Dr. von Ehrenwall’sche Klinik Ahrweiler

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Ehrenwallsche Klinik 01.jpg
Haupteingang vor der Modernisierung
Ahrweiler - Heinz Grates (453).jpg
AW-Landrat Dr. Jürgen Pföhler (3.v.l.) und sein Mitarbeiter Klaus Kniel (r.) bei einem Treffen mit Vertretern der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik im Juli 2014
Wandelgang
Klinik-Einfahrt
Tagesklinik im ehemaligen Hotel „Alte Mühle“
Ehrenwallsche Klinik.jpg
Klinik-Gründer Carl von Ehrenwall.
Historische Aufnahme
Historische Ansichtskarte
Sanatorium Dr. v. Ehrenwall - historische Ansichtskarte
Mehrzweckhalle
Villa Griesinger
Ahrweiler - Heinz Grates (454).jpg
Wandelgang
Altes Badehaus
Die „gute Stube“ der Klinik
Das Hallenbad
Im ehemaligen Badehaus.
Ahrweiler - Heinz Grates (457).jpg
Auf diesem Foto aus dem Jahr 1955 ist links der später abgerissene Schornstein des Kraftwerks der Klinik zu sehen.
Schwimmbadpreisliste, ca. 1910

Die Dr. von Ehrenwall’sche Klinik in Ahrweiler wurde im Jahr 1877 von Carl von Ehrenwall als „Dr. von Ehrenwall'sche Kuranstalt für Gemüths- und Nervenkranke“ gegründet. Heute befindet sich die Klinik als Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie in vierter Generation in Familienbesitz. Die Klinik hat 150 Betten, 40 tagesklinische Plätze, je 20 in Ahrweiler und Adenau, einer Psychiatrischen Institutsambulanz in Ahrweiler und Adenau. Aufgabe der Klinik ist es, die psychiatrische Akutversorgung für den Landkreis Ahrweiler sicher zu stellen. Patienten aus dem Ahrweiler haben deshalb bei Akuteinweisungen Vorrang. Überregional arbeitet die Klinik im Sinne einer integrativen Psychotherapie, die, der speziellen Fragestellung des Patienten entsprechend, tiefenpsychologisch-analytisch oder verhaltenstherapeutisch ausgerichtet ist. Daneben werden Tanz- und psychodramatische Gruppentherapie, katathym-imaginative Psychotherapie und die Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen angeboten. Zudem übernimmt das psychiatrische Krankenhaus hoheitliche Aufgaben, wenn ein Patient von Gesetzes wegen oder von der Polizei eingewiesen wird. Mit 300 Mitarbeitern gehört die Klinik zu den größten Arbeitgebern der Region.[1]


Anschrift und Standort[Bearbeiten]

Walporzheimer Straße 2

53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler (Stadtteil Ahrweiler)

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Kontakt[Bearbeiten]

Träger[Bearbeiten]

Dr. von Ehrenwall’sche Klinik Marx GmbH & Co. KG

Leitung[Bearbeiten]

Geschäftsführer: Dr. med. Christoph Smolenski

Prokuristin: Dr. med. Susanna Smolenski

Ärztliche Direktorin/Chefärztin: Dr. med. Christiane Tholen-Rudolph

Chefärztin: Dr. med. Katharina Scharping

Kaufmännische Direktorin: Heike Heideck

Pflegedirektor: Wolfgang Fobes

Bettenzahl[Bearbeiten]

  • Abteilungen Psychiatrie I und II: 150 Betten (3-Bett-, 2-Bett- und 1-Bett-Zimmer)
  • Abteilung neuropsychiatrische Rehabilitation: 50 Betten (Einbettzimmer) - zurzeit inaktiv
  • Tageskliniken: 40 Plätze - je 20 Plätze in Ahrweiler und in Adenau
  • Psychiatrische Institutsambulanz in Ahrweiler und Adenau

Gründung und Entwicklung[2][Bearbeiten]

Ziel von Carl von Ehrenwall sei es gewesen, „mit dem Rüstzeug moderner Erkenntnisse gewappnet, Krankheitserscheinungen zu bekämpfen, die jahrhundertelang nicht als echte Krankheiten erkannt worden waren, sondern Erniedrigung und Diskriminierung für die leidenden Menschen bedeutet hatten“, wie es seine Enkelin Dr. Marianne Smolenski zum 100. Jubiläum der Klinik formulierte. Den Patienten sollte unter ärztlicher Aufsicht eine familienähnliche Lebensweise ermöglicht werden.[3] Die Frage, warum Carl von Ehrenwall seine Klinik ausgerechnet in dem verschlafenen Rotweinstädtchen Ahrweiler gegründet hat, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben. Nach der Schulzeit in Ahrweiler und Neuss, wo er wahrscheinlich erste Kontakte zur Psychiatrie hatte, studierte er in Würzburg Medizin und promovierte dort.

Als 22-Jähriger gründete er am 1. April 1877 in seiner Geburtsstadt Ahrweiler die „Dr. von Ehrenwall’sche Kuranstalt für Gemüths- und Nervenkranke“ – zunächst in den Gebäuden des späteren Weingutes Schäfer in der Oberhutstraße in der Altstadt. Als diese Gebäude zu klein wurden, begann Carl von Ehrenwall, der ab 1880 die alleinige ärztliche und wirtschaftliche Verantwortung des jungen Unternehmens übernommen hatte, den Neubau der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik vor dem Obertor. Sukzessive kaufte er Land auf und baute ein Gebäudeteil nach dem anderen, wie es bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Klinik möglich war. Die Lage der Klinik in unmittelbarer Stadtnähe war zur damaligen Zeit ungewöhnlich, entspricht jedoch damals wie heute in idealer Weise den Forderungen einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung.

1913 entschloss sich Klinikgründer Dr. Carl von Ehrenwall, seine bis dahin ausschließlich von Selbstzahlern belegte Klinik auch für seelisch kranke Menschen zu öffnen, die im Rahmen von Reha-Verfahren (Kuren) über die damalige Reichsversicherungsanstalt für Angestellte (heute Deutsche Rentenversicherung Bund) und später die Landesversicherungsanstalten versichert waren. Über Jahrzehnte stellten die Versicherten der Rentenversicherung den Großteil der Patienten in Ahrweiler dar.

Von Ehrenwall führte in seiner neuen Klinik alle zu jener Zeit modernen Therapiemethoden ein und war seiner Zeit sicherlich in vielem voraus: Er richtete eine Kunst- und Ergotherapie ein, eine Sport- und Bewegungstherapie und führte die Patienten in die umgebende Landschaft zur Terraintherapie. Seine Vorliebe für innovative Technik war offenbar außerordentlich: 1887 richtete er eine durch Wasserkraft betriebene eigene elektrische Versorgung ein, als es diese in der Stadt Ahrweiler noch nicht gab. Er brauchte sie, um zahlreiche elektrisch betriebene Therapiemethoden zur Anwendung bringen zu können. Außerdem versorgte die elektrische Energiezentrale über Jahre die Stadt Ahrweiler und die Elektrische gleislose Bahn Ahrweiler GmbH mit Strom. Von Ehrenwall stellte die Energie- und Wasserversorgung der Klinik auf eigene Füße. Wie viele andere psychiatrische Kliniken, richtete er eine eigene Landwirtschaft ein, so dass die Klinik über viele Jahrzehnte von eigenen landwirtschaftlichen Produkten leben konnte.

Ende der 1920er-Jahre übernahm von Ehrenwalls Schwiegersohn Dr. Emil Marx die Leitung der Klinik. Für die schwierige Zeit des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs attestierte ihm dessen Tochter Dr. Marianne Smolenski „besonderen Einsatz und Mut“: Er habe in diesen Jahren dem erheblichen persönlichen Risiko getrotzt und nicht davor zurückgescheut, „Menschen, die wegen ihres Krankseins unter dem damaligen Regime gefährdet waren, Zuflucht und ärztliche Hilfe zu geben“, erinnerte sie sich anlässlich des 100. Jubiläums der Klinik.

Die beiden Weltkriege überstand die Klinik unter wirtschaftlich schwer belasteten Bedingungen. In beiden Kriegen diente sie als Lazarett. Ab Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 wurde sie mit 120 Betten von der Wehrmacht als Reservelazarett genutzt. Im Jahr 1944 wurde Heinrich Böll dort behandelt, weil er an hohem Fieber litt.[4] Bei einem Bombenangriff auf Ahrweiler am 29. Januar 1945 wurde ein Gebäudeteil, das „Schlösschen“, von Bomben zerstört, zahlreiche Patientinnen und Mitarbeiter fanden dabei den Tod. Dieser zerstörte Gebäudeteil wurde erst in den 1970er Jahren ersetzt. Heute beherbergt die Schlösschenklinik die geschützte und Aufnahmestation für Frauen.

1964 übernahm mit Dr. Otto Smolenski, Ehemann von Dr. Marianne Smolenski, geborene Marx, die dritte Generation das Ruder. Das Ehepaar leitete die organisatorisch und baulich notwendige Neugestaltung der Klinik in die Wege. Zu einer „Revolution“ der Behandlungsmethoden hatte bereits zuvor die Einführung von Psychopharmaka geführt – auch in der Ehrenwall’schen Klinik: Die neuen medikamentösen Therapiemöglichkeiten unterstützten hier die psychotherapeutische Behandlung und lösten risikoreichere Therapieformen wie die elektrische und medikamentöse Schockbehandlung ab.

1972 fiel die Entscheidung, dem Landeskrankenhausplan beizutreten. Damit übernahm die Klinik die Versorgung gesetzlich versicherter akut kranker Menschen. Um den sich ändernden und wachsenden Anforderungen der modernen Medizin gerecht zu werden, wurde die Klinik ab 1972 modernisiert. Kurz vor dem 100-jährigen Bestehen der Klinik im Jahr 1977 war ein Erweiterungsbau mit Bettenstationen, Hallenbad und Sauna fertiggestellt worden. Es folgten Sporthalle sowie Bau und Ausbau weiterer Klinikgebäude und -villen. Nach der Ersteigerung des ehemaligen Hotels „Alte Mühle“ im Jahr 1994 wurde dort bis 1999 eine Tagesklinik mit Wohnanlage errichtet.

Unter Dr. Christoph Smolenski, der 1991 die ärztliche Leitung übernahm, und seiner Frau Dr. Susanna Smolenski entwickelte sich die Klinik mit Akutkrankenhaus, Rehabilitationsabteilung, Tagesklinik und Psychiatrischer Institutsambulanz stetig weiter. Anfang der 1990er Jahre übernahm die Klinik im Rahmen der Psychiatrieplanung des Landes Rheinland-Pfalz die Pflichtversorgung für den Landkreis Ahrweiler. Mit der Übernahme der regionalen Pflichtversorgung errichtete die Klinik eine Tagesklinik im Haus Mühle.

Das Therapeutenteam der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik wurde in den Jahren zwischen 1991 und 2003 um das fast Vierfache erweitert, und der historische Altbau der Klinik wurde zwischen 1999 und 2004 generalsaniert und baulich so umgestaltet, dass die Voraussetzungen für eine akutmedizinische Versorgung seelisch kranker Menschen gegeben sind.´Ca. 40 Ärzte, Psychologen, Sozial- und Ergotherapeuten und fast 80 Pflegekräfte betreuten im Jahr 2002 die Patienten, denen auch eine Psychiatrische Institutsambulanz zur ambulanten Behandlung zur Verfügung steht. Insgesamt beschäftigt die Dr. von Ehrenwall’sche Klinik im Jahr 2002 ca. 260 Mitarbeiter und ist damit größter Arbeitgeber im Stadttteil Ahrweiler.

Die Erweiterung der Tagesklinik finanzierte das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2012 mit 1,61 Millionen Euro. Der Krankenhausträger beteiligte sich an der Baumaßnahme mit einem Eigenanteil von rund 429.000 Euro. Die Tagesklinik im „Haus Mühle“ wurde dabei um 15 auf 30 Plätze erweitert. Zugleich wurde die benachbarte psychiatrische Institutsambulanz in die Tagesklinik verlegt. Dafür wurde die Tagesklinik mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau ergänzt. Auch im „Haus Mühle“ wurde das Erdgeschoss umgebaut. Dort wurden die Räume für Ergotherapie, Gruppentherapie und Sporttherapie untergebracht. Behandlungs- oder Gesprächsräume wurden im Obergeschoss eingerichtet. Die Therapieküche und der Speiseraum blieben im Altbau.[5]

Gute Noten erhielt die Dr. von Ehrenwall’schen Klinik im Rahmen einer Patientenbefragung, deren Ergebnisse im März 2013 vorgestellt wurden. Im Vergleich mit 14 weiteren psychiatrischen Kliniken schnitt die Einrichtung in Ahrweiler in den meisten Punkten am besten ab. Die Patienten konnten auf einer Skala von eins (völlig zufrieden) bis fünf (unzufrieden) verschiedene Bereiche bewerten. Bestwerte gab es unter anderen zu den folgenden Themen: Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (2,06), Kommunikation im Vorfeld des Klinikaufenthaltes (1,76), Ablauf der ärztlichen Aufnahme (1,39), Qualität des therapeutischen Angebots (1,63), Vielfältigkeit des therapeutischen Angebots (1,77), Wartezeiten vor vereinbarten Terminen (1,48), Wartezeit auf angeordnete Therapien (1,62) sowie Menge des Essens (1,17) und Ernährungsberatung (1,92). Laut der Mitteilung der Klinik würden 90 Prozent der Patienten die Klinik weiterempfehlen, und 88 Prozent würden sich erneut in der Klinik behandeln lassen.[6]

Nicht nur der Anteil der Rehapatienten nahm im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich ab und stellt heute nur noch circa 20 Prozent der Patienten dar. Auch die Art des Klientels, der Auftrag der Rentenversicherung und die Behandlungsziele änderten sich. Während früher der klassische Kurpatient zur medizinisch begleiteten Erholung kam, kommt der heutige Rehabilitationspatient zu einer gezielten, hochspezifischen Rehabilitationsbehandlung mit dem Ziel einer Reintegration in das Berufsleben. Dieser Paradigmenwechsel und die zunehmende Bedeutung von Qualitätsmanagement veranlassten die Bundesarbeitsgemeinschaft der Rehabilitationsträger (BAR), ein eigenes Zertifizierungssystem für das Qualitätsmanagement (QM) in Rehakliniken zu entwickeln und dessen Anwendung bindend vorzuschreiben. Im März 2013 wurde die Klinik deshalb nach DIN ISO zertifiziert. „Wir waren gezwungen, unsere bisherige Zertifizierungsstrategie zu verlassen und ein den neuen Vorschriften entsprechendes Zertifizierungssystem zu implantieren“, so Geschäftsführer Dr. Christoph Smolenski. 2007 war die Klinik bereits KTQ-zertifiziert worden. KTQ steht dabei für Kooperation, Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen. Die Geschäftsführung habe sich für ein Verfahren entschieden, das auf DIN ISO aufgebaut ist und den BAR-Richtlinien entspricht, so Smolenski. „Das gesamte QM-Team musste grundsätzlich umdenken, die vertrauten Wege des KTQ verlassen und sich auf die neue Systematik einstellen“, so die QM-Beauftragten Edith Visel und Marcel Sonnenberg, deren Aufgabe es war, die Mitarbeiter zu motivieren und zu schulen, in einer Pressemitteilung.[7]

Aus dem Krankenhausinvestitionsprogramm des rheinland-pfälzischen Sozialministeriums für das Jahr 2013 erhielt die Dr. von Ehrenwall'sche Klinik 500.000 Euro für die Erweiterung der psychiatrischen Tagesklinik und der Institutsambulanz.[8] Mit diesem weiteren Teilbetrag förderte das Land die Baumaßnahme mit insgesamt 1,61 Millionen Euro, von denen bis dahin eine Million Euro bereitgestellt wurden. Die Bewilligung weiterer Teilbeträge auf den vereinbarten Festbetrag soll nach Baufortschritt erfolgen. Der Krankenhausträger beteiligte sich an der Baumaßnahme mit einem Eigenanteil von rund 429.000 Euro. Durch die Landesförderung wird eine Erweiterung der zurzeit im Haus Mühle vorhandenen psychiatrischen Tagesklinik mit derzeit 15 Plätzen auf 30 Plätze möglich. Zugleich wird im Rahmen der dafür notwendigen Baumaßnahme die benachbarte psychiatrische Institutsambulanz in die Tagesklinik verlegt, sodass in Zukunft beide Einrichtungen in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht sind. Um beiden Einrichtungen ausreichend Platz zu bieten, wird das Haus Mühle durch einen zweigeschossigen und barrierefreien Erweiterungsbau vergrößert. Zugleich wird das vorhandene Erdgeschoss umgebaut, um dort die Räume für Ergo-, Gruppen- und Sporttherapie unterzubringen. Räume, in denen mehr Ruhe benötigt wird, werden im Obergeschoss eingerichtet. Therapieküche und Speiseraum werden ebenfalls renoviert.[9]

Die Klinik behandelt – Stand: August 2013 – knapp 1600 Patienten jährlich stationär und 200 Patienten teilstationär. Tendenz: steigend. Daneben werden im Rehabilitationsbereich gut 300 weitere Patienten behandelt. Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz betreibt die Klinik zwei Kooperationsprojekte mit dem Krankenhaus "Maria Hilf" Bad Neuenahr – eines im Bereich der neurologischen Versorgung von Schlaganfallpatienten (Stroke Unit), das zweite im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung von psychosomatisch kranken Patienten. Mit der DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Neuenahr besteht eine enge Zusammenarbeit im Bereich von Kindern psychisch kranker Eltern. Im Bereich der Schlaganfalleinheit sind die neurologischen Fachärzte der Klinik an der Versorgung der Schlaganfallpatienten auf der Stroke Unit beteiligt. Zwei Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychiatrie und Psychotherapie der Ehrenwall-Klinik arbeiten im Krankenhaus "Maria Hilf" Bad Neuenahr im psychosomatischen Schwerpunkt.[10]

Sarah Behr arbeitet an einer Dissertation zum Thema „Die Dr. von Ehrenwall'sche Klinik 1933-1945“, die vom Lehrstuhl Prof. Dr. Scholtyseck, Abteilung für Geschichte der Neuzeit des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn, betreut wird. Die damalige Dr. von Ehrenwall'sche Klinik für Gemüths- und Nervenkranke, seit ihrer Gründung im Jahr 1877 in Familienbesitz, sei während der Zeit des Nationalsozialismus als Privatklinik nicht an staatliche Weisungen gebunden gewesen, heißt es in der Projektsbeschreibung. Untersucht werde, „in welchem Ausmaß innenpolitische Ereignisse trotz der privaten Trägerschaft Einfluss auf die Versorgungssituation hatten und inwieweit Unterschiede zu staatlichen Krankenhäusern zu erkennen sind.“ Ziel der Dissertation sei „die vollständige Aufarbeitung der Klinikgeschichte während des Dritten Reiches“.[11]

Im Rahmen einer Feierstunde im Juni 2019 übergab der bisherige ärztliche Direktor Dr. Christoph Smolenski das Amt des ärztlichen Direktors der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik zum 1. Juli 2019 an seine langjährige Mitarbeiterin Dr. Christiane Tholen-Rudolph. Smolenski blieb aber weiterhin Geschäftsführer der Klinik. Der Landtagsabgeordnete Horst Gies dankte seinem „Schützenbruder Christoph“ für dessen ehrenamtlichen Einsatz zum Wohl der Vaterstadt und auch als verantwortungsvoll agierender Arbeitgeber. „Die Mitarbeiter fühlen sich zugehörig, viele kommen hier aus der Stadt.“ Aber auch für die Patienten habe Smolenski Großes geleistet. Wer eine psychische Erkrankung hat, müsse sich heute nicht mehr verstecken, sondern kann ganz selbstverständlich ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen. Als Dr. Smolenski 1983 als Chefarzt an die Dr. von Ehrenwall’sche Klinik kam, sei das noch ganz anders gewesen. Zusammen mit seiner Ehefrau Dr. Susanna Smolenski habe er „daran gearbeitet, psychische Erkrankungen und psychisch erkrankte Menschen aus der Tabuzone und der damit verbundenen schamhaften Isolation zu befreien“, wie die Rhein-Zeitung berichtete. „Ihr habt die Klinik weiter entwickelt. Das Haus wurde geöffnet, ist inzwischen Teil der Stadt geworden. Hier im Haus gibt es Kunst, Ausstellungen und Musikdarbietungen.“ Landrat Dr. Jürgen Pföhler sagte, Smolenski genieße in der Fachwelt ein exorbitantes Ansehen, und zeichnete ihn mit der Ehrenurkunde des Kreises Ahrweiler aus. Sämtliche Redner würdigten Smolenskis Einsatz in Verbänden und Kommissionen.[12]

Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)[Bearbeiten]

Die Psychiatrische Institutsambulanz ist für die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von schwer psychisch kranken Patienten zuständig. Ein psychotherapeutisches Team, bestehend aus Ärzten, Pflegern, Soziotherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten versorgt dort Patienten, die entweder ein besonders komplexes Therapieangebot brauchen oder die derart krank sind, dass sie in einer normalen kassenärztlichen Praxis nicht angemessen versorgt werden können.

Tagesklinik „Haus Mühle“[Bearbeiten]

In der Tagesklinik der Dr. von Ehrenwall'schen Klinik, in der auch die psychiatrische Institutsbilanz untergebracht ist, werden psychische Erkrankungen teilstationär behandelt. Voraussetzung für eine Aufnahme ist, dass die Anreise des Patienten nicht mehr als 45 Minuten dauert. Die Tagesklinik ist für Patienten gedacht, bei denen eine stationäre Lösung nicht notwendig ist, eine ambulante Therapie aber nicht ausreicht. 70 Prozent der Patienten haben keine stationäre Vorbehandlung erhalten. Bei ihnen handelt es sich vorwiegend um Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen, wie sie häufig bei Feuerwehrleuten, Sanitätern, aber auch Polizisten auftreten. Menschen mit psychotischen Erkrankungen wie Schizophrenie dagegen werden in sozialpsychiatrischen Zentren, Tagesstätten oder in beschützten Wohneinheiten und Werkstätten aufgefangen. Zum therapeutischen Konzept der Einrichtung hieß es in einem Beitrag der Rhein-Zeitung:

Ziel der tagesklinischen Behandlung ist es, die seelische Erkrankung zu heilen oder zu lindern, indem persönliche Ressourcen genutzt werden und die soziale Kompetenz in einer therapeutischen Gemeinschaft gefördert wird. Dafür müssen differenzierte Therapieangebote entwickelt werden. Jeder Tag, der um 8.30 Uhr beginnt und um 16.30 Uhr endet, ist strukturiert und ausgefüllt mit Gruppen-, Gesprächs-, Ergo- oder Sporttherapie.[13]

Dabei würden die Patienten Aktivitäten des täglichen Lebens trainieren, etwa wieder einkaufen gehen, Essen zubereiten und Aufträge zu erledigen. Sozialarbeiter helfen bei der Wiedereingliederung in den Beruf sowie beim Umgang mit Versicherungsträgern und Behörden.

Nach der Ersteigerung des ehemaligen Hotels Alte Mühle an der Altenbaustraße in Ahrweiler im Jahr 1994 eröffnete der Krankenhausträger dort 1999 eine Tagesklinik samt Wohnanlage für 15 Patienten. 2006 wurde auf 20 Plätze aufgestockt. Außerdem wurde die Tagesklinik mit 30 Plätzen in den Krankenhausplan aufgenommen. Nach ihrer Erweiterung wurde die Einrichtung am Donnerstag, 22. Januar 2015, offiziell wiedereröffnet. Die Patienten waren bereits im April 2014 eingezogen, die Institutsambulanz im August 2014. Mit der 1,9-Millionen-Euro-Investition, die vom Land Rheinland-Pfalz mit 1,61 Millionen Euro gefördert wurde, erhöhte sich die Kapazität der Tagesklinik auf 30 Plätze. Zugleich wurde bei der Baumaßnahme die benachbarte psychiatrische Institutsambulanz in die Tagesklinik verlegt, um beide Einrichtungen in einem gemeinsamen Gebäude unterzubringen. Um dafür ausreichend Platz zu bieten, wurde das bisherige "Haus Mühle" durch einen zweigeschossigen und barrierefreien Erweiterungsbau vergrößert. Die Planungen umfassten auch den Umbau des Erdgeschosses, um dort die Therapieräume für Ergo-, Gruppen- und Sporttherapie unterzubringen. Behandlungs- und Gesprächsräume wurden im Obergeschoss eingerichtet. Therapieküche und Speiseraum sind renoviert worden. Zur Einweihung begrüßten die Klinikchefs, Christoph und Susanna Smolenksi, rund 100 Gäste. Architekt Dieter Hof sagte bei der Feier, 700 Quadratmeter neue Klinikfläche seien in 18 Monaten Bauzeit geschaffen worden - "schlicht, aber sehr funktional und mit einem angenehmen Arbeitsumfeld.". Die Erweiterung der Tagesklinik spiegele den wachsenden Bedarf in der Behandlung psychischer Erkrankungen wider. Der Anstieg der Behandlungsplätze sei aber auch Ausdruck des Vertrauens der Patienten.Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Bürgermeister Guido Orthen betonten die große Bedeutung der Klinik für die Kreisstadt. Dechant Jörg Meyrer und Pfarrer Wilfried Glabach gaben dem Neubau den kirchlichen Segen.[14]

Klinik-Schwimmbad[Bearbeiten]

Die Dr. von Ehrenwall’sche Klinik verfügt heute über ein eigenes Hallenbad. Früher gehörte ein Freibad zur Klinik, das aber auch von der Bevölkerung genutzt werden durfte. Das Bad wurde gut genutzt bis die Stadt Ahrweiler Anfang der 1920er Jahre ein städtisches Schwimmbad baute. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dieses städtische Bad von der Besatzungsbehörde beschlagnahmt und von den französischen Soldaten genutzt. Die Ahrweiler Bevölkerung nutzte in dieser Zeit wieder das alte Ehrenwall’sche Schwimmbad. In den 1970er Jahren wurde dieses inzwischen baulich sehr marode Bad abgebrochen. Heute existiert noch ein Modell dieses Bades.[15]

Neubau für neue Gerontopsychiatrische Abteilung geplant[Bearbeiten]

Im Rahmen der Landeskrankenhausplanung sei beabsichtigt, wie die Rhein-Zeitung (RZ) am 27. April 2021 berichtete, dass die Dr.-von-Ehrenwall'sche Klinik eine gerontopsychiatrische Abteilung eröffnet. Auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werde nämlich die Nachfrage nach Einrichtungen steigen, die ein solches Angebot vorhalten. Um das Projekt für Patienten mit besonderen Bedürfnissen wie Barrierefreiheit zu realisieren, stehen in der Ehrenwall'schen Kliniken in den nächsten Jahren in Ahrweiler erhebliche bauliche Maßnahmen an: „Der Anbau aus den 1970er-Jahren wird einem funktionsgerechten Neubau weichen müssen. Um die dort behandelten Patienten weiter medizinisch versorgen zu können, plant die Klinik ein neues Gebäude“, hieß es in einer Pressemitteilung der Klinik, aus der die RZ zitierte. Der Neubau solle auf dem Gelände des alten Ahrweiler Schwimmbades beziehungsweise der Pfahls Mühle entstehen. In den nächsten Wochen werde das alte sogenannte Brunnenhaus abgerissen, um Platz für ein neues Brunnenhaus zu schaffen, das auch für verschiedene andere Funktionen ausgestattet werden soll. Der zur Ehrenwall'schen Klinik gehörende Weg vom Ahrufer zur Walporzheimer Straße wird für die Öffentlichkeit geschlossen.[16]

Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 richtete in der Klinik Schäden von mehr als 20 Millionen Euro an. Sämtliche Gebäudeteile der Klinik wurden geflutet, Keller und Parterrebereiche zerstört. Der Klinik-Betrieb wurde daraufhin eingestellt und der Versorgungsauftrag vorübergehend an das Land zurückgegeben. Kurz nach dem Hochwasser begannen die Mitarbeiter der Klinik, ein ambulantes Nottherapieprogramm aufzubauen. Die Tagesklinik wurde nach Adenau ausgelagert, und stationäre Patienten wurden ab Oktober 2022 in einem Hotel in Niederdürenbach behandelt. Die psychiatrische Institutsambulanz nahm 14 Tage nach der Flut an mehreren Standorten wieder ihren Betrieb auf. Eine aufsuchende psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung wurde eingeführt, und zusammen mit dem Land und der DRK-Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bad Neuenahr wurde ein Traumahilfezentrum eröffnet. Im Studienhaus „St. Lambert“ in Lantershofen steht dieses niederschwellig für betroffene Bürger, Helfer sowie für traumatisierte Menschen zur Verfügung. Bald wurde auch damit begonnen, auch Patienten im alten Hauptgebäude zu behandeln. Die Corona-Pandemie hatte den Klinik-Betrieb schon vor der Flut eingeschränkt.[17]

Sonstige[Bearbeiten]

Die Klinik besitzt Modelle von den Klinikgebäuden, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg von Patienten im Rahmen der Beschäftigungstherapie angefertigt wurden. Der Klinikgründer warb damit einst bei internationalen Ausstellungen für sein Haus.[18]

Der Gewölbekeller diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum und Versteck für vom NS-Regimes bedrohte Patienten der Klinik.[19]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Modelle in der Villa Maria[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Nach dem Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Niki Radtke: 4000 Menschen arbeiten in zwölf Betrieben - Hitliste der größten Arbeitgeber, in: Rhein-Zeitung vom 13. Oktober 2012
  2. Textgrundlage: Pressemitteilung von Dr. Christoph Smolenski anläßlich der Urkundenüberreichung zum 125. Betriebsjubiläum der Dr. v. Ehrenwall’schen Klinik durch die Industrie- und Handelskammer am 5. Juli 2002
  3. Quelle: Petra Ochs: Der Mensch steht im Zentrum – Dr. von Ehrenwall'sche Klinik feiert ihren 140. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür, in: Rhein-Zeitung vom 30. März 2017
  4. Quelle: Jochen Tarrach: Was Ahrweiler mit Heinrich Böll verbindet – Horst Happe bringt Literaturnobelpreisträger als Kandidaten für Erinnerungstafeln ins Spiel: Hotel „Vier Winde“ war Zuflucht vor Bomben, in: Rhein-Zeitung vom 13. Januar 2018
  5. Quelle: Rhein-Zeitung vom 11. August 2012
  6. Quelle: Rhein-Zeitung vom 28. März 2013
  7. Quelle: Rhein-Zeitung vom 4. April 2013 und General-Anzeiger vom 6. April 2013
  8. Quelle: Krankenhausinvestitionsprogramm: Geld aus Mainz für Kliniken in Remagen und Ehrenwall, general-anzeiger-bonn.de vom 8. Mai 2013
  9. Quelle: Rhein-Zeitung vom 27. Juni 2013
  10. Quelle: Günther Schmitt: Ehrenwall-Klinik in Ahrweiler: 5,5 Millionen Euro in Akutkrankenhaus investiert, general-anzeiger-bonn.de vom 16. August 2013
  11. Quelle: Laufende Dissertationsprojekte: "Die Dr. von Ehrenwall'sche Klinik 1933-1945" (Sarah Behr), igw.uni-bonn.de, gesehen am 24. Juli 2017
  12. Quelle: Gabi Geller: Abschied von einer Ikone der Kliniklandschaft – Langjähriger ärztlicher Direktor der Dr. von Ehrenwall’schen Klinik, Dr. Christoph Smolenski, zieht sich zurück, in: Rhein-Zeitung vom 28. Juni 2019
  13. Quelle: Beate Au: Tagesklinik: Erfolgsmodell in der Psychiatrie - Plätze stehen in der erweiterten Einrichtung der Ehrenwall'schen Klinik zur Verfügung – Nachfrage steigt, in: Rhein-Zeitung vom 21. Januar 2015
  14. Quellen: Günther Schmitt: Land gibt Geld für Ehrenwall - Tagesklinik verdoppelt Kapazität, general-anzeiger-bonn.de vom 7. Januar 2014 und Investitionen von 2,1 Millionen Euro - Ehrenwall erweitert Tagesklinik, general-anzeiger-bonn.de vom 6. August 2014, und Ehrenwall-Klinik feiert Erweiterung von "Haus Mühle" - Neue Klinikräume für zwei Millionen Euro, general-anzeiger-bonn.de vom 23. Januar 2015
  15. Quelle: Karl Heinen, Auskunft vom 28. April 2021
  16. Quelle: Ehrenwall'sche Klinik: Es wird wieder gebaut - Gerontopsychiatrische Abteilung soll eröffnet werden: Komplex aus den 70er-Jahren wird weichen, in: Rhein-Zeitung vom 27. April 2021, siehe auch: Beate Au: Ahrweiler: Ehrenwall'sche investiert mehr als 10 Millionen Euro, rhein-zeitung.de, 4. Mai 2021
  17. Quellen: Ehrenwall'sche-Klinik hat bereits zwei Fluten erlebt - Vor 145 Jahren hat Carl von Ehrenwall in Ahrweiler den Grundstein für eine Einrichtung gelegt, die heute mehr denn je gebraucht wird, in: Rhein-Zeitung vom 6. Juli 2022 u.a.
  18. Quelle: Petra Ochs: Ehrenwall'sche gewährt seltene Ein- und Ausblicke – Großes Interesse am Tag der offenen Tür in Ahrweilers 140-jähriger Klinik, in: Rhein-Zeitung vom 3. April 2017
  19. Quelle: Petra Ochs: Ehrenwall'sche gewährt seltene Ein- und Ausblicke – Großes Interesse am Tag der offenen Tür in Ahrweilers 140-jähriger Klinik, in: Rhein-Zeitung vom 3. April 2017