Schloss Sinzig

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Schloss Sinzig, Luftaufnahm.JPG
Schloss Sinzig 10.jpg
Sinzig - Heinz Grates (474).jpg
Das Sinziger Schloss dient Jahr für Jahr als Kulisse für den Barbarossamarkt zu Sinzig.
Vortragsveranstaltung im Kultursaal
Ansicht aus Richtung Norden
Detail am Eingang.
Ansicht aus Richtung Westen
Das Schloss ist auch Austragungsort der Sinziger Hochzeitsmesse
Rudolf Menacher in einer Ausstellung im Schloss Sinzig anlässlich des 80. Jahrestages der Wiederkehr der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in Sinzig
Das Schloss und sein Umfeld Mitte der 1950er Jahre
Gartenplan aus dem Jahr 1870

Das neugotische Schloss Sinzig steht auf den Resten einer 1337 erstmals erwähnten Wasserburg. Doch erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist eine erste bildliche Darstellung der Anlage erhalten. Wie das vom Baumeister Pasqualini entworfene Wasserschloss damals ausgesehen hat, ist trotzdem ungewiss, denn es handelt sich dabei lediglich um eine Zeichnung auf dem Kopf des sogenannten Sinziger Meisterbriefes, der heute in der stadtgeschichtlichen Abteilung des Heimatmuseums der Stadt Sinzig gezeigt wird. Der mit vier Ecktürmen dargestellte und zu dieser Zeit bereits schlossartige Bau der Herzöge von Jülich-Berg wurde im Jahr 1689, während des Pfälzischen Erbfolgekrieges, von französischen Truppen zerstört. Von 1856 bis 1859 ist das heutige Schloss unter Einbeziehung der Reste gebaut worden. Im Gegensatz zur alten Darstellung besitzt der heutige Bau nur einen Turm. Während die frühere Burg mehr oder weniger eine Verteidigungsanlage war, ist das neue Schloss eine repräsentative Villa. Die Stadt Sinzig nutzt das Schloss heute für Repräsentationszwecke; außerdem sind in ihm ein Trauzimmer und das Heimatmuseum der Stadt Sinzig untergebracht. Das Billardzimmer wurde bis 1990 als Ratssaal genutzt.


Anschrift und Standort[Bearbeiten]

Barbarossastraße 35

53489 Sinzig

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Hausmeister[Bearbeiten]

Bernd Fuchs, Vorgänger: Werner Lücke (ab 1965)

Chronik[Bearbeiten]

Der Kölner Gustav Bunge ließ das Schloss zwischen 1854 und 1858 als Sommersitz auf den Ruinen einer sagenumwobenen mittelalterlichen Wasserburg im neugotischen Stil von Baumeister Vincenz Statz für 27.000 Taler erbauen. Bunge hatte das Ruinen-Grundstück 1850, im Jahr seiner Heirat mit Adele Andreae, gekauft. Bunges Initialen „GB“ zieren noch heute die Wetterfahne auf der Turmspitze des Schlosses.

Der Historienmaler Prof. Carl Christian Andreae, ein Schwager des Besitzers, gestaltete die Wände des Turmzimmers in den Jahren 1863 bis 1865 mit prächtigen Marouflagen. Dabei handelt es sich nicht um Wandmalereien, die auf noch feuchten Putz aufgetragen wurden, sondern um Bilder, die im Atelier auf Leinwand gemalt und dann mithilfe eines Bindemittels auf die Wände geklebt wurden. Dazu gehört ein Bild mit dem Titel „Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) erteilt dem Bischof von Trier im Jahr 1158 ein Bergwerksprivileg“: Die idealisierte Darstellung des Kaisers prägt noch heute weitgehend die Vorstellung von der Erscheinung Barbarossas. Andreae gestaltete auch die Kassettendecke des Salons und das gesamte Treppenhaus.

Die fünf Kinder aus der Ehe von Gustav Bunge mit Adele, geborene Andreae, wuchsen in dem Schloss auf. Die erstgeborene Tochter Johanna (verh. Johanna Koenigs), die den Kölner Bankier und Kunstmäzen Ernst Königs (1843-1904) heiratete, erbte das Gebäude. Bis in die 1930er-Jahre nutzte die Familie Bunge-Königs das Schloss als Sommersitz.[1]

Im Jahr 1950 hieß es, das Sinziger Schloss werde zu einem Sanatorium für kranke Kriegsheimkehrer umfunktioniert. 1952 ging es in den Besitz einer GmbH über, an der die Stadt Sinzig zu 20 Prozent beteiligt war. Wiederum zwei Jahre später war die Stadt Alleineigentümerin. Im Jahr 1956 brachte sie im Schloss das Heimatmuseum der Stadt Sinzig und das Archiv der Stadt Sinzig unter. Die Geburtsstunde des Museums hatte allerdings schon einige Jahre zuvor geschlagen, als Bürgermeister Franz Josef Zimmer die Sammlung am 2. Dezember 1953 im damaligen Rathaus erstmals öffentlich vorstellte.[2]

Karl-Friedrich Amendt, damals Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V., berichtete bei einer Mitgliederversammlung des Vereins im Januar 2013 über ein dringendes bautechnisches Problem im Schloss Sinzig:

Bei der Brandsicherheit gibt es erhebliche Mängel, Fluchtwege sind falsch oder gar nicht ausgeschildert, die Elektroinstallation ist auf dem Stand der 1920er Jahre und zum Teil fehlerhaft verlegt.“ Bürgermeister Wolfgang Kroeger sei informiert, es bestehe dringender Handlungsbedarf.

Ab Juni 2017 wurde die Kassettendecke im Kultursaal des Schlosses restauriert. Der Künstler Carl Christian Andreae, der zwischen 1863 und 1865 im Sinziger Schloss auch Wandgemälde anfertigte und der das Turmzimmer gestaltete, hatte die Decke in den 1860er Jahren aufwendig mit Figuren und Ranken bemalt. Nun war sie derart stark beschädigt, dass die Museumsräume in der Etage darüber gesperrt worden waren, um Erschütterungen zu vermeiden, damit nicht noch mehr Teile von der Decke fallen. Der Putz hatte sich von den Balken gelöst und drohte abzustürzen. Das Drahtgewebe zur Armierung des Putzes war angerostet; deshalb saß der Putz nur noch locker und bröselte. Außerdem hatte der Stuck den Kontakt mit dem Trägermaterial Holz verloren. Die Stadt Sinzig hatte deshalb in Kooperation mit der Landesdenkmalpflege die polnische Firma Ferdinand Lawen aus Briedel an der Mosel damit beauftragt, den Ursprungszustand der Saaldecke wiederherzustellen. Bei ihrer Arbeit entdeckten die Restauratoren vergessene und verloren gegangene Bemalungen. An den Balken legten sie Teile zart übermalter Dekore frei und empfanden sie zum Teil nach. Hildegard Ginzler beschrieb in einem Beitrag im General-Anzeiger:

In neun Hauptfeldern der Decke in Rot- und Grüntönen wechseln sich zwei Darstellungen ab. Vier puttoähnliche Gestalten bilden ein reizendes Musikantenensemble mit Laute, Becken, Busine (Blechblasinstrument) und Rebec (Violinenvorläufer). Das zweite Motiv zeigt ähnliche Protagonisten: Einer hält eine Traube über einem Glas, einer liest, ein weiterer strickt und einer führt den Faden durchs Nadelöhr.[3]

Durch Silikonabformungen, die mit Gips ausgegossen wurden, haben die Restauratorinnen Anna Kronenwirth und Kathrin Brinkmann die Lücken wieder geschlossen. Judith Schumacher beschrieb in der Rhein-Zeitung

Mit dem Skalpell nehmen sie vorsichtig Übermalungen hinunter, versehen abblätternde und lose Malschichten mit einem reversiblen Festigungsmittel und sichern die bearbeiteten Stellen mit Japanpapier. Auch gilt es, Hohlräume zu füllen, Risse zu schließen und Fehlstellen zu retuschieren.[4]

Andreae hatte seinerzeit nicht unmittelbar auf den Putz gemalt, sondern er wendete die Tapetentechnik an. D.h. er malte auf Papier, das er anschließend auf den Putz aufklebte. Diese Technik wendete Andreae möglicherweise deshalb an, weil er Tafelmaler war und auf Putz nicht so gut zurechtkam. Andreae verwendete dabei Ölfarbe, die die Feuchtigkeit unter der dem Papier festhielt. Zusammen mit der Decke soll auch die Elektrik saniert werden. Dabei werden die alten stoffummantelten Leitungen durch neue Kabel ersetzt.

Im Herbst 2023 wurden die Besucher des Sinziger Schlosses von einem ganz besonderen städtischen „Mitarbeiter“ begrüßt: Er wsr 1,20 Meter groß, hatte große runde Augen, ein Tablet vor seinem Bauch und war ganz in Weiß gekleidet. „Pepper“ war ein humanoider Roboter, der der Stadt Sinzig im Rahmen eines Pilotprojektes des Kooperationsverbundes „Mitten am Rhein“ von der Zukunftsinitiative „Starke Kommunen – Starkes Land“ SKSL) des rheinland-pfälzischen Innenministeriums zur Verfügung gestellt wurde. Pepper stand im Eingangsbereich des Schlosses, erzählte den Besuchern aus der Geschichte der Stadt und informierte über die zu dieser Zeit aktuelle Ausstellung im Heimatmuseum. Neben seinen informativen Aufgaben bot Pepper auch etwas Unterhaltung – von Spielen wie „Drei-gewinnt“ bis zu Tänzen und individuellen Grußworten, die man anschließend digital verschicken konnte. Der kleine Roboter reagierte auf die menschliche Stimme, auf Mimik und Gestik und konnte sprechen, gestikulieren, singen und sogar tanzen. Bis Ende des Jahres 2023 ist Pepper im Schloss Sinzig aktiv – dann trat er seinen Dienst in einer anderen Partnerkommune am Rhein an.

Sonstiges[Bearbeiten]

Im Turmzimmer befinden sich vier Wandmalereien, die Carl Christian Andreae zwischen 1863 und 1865 malte:

  • Abreise des Kaufmanns Gustav Bunge im Kölner Hafen, Grisaillemalerei (v.l.): Gutenberg in seiner Buchdruckerwerkstatt, Kaiser Karl V. im Hause Anton Fuggers, Martin Behaim und sein Globus, Martin Luther mit Laute und Bibel
  • Germanen beobachten römische Schiffe auf dem Rhein, Grisaillemalerei (v.l.): Seherin, Varusschlacht, St. Helena
  • Kaiser Karl der Große als Bauherr der Aachener Pfalzkapelle, Grisaillemalerei (v.l.): St. Bonifatius, Karl als Herrscher thronend, Gesandtschaft Harun al Raschids
  • Kaiser Friedrich I. Barbarossa verleiht Bischof Hillin von Trier das Bergwerksprivileg, Grisaillemalerei (v.l.): Bernhard von Clairvaux, den Kreuzzug predigend, Gottfried von Bouillon, Eroberung Jerusalems, Orienthandel, Tod Barbarossas im Saleph in der heutigen Türkei

Im Schloss-Keller gibt es einen Kohlenschacht, Lagerräume für Kartoffeln, Obst und Wein. Außerdem sind dort Fundamentreste der ehemaligen Wasserburg der Herzöge von Jülich-Berg zu sehen. Ein Gitter deutet auf eine frühere Nutzung als Gefängnis hin.[5]

Weitere Bilder[Bearbeiten]

Wandbilder von Carl Christian Andreae im Turmzimmer[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Jochen Tarrach: Sinziger Schloss steht auf historischen Mauern – Kaiser Ludwig erlaubte 1337 den Bau einer Wasserburg zur Stadtbefestigung, in: Rhein-Zeitung vom 15. Mai 2017
  2. Quelle: Hildegard Ginzler: Maulen und Meckern machen Museum möglich, general-anzeiger-bonn.de vom 20. Februar 2003
  3. Quelle: Hildegard Ginzler: Restaurierung des Kultursaals: Feuchtigkeit zerstört Deckenmalerei am Sinziger Schloss, general-anzeiger-bonn.de vom 3. August 2017, siehe auch: Restaurierungsarbeiten im Sinziger Schloss – Rettung der feinfühligen Malerei – Restaurator Ferdinand Lawen und Mitarbeiter wollen die wertvolle Kassettendecke des kleinen Kultursaals im Schloss wieder in ihren Ursprungszustand versetzen, blick-aktuell.de vom 31. Juli 2017
  4. Quelle: Judith Schumacher: Restauratoren geben im Schloss den Ton an – Der bröckelnde Stuck wird wiederhergestellt, in: Rhein-Zeitung vom 12. August 2017
  5. Quelle: Heimatmuseum Sinzig: Auf Spurensuche im Heimatmuseum – Etwas für Kulturfreunde und Genießer: Zum Internationalen Museumstag gab es fünf Führungen, eine neue Ausstellung und Wohlsein auf der Schlossterrasse, blick-aktuell.de vom 31. Mai 2017