Obertor Ahrweiler

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Die Innenseite des Obertores
Die Innenseite des Obertors von der Schützbahn aus gesehen
Historische Fotografie.
Relief der heiligen Ursula, der Schutzpatronin des Tores und der Oberhut an der Tor-Innenseite
Auf der Außenseite wurden sieben Steinkugeln eingemauert.
Für die Sanierung eingerüstet
nach der Sanierung. 2023

Das 20,50 Meter hohe Obertor ist – neben Nieder-, Ahr- und Adenbachtor – eines der insgesamt vier im Jahr 1297 erstmals schriftlich belegten Stadttore sowie Teil der Stadtmauer und damit der Stadtbefestigung von Ahrweiler. Nach dem Nachbarort Walporzheim wird es auch „Walporzheimer Tor“, der ehemaligen Wüstung Gisenhoven entsprechend auch „Gesemer Porz“ oder auch „Westtor“ genannt. Das dreigeschossige Turmtor mit auskragendem Obergeschoss, vier Ecktürmchen und Walmdach steht im Westen der Stadt und ist der Heiligen Ursula gewidmet, die zugleich Pastronin der Oberhut ist.


Standort[Bearbeiten]

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Sonstiges[Bearbeiten]

Im zweiten Obergeschoss des Spitzbogentores befindet sich grabenseitig rechts ein Abort-Erker. Außerdem befindet sich dort eine Vitrine mit einer Skulptur der St. Ursula, der Schutzpatronin der Oberhut von Ahrweiler und des Tores. Auf der Tor-Innenseite befindet sich ein St.-Ursula-Relief aus Basalt, das Jahr für Jahr am Namenstag der Schutzpatronin am 21. Oktober mit einer Girlande aus mit weißen Rosenblüten verzierten Tannenzweigen eingefasst wird.


Als Überbleibsel der Belagerung Ahrweilers durch Truppen des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz im Jahr 1474 sind heute an der Westseite des Tores, nach Walporzheim hin also, historische Kanonenkugeln aus Stein in die Wand eingemauert. Direkt über dem Spitzbogen des Durchganges sind drei von ihnen zu erkennen, und wer den Blick noch weiter nach oben richtet, kann direkt unter dem ausgekragten Obergeschoss vier weitere entdecken, insgesamt also sieben Kugeln. Auf einer (fehlerhaften) bronzenen Infotafel an der Südseite heißt es zum Obertor:

Westlicher Torturm der Stadtbefestigung des 13.-15. Jahrhunderts, viergeschossig mit ausgekragtem Obergeschoss, vier Ecktürmchen und spitzem Walmdach. Außen Spitzbogentor, Fallgitterschlitz, Pechnase, drei eingemauerte Steinkugeln zum Gedenken an die Belagerung durch die burgundischen Truppen Karls des Kühnen 1476, Figur der Hl. Ursula mit Schutzmantel, Patronin der Oberhut.

Von oben nicht sichtbar, unterquert der Mühlenteich Bad Neuenahr-Ahrweiler im Bereich des Obertores die Stadtbefestigung und fließt in die Innenstadt. Damit Angreifer nicht durch den Graben in die Stadt eindringen konnten, war dieser Bereich mit Eisengittern geschützt. In Krisen- und Kriegszeiten wurde an dieser Stelle außerdem der aus vier Segmenten bestehende Stadtgraben mit Wasser geflutet.

Chronik[Bearbeiten]

Bauhistorische Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass das Obertor zwischen 1254 und 1267 gebaut wurde. Bis zur Belagerung Ahrweilers durch Truppen des Kölner Erzbischofs Ruprecht von der Pfalz im Jahr 1474 war das Obertor ein Dreimauertor, also zur Stadt hin offen, wie es heute noch der nicht weit entfernte Bitzenturm ist. Erst um 1500 wurde in das Obertor eine Innenmauer eingebaut; die Nähte kann man noch heute gut mit bloßem Auge erkennen. An der Tor-Außenseite befinden sich ein Spitzbogentor mit Fallgitterschlitz sowie eine Pechnase.

Der Turm hat neben seinen steinernen Außenmauern lediglich einen hölzernen Innenausbau über drei Stockwerke, die über Leitern zu erreichen sind. Der einzige Zugang zum Tor führt durch die Wohnung und über die Terrasse eines auf der Tor-Nordseite stehenden ebenfalls historischen privaten Wohngebäudes, des Peter-Friedhofen-Hauses.

Sanierung 2020/21[1][Bearbeiten]

Nach mehreren Ortsterminen gab die Generaldirektion kulturelles Erbe als oberste Denkmalschutzbehörde in Rheinland-Pfalz im Frühjahr 2019 grünes Licht für die Sanierung des Obertores. Zu dieser Zeit hatte das Bauwerk bis zu acht Zentimeter breite Risse, die vorwiegend von innen an der Südostwand und im Gewölbe über der Durchfahrt sichtbar geworden waren und die die Standsicherheit des historischen Turmes bedrohten. In einem schlechten Zustand befanden sich auch die Einbauteile der Fassade wie Konsolen und Blendbögen sowie die Dacheindeckung, wie Bürgermeister Guido Orthen am 15. April 2019 dem Hauptausschuss der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sagte. Die Sanierung, die mit 386.000 Euro veranschlagt wurde, unterlag strengen Auflagen. Die Stadt rechnete mit einer Landesförderung von bis zu 75 Prozent. Im Zuge der Sanierung soll die Fassade mit einem Ankersystems statisch gesichert werden. Fehlende Steine sollen passend zum Bestand ersetzt, loser oder falscher Fugenmörtel durch Fugensaniermörtel ersetzt werden. Dacheindeckung, Holzschalung und Schiefereindeckung sollen erneuert und die Gesimse saniert werden. Der Baubeginn war damals für das Frühjahr 2020 geplant.

Tatsächlich wurde aber erst im Oktober 2020 mit der Einrüstung des Tores begonnen. Im Zuge der Sanierung würden die Risse beseitigt, „die einfach durch die Zeit und nicht etwa durch Senkungen durch den direkt nebenan fließenden Mühlenteich entstanden sind“, berichtete Bautechnikerin Sybille Laubner aus der Abteilung Gebäude- und Grundstücksmanagement der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das berichtete die Rhein-Zeitung (RZ) am 31. Oktober 2020, kurz nach Beginn der Sanierung. Insbesonders auf der Südseite des Tores, auf der durch die Sonne die Kälte-Wärme-Spannung am größten ist, hätten sich bis zu 18 Millimeter breite Risse entwickelt, die durch die gesamte Höhe des Bauwerks laufen. Auch die noch heute gut erkennbaren Nahtstellen, die durch den Einbau der zur Stadtmitte hin gelegenen Mauer entstanden, seien ebenso Problemstellen wie die beiden Fußgänger-Durchgänge, die in den Jahren 1905 und 1935 rechts und links des Tores gebrochen wurden. Dem Obertor fehlen – anders als dem Ahr- und dem Niedertor – steinerne Zwischendecken, die zusätzliche Standsicherheit geben könnten. Die für die Sanierung veranschlagten etwa 386.000 Euro würden bis zu 80 Prozent aus Mitteln der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz sowie die Stadtsanierung getragen, berichtete die RZ weiter. Die Sanierung soll in drei Phasen gegliedert werden:

  1. Während der von außen nicht sichtbaren ersten Sanierungsphase werde das Tor statisch ertüchtigt. Dazu bringt eine Spezialfirma aus Ilmtal an der Weinstraße 16 Bohrungen von zehn Zentimetern Durchmesser in das Mauerwerk ein. Darin sollen 16 Anker verpresst werden, die den Zweck haben, die Standsicherheit des Bauwerk wiederherzustellen. „Dabei wird das Mauerwerk nicht zusammengezogen, um die Risse zu schließen, sondern der derzeitige Stand soll erhalten bleiben und gefestigt werden“, berichtete Jochen Tarrach in der RZ.
  2. Im Frühjahr 2021 solle die zweite Sanierungsphase beginnen, die die Sanierung von Dach und Dachunterkonstruktion umfasst. Dabei würden auch alle übrigen Holzbereiche begutachtet und, falls nötig, in Kleinflächen saniert.
  3. Im Rahmen der dritten Sanierungsphase, die im Sommer 2021 abgeschlossen werden soll, werden die Fugen des Bruchstein-Mauerwerks saniert und abgebröckelte Steine ersetzt. Weil der historische Steinbruch nicht mehr besteht, werden dazu Bruchsteine aus der Gegend um Mayen/Mendig verwendet.


Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurden im Sockelbereich des Tores Fugen ausgespült.

Weitere Bilder[Bearbeiten]

St.-Ursula-Vitrine[Bearbeiten]

Sanierung 2022[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Günther Schmitt: Stadtbefestigung Ahrweiler: Ahrweiler Obertor soll saniert werden, general-anzeiger-bonn.de vom 17. April 2019, und Jochen Tarrach: Anker sollen Obertor Stabilität zurückgeben – Sanierungsarbeiten am historischen Bauwerk in Ahrweiler haben begonnen, in: Rhein-Zeitung vom 31. Oktober 2020