Kriegsgräberstätte Bad Bodendorf
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Die Kriegsgräberstätte Bad Bodendorf bildet mit dem Friedensmuseum Brücke von Remagen, der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“ Remagen und dem Mahnmal zur Erinnerung an die Gefangenenlager in der Goldenen Meile einen Denkmalverbund zur Erinnerung an die Kriegs- und Nachkriegsereignisse des Frühjahrs 1945 in der Goldenen Meile. Die Kriegsgräberstätte ist Jahr für Jahr Austragungsort der Zentralen Gedenkfeier des Kreises Ahrweiler am Volkstrauertag.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Eigentümer
Land Rheinland-Pfalz
Zuständig für Pflege und Erhalt
Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) - zuständiger Sachbearbeiter dort: Raimund Schneider
Friedhofspaten
Wilhelm Ebbecke und Roland Moock
Geschichte
Während verstorbene Gefangene aus dem Lager in der Goldenen Meile zunächst auf umliegende Friedhöfe verteilt wurden, fanden vom 28. April bis zum 15. Juli 1945 1090 Lagertote auf dem Ehrenfriedhof in Bad Bodendorf ihre letzte Ruhestätte. Der am 28. April 1945 auf Anordnung der Aliierten angelegte Friedhof ist die größte geschlossene Kriegsgräberstätte im Kreis Ahrweiler. In den weitaus meisten der 1213 Gräber sind deutsche Soldaten begraben, Insassen des Kriegsgefangenenlagers "Goldene Meile". Aber auch 41 Österreicher, fünf Ungarn, vier Letten, zwei Holländer sowie je ein Franzose, Pole und Rumäne wurden dort beerdigt. Dass damals derart viele Gefangene starben, lag an der ungünstigen Witterung des Frühjahrs 1945 und am Hygiene-Wahn der Amerikaner. Sie entlausten sämtliche Gefangenen und nahmen ihnen aus Angst vor Infektionen die Mäntel ab. Deshalb konnten sich die Gefangenen – insbesondere in den Nächten - kaum vor Kälte und Nässe schützen.
Aus seuchenhygienischen Gründen wurde der Friedhof seinerzeit einige Kilometer vom Gefangenenlager, das sich in den Rheinwiesen von Bad Breisig bis nach Remagen erstreckte, entfernt angelegt. Das Gerücht, dass damals auch auf den Feldern in unmittelbarer Nähe des Lagers Leichen verstorbener Gefangener verscharrt worden seien, wurde nie belegt. Die Männer starben zwischen April und Juli 1945 an Hunger, Kälte und Krankheiten.
Ihre Leichen wurden in amerikanischen Militär-Lkw nach Bodendorf transportiert und dort zunächst in Militärzelten übereinander gestapelt. Noch arbeitsfähige Mitgefangene, selbst ausgezehrt und ausgehungert, hoben für ihre toten Kameraden Einzelgräber aus und betteten sie in ihren Uniformen zur letzten Ruhe. Jeden Tag kamen andere Gefangene zum Beerdigungseinsatz. Immer standen sie unter der Aufsicht bewaffneter US-Soldaten.
"Der erbarmungswürdige Zustand der zur Beerdigung ihrer Kameraden abgeordneten deutschen Kriegsgefangenen führte das Mitgefühl und die Herzen der Bodendorfer Frauen und Mütter, die beim Anblick der armseligen Gefangenen sicherlich auch an ihre eigenen Männer, Väter und Söhne, von denen viele gefallen waren, vermisst wurden oder die fern der Heimat ebenfalls in Kriegsgefangenschaft geraten waren", erinnert sich der damals zehnjährige Peter Josef Bauer ("Pittjupp") aus Bad Bodendorf. Nachbarschaften aus dem Dorf schlossen sich deshalb zu Notgemeinschaften zusammen, um den Gefangenen zu helfen. Freilich herrschte auch unter der Bodendorfer Bevölkerung große Versorgungsnot. Von dem Wenigen, das sie selbst besaßen, wurde täglich ein Eintopf gekocht. Dazu gab es, falls vorhanden, einige Scheiben Brot und Eingemachtes. Größere Kinder transportierten Suppe in Weckkesseln und die Beigaben auf Handkarren vom Dorf zum Gräberfeld in der Nähe der Ahr. Kinder waren die am besten geeigneten Überbringer, weil sie für die Aufsicht führenden amerikanischen Soldaten am wenigsten verdächtig waren. Pittjupp war einer dieser Knaben; für die Hilfsgruppe der Pension Peter Bauer/Pension Lorscheid und die Nachbarschaft brachte er den Soldaten Nahrungsmittel.
An Allerheiligen des Jahres 1945 ist das Gräberfeld als Friedhof eingesegnet worden. Bis dahin waren die Toten einfach im Boden verscharrt worden. Bewohner der umliegenden Orte richteten die Gräber für diesen Feiertag her - unter ihnen der aus Sinzig stammende Heinz Lindlahr und sein Vater. Mit einer Gruppe von fünf bis sechs Sinzigern und Bodendorfern richteten die Beiden die Begräbnisstätte für den Feiertag her. Sie gingen in den Wald, um Tannengrün und Silberdisteln zu schneiden; damit schmückten sie die Gräber.
1957 wurde der Soldatenfriedhof vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. als Ehrenfriedhof gestaltet: Die zunächst auf den Gräbern aufgestellten Holzkreuze wurden durch elf Gruppen zu je fünf Basalt-Grabsteinen ersetzt, der Friedhof erhielt eine Bruchstein-Mauer, und am 16. Juni 1957 wurden Kapelle und Turm eingeweiht.
Anfang August 2005 wurden die im Jahr 2002 begonnenen Arbeiten zu Sanierung und Umgestaltung des Bad Bodendorfer Ehrenfriedhofs abgeschlossen. Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger und Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD), legten aus diesem Anlass vor Ort ein Blumenbouquets nieder.
"Kriegsgräberfürsorge ist ein aktiver Dienst für den Frieden. Denn nur wer aus der Geschichte lernt, kann sich bewusst für ein friedliches Miteinander einsetzen", sagte ADD-Präsident Mertes bei einer kleinen Feier anlässlich des Abschlusses der Sanierungsarbeiten. Kriegsgräber seien "Lehrbücher des Friedens", zitierte Bürgermeister Kroeger.
36.000 Euro hat die ADD ausgegeben, um die landeseigene in die Jahre gekommene Gedenkstätte zu renovieren. Ein neues Tor wurde eingebaut, das Turmdach saniert, Abfall entfernt sowie der Rasen und die Einfassung aus Trockenmauern erneuert. Außerdem wurden neue Bänke aufgestellt. 2000 Euro kostete das Entfernen von Parolen von den Mauern der kleinen Kapelle.
Andreas Rieß und Ingo Wilde haben gemeinsam mit den Jugendlichen der Caritas-Werkstätte "St. Elisabeth" Sinzig die Pflege des Friedhofs übernommen. Drei Gartenbautrupps der Werkstätten sind abwechselnd unterwegs, um die Gedenkstätte zu in Ordnung zu halten. "Die Jugendlichen spüren durchaus die Würde des Ortes und fragen nach. Denn viele der hier Begrabenen wurden nicht viel älter als sie selbst", berichtete Wilde bei der Feier.
Weitere Bilder
Hinweisschild an der Ahrrotweinstraße (Bundesstraße 266).
Video
Die Namen der Beigesetzten
Ernst Ackermann (2. November 1905 - 30. April 1945), Ceslaus Adolph ( 20. Mai 1905 - 24. Mai 1945), Franz Albe, (26. März 1885 - 16. Mai 1945), Friedrich Albin (gest. 27. April 1945), Max Albrecht (9. Juni 1887 - 30. Mai 1945), Ferdinand Aldag (16. August 1901 - 4. Mai 1945), Otto Alfter (2. September 1885 - 6. Mai 1945) (11-R-12), Karl Altmann (20. März 1901 - 28. April 1945), Günther Amelog (* 23. September 1911), Alois Amend (9. April 1899 - 15. Mai 1945), Ernst Amling (28. Juli 1906 - 1. Mai 1945), Richard Andres (17. Dezember 1904 - 30. April 1945), Mathias Antony (24. Januar 1910 - 26. April 1945), Heinrich Antpöhler (3. Juni 1884 - 8. Mai 1945), Erich Arendt (16. Oktober 1885 - 20. Mai 1945), Johann Arink (6. Februar 1923 - 6. Januar 1945), Julius Arlitt (7. Juni 1892 - 15. Juni 1945), Walter Arndt (13. September 1900 - 13. Mai 1945), Heinrich Arnold (29. Januar 1897 - 13. Mai 1945), Heinrich Aschauer (7. April 1907 - 11. Mai 1945), Leopold Auer (10. November 1898 - 18. Juni 1945), Udo Aunsbay (* 28. Dezember 1922), Baas (gest. 2. Februar 1945), Kurt Bach (6. Juni 1897 - 5. Mai 1945), Heinrich Backhaus (4. Dezember 1890 - 9. September 1945), Fritz Backhausen (13. Januar 1925 - 3. Dezember 1944), Franz Bader (5. November 1915 - 17. Februar 1940), Gerhard Bahlmann (20. August 1901 - 5. Mai 1945), Heinrich Baiker (27. September 1903 - 6. Mai 1945), Paul Balogh (geb. 4. Februar 1894), Karl Balzer (27. Februar 1902 - 10. Mai 1945), Wilhelm Banken (19. Oktober 1924 - 9. Mai 1945), Wilhelm Barleben (21. März 1902 - 31. Mai 1945), Jürgen Bartelsen (8. August 1907 - 8. Mai 1945), Willi Barth (gest. 2. Mai 1945), Wilhelm Bartko (10. April 1904 - 7. März 1945), Bruno Bartsch (16. März 1897 bis 8. Mai 1945), Alfred Basche (2. Januar 1905 - 10. Mai 1945) ... Peter Mastiaux (12. November 1896 bis 1. Januar 1945) ... Kurt Fritz († 2. Februar 1945) ... Erich Wolf († 23. Januar 1940) ...
Mediografie
- Heinrich Müller: 'Kriegsgräber im Kreise Ahrweiler, in: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1967, Ahrweiler 1966
- Jürgen Haffke u.a.: Sinzig und seine Stadtteile
- Heinz Bucher: Kriegsgefangenenlager bei Bingen
- Jürgen Haffke: Vom Weindorf zum Kurort
- Kurt Kleemann: Die Kriegsgefangenenlager Remagen und Sinzig …', in: 'Jahrbuch f. westdt. Landesgeschichte 20/1994', S. 451 ff.
- Kurt Kleemann: Geplanter Tod in der Goldenen Meile? Das Kriegsgefangenenlager Remagen/Sinzig 1945, in: Heimatjahrbuch 1995
- Hildegard Ginzler: In Sinzig das Grab gefunden – Erlösung nach 70 Jahren, general-anzeiger-bonn.de vom 10. November 2016