Bombenangriff auf Ahrweiler am 29. Januar 1945

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Gedenktafel zur Erinnerung an den Angriff und an den Wiederaufbau des Ahrtors (Ahrweiler).
Am 13. November 2005 wurde auf dem Ahrtor-Friedhof Ahrweiler diese Gedenkstätte zur Erinnerung an den Angriff und seine Opfer eingeweiht.
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Vor Bitzenturm (l.) und Ahrtor steht das bei dem Angriff zerstörte „Schlösschen“.

Der 29. Januar 1945, ein Montag, war einer der schwärzesten Tage in der jüngeren Geschichte Ahrweilers. Bei einem furchtbaren Bombenangriff schlugen zwischen 11.16 und 12.54 Uhr rund um das Ahrtor und den Bitzenturm 210 Sprengbomben vom Typ 500 lb GP mit Aufschlagzünder ein. An diesem Tag wurden in Ahrweiler 85 Zivilisten, davon 35 Frauen und 18 Kinder unter 14 Jahren, sowie mehrere Soldaten getötet. 115 Häuser mit 250 Wohnungen wurden zerstört. Viele Bewohner verloren ihr gesamtes Hab und Gut.


Sonstiges

Weil das Wetter diesig war, rechnete an diesem Tag in Ahrweiler niemand mit einem Tiefflieger- oder Bombenangriff. Deshalb hielten sich an diesem Tag besonders viele Menschen in der Stadt auf. An Tagen mit klarem Himmel suchte während der letzten Monate des Krieges sonst nahezu die gesamte Bevölkerung der Stadt im Silberberg-Tunnel Schutz vor Bombern und Tieffliegern.

Doch am späten Vormittag war aus Richtung Altenahr das Brummen alliierter Bomber zu hören. Auf den Bergen beidseits des Ahrtales waren Flak-Geschütze zur Verteidigung der Ludendorff-Brücke Remagen stationiert. Sie begannen, aus vollen Rohren auf die herannahenden Bomber zu schießen. Ziel der Bomber war nicht die Ludendorff-Brücke in Remagen, sondern die Altstadt von Ahrweiler. Zeitzeugen vermuteten, dass ein im Torbogen des Ahrtors stehender Radarwagen der Wehrmacht das eigentliche Angriffsziel war. Dieser Wagen war allerdings schon Tage zuvor abgerückt. Angriffsziel war vielmehr der Nachschub- und Straßenknotenpunkt Ahrweiler. Wesentliche deutsche Truppenteile oder gar schwere Waffen, gegen die aus militärischer Sicht ein Angriff sinnvoll gewesen wäre, befanden sich nicht in Ahrweiler.[1]

Die Hälfte der Ahrhutstraße, das Ahrtor und Teile der angrenzenden Stadtmauer wurden zerstört. 24 Bomben zerstörten auch das sogenannte „Schlösschen“ der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik, das Platz für 50 psychisch kranke Patienten bot. Dabei war die gesamte Anlage mit roten Kreuzen auf den Dächern gekennzeichnet. Zahlreiche Patienten kamen bei dem Angriff ums Leben. Unter den Opfern waren auch sieben Pfleger und Helfer, die die Patienten trotz des Alarms nicht alleine lassen wollten. Ihre Namen: Margarite Beese, Josef Hubert Hörsch, Magdalene Krämer, Dominikus Sperber, Lina Steinrand, Anneliese Weber und Walter Wetzler. Im Einsatzbericht der „409. Bombardement Group“ hieß es:

38 amerikanische Bomber der amerikanischen 409. Bombardement Group waren an dem Angriff am 29. Januar 1945 auf Ahrweiler beteiligt – sechs Bomber des Typs A 20, 30 Bomber des Typs A 26 und zwei Bomber des Typs B 26. Sie waren im französischen Bretigny in der Region Île-de-France am südlichen Rand des Großraums Paris gestartet. Das Angriffsziel lautete „Nachschub- und Straßenknotenpunkt Ahrweiler.“ Ahrweiler lag zu dieser Zeit unter einer geschlossenen Wolkendecke mit einer Wolkenobergrenze von 1600 Metern; oberhalb dieser Grenze herrschte klare Sicht. Weil die Piloten wegen der Wolkendecke den Boden nicht sehen konnten, navigierten sie mit Radar. Um die Radaraufklärung der Deutschen zu irritieren, wurden aus drei Flugzeugen Staniolstreifen, auch „Düppel“ genannt, abgeworfen. Der Angriff auf Ahrweiler, bei dem insgesamt 210 Sprengbomben vom Typ 500 lb GP (226 Kilogramm) abgeworfen wurden, dauerte von 11.16 bis 12.54 Uhr. Die Bomben wurden aus einer Höhe zwischen 4000 und 4100 Metern abgeworfen. „Die Vermutung, ein in den Tagen vor dem Angriff im Ahrtor versteckter Funkwagen der Wehrmacht sei das Angriffsziel gewesen, trifft nicht zu“, berichtete die Rhein-Zeitung am 31. Januar 2014, „wesentliche deutsche Truppenteile oder gar schwere Waffen, gegen die aus militärischer Sicht ein Angriff sinnvoll gewesen wäre, befanden sich nicht in Ahrweiler.“ Zweck des Angriffs war vielmehr, die Stadt zu zerstören, um die Moral der Bevölkerung zu schwächen. Im Einsatzbericht der amerikanischen Piloten heißt es, alle 38 Flugzeuge seien nach dem Angriff ohne Verluste und Beschädigungen wieder in Bretigny gelandet.[2]

Der ehemalige Kreisarchivar Leonhard Janta schrieb über die Folgen des Luftangriffs:

Die Kreisverwaltung wurde ... in die Kurverwaltung nach Bad Neuenahr verlegt, deren Lazarette unter dem Schutz der Genfer Konvention standen. Die Kriegslazarette in der Kreisstadt und in Bad Neuenahr waren zu diesem Zeitpunkt mit Verwundeten von der Westfront völlig überfüllt. Der größte Teil der Bevölkerung, der nicht evakuiert worden war, hauste aus Furcht vor weiteren Angriffen in Kellern, Tunneln, selbstgegrabenen Stollen und Unterständen im Wald. Mehr als 2500 Einwohner von Ahrweiler suchten monatelang Zuflucht in dem fast 1000 Meter langen Silberberg-Tunnel. In provisorischen Hüften und Verschlägen richteten sich die Menschen dort auf engstem Raum ein.[3]

Der Wiederaufbau

Die Aufräumarbeiten nach dem Krieg begannen schnell. Dennoch dauerte es Jahre, bis die Schäden, die der Bombenangriff verursacht hatte, beseitigt waren. Christian Ulrich, damals Bürgermeister von Ahrweiler, setzte sich stark für den Wiederaufbau ein. Er erklärte: „Wer wieder Fachwerk baut, bekommt das Holz aus dem Stadtwald umsonst.“ Auch das zerstörte Ahrtor wurde wieder aufgebaut und im Jahr 1957 eingeweiht. Der Wiederaufbau des Tores wurde nicht nur von Einwohnern, sondern auch von Spendern aus den USA und Südamerika finanziell unterstützt.

Die jährliche Gedenkfeier

Die Hutengemeinschaft "St. Barbara" Ahrhut Ahrweiler erinnert seitdem Jahr für Jahr am 29. Januar an diesen Bombenangriff. Nach einer Abendmesse in der Katholischen Pfarrkirche "St. Laurentius" Ahrweiler legt der Hutenmeister der Hutengemeinschaft "St. Barbara" Ahrhut Ahrweiler am Alten Friedhof "Am Ahrtor" Ahrweiler einen Kranz nieder.

Gedenkstätte

Am 13. November 2005 wurde auf dem Ahrtor-Friedhof eine Gedenkstätte für die zivilen Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs eingeweiht.

Siehe auch

Mediografie

Weblink

wiki-de.genealogy.net: Ahrweiler/Gedenkstätte Bombenopfer

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Der Tag, an dem die Bomben auf Ahrweiler fielen – Die RZ hat in den Archiven des Militärhistorikers Wolfgang Gückelhorn geblättert, in: Rhein-Zeitung vom 4. März 2017
  2. Quelle: Jochen Tarrach: 38 Bomber flogen den Angriff auf Ahrweiler - Einsatzbericht der 409. amerikanischen Bombardement Group nennt Einzelheiten des Angriffs, in: Rhein-Zeitung vom 31. Januar 2014
  3. Quelle: Leonhard Janta: ... die Zeit kann man nicht vergessen . März 1945: Das Kriegsende im Kreis Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1995
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