das Herbert Baumann, und 2002 gab das Orchester ein Konzert zu Ehren der Verlegerin und Komponistin Elke Tober-Vogt. Etliche Komponisten widmeten dem Orchester und seinem musikalischen Leiter Werke, die von ihnen dann uraufgeführt wurden.

Mit einem festlichen Konzert im großen Saal des Seniorenwohnstifts Augustinum Bad Neuenahr feierte das Zupforchester am Sonntag, 17. November 2013, ab 17 Uhr sein 90-jähriges Bestehen. Auf dem Programm standen Werke von Richter, Hoffstetter, Schwaen und Mezzacapo. Das Orchester hatte zu dieser Zeit sieben Mitglieder, die aus Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie Mayen und Gevelsberg stammen. Geleitet wurde es von Dominik Hackner, der zugleich Vorsitzender war.

Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurden große Teile des Vereinsarchivs vernichtet. Nach dreijähriger Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie und Hochwasserkatastrophe startet das Zupforchester im Frühjahr 2023 wieder mit der Probenarbeit. An Pfingsten 2023, im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens, treten die Zupfmusiker wieder im „Augustinum“ auf. Dort wollen sie die vorangegangenen Jahrzehnte Revue passieren lassen und konzertante Zupfmusik von der Renaissance bis zur Moderne aufführen. Werke von Telemann, Vivaldi, Behrend und vielen anderen mehr stehen auf dem Programm. Der Heimersheimer Schriftsteller Gregor Schürer umrahmt die Musikstücke wieder mit Texten aus eigener Feder. Der Eintritt ist frei. Um Spenden für Notenmaterial wird gebeten.

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

facebook.com: Zupforchester des Mandolinenvereins Heimersheim e.V. - Dominik Hackner

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Mandolinenverein feiert Geburtstag - Seit neuen Jahrzehnten wird in Heimersheim die gezupfte Musik gepflegt – Konzert am 17. November, in: Rhein-Zeitung vom 14. November 2013
  2. Quelle: Gregor Schürer: Eine „vielsaitige" Visitenkarte: Das Zupforchester Heimersheim – ein musikalischer Botschafter des Ahrkreises, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2004