St.-Josef-Kapelle Walporzheim

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St.-Josef-Kapelle und Gasthaus Sanct Peter
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Guter Hirte und Jahreszahl 1770 über der Eingangstür
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Flutopfergedenken am Jahrestag

Die St. Josef-Kapelle Walporzheim, eine Filialkapelle der katholischen Pfarrgemeinde „St. Laurentius“ Ahrweiler, wurde im Jahr 1660 erstmals urkundlich erwähnt – und zwar im Zusammenhang mit der Lieferung von Klockwein (Glöcknerwein). Für das Jahr 1770 ist ein Neubau belegt. Eine Einmeißelung über dem Portal zeugt von dem Baujahr.[1] Die Kapelle steht gegenüber von Brogsitter’s Historischem Gasthaus Sanct Peter, früher Domhof des Kölner Domstifts, und wurde vermutlich auf dessen Grund und Boden errichtet. 1924 wurde die Kapelle um eine Achse nach Westen erweitert. Der einschiffige verputzte Bruchsteinbau hat einen sechsseiteigen Dachreiter.


Standort[Bearbeiten]

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Geläut[Bearbeiten]

„St. Joseph“ (1922) und „St. Sebastianus“ (1964, 180 Kilogramm, Eifeler Glockengießerei in Brockscheid)

Sonstiges[Bearbeiten]

Am Fest des St. Sebastianus (20. Januar), am Fest von St. Josef (19. März) und am 1. Weihnachtstag wird jeweils nach der Messe gedingelt. Ansprechpartner für dieses Thema ist Andreas Bergmann.

Chronik[Bearbeiten]

Hermann J. Mahlberg vermutet, dass die Kapelle ein Werk von Martin Leydel ist, bietet für die These aber keine Belege an.[2]

Über die Geschichte der Kapelle schrieb Jochen Tarrach in der Rhein-Zeitung:

Ein Blick in die Historie zeigt, dass es im Ort zuerst das Gasthaus gab und dann erst später eine Kirche hinzukam. Wurde das Gasthaus bereits im 13. Jahrhundert erbaut, so sind erste Spuren des christlichen Glaubens der Walporzheimer erst für 1660 belegt. Die Inhaber von zwei Häusern werden in einer Urkunde verpflichtet, je zwei Quart Glockenwein zu liefern. Die eingemeißelte Zahl 1770 über dem Eingang der Kapelle lässt aber vermuten, dass sie erst in diesem Jahr erbaut wurde. Für die wachsende Anzahl der Gläubigen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts reichte das kleine Gotteshaus nicht mehr aus. Dem im Mai 1914 gegründeten Walporzheimer Kapellenbauverein gelang es dann 1924, nach Westen hin ausgerichtet, mit einem Erweiterungsbau zu beginnen. Schon im Juli des Jahres konnte der neue Anbau mit einer Kriegergedächtnistafel eingeweiht werden. Das nun vergrößerte Gotteshaus überstand die Weltkriege nahezu unbeschadet, musste aber im Lauf der Jahre des Öfteren renoviert werden.[3]

Wichtige Vorarbeit zur Kapellenrenovierung leistete der damalige Ortsvorsteher Adolf Fleischer, indem er den Dechanten Hans Hammes und Josef Mettel immer wieder deutlich machte, dass für die Erhaltung des Gotteshauses eine Renovierung unbedingt erforderlich sei. Außerdem unterstützte er die Überlegungen zur Finanzierund und zu möglichen Eigenleistung durch die Bewohner von Walporzheim.

Die St.-Josef-Kapelle hat in ihrer langen Geschichte eine Renovierung in solch großem Umfang von Grund auf wohl noch nicht erlebt. Vom Dach bis zum Boden wurde alles kontrolliert, begutachtet und gegebenenfalls renoviert oder restauriert. Hauptgrund für die Sanierung war Feuchtigkeit, die sich an den Innen- und Außenwänden sichtbar ausgebreitet hatte. In früherer Zeit war das Gebäude nicht ausreichend isoliert worden. So wurden zunächst der alte Außenputz abgeschlagen, die Wände feuchtigkeitsisoliert und neu verputzt. Dechant Josef Mettel als Bauherr, Architekt Stefan Kohlhaas und der Konservator i.K. Dr. Hans-Berthold Busse vom bischöflichen Generalvikariat in Trier entschieden sich für einen hellen Außenanstrich. Auch am Dach mussten Arbeiten durchgeführt werden. Dabei wurden der Kirchturm neu verschiefert, das verwitterte Holz abgetragen und durch eine neue Verkleidung aus Eichenholz ersetzt sowie die Dachrinnen in Kupfer verlegt. Die Balken erhielten einen neuen Anstrich in Ochsenblutrot, das im Ahrtal auch in früheren Zeiten bei vielen Fachwerkhäusern verwendet wurde.

Die Schalllöcher am Kirchturm wurden mit Jalousien versehen und das Gebäude erhielt erstmalig einen Blitzschutz, der zwar nicht zwingend vorgeschrieben war, aber sicherer. Das Läuten der Glocken von Hand gehört seit der Sanierung der Vergangenheit an: Die kleine Kirche erhielt ein automatisches Läutewerk, wie es in den meisten Kirchen und Kapellen der Umgebung bereits Standard war. Die Steuerung kann per Knopfdruck aus der Sakristei erfolgen. Der alte Wetterhahn von 1932 erhielt in der Malerwerkstatt von Barthel Krämer ein neues Federkleid. Zwischen Mai und August 1988 konnten sich die Einwohner von Walporzheim immer wieder vom Baufortschritt überzeugen.

Für den bisherigen Wandteppich „Christus in der Kelter“ erhielt die Kapelle ein handgeschnitztes Holzkreuz, das ein Walporzheimer Bürger in Oberammergau anfertigen ließ und stiftete. Spontan entschied sich die Dorfgemeinschaft, weitere Arbeiten im Innenraum der Kapelle vorzunehmen. Am Aschermittwoch 1989 gingen die Handwerker wieder ans Werk. Unter der fachlichen Betreuung von Malermeister Barthel Krämer wurde in den nächsten Tagen das Fresko, das die Krönung der Gottesmutter darstellt, freigelegt. Das Bild war zuvor mehrfach übermalt worden und die Anstriche mussten jeweils vorsichtig abgetragen werden. Wie alt dieses einzigartige Wandgemälde ist und warum das Fresko in den 1960er und 1970er Jahren übertüncht wurde, weiß niemand. Passend zu dem Gemälde wurde die weitere Farbgestaltung gewählt. Die Putzpfeiler und Gesimse wurden entsprechend abgestimmt und mit Traubenmotiven umrahmt. Die enge Verbindung des Ortes zum Wein wiederholt sich an der Decke, denn dort rankt seit der Sanierung um die Entlüftung des Raumes eine Trauben-Rosette. Auch die Emporenbrüstung sowie die Säulen wurden neu lackiert. Die Schreinerei Flohe rissen den marode Fußboden heraus und ersetzte ihn durch neue Bodendielen. Der alte Natursteinbelag blieb als Boden erhalten.

Einige Walporzheimer Bürgerinnen und Bürger laugten und beizten die Bänke ab, beseitigten das Gitter zum Altar und ließen Fußroste ein, bevor Frauen aus dem Dorf einen großen Hausputz in der Kapelle hielten. So konnte die Dorfgemeinschaft am 23. April 1989 die Kapelle fertig übernehmen. 130.000 Mark kostete die Renovierung, wobei sich der Kreis Ahrweiler mit 13.000 Mark und die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 14.561 Mark beteiligten. Den Rest finanzierten das Bistum Trier sowie die Kirchengemeinde St. Laurentius als Eigentümer und Bauherr mit Hilfe der Walporzheimer Bürger.[4]

Wegen der guten Kontakte von Diakon Bert Flohe zum Calvarienberg übergaben ihm die Ursulinen-Schwestern beim Verlassen des Klosters zum Abschied zwei große Engelfiguren für die St.-Josef-Kapelle. Dechant Jörg Meyrer segnete die Figuren während einer Messe im Dezember 2017.

Die Flötenkinder um Claudia Bergmann und Organist Klaus-Dieter Holzberger verschönerten den Gottesdienst musikalisch. Die Passionsengel sind aus massivem Eichenholz geschnitzt. Der eine Engel trägt Speer, Hammer und Zange, der andere ein Rohr mit Schwamm und Geißel als Marterwerkzeuge. Schon im 15. Jahrhundert wurden Engel mit Marterwerkzeugen dargestellt. Flohe und Werner Gies brachten die Engel im Altarraum der Kapelle direkt neben dem großen Kreuz an. Mit einer Beleuchtung sollen sie in absehbarer Zeit noch mehr ins rechte Licht gerückt werden.[5]

An Heiligabend 2018 wurde in Anwesenheit von 170 Gläubigen die Figur eines neuen Jesuskindes in die Krippe gelegt. Und Ende Januar 2019 zelebrierten Bischof Ackermann und Generalvikar von Plettenberg eine feierliche Eucharistiefeier. Im Jahr 2020 wurde das 250-jährige Bestehen der Kapelle gefeiert. Vorausgegangen war eine aufwendige Renovierung des Glockenturms, die der Vorsitzende Werner Schüller bei der Jahreshauptversammlung des Freundeskreises der Kapelle vor 30 Mitgliedern im April 2019 in der alten Schule angekündigt hatte. In seinem Bericht zog Schüller eine kurze Bilanz und lobte die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt des jungen Vereins. Beim von Andrea Wittkopf vorgetragenen Geschäftsbericht staunte so mancher, wie viel der Verein in kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat. Sei es die Kurzwallfahrt am Pfingstmontag, die besonderen Wortgottesfeiern zu Gründonnerstag, Ostermontag oder in der Vorweihnachtszeit, die Angebote für die Kleinsten oder die Messdiener und Kommunionkinder sowie die Betreuung der Senioren. Bei allen Aktionen sei der ganze Vorstand involviert, hob Wittkopf hervor. Unter den aufgeführten Aktivitäten und Ereignissen stachen einige ganz besonders hervor, etwa die Gottesdienstgestaltung mit dem evangelischen Posaunenchor. Auch war der Bad Neuenahrer Gospelchor und der Ahrweiler Taize-Chor in der Kapelle zu Gast.[6]

Im Oktober 2019 wurde die Außenbeleuchtung der St.-Josef-Kapelle fertig. Die drei Bodenstrahler, die die Fassade der Kapelle anstrahlen, wurden mit der Straßenbeleuchtung gekoppelt: Sobald die Straßenbeleuchtung brennt, wird auch die Kapelle angestrahlt. Dabei kann bei der Beleuchtung zwischen Weiß, Rot, Grün und Violett gewählt werden. Gleich nach der Gründung des Freundeskreises der Kapelle hatte der Verein den Wunsch, die Kapelle zu beleuchten, an die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler herangetragen. Damals standen noch zwei Peitschenlampen rechts und links der Kapelle. Der Kapellenverein schlug deshalb vor, an den Masten dieser Lampen Scheinwerfer anzubringen. Von seitens der Stadtverwaltung hieß es aber, für diesen Zweck seien Bodenstrahler vor der Kapelle effektiver. Ortsvorsteher Gregor Sebastian und der Ortsbeirat Walporzheim griffen das Thema auf und beantragten, dass der Platz vor der Kapelle mit dem Einbau der Bodenstrahler neu gestaltet wird. Der Stadtrat entsprach diesem Wunsch und sah im Haushalt der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler für das Jahr 2019 entsprechende Geldmittel für das Projekt vor. So konnten die Arbeiten nach dem Weinfest 2019 beginnen. Der Platz wurde ansprechend gestaltet, die Bodenleuchten eingebaut und die Peitschenlampen wurden durch neue Lampen ersetzt.[7]

Im Frühsommer 2021 wurde die Sanierung der Außenfassade des kleinen Gotteshauses abgeschlossen, wobei der Kapellenverein die Kosten von rund 20.000 Euro bestritt - aus Mitgliedsbeiträgen, Überschüssen aus Veranstaltungen sowie Spenden. Die bis dahin letzte Fassadenrenovierung war in den Jahren 1988 und 1989 vorgenommen worden. Durch den Straßenbau und weitere Bauarbeiten rund um die Kapelle hatte die Fassade danach sehr gelitten. Staub, Pollen und Schmutz hatten sich im Putz regelrecht eingefressen, und auch ein Riss zwischen den beiden zu unterschiedlichen Zeiten errichteten Gebäudeteilen musste stabilisiert werden.[8]

Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde die Kapelle schwer beschädigt.[9]

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Walporzheim: Seit 1125 Jahren ein Begriff – Jubiläumsjahr steht bevor: Erste Veranstaltung bereits am 13. Januar, in: Rhein-Zeitung vom 5. Januar 2018
  2. Quelle: Hans-Georg Klein: Die Spuren der Baumeister Leydel in Ahrweiler und Marienthal, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 2014, Fußnote Seite 163
  3. Quelle: Jochen Tarrach: Sanierung von St. Josef in Walporzheim: Kapelle erstrahlt wieder in reinem Weiß, rhein-zeitung.de, 14. Juni 2021
  4. Quelle: Werner Schüller: Die Renovierung der Kapelle 1988/1989 (Manuskript), per E-Mail vom 7. Mai 2017
  5. Quelle: Rhein-Zeitung vom 14. Dezember 2017
  6. Quelle: Glockenturm wird aufwendig renoviert – Beim Kapellenverein Walporzheim laufen bereits erste Planungen fürs 250-jährige Jubiläum im Jahr 2020, in: Rhein-Zeitung vom 20. April 2019
  7. Quelle: Fassade von St. Josef wird jetzt angestrahlt – Freundeskreis der Kapelle initiiert neue Beleuchtung, in: Rhein-Zeitung vom 30. Oktober 2019
  8. Quelle: Jochen Tarrach: Sanierung von St. Josef in Walporzheim: Kapelle erstrahlt wieder in reinem Weiß, rhein-zeitung.de, 14. Juni 2021
  9. Siehe: Sandra Fischer: Von Pfarrei und Bistum kommt exakt nichts: So viel muss noch bezahlt werden, rhein-zeitung.de, 6. November 2021