Winzergenossenschaft Walporzheim eG

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Das Genossenschaftsgebäude
Winzergenossenschaft Walporzheim 2.jpg
Schutzpatron St. Josef mit dem Jesuskind in einer Nische in der Fassade des Genossenschaftsgebäudes
Fassadendetail.
Winzergenossenschaft Walporzheim 3.jpg
Diese Kapelle bauten Genossenschaftsmitglieder zur Erinnerung an Mitgründer Peter Josef Gies.

Die am 19. März 1871 gegründete Winzergenossenschaft Walporzheim eG ging im Herbst 2009 in die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr eG auf. Das ehemalige Genossenschaftsgebäude an der Walporzheimer Straße 173 in Walporzheim wird seit 2010 von der Weinmanufaktur Walporzheim genutzt.


Ehemaliger Standort[Bearbeiten]

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Kennzahlen[Bearbeiten]

  • 1918: 103
  • 1964: 137
  • August 2000: 110 Mitglieder bewirtschaften 20 Hektar Rebfläche
  • Dezember 2004: 91 Mitglieder
  • Oktober 2008: 18 Hektar Rebfläche
  • August 2009: 93 Mitglieder - 1,6 Hektar genossenschaftseigene Weinberge, die Mitglieder besitzen zusammen 15 Hektar

Chronik[1][Bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Dass an den Südhängen von Walporzheim Wein angebaut wurde, ist bereits für die Zeit der Ordensbesiedlungen beurkundet. Klöster und Adelsherren waren zunächst die Besitzer. Im Güter- und Abgaberegister der Abtei Prüm aus dem Jahr 893 heißt es: In Walporzheim haben wir großen Weinbergbesitz und dort wächst ein vorzüglicher Wein.

Die Erzbischöfe von Köln und Trier beurkunden 1210 ebenfalls, dass sie in Walporzheim Weinbergsbesitz haben.

Durch die Säkularisation 1804 während der französischen Zeit kam der Weinbergsbesitz der Klöster, Kirchen und Adelsherren in die Privathände der Dorfbewohner und Winzer, und ihre Erzeugnisse fanden guten Absatz. Auswärtige Händler kamen an die Ahr, kauften die Weine und zahlten gutes Geld dafür. Deshalb war die Existenz der Winzer bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus gesichert.

Aber nach 1860 verschlechterte sich die Lage der Ahrwinzer von Jahr zu Jahr. Einheimischen Weinhändler sprachen sich untereinander ab, so dass sie niedrige Preise durchsetzen konnten. Die Existenzen der Winzer gerieten dadurch in Gefahr - bis sie zur Selbsthilfe griffen und Vereine gründeten, die die Vermarktung und bald auch den kellertechnischen Part übernahmen.

Gründung und Entwicklung[Bearbeiten]

Die direkt nach dem Krieg 1870/71 gegründete Winzergenossenschaft Walporzheim war die erste Winzergenossenschaft im heutigen Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler und - nach der drei Jahre zuvor gegründeten Winzergenossenschaft Mayschoß - die zweite Winzergenossenschaft an der Ahr. Insbesondere der Winzer Heinrich Pollig und der Lehrer Peter Josef Gies hatten sich für diese Gründung eingesetzt. Gies hatte während seiner Lehrzeit in Neuwied die Gründung eines „Landwirtschaftsvereins“ durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen miterlebt. Nachdem er nach Walporzheim zurückgekehrt war und dort die Not der Winzer unmittelbar miterlebt hatte, entschloss er sich, Raiffeisens Idee durch die Gründung eines Winzervereins umzusetzen. Fortan widmete er nahezu seine gesamte Freizeit dem Aufbau dieser Genossenschaft. Franz Bresgen war den beiden Initiatoren insbesondere beim Entwurf der Statuten behilflich, die sich an das Genossenschaftsgesetz von 1868 anlehnten.

Heinrich Pollig gelang es, eine Anzahl von Walporzheimer Winzern für die Neugründung zu interessieren, so dass bei der Gründungsversammlung am 19. September 1871, dem Festtag des Genossenschaftspatrons St. Josef, 40 Mitglieder das Statut unterschrieben. In den Vorstand wurden gewählt:


Der „Winzerverein zu Walporzheim“ setzte sich zunächst lediglich „den Verkauf selbstgezogener reiner Naturweine zum Ziel“ und wurde nur auf drei Jahre gegründet. Um die Hilfe Gottes für eine gedeihliche Arbeit des Vereins zu erflehen, sollte am Jahrestag der Gründung jedesmal eine heilige Messe gelesen werden.

Die Schwierigkeiten, mit denen der Verein anfangs zu kämpfen hatte, waren ungeheuer groß. Wie sollte die Genossenschaft die für den Betrieb notwendigen Geldmittel erlangen? Die fünf Silbergroschen, die jedes Mitglied bei seinem Eintritt zu zahlen hatte, halfen der Genossenschaft kaum. Ein Versuch, von der Kreissparkasse Ahrweiler ein Darlehen zu erhalten, schlug fehl, obwohl die unbeschränkte Haftung der Mitglieder genügende Sicherheit geboten hätte. Dass es an Unterstützung durch die wenige Jahre zuvor gegründete Kreissparkasse mangelte, lag daran, dass ihr Vorstand zumeist aus Weinhändlern bestand, denen die neue Eigenständigkeit der Winzer missfiel. Die Weinhändler brachten den Verein aber auch bei anderen möglichen Kreditgebern derart in Misskredit, dass seine Versuche fehlschlugen, Geld von Privatleuten zu leihen. So halfen sich die Walporzheimer Winzer zunächst damit, dass drei seiner Mitglieder bei der Kreissparkasse als Privatleute je 200 Taler entliehen, die sie dem Verein dann zur Verfügung stellten. Und Lehrer Gies gelang es, in Verbindung mit einem Amtsgenossen, dem Lehrer Mönch aus Holzweiler, Vater des ehemaligen Trierer Weihbischofs Antonius Mönch, vom Holzweiler-Ringener Darlehnskassenverein ein größeres Darlehen von 2000 Talern für die Genossenschaft zu erlangen. Dieser Beweis genossenschaftlichen Geistes machte den Mitgliedern des jungen Winzervereins Mut.

Das Ernteergebnis 1871 war hinsichtlich Qualität und Menge schlecht. Den Winzern war klar, dass man sich mit dem sauren 71er Wein schwer Kundschaft erwerben konnte. Um ihn überhaupt verkaufen zu können, musste der Wein mindestens zwei Jahre lagern und mit älteren Jahrgängen verschnitten werden. Die Genossenschaft half sich dadurch, dass sie ältere Weine ankaufte, die noch bei den Mitgliedern lagerten, und damit einen kleinen Weinversand begann.

Der Ertrag des Jahres 1872 war noch geringer als der des ersten Jahres - wenn man überhaupt von einer Ernte sprechen konnte. Die Aufnahme des Betriebes wurde aber auch dadurch erschwert, dass es der Genossenschaft an einem eigenen Gebäude sowie an Kelter- und Kelleranlagen mangelte. Deshalb mussten die Trauben bei den Mitgliedern gekeltert werden, so dass die genossenschaftlichen Weine über das Dorf verteilt in acht bis zehn kleinen Kellern lagerten. Trotz der Ungunst der Verhältnisse und der großen Schwierigkeiten konnte der Verein ein Jahr nach seiner Gründung schon auf recht befriedigende Resultate zurückblicken.

Und so beschlossen die Mitglieder im September 1874, nach Ablauf der drei Jahre, für die die Genossenschaft gegründet worden war, beschlossen die Mitglieder einstimmig, den Verein für mindestens zehn weitere Jahre bestehen zu lassen.

Bereits im Frühjahr 1874, die Notwendigkeit eines eigenen Gebäudes war längst erkannt worden, hatten die Bauarbeiten begonnen. Unter Leitung von Maurermeister Reichard nahmen die Mitglieder selbst die Ausschachtung des Kellers vor. Als am 29. Juli 1874 der Grundstein gelegt wurde, war das Anlass für ein ganz besonderes Fest für den Winzerverein, aber auch für ganz Walporzheim. In den Grundstein wurden eine Urkunde zur Gründung der Genossenschaft, die Namen sämtlicher Mitglieder, es waren damals 71, sowie eine Flasche besten Walporzheimer Rotweines eingeschlossen. Mitglieder der Genossenschaft übernahmen die Ausschachtungsarbeiten für den Bau des Weinkellers und erhielten dafür einen Tageslohn von 18 Silbergroschen. Zusätzlich gab es vom Winzerverein eine Brotzulage von insgesamt 36 Graubroten, 64 Pfund Limburger Käse und 32 Schoppen Branntwein. Die Bauarbeiten gingen derart schnell vonstatten, dass das Gebäude bereits im Herbst 1874 größtenteils fertiggestellt war und nur einige kleinere Arbeiten auf das Frühjahr 1875 verschoben werden mussten. Die Baukosten sowie der Erwerbspreis des Grundstücks betrugen 4852 Taler und 26 Silbergroschen.

Das für den Bau wie für das immer größer werdende Unternehmen notwendige Kapital verschaffte sich der Winzerverein von Privatleuten, von denen es nun genügend Geld angeboten bekam, besonders auch von dem 1872 gegründeten Darlehnskassenverein Walporzheim, mit dem der Winzerverein stets in enger Verbindung stand. Dank mehrerer guter Weinjahre vergrößerte sich der Betrieb zusehends, so dass schon 1877 mit einer Erweiterung der Gebäude und der Anlage eines zweiten Kellers begonnen wurde. Die Gesamtkosten betrugen damals 18.000 Mark. Die Kelteranlagen wurden, dem vergrößerten Betrieb entsprechend, ebenfalls erweitert.

Im April 1879 wurden die Walporzheimer Winzer vom Franziskanerkloster in Jerusalem gebeten, dem Kloster eine Traubenkelter zu überlassen. In seiner 107. Sitzung am 24. April 1879 beschloss der Genossenschaftsvorstand, dieser Bitte nachzukommen. Als Gegenleistung erbat er, dass in Jerusalem Jahr für Jahr am Jahrestag der Gründung der Genossenschaft eine Messe gelesen und Gott um Unterstützung der Walporzheimer Winzer gebeten wird. So nahm eine Traubenkelter ihren Weg vom Walporzheimer Winzerverein - ab Remagen als Schiffsladung - ins Heilige Land.

Nach dem Tod von Peter Josef Gies am 18. September 1881 baute der Winzerverein ihm zu Andenken und zum Dank für seine Verdienste um die Genossenschaft im Heckenbachtal eine Kapelle.

Weil die Mitgliederzahl immer weiter wuchs, weil weitere gute Herbste folgten und wegen der großen Beliebtheit der Weine des Walporzheimer Winzervereins genügte bald auch diese Erweiterung nicht mehr. Mit einem Kostenaufwand von 12.100 Mark wurden Keller- und Betriebsanlagen deshalb schon 1885 nochmals erweitert. Beweise für die Qualität des „Walporzheimer“ waren, dass der Winzerverein im gleichen Jahr auf der Wein- und Weinbau-Ausstellung in Hannover als ersten Preis eine Goldene Medaille erhielt, ebenso wie ihm bereits 1875 auf dem Weinbaukongress zu Colmar gemeinsam mit den übrigen Winzervereinen der Ahr eine Silberne Medaille verliehen worden war.

Das neue Genossenschaftsgesetz von 1889 zwang den Walporzheimer Winzerverein, in seinem Statut eine Reihe von Änderungen vorzunehmn und sich fortan insbesondere auch der gesetzlich vorgeschriebenen Revision zu unterwerfen. Zu diesem Zweck schloss er sich dem Generalanwaltschaftsverband zu Neuwied (Raiffeisenverband) an, dem der Walporzheimer Darlehnskassenverein schon seit längerem angehörte. Die Jahre 1890 bis 1895 waren für die Walporzheimer Winzer wegen schlechter Witterung und Schädlingsbefall besonders ungünstig. Fast die komplette Ernte wurde vernichtet. Einmahl mehr erwies sich jetzt, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, den Winzerverein zu gründen. Der konnte seinen Mitglieder relativ hohe Traubenpreise zahlen und Mitgliedern, die in Not geraten waren, kleine Vorschüsse auszahlen.

Die Ernten der Jahre 1896 und 1897 waren wieder sehr gute und ertragreiche Jahre. So konnte das Weinlager des Vereins, das während der schlechten Vorjahre sehr zusammengeschrumpft war, wieder aufgefüllt werden.

Im Jahr 1901 ist das Genossenschaftsgebäude erneut erweitert worden. Auf dessen ältesten Teil wurde dabei ein Stockwerk aufgesetzt. Die Kosten für diesen Bau beliefen sich auf 13.000 Mark. Im selben Jahr traten die meisten Winzervereine von der Ahr und mit ihnen der Walporzheimer Verein dem Verband rheinischer Genossenschaften bei, der 1891 vom Rheinischen Bauern-Verein gegründet worden war. Der Rheinische Bauern-Verein hatte sich schon zuvor für die Interessen der Winzervereine eingesetzt. Zur Regelung des Geldverkehrs trat der Verein außerdem der Rheinischen Bauern-Genossenschaftskasse zu Köln bei.

Die Jahre 1903 und 1904 drohten der Genossenschaft dann zum Verhängnis zu werden. Die Weinpreise fielen gewaltig, so dass der Winzerverein wegen seines großen Weinlagers große Verluste erlitt, die in den Bilanzen der Jahre 1903 bis 1905 zum Vorschein kamen. Dank größerer Reserven konnten sie aber ausgeglichen werden. Mit Unterstützung des Verbandes rheinischer Genossenschaften gelang es dem Vorstand, die Finanzlage des Vereins zu verbessern. Dem kam entgegen, dass es gelang, den Weinverkauf innerhalb weniger Jahre zu verdoppeln und zu verdreifachen. Die Qualität des Weines litt darunter nicht, was der Winzerverein in den Jahren 1904 und 1905 auf den Weinausstellungen zu Neuß bewies, wo ihm eine Goldene und eine Silberne Medaille zuerkannt wurden. Erneut war eine Erweiterung der Kelleranlagen notwendig geworden. Kostenaufwand dafür: 8400 Mark. Zunehmende Weinimporte aus dem Ausland und die Mechanisierung der Weinfabrikation verschärften die Rahmenbedigungen, unter denen der Winzerverein wirtschaften musste. Wegen guter und wenigstes mittlerer Ernten und einer vorsichtigen Geschäftsführung gelang es jedoch, den Verein vor Verlusten zu bewahren.

Von den 103 Mitgliedern, die der Verein bei Ausbruch des Erstens Weltkriegs zählte, musste ein großer Teil ins Feld ziehen. Die Mitarbeiter des Winzervereins wurden gleich am ersten Tage allesamt eingezogen. Die Arbeit in Feld und Weinberg sowie im Betrieb litten unter dem dadurch hervorgerufenen Arbeitskräftemangel. Überall mussten Frauen, halbwüchsige Burschen und alte Leute helfen, Weinberge und Felder zu bestellen und Kellerarbeiten zu verrichten. Der Weinverkauf kam in der Anfangszeit des Krieges zum Erliegen, nahm wegen der fehlenden Auslandskonkurrenz dann aber ganz gewaltig zu und erreichte bald einen nie dagewesenen Umfang. Der Winzerverein lieferte auch an Heeresverwaltung und Lazarette. Wegen guter Herbste konnte der Verein jedoch allen Anforderungen genügen und sein Weinlager dabei noch auf genügender Höhe zu halten. Im Keller, der 600 Fuder (600.000 Liter) fassen konnte, lagerten durchweg 400 Fuder. Wegen der sich ändernden Valutaverhältnisse stiegen die Weinpreise sprunghaft an.

1920 wurden die Betriebsanlagen durch einen Erweiterungsbau ergänzt. Der Bau einer ausgedehnten Remise kostete 60.000 Mark. Der gewaltige Ertrag des Herbstes 1920 hatte diese Erweiterung erforderlich gemacht.

Im Jahr 1964 zählte der Winzerverein 137 Mitglieder. Der durchschnittliche Jahresertrag lag bei 7000 Zentnern Trauben und 280 Fuder Wein.

Fusion[Bearbeiten]

In den Nuller Jahren geriet die Genossenschaft in einen Teufelskreis: Mitglieder wanderten ab, weil ihnen benachbarte Genossenschaften oder auch Weingüter bessere Traubengelder zahlten. Oder aber sie gaben ihre Weinbergsflächen aus der Hand, indem sie sie verpachteten oder gar verkauften. So schrumpfte die von der Genossenschaft bewirtschaftete Fläche immer weiter zusammen. Die Betriebskosten waren blieben hoch, so dass sich ein beachtlicher Investitionsstau bildete. Ein wirtschaftlicher Betrieb der Genossenschaft war dann irgendwann nicht mehr möglich, Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsrat mussten handeln.

Letzter Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft vor der Fusion mit der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr eG im Jahr 2009 war Edmund Flohe. Außerdem gehörten diesem Vorstand Hans Ewald Flohe, Willi Beu und Horst Gies an. Geschäftsführer der letzten Jahre waren Thomas Monreal und - bis zum Frühjahr 2005 - Markus Mumme, Kellermeister waren Yvonne Kessler (ab Frühjahr 2008), die auch heute noch im Betrieb arbeitende Ingrid Steiner (ab 2005) und Henry Wolf.

Willi Beu, Vorstands- und zuletzt Aufsichtsratsmitglied des Walporzheimer Winzervereins, saß bei den Fusionsverhandlungen „mit am Tisch“. Er und Markus Kelter sind nach der Fusion von den Walporzheimern in den Aufsichtsrat der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr entsandt worden, damit sie dort die Interessen der Walporzheimer, also der Juniorparter der Fusion, vertreten. In einem Gespräch mit AW-Wiki anlässlich des 150. Jahrestages der Gründung des Walporzheimer Winzervereins im März 2021 zog Beu, der 2017, mit seinem 65. Geburtstag, zwischenzeitlich aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden, Bilanz der Fusion - aus Walporzheimer Sicht. Die Fusionsverhandlungen seien, sagte Beu, „insgesamt sehr fair verlaufen“. Und der Zusammenschluss sei, daran gebe es längst keinen Zweifel mehr, „am Ende eine sehr gute Lösung“ gewesen. Denn er habe dazu geführt, dass die Walporzheimer Winzer wieder angemessen für ihre Trauben bezahlt werden und dass Weine aus ihren Trauben nach wie vor unter ihren angestammten Namen im Handel erhältlich sind. Das sei alles andere als selbstverständlich.

Vor der Fusion seien viele Walporzheimer aber noch von einem anderen Albtraum geplagt worden: dem nämlich, dass dem Weindorf das Genossenschaftsgebäude als wichtigster Veranstaltungsort abhanden kommt. Den Bewohnern des Dorfes weit über die Genossenschaftsmitlgieder und ihre Angehörigen hinaus war wichtig, dass die Gaststätte als Zentrum des kulturellen Lebens von Walporzheim erhalten blieb. Dass das Genossenschaftsgebäude nicht verkauft und gar abgerissen würde, sei nämlich alles andere als sicher gewesen. „Ganz Walporzheim war und ist bis heute mit dem Winzerverein liiert“, formulierte Beu. Nach wie vor sei das Lokal Austragungsort ungezählter Erstkommunionfeiern und Hochzeiten, aber auch Alters- und Ehejubiläen und Trauerfeiern. Für das Walporzheimer Vereinsleben sei das Winzervereinsgebäude ebenfalls von großer Bedeutung. Die Nachricht, dass die repräsentative Immobilie an der westlichen Dorfeinfahrt als Veranstaltungsort erhalten bleibt und durch Sanierung und Umbau sogar aufgewertet werden sollte, sorgte deshalb nach der Fusion dafür, dass den Walporzheimern ein Stein vom Herzen fiel.

„Verlierer hat es bei der Fusion nicht gegeben“, lautet Beus Bilanz. Denn es sei auch kein Gnadenakt gewesen, dass die Mayschosser den Walporzheimer Winzern, als sie 2009 mit dem Rücken an der Wand standen, aus der Klemme halfen. Auch Mayschoß habe nämlich durch Fusion gewonnen - nicht nur an Flächengröße und Mitgliederzahl. Darüber hinaus habe sich die Genossenschaft von der Mittelahr in die Walporzheimer Lagen ausbreiten können, die zu den besten des Ahrtals zählen. Der Zusammenschluss habe den Mayschossern außerdem eine Verkaufsstelle in bester Lage in der Kreisstadt beschert – ähnlich wie sich die „Dagernova“ bereits Jahrzehnte zuvor an der Heerstraße in Bad Neuenahr eine Verkaufsstelle an der Unterahr schuf.

Natürlich hätten die Walporzheimer nach der Fusion auch Wermutstropfen schlucken müssen. Den zum Beispiel, dass es unter der Bunten Kuh keinen vollwertigen Kellereibetrieb mit Traubenannahme mehr gibt. Die Winzer aus Walporzheim müssen ihr Lesegut im Herbst heute nach Mayschoß fahren. „Aber damit haben sie sich längst arrangiert“, sagt Beu. In Walporzheim wird also kein Wein mehr hergestellt. Weil die Lagerkapazitäten in Mayschoß knapp sind, reift im Gewölbekeller der „Weinmanufaktur“ in Walporhheim aber immerhin noch Wein. Sonst ist der Betrieb heute ganz auf Weinverkauf ausgerichtet. Einst wie jetzt im Angebot sind außerdem Kellerführungen und Weinproben für bis zu 80 Teilnehmer.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal „Ahrwein“

Mediografie[Bearbeiten]

Weblink[Bearbeiten]

http://weinmanufaktur-walporzheim.com

Fußnoten

  1. Quellen: Jakob Rausch: Der Walporzheimer Winzerverein, in: ders.: Heimatbuch der Stadt Ahrweiler, Heimatverein „Alt-Ahrweiler“ e. V. (Hrsg.), 616 Seiten, Warlich-Verlag 1965, Seiten 498-503, Archiv Karl-Heinz Binder u.a.