Gedenkstätte zur Erinnerung an die Sinziger Synagoge

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Gedenkstätte
Infotafel
Mahnmal Synagoge Sinzig.jpg

Der 1918 in Sinzig geborene und später vor der Verfolgung durch die Nazis nach London geflohene Jude Richard Meyer gab den Anstoß dazu, am ehemaligen Standort der Sinziger Synagoge eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die während der Nazi-Zeit ermordeten Sinziger Juden und den Untergang der jüdischen Gemeinde Sinzig zu errichten. Der Löhndorfer Bildhauer Titus Reinarz schuf den Gedenkstein, der dort am 20. April 1992 eingeweiht wurde.[1]


Standort[Bearbeiten]

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Infotafel[Bearbeiten]

Auf einer Infotafel an der Gedenkstätte zur Erinnerung an die Sinziger Juden und ihre Synagoge heißt es:

In Köln sind 1236 erstmals „Juden aus Sinzig“ erwähnt. Am 1. Mai 1265 verbrannten 61 Personen in der angezündeten Sinziger Synagoge, ihr ehem. Standort ist unbekannt. 1287 starben noch einmal 41 Juden, weitere Judenpogrome folgten.
Seit dem 28. Juli 1856 befand sich die Synagoge im Quertrakt der inzwischen abgerissenen Martelsburg. Die jüdische Gemeinde umfasste Ende 1858 etwa 90 Personen.
Wegen ihrer Lage inmitten von Wohnungen wurde die Synagoge in der sog. „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938 nicht abgebrannt, sondern geschändet und zerstört.
Seit dem systematischen Holocaust der Nazis gibt es keine jüdische Gemeinde mehr in Sinzig.

Chronik[Bearbeiten]

Im Oktober 2020 war die Neugestaltung des Umfelds des jüdischen Mahnmals Thema bei einer Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Soziales der Stadt Sinzig in der Mensa im Schulzentrum. Uli Martin von der Arbeitsgruppe „Erinnerungskultur“ des Bürgerforums Sinzig stellte im Beisein des Löhndorfer Bildhauers Titus Reinarz das Projekt „jüdisches Mahnmal“ vor – „was bei allen Mitgliedern des Gremiums sehr gut ankam“, wie Judith Schumacher in der Rhein-Zeitung (RZ) berichtete. Das Mahnmal stehe relativ unbeachtet an der Rheinstraße an der Stelle, an der sich in früheren Zeiten die Sinziger Synagoge befand. Bei den gut frequentierten „Stolpergängen“ des Bürgerforums – Rundgänge durch Sinzig zu Häusern deportierter und von Nazis ermordeter Juden – sei deutlich geworden, dass das Mahnmal kaum im Bewusstsein der Sinziger verankert ist. Ziel einer Umgestaltung müsse es sein, die Erinnerungsstätte zur Stadt hin offener zu gestalten und insgesamt präsenter werden zu lassen. Titus Reinarz hatte einen Entwurf angefertigt, wie die RZ weiter berichtete, der Folgendes vorsah:

Zur Straße hin wird eine 1,40 Meter hohe selbstrostende Stahlplatte installiert. Ein schmaler Durchgang lässt einen Blick von der Straßenseite direkt auf das Mahnmal zu und soll so Neugierde wecken. Entlang der Mauer auf der linken Seite setzt sich die Stahlwand noch ein Stück fort. Im oberen Drittel der Platte durchbricht ein durchgängiges „Band“ aus Buchstaben die Platte. Dort stehen „Schalom“ und das Wort „Frieden“ ... Damit soll die Universalität der Forderung nach Frieden unterstrichen und sowohl der jüdischen als auch der nichtjüdischen Opfer gedacht werden. Die Holzsitzbänke sollen entfernt und durch eine Steinbank, die aus dem gleichen Material wie das Mahnmal besteht, ersetzt werden. Rückwärtig soll ein barrierefreier Zugang vom Parkplatz her entstehen.[2]

Das Bürgerforum wolle sich an den Kosten von rund 22.000 Euro mit 1000 Euro beteiligen. Es habe Kontakt zu Richard Keuler vom Förderverein Kulturgut ehemalige Synagoge Niederzissen aufgenommen, um Fördertöpfe ausfindig zu machen. Die Stadt Sinzig wolle sich mit 20.000 Euro an dem Projekt beteiligen.

Am 27. Oktober 2020 stimmte auch der Ortsbeirat Sinzig den Plänen zur Neugestaltung der Gedenkstätte einstimmig zu.

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

  • Wilhelm Loskot: „Hier stand die Synagoge“ – Errichtung eines Denkmals zu Ehren der jüdischen Verfolgten und Ermordeten des Nazi-Regimes in Sinzig am Rhein, Schnellhefter, DIN-A 4, 41 Seiten, o.J.[3] Inhalt:
  1. Kritisches Vorwort - S. 4
  2. Der Gedenkstein - S. 6
    1. Die äußere Gestalt - S. 6
    2. Die Umgebung des Gedenksteins - S. 7
  3. Der Untergang der jüdischen Gemeinde Sinzig - S. 14
    1. Entrechtung und Verfolgung der Sinziger Juden - S. 15
    2. Die „Reichskristallnacht“ in Sinzig - S. 16
    3. Die letzte Phase der NS-Judenverfolgung - Deportation aus Sinzig - S. 18
  4. Entstehung des Denkmals - S. 21
    1. Vorausgehende erste Initiativen - S. 21
    2. Der Weg zur Realisierung des Denkmalprojekts an der ehemaligen Synagoge - S. 25
    3. Die Übergabe des Gedenksteins an die Öffentlichkeit am 30. April 1992 - S. 29
  5. Die Bevölkerung Sinzigs und der Gedenkstein - S. 32
Anmerkungen - S. 35
Anhang - S. 36
Arbeitsbericht - S. 38
Danksagungen - S. 40
Literaturverzeichnis - S. 41

Fußnoten

  1. Quellen: Wilhelm Loskot: „Hier stand die Synagoge“ – Errichtung eines Denkmals zu Ehren der jüdischen Verfolgten und Ermordeten des Nazi-Regimes in Sinzig am Rhein, Schnellhefter, DIN-A 4, 41 Seiten, S. 4, und Judith Schumacher: Sinzig ist stets Richard Meyers Heimat geblieben – Meyer floh vor den Nazis nach England, wo er nun hochbetagt gestorben ist, in: Rhein-Zeitung vom 30. August 2016
  2. Quelle: Judith Schumacher: Ein neuer Erinnerungsort für Sinzig? Mahnmal an der ehemaligen Synagoge soll neu gestaltet werden – Ideen vorgestellt, in: Rhein-Zeitung vom 17. Oktober 2020
  3. Inventarnummer im Heimatmuseum der Stadt Sinzig: SI 04 DO 3116