Mühlenteich Ahrweiler

Aus AW-Wiki

Die ehemalige Schicks-Mühle. Hinten rechts ist das Obertor von Ahrweiler zu sehen.
Gut in Schuss: die Blankartsmühle innerhalb der Stadtmauer von Ahrweiler
Hinten links, hinter der Hauptgeschäftsstelle der Kreissparkasse Ahrweiler in Ahrweiler, kommt der Mühlenteich wieder zum Vorschein, nachdem er sich an der Blankartsmühle entzogen hat, um unsichtbar unter dem Marktplatz, unter der Niederhutstraße und unter dem Niedertor hindurch zu fließen.
Die Reutersmühle kurz vor ihrem Abriss in den 1960er Jahren
An die Hochgürtel-Mühle in Hemmessen erinnert heute nur noch das Mühlrad.
Unterhalb der Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr mündet der Mühlenteich wieder in die Ahr.
Mühlenteich - Heinz Grates (87).jpg
Bbz lbn persp 2.jpg

Der Mühlenteich Bad Neuenahr-Ahrweiler, den Philipp Bichler, ein Neuenahrer Original, einmal „de fleißije Baach“ (der fleißige Bach) nannte, wird im Jahr 1051 erstmals erwähnt. Der Verlauf dieses auf der linken Ahr-Seite fließenden von Menschenhand geschaffenen Gewässers ist bereits seit etwa 1200 in seiner heutigen Form nachweisbar. Das heißt, dass der Mühlenteich älter ist als die Stadtbefestigung von Ahrweiler. Das erklärt auch den aus heutiger Sicht eigenwilligen Verlauf dieses künstlich angelegten Fließgewässers innerhalb des Stadtkerns von Ahrweiler. Es ist anzunehmen, dass der Mühlenteich innerhalb der Stadtmauern einen anderen Verlauf als den heutigen hätte, wenn er mit oder nach dem Bau der Stadtbefestigung geplant und angelegt worden wäre. Im Mittelalter trieb der Mühlenteich in der Gemarkung Ahrweiler sieben Mühlen an, von denen die meisten zu in Ahrweiler stehenden Kloster- oder Adelshöfen gehörten. Die Gerbereien entlang der heutigen Niederhutstraße nutzten das Wasser des Mühlenteichs und entließen ihre Abwässer in den Mühlengraben. Auch für die Brandbekämpfung war der Mühlenteich wichtig. Und in Kriegs- und Krisenzeiten wurde mit dem Wasser des Mühlenteichs der bis zu 30 Meter breite und bis zu acht Meter tiefe Graben gefüllt, der die Stadt umgab. Für Ausbesserungsarbeiten wurde der Mühlenteich jährlich zwei Wochen lang trockengelegt.


Abzweigung von der Ahr[Bearbeiten]

Das Wasser für den Ahrweiler Mühlenteich wird oberhalb des Walporzheimer Wehres von der Ahr abgeleitet.

Die Karte wird geladen …

Wiedereinmündung in die Ahr[Bearbeiten]

Die Karte wird geladen …

Daten[Bearbeiten]

Länge: etwa 4,5 Kilometer

Höhenunterschied: 14 Meter

Gefälle: 0,3 Millimeter pro Meter

Durchflussmenge: ? Kubikmeter pro Sekunde

Funktionen[Bearbeiten]

Der Mühlenteich erfüllte einst fünf Funktionen:

  1. Er trieb 12 Getreide-, Öl-, Lohe- und Knochenmühlen an.
  2. Er lieferte Brauchwasser, z.B. für die Gerber an der Niederhutstraße in Ahrweiler.
  3. Er diente als Kloake, beispielsweise für die Gerbereien.
  4. Er lieferte Löschwasser (Vor jedem Haus stand eine Löschwasserbütt. Der Mühlenteich musste auch im Winter eisfrei gehalten werden.)
  5. In Krisen und Kriegszeiten lieferte er Wasser für den Stadtgraben als Teil der (Stadtbefestigung Ahrweiler).

Verlauf[Bearbeiten]

Der Mühlenteich zweigt am Fuß des Kalvarienbergs, nördlich einer Wehranlage „Auf der Klausen“ am Anfang der Leywoog von der Ahr ab. Mit der Wasserkraft des Mühlenteichs wurde zuletzt noch ein Stromgenerator angetrieben, der sich im 2021 abgerissenen Gebäude der ehemaligen Pfahl'schen Mühle südwestlich des Hauptgebäudes der Dr. von Ehrenwall’sche Klinik befand. Mit dem dort erzeugten Strom wurden früher die Klinik, aber auch die Elektrische gleislose Bahn Ahrweiler versorgt.

Von dort fließt der Mühlenteich an der Nordseite der Dr. von Ehrenwall’sche Klinik vorbei, wo er früher die Schicks-Mühle antrieb, von der heute nur noch ein Mühlrad zu sehen ist. Etwa 200 Meter weiter östlich verschwindet der Mühlenteich unter der Erdoberfläche, um unterirdisch unter dem Obertor von Ahrweiler hindurch zu fließen. Im Mittelalter befand sich in diesem Bereich der Wassereinlass in den Stadtgraben. Damit Angreifer nicht durch den Mühlenteich in die Stadt eindringen konnten, floss der Mühlenteich dort durch ein eisernes Gitter.

Nachdem der Mühlenteich von Nordwesten nach Südosten das Obertor unterquert hat und wieder ans Tageslicht kommt, passiert er den Rodderhof, zu dem früher eine Mühle gehörte. Dann fließt er offen an der Schützbahn, der nach ihm benannten Straße Auf dem Teich und der ebenfalls nach ihm benannten Straße Auf der Rausch entlang. Das Gebäude der ehemaligen Blankartsmühle dient heute als Wohnhaus. Das eiserne Mühlrad ist aber noch intakt. Von dort fließt der Mühlenteich unterirdisch an der Südseite des Marktplatzes entlang durch die Niederhutstraße. Bis ins 19. Jahrhundert hinein floss der Mühlenteich offen durch die Niederhutstraße, an der sich im Mittelalter Gerbereien befanden. Heute fließt der Mühlenteich jedoch unterirdisch unter der Niederhutstraße. Um an seinen früheren Verlauf zu erinnern, wurden dort beim Umbau der Niederhutstraße zu der am 20. Mai 1976 eröffneten Fußgängerzone zwei Wasserbecken eingebaut, die jedoch nicht mit dem unterirdisch fließenden Mühlenteich verbunden sind.

Etwa 20 Meter bevor der Mühlenteich das Niedertor unterquert, stand früher die Torschänke „Zum gemütlichen Jakob“ Ahrweiler. Als sie in den 1970er oder 1980er Jahren brannte, verwendete die Freiwillige Feuerwehr Ahrweiler, weil kein Hydrant in der Nähe war, zum Löschen Wasser aus dem Mühlenteich. Bis dahin kursierende Pläne, den Mühlenteich zuzuschütten, wurden daraufhin verworfen.[1]

Wenige Meter nachdem der Mühlenteich das Niedertor unterquert hat, mündet der aus Richtung Nordwesten kommende Adenbach unter dem Verkehrskreisel am Ahrweiler Niedertor, also unterirdisch, in den Mühlenteich ein. Erst etwa 100 Meter weiter Richtung Bad Neuenahr, auf dem Gelände der Hauptstelle der Kreissparkasse Ahrweiler, kommt der Teich wieder ans Tageslicht.

Auch die Teichstraße in Hemmessen verdankt dem Mühlenteich ihren Namen.

Unterhalb der Maria-Hilf-Brücke Bad Neuenahr, etwa 4,5 Kilometer unterhalb des Abzweigs, mündet er wieder in die Ahr ein.

Ehemalige Mühlen entlang des Mühlenteichs[Bearbeiten]

Mühlenordnung[2][Bearbeiten]

Der Mühlenteich und die Mühlen waren für die Stadt derart wichtig, dass die Stadtordnung (Polizeiordnung) einen eigenen Artikel über die Mühlen enthielt:

  1. Wenn an den Wehren oder Teichen Reparaturarbeiten nötig sind, soll der (städtische) Mühlenmeister, der von Bürgermeister, Schöffen und Rat ernannt wird, abends den Müllern ankündigen lassen, dass sie am folgenden Morgen zur angegebenen Uhrzeit mit ihren Werkzeugen zu erscheinen haben, um die nötigen Arbeiten durchzuführen. Wer daheim bleibt und ungehorsam ist, soll einen halben Goldgulden Strafe zahlen.
  2. Wenn der Mühlenmeister anordnet, Pferde mitzubringen, die Müller diesem Befehl aber nicht nachkommen, zahlen sie einen Goldgulden Strafe.
  3. Keiner soll, weder Bürger noch Müller, den Teich oben oder unten leerlaufen lassen ohne Vorwissen des Bürgermeisters und des Mühlenmeisters.
  4. Wenn ein Müller an seiner Mühle dringende Reparaturarbeiten durchzuführen hat, soll der Mühlenmeister dies dem Bürgermeister anzeigen. Nach Prüfung kann der Bürgermeister erlauben, den Teich trockenzulegen.
  5. Wenn ein einheimischer Bürger an dem Teich zu bauen hat oder wenn er diesen dringend trockenlegen muss, so soll er dies nicht ohne vorherige Bewilligung des Bürgermeisters und des Mühlenmeisters tun. Wer aber den Teich nach eigenem Gutdünken trockenlegt, soll zwei Goldgulden, je zur Hälfte dem Bürgermeister und dem Mühlenmeister und den Müllern, zahlen. Wenn der Teich repariert oder gefegt wird, soll kein Müller oder Bürger ohne Vorwissen des Bürgermeisters, Baumeisters und Mühlenmeisters den Teich füllen, es sei denn, der Teich ist zuvor gefegt worden.
  6. Wenn jemand Reifen oder Latten im Teich weichen will, so soll er sie unterhalb des Mühlrades in den Teich legen. Die ungebundenen Reifen und Latten und solche Sachen soll man längst des Teiches legen oder hängen und nicht quer. Handelt jemand gegen diese Vorschrift, so soll sich der Mühlenmeister die Sache ansehen. Will der Täter aber nicht hören oder lässt er seine Sachen über Nacht im Teich, so soll er wegen Ungehorsams eine Strafe von einem Goldgulden, zur Hälfte an den Bürgermeister und zur Hälfte an den Mühlenmeister und die Müller, zahlen.
  7. Das Korn, das an den hohen Festtagen und Sonntagen, ebenso am Vorabend des Marienfestes und des Festes der Apostel, im Mahltrichter aufgeschüttet worden ist, darf der Müller bis zur Marienglocke noch ausmahlen, länger aber nicht. An denselben Tagen darf kein Müller Getreide holen und es mahlen. Aber nach geläuteter Marienglocke können die Müller mahlen. Wer dagegen verstößt, soll der oben genannten Strafe verfallen sein.
  8. Kein Müller soll von einem Malter Frucht mehr als ein Mühlfass Mahllohn haben, wie es seit alters her Brauch ist. Die Strafe beträgt zwei Goldgulden.
  9. Jeder Müller soll seine Lersen[3] haben. Wann immer der Mühlenmeister im Winter den Müllern befiehlt, das Eis aufzuschlagen und die Wehre zu schließen, so sollen sie alsbald gehorsam sein und folgen. Der Mühlenmeister und die Müller sollen mit Fleiß darangehen, dass das Eis in gegebener Zeit gehauen, gebrochen und hinweggeschwemmt wird, dass Wehr und Teich in gutem baulichen Zustand gehalten werden. Der Mühlenmeister und die Deichherren sollen dafür sorgen wie seit alters her, damit die Müller in diesem Punkt nicht säumig werden und den Bürgern dadurch Schaden und Verdruss entsteht. Werden aber die Müller hierin nachlässig befunden, soll es Bürgermeister, Schöffen und Rat erlaubt sein, die Übeltäter nach der Schwere ihrer Tat und des Ungehorsams zu strafen, aber nicht über sechs Goldgulden.
  10. Falls unter den Müllern Unruhe entsteht wegen der Unklarheit ihrer Pflichten, sollen sie vor Bürgermeister, Schöffen und Rat in Ahrweiler gerufen werden. Hier wird die Sache entschieden.
  11. Wann immer der Mühlenmeister die Müller zu einer Unterredung oder Beratung zusammenruft, soll dies auf dem Blankenheimer Hof geschehen. Wegen der Wehre oder des Teiches sollen die Müller zur Giesemer Brücke bestellt werden.
  12. Jedem Müller, der neu anfängt und aufgenommen wird, sollen der Bürgermeister und der Mühlenmeister die oben genannten Punkte vorlesen. Der neue Müller soll geloben, diese Punkte zu befolgen und sie zu halten.
  13. Kein Müller soll über fünf Hühner und einen Hahn halten und aufziehen, sonst ist das Federvieh dem Rat neben einer weiteren Gebühr zur Strafe verfallen.

Aus dem Jahr 1731 erfahren wir beispielsweise, dass die Müller nachlässig waren und die Stadt in höchste Gefahr gebracht haben, weil sie den Mühlenteich hätten zufrieren lassen. Bei einem Brand hätte die Stadt in Schutt und Asche fallen können, da kein Löschwasser vorhanden war. Der Rat verpflichtet die Müller bei Verlust von Hab und Gut, den Teich - auch bei großer Kälte und hartem Eis - so weit wie möglich offen zu halten. Dazu sollten sie Wasser- und Eisstiefel haben.

Chronik[Bearbeiten]

Am 22. Mai 2017 wurde an der Einmündung des Mühlenteichs in Bad Neuenahr in die Ahr eine Infotafel aufgestellt, die über Verlauf und Bedeutung des kleinen Fließgewässers informiert. Bürgermeister Guido Orthen dankte bei einem Vor-Ort-Termin Ideengeber Horst Felten und den übrigen Mitwirkenden. Hubert Rieck hatte zusammen mit Felten den Text formuliert; der Designer Norbert Schmitt sorgte für das Layout. Auf der Tafel heißt es:

An dieser Stelle mündet der Mühlenteich in die Ahr. Als „Teich“ oder „Deich“ bezeichnet man im Rheinland nicht nur ein stehendes, sondern auch ein Fließgewässer, das von einem Fluss abgeleitet wird und Mühlen antreibt. So wird der hiesige Mühlenteich in Walporzheim unterhalb des Klosters Calvarienberg von der Ahr abgeleitet.[4] Er fließt ober-, zum Teil aber auch unterirdisch mitten durch den Stadtteil Ahrweiler und mündet hier im Stadtteil Bad Neuenahr nach ca. 4,5 km in die Ahr. „De fleißije Baach“ – so nannte das Neuenahrer Original Philipp Bichler den Mühlenteich – diente als natürliche Antriebsquelle für zahlreiche Wassermühlen (u.a. Getreide-, Öl-, Pulver- und Knochenmühlen) auf dem jetzigen Gebiet der Stadt Bad Neuenahr–Ahrweiler. So steht unweit von dieser Stelle am Rande des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Parks (Herderweg/Teichstraße) ein von der Bürgergesellschaft Hemmessen restauriertes Mühlenrad der ehemaligen „Hochgürtel-Mühle“. In diesem Bereich lieferte der Mühlenteich auch für diverse damalige Badeanstalten das Wasser. Der Mühlenteich trieb insbesondere in der mittelalterlichen Stadt Ahrweiler zahlreiche Mühlen an.

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 bestand die Wehranlage oberhalb von Ahrweiler zwar in großen Teilen noch. Der Mühlenteich entlang des Fußwegs Herrestorffstraße war jedoch stark beschädigt worden. Deshalb wurde dieser Abschnitt von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes entrümpelt und instandgesetzt. Bis Sommer 2022 ist ein provisorisches Einlaufbauwerk eingebaut worden. Deshalb könne in den obersten Teilstück des Mühlenteiches bald wieder Wasser eingeleitet werden, teilte die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler am 12. Juli 2022 mit. Auf Höhe der vom Hochwasser zerstörten ehemaligen Ursulinenbrücke werde das Wasser aber zunächst wieder in die Ahr geleitet. Der Mühlenbach-Abschnitt, der durch die Altstadt von Ahrweiler fließt, sei zwar in gutem Zustand, doch müssten dort vor einer Wiederinbetriebnahme noch Müll und Gestein entfernt werden. Dies gelte auch für den Abschnitt bis zum Ahreinlauf in Höhe der Georg-Kreuzberg-Straße in Bad Neuenahr. Dennoch seien „dort noch einige Arbeiten notwendig“: Die Böschungen müssten dort wiederhergestellt und die Teichsohle aufgeschüttet werden.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal „Mühlen im Kreis Ahrweiler“

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quellen: Thomas Weber: 125-jähriges Bestehen: Ahrweiler Feuerwehr feiert an drei Tagen, general-anzeiger-bonn.de vom 26. Juni 2013, u.a.
  2. Quellen: Hans-Georg Klein: Die Mühlen von Ahrweiler (vierteilige Serie), in: Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler, Folge 1, Ausgabe 18/2012 vom 2. Mai 2012, und ders.: Summa summarum - Anmerkungen zur Geschichte der kurkölnischen Mithauptstadt Ahrweiler, 372 Seiten, Ahrweiler 2021, Seite 279 ff.
  3. Quelle: hohe Wasserstiefel
  4. Das Kloster wurde zwischenzeitlich geschlossen