Ahr-Thermen Bad Neuenahr

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Rohbau im Jahr 1992
Bad Neuenahr - Heinz Grates (537) .jpg
Ahr-Thermen 11.JPG
Hinweis an der Stadteinfahrt.
Werbefoto aus den Ahr-Thermen.
Dr. Hans-Ulrich Tappe, Geschäftsführer der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, stellte im Sommer 2011 vom Architekturbüro Mertens entwickelte Pläne zur Erweiterung der Ahr-Thermen vor.
Ahrtherme H. Grates.jpg
Neugestaltung des Vorplatzes nach Rückbau des Bademantelgangs
neu gestalteter Vorplatz

Die Ahr-Thermen in Bad Neuenahr sind im Mai 1993 nach knapp zweijähriger Bauzeit eröffnet worden. Später wurden der Sauna-Bereich erheblich erweitert. 2009 ist ein 138 Meter langer unterirdischer Bademantelgang eröffnet worden, der die Thermen mit dem Thermalbadehaus Bad Neuenahr und dem Kurhotel Bad Neuenahr zum Ahr-Resort verbinden sollte. Beim Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurden die Thermen schwer beschädigt.


Anschrift[Bearbeiten]

Walburgis-Therme Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH

Felix-Rütten-Straße 3

53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler (Stadtteil Bad Neuenahr)

Die Karte wird geladen …

Kontakt[Bearbeiten]

Öffnungszeiten[Bearbeiten]

täglich von 9 bis 23 Uhr

Leitung[Bearbeiten]

Chronik[Bearbeiten]

Am 2. Juli 1991 wurde auf der freien Wiese schräg gegenüber der Spielbank Bad Neuenahr hinter der Villa Rütten der Grundstein zum Bau der auf 42 Millionen Mark veranschlagten Ahr-Thermen gelegt. Der damalige Kurdirektor Herbert Rütten sagte, dass sie „im weiten Umkreis nicht ihresgleichen haben“ werde. Vier Wasserbecken, zwei davon mit Thermalwasser gefüllt, vier Whirlpools und fünf Saunen sollten Bad Neuenahr als Destination noch attraktiver machen. Auf 1000 Benutzer täglich wurde die vom Stuttgarter Architekten-Ehepaar Ingeborg und Rudolf Geier geplante Anlage ausgelegt. Als Blickfang war insbesondere das „schwebende Dach“ geplant.

4610 Kubikmeter Beton, 500 Tonnen Stahl und 14.200 Quadratmeter Schalung wurden beim Bau der Badeanlage und für die Fundamente der vier geschwungenen Becken mit 650 Quadratmetern Wasserfläche benötigt. 30.160 Kubikmetern Raum wurden mit diesem Material umbaut. Das 150 Tonnen schwere Zeltdach, das auf einer 16 Meter hohen Holzstütze aufliegt, hat einen Durchmesser von 53 Metern und misst 2100 Quadratmeter Fläche. Der Dach-Unterbau besteht aus bis zu 27 Metern langen Trägern. 250 Kubikmeter Nadelholz wurden zu diesem Zweck verbaut. Das Dach wird von insgesamt 187.000 Nägeln zusammengehalten. Die Glaskrone, die neben den Seitenfenstern für Helligkeit im Thermen-Inneren sorgt, bringt es bei einem Durchmesser von elf Metern auf ein Gewicht von 10,5 Tonnen. Diese Zahlen gehen as der Baudokumentation hervor, die zur Eröffnung der Wellness-Oase am 25. Mai 1993 von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr herausgegeben wurde.[1]

Als Bau- und späterer Thermen-Träger wurde die Ahr-Thermen Bad Neuenahr GmbH & Co. KG gegründet, an der die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr als spätere Alleineigentümerin zunächst mit 50 Prozent beteiligt war - neben der Provinzial Düsseldorf, der MuK Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH Köln und der Strabag Bau-AG Köln, die Anteile von jeweils 16,6 Prozent hielten.[2]

Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurden die Thermen am 24. Mai 1993 eröffnet. Der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping, drückte vor mehr als 200 Ehrengästen den roten Knopf, um das 36 Grad Celsius warme kohlensäurehaltige Thermalwasser einzulassen, das aus einer 359 Meter unter der Erdoberfläche liegenden vulkanischen Quelle nach oben sprudelte. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Neuenahrer Heilwasser. 43 Millionen Mark, eine Million mehr als bei der Grundsteinlegung geplant, hatte der Bau schließlich gekostet, den Scharping als "hoffnungsvolles Zeichen für die Region" wertete. "Einen hellen, freundlichen und einladenden Eindruck" nahm der Landesvater nach eigenem Bekunden mit nach Mainz zurück. Der damalige Kurdirektor Herbert Rütten sagte bei der Eröffnung: "Wir spüren alle die strukturellen Veränderungen im Kurwesen und hoffen, mit den Ahr-Thermen eine Alternative gefunden zu haben." Rudolf Weltken, damals Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, sagte bei der Thermen-Eröffnung: "Wie schon 134 Jahre zuvor, versteht es die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr als private Trägerin des Heilbades, sich den permanenten Herausforderungen im Heilbad- und Fremdenverkehrsbereich zu stellen." Als "pluralistischer Kurort" gelte es eine Synthese zu finden, in der sich alle Sparten des Heilbades und des Fremdenverkehrs zusammen finden. Die Ahr-Thermen nannte Weltken "nicht nur eine Antwort auf den steigenden Anspruch des gesundheits- und erholungssuchenden Klientels, sondern auch ein Beispiel für Weitsicht und Überzeugungskraft des Managements der AG Bad Neuenahr". Gerd Danco, damals Regierungspräsident des Regierungsbezirks Koblenz, nannte die Ahr-Thermen einen „Geniestreich von Kurdirektor Herbert Rütten“. Und Joachim Weiler, damals Landrat des Kreises Ahrweiler, erhoffte sich besonders vor dem Hintergrund des kurz zuvor beschlossenen Bonn-Berlin-Umzuges der Bundesregierung einen weiteren wirtschaftlichen Impuls für den Kreis Ahrweiler. Ein solcher Impuls wurde umso mehr herbeigewünscht, als die Gesundheitsreform bereits erste dunkle Wolken am Himmel des deutschen Kurwesens aufziehen ließ.[3]

Das Bad wurde von Beginn an überregional beworben. 83 Prozent der Besucher kommen aus dem weiteren Umland, 17 Prozent aus Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Dennoch blieben die Thermen von Anfang an hinter den Erwartungen zurück. Neben der Krise des Kurbetriebes als Folge der Gesundheitsreform lag dies auch daran, dass das Bad nicht auf Familien und Wassersportler ausgelegt war. Eine umfängliche Erweiterung des Saunabereichs änderte daran ebenso wenig etwas wie der 2009 eröffnete Bademantelgang, der die Thermen unterirdisch mit Thermalbadehaus Bad Neuenahr und Kurhotel Bad Neuenahr zum Ahr-Resort verbindet. Er sollte die Thermen besser in den inzwischen als Sinfonie der Sinne bezeichneten Kurbetrieb integrieren.

Um beide Bäder wirtschaftlicher zu machen, schlug Kurzzeit-Kurdirektor Dr. Hans-Ulrich Tappe im Jahr 2011 vor, das neu zu bauende städtische Freizeitbad TWIN mit den Ahr-Thermen zu verbinden. Doch auch das erwies sich wegen der zu befürchtenden Lärmemissionen als kaum durchsetzbar. Die Anwohnern rund um die Thermen lehnten die Realisierung dieses Vorhabens jedoch ab, weil sie Lärmbelästigungen fürchteten.

Die Thermen-Bilanz für das Jahr 2012 wies Verbindlichkeiten in Höhe von 7,5 Millionen Euro aus, die in voller Höhe von der Aktiengesellschaft übernommen wurden. Alleine an Tilgungsleistungen muss die Ahr-Thermen Bad Neuenahr GmbH & Co. KG 500.000 Euro jährlich aufbringen. "An Zinsen dürfte noch einmal der gleiche Betrag anfallen", schätzte der General-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 9. Januar 2014. Zwischen Aktiengesellschaft und Thermen-GmbH habe es einen Betriebsführungsvertrag gegeben, in dessen Rahmen nach GA-Informationen 300.000 Euro jährlich gezahlt worden seien.[4]

Eine Ursache für die Fehlbeträge war die Investition von 300.000 Euro in neue Filter und die Erneuerung des Wasserleitungssystems, mit der der Betreiber die immer wieder auftretenden Hygiene-Probleme in den Griff bekommen wollte. Im Frühjahr 2012 wurde nämlich bekannt, dass in den Ahr-Thermen Legionellen entdeckt worden waren. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelte deshalb gegen verantwortliche Betriebsleiter, technische Leiter und den Geschäftsführer der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr wegen Vergehen nach dem Infektionsschutzgesetz (Paragraf 78). Verantwortliche Allein-Vorstände der Aktiengesellschaft waren während dieser Zeit der zwischenzeitlich verstorbene Rainer Mertel und sein Nachfolger Dr. Hans-Ulrich Tappe. Tappe schied jedoch bereits Anfang 2012 "unter dubiosen Umständen aus dem Amt des Kurdirektors aus."[5] Oberstaatsanwalt Rolf Wissen sagte dem General-Anzeiger:

Es besteht der Verdacht, dass dem zuständigen Gesundheitsamt erstmals im Jahre 2012 meldepflichtige Befunde über in Trinkwasserproben festgestellte überhöhte Legionellen-Konzentrationen mitgeteilt wurden, obwohl das mit der Untersuchung beauftragte Labor (das Hygiene-Institut Bonn, Red.) bereits in einer Probe im Jahre 2008 und in den Folgejahren untersuchten Proben überhöhte Werte festgestellt hatte und ab November 2011 die Verantwortlichen auf die bestehende Meldepflicht hingewiesen wurden.

Inzwischen seien die Büros der Beschuldigten und die Geschäftsräume des mit der Untersuchung beauftragten Instituts durchsucht worden, berichtete der GA. Weiter hieß es in dem Beitrag:

„Hohe bis sehr hohe Verunreinigung mit Legionellen“ hatte das Messergebnis Anfang März 2012 gelautet. Betroffen waren neben den Duschen, wo das Bakterium zuerst festgestellt wurde, auch das Bewegungsbecken sowie die vier Whirlpools mit bis zu 31 Grad warmem Thermalwasser.

Das Hygiene-Institut der Universität Bonn stellte im Februar 2013 erneut in Teilbereichen des Bades Legionellen fest, wie der General-Anzeiger am 9. Februar 2013 meldete. Die Herrendusche im Bad, die Duschen rund ums Tauchbecken, die Waschbecken in der Behindertenumkleide, die Waschbecken in der Familienumkleide, das Liegesprudelbecken sowie Innen- und Außenthermalwasserbecken wurden deshalb außer Betrieb genommen. Am Sonntag, 17. Februar 2013, gingen die Ahr-Thermen wieder in den Normalbetrieb über – in Abstimmung mit dem Hygiene-Institut der Universität Bonn und dem Gesundheitsamt des Kreises Ahrweiler. Das Legionellen-Problem war im Trinkwasserbereich sowie im Filtrat bei einigen Badewasserfilter aufgetaucht. Die betroffenen Anlagen wurden mit endständigen Filtern ausgerüstet. Die betroffenen Badewasserfilter wurden mit Chlordioxid gespült. Rund 300.000 Euro investierte die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr seit dem Vorfall im März 2012 in die Sanierung des Bades. Dabei wurden unter anderem das Trinkwasserleitungssystem überarbeitet und die Trinkwassererwärmung erneuert.[6]

Im März 2013 hatte die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr als bisherige Betreiberin der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein Kaufangebot zu den Ahr-Thermen vorgelegt. Ende November 2013 legte die Aktiengesellschaft der Stadt den Entwurf eines weiteren Pachtvertrages vor. Bürgermeister Guido Orthen lehnte dieses Angebot, das folgende Konditionen enthielt, jedoch ab:

Pachtbeginn soll der 1. Januar 2014 (oder später) sein. Der Pachtzins: 50.000 Euro netto pro Monat. Alle Kosten von Dach und Fach gehen zulasten des Pächters. Laufzeit: fünf Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit um zwei mal fünf Jahre. Kündigung: jederzeit einseitig seitens des Pächters (zum Beispiel wenn die Belastungen aus Dach und Fach zu hoch werden). Kaufoption durch den Pächter zu einem noch auszuhandelnden Preis, Kooperation mit der AG zu Werbe- und Marketingmaßnahmen, um Kunden ein vielfältiges Angebot zu bieten; Übernahme der Contracting-Vereinbarungen, der Mitarbeiter nach Absprache und der Dienstverträge.[7]

Der kurz zuvor designierte Kur-AG-Vorstand Christoph Reinicke sagte Anfang Dezember 2013, die Aktiengesellschaft werde die Thermen zum Jahresende 2013 schließen. Falls kein Käufer oder Pächter findet, würden die Thermen abgerissen und das Areal anderweitig bebaut. Die AGBN selbst jedenfalls wolle das hochdefizitär arbeitende Bad nicht länger betreiben. Wunsch-Betreiber der Aktiengesellschaft wäre die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die aber weigerte sich, eine "Katze im Sack" zu kaufen und forderte von der AGBN vor einer möglichen Übernahme tiefer gehende Zahlen und Gutachten zu den Thermen.[8]

Bürgermeister Guido Orthen bot der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr am 19. Dezember 2013 per Brief einen Betriebskostenzuschuss von 300.000 Euro für das Jahr 2014 an, wenn die Aktiengesellschaft die Thermen weiterführt und von der angekündigten Schließung zum 31. Dezember 2013 absieht. Mit diesem Betrag sollte es möglich sein, den Betrieb des Bades im Jahr 2014 aufrecht zu erhalten. So bleibe Zeit für eine solide und geordnete Entscheidung über die Zukunft des Bades, so Orthen. Dies umfasse, so Orthen weiter, auch eine mögliche Übernahme durch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der designierte Vorstand der Aktiengesellschaft, Christoph Reinicke, erklärte noch am gleichen Tag gegenüber dem General-Anzeiger, dass er das städtische Angebot nicht annehme. Er stellte der Stadt anheim, die Thermen selber zu übernehmen oder den Zuschuss einem Investor zu geben. Die Aktiengesellschaft stehe als Betreiber der Ahr-Thermen "definitiv nicht mehr zur Verfügung." Nach der Entscheidung des Finanzinisteriums, dass die Spielbankabgabe künftig nicht mehr der AG, sondern der Stadt zusteht, könne die Stadt mit den Mitteln aus der Spielbankabgabe, rund 800.000 Euro, beruhigt die Ahr-Thermen betreiben, so Reinicke weiter. Sämtliche Argumente gegen eine Übernahme der Thermen durch die Stadt wären nach dieser Entscheidung nicht mehr nachvollziehbar und letztlich eine eindeutige Bestätigung für den jetzt notwendigen Schritt der Aktiengesellschaft, die Thermen zum 31. Dezember 2013 zu schließen. Der Stadt lägen seit März 2013 Kauf- und Pachtangebote samt Zahlenmaterial, sagte Dominik Schmitz, Leiter der Marketingabteilung der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr, der Rhein-Zeitung. Gewerbliche Thermen-Betreiber hätten die Ahr-Thermen geprüft und sie als solides und gut geführten Betrieb mit einem Sanierungsbedarf von rund fünf Millionen Euro bezeichnet, so Schmitz weiter. Kaufinteresse sei jedoch bislang nicht bekundet worden.[9]

Der für die Vermarktung der Region verantwortliche Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. prüfe, ob er die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr für die von ihr beabsichtige Schließung der Ahr-Thermen zum Jahresende in Regress nehmen kann, berichtete der General-Anzeiger am 20. Dezember 2013. Eine mit der Prüfung beauftragte Stuttgarter Anwaltskanzlei kam zu dem Ergebnis, dass den Hoteliers und auch dem Ahrtal-Tourismus selbst, die mit kostenlosem Eintritt in die Ahr-Therme werben und für das nächste Jahr 2014 bereits erhebliche Kartenkontingente gekauft haben, Schadenersatzansprüche zustehen. Die Aktiengesellschaft habe schuldrechtliche Verträge mit Verbrauchern oder sonstigen Dritten zu erfüllen, die nur bei der Fortführung des Geschäftsbetriebs oder des Geschäftszweigs erfüllt werden könnten. Irgendwelche wirtschaftlichen oder sonstigen unternehmerischen Gründe würden einen folgenlosen Rücktritt oder eine folgenlose Kündigung entsprechender Verträge nicht rechtfertigen. Es bestehe "ein Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung" gegen den Betreiber der Ahr-Thermen, wenn Karten nach dem 31. Dezember nicht mehr eingelöst werden könnten. Schon insoweit erschöpften sich die Ansprüche des Ahrtal Tourismus e.V. keinesfalls alleine in der Rückerstattung des Kaufpreises. Auch der Ahrtal-Tourismus wirbt in vielfältiger Weise mit den Ahr-Thermen. "Der Minderungsanspruch des Kunden, zumal bei kurzen Aufenthalten, bei denen der Thermenbesuch im Mittelpunkt steht, reicht weit über den anteiligen Preis der Eintrittskarte hinaus", heißt es in einem Schreiben der Kanzlei. Der Anspruch "könnte im Einzelfall mit bis zu 50 Prozent des Reisepreises und mehr zu veranschlagen sein." Die (ohne die Ahr-Thermen) "nutzlos vertane Urlaubszeit" könnte somit beim Kunden, der gebucht hat, Ansprüche auslösen. Es sei sogar denkbar, dass der Ahrtal Tourismus e.V. Gästen gegenüber zur vollständigen Rückerstattung des Reisepreises verpflichtet sei. Die Anwälte empfehlen dem Ahrtal-Tourismus vor dem Hintergrund dieser Rechtslage, die Kur AG "unter kurzer Fristsetzung" dazu aufzufordern, die Therme im Jahr 2014 durchgehend und mit dem bisherigen und bislang beworbenen Leistungsumfang weiterzubetreiben und sich dies innerhalb einer kurzen und angemessenen Frist (maximal eine Woche) schriftlich bestätigen zu lassen.[10] Andreas Wittpohl, Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., sehe im Verhalten des AGBN-Vorstandes Reinickes "auch ein aktives Schädigen der Aktiengesellschaft selbst, indem er angesichts des bemerkenswerten, vorliegenden städtischen Angebots ohne Not den Badebetrieb einstellt", berichtete die Rhein-Zeitung am 24. Dezember 2013.

Der Bad Neuenahrer Hotelier Michael Lentz (Hotel Central) startete kurz vor Weihnachten 2013 eine Petition an Bürgermeister Guido Orthen gegen die Schließung der Thermen. Er forderte Bürger, Einzelhändler, Hoteliers und Gastronomen auf, die Petition bis zum 28. Dezember 2013 per Unterschrift im Internetportal http://www.openpetition.de zu unterstützen. In einem offenen Brief an den Bürgermeister hieß es: "Der Entschluss der AGBN, die Ahr-Thermen zu schließen und so aus privatwirtschaftlichen Gründen der Stadt eines der touristischen Magnete zu entziehen, hat uns alle unverhofft getroffen. Wir hätten uns da etwas mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Wir fordern mit allen Mitteln und Möglichkeiten, eine Schließung der Ahr-Therme zu verhindern." Rund 700 Menschen hatten bis dahin die Petition im Internet unterschrieben. Zu den Unterstützern gehörten auch die Hoteliers Günther Uhl (Hotel Krupp) Manfred Gangnus (SETA Hotel). Lentz bat Orthen, alles zu unternehmen, um die Schließung abzuwenden. In der Petition hieß es u.a., die Ahr-Thermen seien im Lauf der Jahre zu einem festen Bestandteil des Stadtbildes geworden und stellten einen starken touristischen Magneten dar. Das Bad werde in sämtlichen Prospekten herausgestellt und vom gesamten Tourismusgewerbe in der Region beworben. Viele Bürger nutzten die Möglichkeiten der Ahr-Thermen und seien ihretwegen gar nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gezogen. Die Einzelhändler, Hotels und Restaurants, Winzer und Veranstalter der Feste seien "mittel- und unmittelbar vom Fortbestehen der Ahr-Therme abhängig". Ohne das Wellnessbad verliere die Stadt an Attraktivität. Wenn es schließt, könnten Gäste ausbleiben.[11]

Am Dienstagabend, 31. Dezember 2013, gingen nach 7526 Tagen die Lichter in den Ahr-Thermen aus. Seit dem Neujahrstag 2014 gibt es nur noch die Saunalandschaft, die weiterhin von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr betrieben wird. Bürgermeister Guido Orthen hatte am 30. Dezember 2013 erklärt, die Aktiengesellschaft habe trotz Aufforderung keine Stellungnahme zu einer Weiterführung der Thermen mit einem Betriebskostenzuschuss der Stadt in Höhe von mindestens 300.000 Euro abgegeben. "Das zeugt nicht von Kooperationsbereitschaft oder Interesse an Lösungen", so Orthen. Der Kreisstadt-Bürgermeister sah zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit, "die Thermen verantwortlich zu pachten oder ad hoc zu kaufen". Das Kaufangebot der AG für vier Millionen Euro sei nicht annehmbar, es sei seitens der Aktiengesellschaft bislang auch nicht überarbeitet worden. Nach wie vor bestehe aber Interesse der Stadt. Zuvor aber müssten Gutachter klären, wie hoch der Sanierungsstau der Thermen wirklich sei. Stadt, Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. und Heilbad Gesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH wollten, so Orthen weiter, ein Basis-Angebot schaffen, "um die Schließung der Ahr-Thermen wenigstens teilweise zu kompensieren". Im Vorgriff auf die Gästekarte werde ab dem 2. Januar 2014 im städtischen Freizeitbad TWIN Sondertarife für Hotelgäste geben. Außerdem kündigte Orthen an: "Wenn die Thermen schließen, wird die Stadt ihren Zuschuss (88.000 Euro) für die Saunalandschaft zurückfordern."[12]

Die Rhein-Zeitung berichtete in ihrer ersten Ausgabe des Jahres 2014:

Ob am Silvestertag um 16 Uhr eine Ära zu Ende ging oder ob es sich nur um eine vorübergehende Unannehmlichkeit für die Fans der Bad Neuenahrer Ahr-Thermen handelt, wird sich in nächster Zeit zeigen. Am letzten Tag jedenfalls wollten viele Menschen noch ein letztes Mal im Bad Neuenahrer Thermalwasser schwimmen. Ab dem 1. Januar 2014 sind nur noch die Saunalandschaft und die Gastronomie geöffnet, das Innen- und Außenbecken des Thermalbades, die anderen Hallenbecken und die Whirlpools bleiben vorerst geschlossen.[13]

Seit 1. Januar 2014 sind die Ahr-Thermen geschlossen, die Fenster zu den Becken im Innenraum wurden mit schwarzer Folie abgeklebt, die Außenanlagen sind verwaist. Der Saunabereich öffnet morgens um 10 Uhr; etwa 190 Besucher werden dort täglich gezählt. Vor ihrer Schließung im Dezember 2013 wiesen die Thermen ein Jahresdefizit von 800.000 Euro aus. Addiert man die bei einem Kauf (die AGBN wollte im Jahr 2013 rund vier Millionen Euro haben) anfallenden Kreditkosten sowie die ebenfalls per Kredit zu finanzierende Sanierungskosten - die Rede ist von fünf Millionen Euro -, so dürften sich die jährlichen Gesamtbelastungen auf geschätzte 1,2 Millionen Euro belaufen.[14]

Nach einer Aufsichtsratssitzung Anfang Januar 2014 teilte die Aktiengesellschaft der Presse mit, sie werde, "wie bisher angekündigt, an dem eingeschlagenen Weg festhalten". Zum 1. Januar hatte die AGBN die von ihr bislang betriebenen Ahr-Thermen bis auf den Sauna- und Gastronomiebetrieb gegen den Widerstand der Stadt geschlossen. Zum Jahresende 2013 hatte die AGBN die von ihr bislang betriebenen Ahr-Thermen bis auf den Sauna- und Gastronomiebetrieb gegen den Widerstand der Stadt geschlossen.[15]

Die Ahr-Thermen waren ursprünglich für täglich 1000 Badegäste konzipiert worden. Diese Zahl lag der betriebswirtschaftlichen Kalkulation der Thermen zugrunde. Die Wasserfläche hätte diese Besucherzahl allerdings gar nicht zugelassen. Seit der Eröffnung bis Ende 2013 wurden in den Ahr-Thermen durchschnittlich 560 Besucher täglich gezählt. Etwa 15 Prozent der Badegäste kamen aus der Kreisstadt oder dem unmittelbaren Umland; das Gros der Besucher, 80 Prozent, kam aus dem benachbarten Nordrhein-Westfalen - aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und Köln. Die Zahl der Badegäste aus dem Raum Koblenz war gering. Über die Bad Neuenahrer Hotels, Pensionen, Fremdenzimmerbetreiber und den Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. kamen etwa 4000 Besucher jährlich; das waren knapp zwei Prozent des Besucheraufkommens.[16]

In einer nichtöffentlichen Sitzung am 8. Januar 2014 verurteilte der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler die Schließung der Ahr-Thermen scharf. „Das rücksichtslose, überhastete und zudem schlecht kommunizierte Vorgehen des Vorstands der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ist irrational und schädigt die Gesundheits- und Tourismusdestination Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie den Ruf und die Glaubwürdigkeit der AGBN gleichermaßen“, hieß es in einer im Anschluss veröffentlichten Pressemitteilung. Der Stadtrat bekräftigte sein Ja zu den Ahr-Thermen einstimmig. Die Kaufverhandlungen mit der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr sollen fortgesetzt werden.[17] Am gleichen Tag teilte AGBN-Vorstand Reinicke der Presse mit, Ende Februar 2014 werde mit dem Rückbau der seit 1. Januar 2014 geschlossenen Ahr-Thermen begonnen, wenn sich bis dahin kein neuer Betreiber findet. Die Aktiengesellschaft sei mit drei möglichen Betreibern im Gespräch. Sollte sich kein Betreiber finden, werde das Bad zunächst entkernt, dann würden die Aufbauten entfernt. Es gebe Überlegungen, das blaue Kuppeldach nach Osteuropa zu verkaufen. „Das ist ein erneutes Drohszenario, das daran zweifeln lässt, dass die AG ernsthaft an einer kooperativen Lösung interessiert ist“, kommentierte Bürgermeister Guido Orthen. Die Stadt sei nach wie vor nicht bereit, mit den Thermen eine Katze im Sack zu kaufen; sie werde vielmehr das Gutachten über den Investitionsbedarf der Thermen abwarten. Außerdem behielt sich die Stadt rechtliche Schritte gegen den neuen AG-Vorstand Christoph Reinicke vor. Sie bezweifelt, dass Reinicke befugt war, am Aufsichtsrat vorbei über Schließung und Abriss der Thermen zu entscheiden. Das knapp 700 Stellplätze bietende Parkhaus an der Felix-Rütten-Straße, das als hochprofitabel galt und insbesondere von Thermen-Besuchern genutzt wurde, werde deutlich stärker als bisher vermarktet, sagte AGBN-Vorstand Reinicke dem GA. Unter anderem werde es Angebote für Dauerparker geben. Das Parkhaus bleibe für die Aktiengesellschaft wichtig, weil sie im Thermal-Badehaus ein Medical-Center einrichten und auf Telemedizin setzen werde.[18]

Am 11. Januar 2014 berichtete der General-Anzeiger, die Ahrtal-Werke GmbH (ATW) seien an einer Übernahme der Ahr-Thermen interessiert. Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr wolle das Thermengelände jedoch nicht verkaufen, sondern lediglich in Erbbaupacht zur Verfügung stellen. Für die zu 49 Prozent an den Ahrtal-Werken beteiligten Stadtwerke Schwäbisch Hall sei der Betrieb von Thermen kein Neuland, weil das Unternehmen zu 60 Prozent am Solbad Schwäbisch Hall beteiligt sei.[19]

ATW-Geschäftsführerin Susanne Strauch bestätigte wenig später Experten aus Schwäbisch Hall seien in Bad Neuenahr gewesen, um sich einen Überblick über die technischen Gegebenheiten in den Ahr-Thermen zu verschaffen. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall, die mit 49 Prozent an den Ahrtal-Werken beteiligt sind, würden selbst mehrere Bäder betreiben. Diese Expertise wolle sich die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zunutze machen - zusätzlich zu dem Gutachten, das die Stadt als potenzieller Käufer des defizitären Thermalbades einfordert und auf ihre Kosten in Auftrag gegeben hat. Es solle ermittelt werden, wie hoch der Sanierungsbedarf ist und welche Summe investiert werden müsse, um das Bad erfolgreich betreiben zu können. Bürgermeister Guido Orthen hatte es als Option bezeichnet, dass anstelle der Stadt die Ahrtal-Werke die Ahr-Thermen übernehmen. Strauch stellte jedoch klar, dass die Ahrtal-Werke bislang kein Angebot für die Ahr-Thermen abgegeben hätten. "Wir als Ahrtal-Werke drängen uns nicht danach", sagte Susanne Strauch. Die Rhein-Zeitung berichtete:

... um sich eine in aller Regel defizitäre Bädersparte ans Bein zu binden, seien die Ahrtal-Werke noch zu jung. Zwar sind die Ahrtal-Werke darauf angelegt, zu voll integrierten Stadtwerken zu werden, die über Energievertrieb und -erzeugung hinaus in weiteren Bereichen der Daseinsvorsorge tätig werden. Um aber im steuerlichen Querverbund Verluste in einer Sparte auszugleichen, müssten in einer anderen Sparte Gewinne erzielt werden.[20]

Bisher aber hätten die Ahrtal-Werke in erster Linie Geld ausgegeben.

Bei einem Parteitag des CDU-Stadtverbandes Bad Neuenahr-Ahrweiler im Januar 2014 forderte der Fraktionsvorsitzende Christoph Kniel Stehvermögen ein: "Wir haben die Verantwortung, nicht panisch zu reagieren und begründet und überlegt zu handeln, auch bei Vorgängen, die von anderen bestimmt und umgesetzt werden, selbst wenn man versucht, die Stadt unter Druck zu setzen." Bürgermeister Guido Orthen (CDU) nannte das Vorgehen der Aktiengesellschaft bei den Ahr-Thermen "Zerstörung". Die Welt werde ohne Ahr-Thermen nicht untergehen, aber die Kreisstadt werde es schwerer haben. "Wir führen keinen Kurkrieg, wir sind weiter zur Kooperation bereit", sagte Orthen weiter.[21]

Die Rhein-Zeitung erfuhr am 21. Januar 2014 aus dem Mainzer Wirtschaftsministerium, dass das Ministerium möglicherweise die Rückzahlung von Fördergeldern auf einen Schlag fordern werde. Dabei ging es um rund 2,2 Millionen Euro, die im Jahr 2007 für den sogenannten Bademantelgang, den Verbindungsgang zwischen Ahr-Thermen, Thermalbadehaus und Steigenberger Hotel, vom Land an die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr flossen. Nach Schließung der Ahr-Thermen beziehungsweise Beendigung des Badebetriebs zum 31. Dezember 2014 und dem möglichen Abriss der Immobilie sah das Ministerium die Gefahr, dass die gewährten Mittel nicht mehr zweckentsprechend verwendet werden. Auf die AGBN könnte - unter Anrechnung einer zeitweiligen Einhaltung der Zweckbindung - eine Rückforderung in Höhe von 1,7 bis 2 Millionen Euro zukommen.[22]

Unmittelbar nach dem 28. Februar 2014 sollen die Ahr-Thermen abgerissen werden, sagte AGBN-Vorstand Christoph Reinicke dem General-Anzeiger. Die Stadt, der ein Kaufangebot der Aktiengesellschaft vorliege, habe ihn bislang nicht um eine Verschiebung des Abrisstermins gebeten. Der Stadtrat hatte kurz zuvor in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, vor einer möglichen Kaufentscheidung das in Auftrag gegebene Gutachten abzuwarten, das Aufschluss über den Sanierungsbedarf geben soll. Die Expertise werde am 14. März 2014 vorliegen. Die Stadt will sich dann acht Tage Zeit nehmen, um die Ausarbeitung zu prüfen und zu bewerten. In einer Sondersitzung des Stadtrates soll dann entschiden werden, ob die Stadt die Thermen kauft. Zum Kaufpreis hieß es im GA: Die Aktiengesellschaft wolle ...

... die Stadt so zur Kasse bitten, dass die AGBN aller Risiken, wie beispielsweise eine denkbare Rückzahlung von Zuschüssen, die im Zusammenhang mit dem Bau des Bademantelganges" vom Land geflossen sind, enthoben ist.[23]

"Angeblich soll die AGBN der Stadt sogar angeboten haben, ihr Aktienpaket gegen die Thermen zu tauschen, was die Stadt gestern jedoch dementierte", hieß es im General-Anzeiger vom 12. Februar 2014 weiter. Und: "Auf die Frage, welche Auswirkungen es auf die Bilanz habe, wenn die Kur AG die Thermen nicht verkauft bekomme, sagte der AG-Vorstand gestern: 'Der größte Kostenblock ist mit der Schließung der Thermen weg. Für die Bilanz hat das nur positive Auswirkungen.'" Allen planungsrechtlichen Bedenken zum Trotz schließe die AGBN eine Neubebauung des Ahr-Thermen-Areals nicht aus. Bauten, die mit Gesundheitswesen zu tun haben, dürften auf dem Grundstück errichtet werden.

Das Gutachten ist da: Investitionsbedarf von 11 Millionen Euro

Ende März 2014 wurden die Ergebnisse eines Gutachten-Entwurfes der Kannewischer Management AG aus dem schweizerischen Zug zu den Ahr-Thermen veröffentlicht. Diese Expertise war von der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in Auftrag gegeben und zur Voraussetzung einer Entscheidung über Kauf oder Nichtkauf der Thermen erklärt worden. Als Stärken der Thermen werden in dem Gutachten genannt: "Die Wasserflächen sind groß genug, die Lage ist zentral und ruhig." Erhebliche bauliche Mängel gebe es nicht. Auch die blaue zeltartige Dachkonstruktion, Markenzeichen der Therme, sei intakt. Zu den Schwächen hieß es: "Die balneologische (badetherapeutische) Attraktivität ist ungenügend, die Gestaltung ist veraltet, ein Wellnessbereich für Behandlung fehlt, und schon vor 20 Jahren gehörte eine Sauna nicht in den Keller. Die Thermen sind abgenutzt." Die rückläufigen Besucherzahlen, die die Thermen bis zu ihrer (vorläufigen) Schließung zum Jahresbeginn 2014 verzeichneten, erklärte die Kannewischer AG mit mangelnder Attraktivität. Das Thermalbad entspreche nicht mehr der hochwertigen Positionierung des Tourismusstandortes Bad Neuenahr. Aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks aus dem Umland (Aachen, Köln, Bad Breisig, Andernach) seien erhebliche Investitionen in die Attraktivität erforderlich. Den Investitionsbedarf für die Attraktivitätssteigerung schätzten die Gutachter auf 5,4 Millionen Euro. Die Rhein-Zeitung listete auf:

Statt Einheitstemperatur von zurzeit 31 Grad - was zu kalt sei - unterschiedlich temperierte Becken mit Wassertemperaturen zwischen 38 und 20 Grad, damit Kneippsche Anwendungen möglich werden. So sei der therapeutische Wert deutlich zu steigern. Die Innensauna muss ebenerdig angelegt werden - eine Sauna im Keller sei schon 1993 nicht mehr üblich gewesen. Ein Wellnessbereich muss her, Umkleiden und Sanitäranlagen müssen auf den neuesten Stand gebracht, neues Mobiliar muss angeschafft werden.

Außerdem müssten 4,9 Millionen Euro in neue Thermen-Technik investiert werden, was einem Komplettersatz der Haustechnik von der Lüftungsanlage bis zur Wasseraufbereitung gleichkommen würde. Weitere 800.000 Euro seien für "wünschenswerte Investitionen" veranschlagt - neue Bodenbeläge und ein Lichtkonzept etwa. Unter dem Strich müssten also etwa elf Millionen Euro investiert werden, um die Thermen wieder konkurrenzfähig zu machen. Ein kompletter Neubau würde 20 bis 25 Millionen Euro kosten, wäre also etwa doppelt so teuer. Marktchancen räumten die Gutachter den Thermen in einer Positionierung als "echtes Thermalbad mit einem balneologisch attraktiven Bäderangebot" mit unterschiedlichen Wassertemperaturen ein.[24]

Stadtrat fällt Kaufentscheidung[Bearbeiten]

In einer von zahlreichen Zuschauern verfolgten Sitzung fällte der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler am 15. Mai 2014 bei zwei Gegenstimmen die Entscheidung zum Kauf der Ahr-Thermen.

Bürgermeister wurde ermächtigt, unter bestimmten Bedingungen den Kaufvertrag mit der Ahr-Thermen Bad Neuenahr GmbH & Co. KG und der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr abzuschließen. Der Kaufpreis wurde auf 2.940.990 Euro festgesetzt. Die Wiedereröffnung der ab Jahresanfang geschlossenen Thermen wurde, sollte der Eigentümerwechsel zustande kommen, für Juli 2014 geplant.

Die noch zu gründende Walburgis-Therme Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH soll die Einrichtung als Interimsgesellschaft führen, bevor die Thermen für eine grundlegende Sanierung und Modernisierung erneut geschlossen werden. Danach ist geplant, die Thermen an einen privaten Betreiber zu verpachten, der sich an den Kosten für die Attraktivitätssteigerung beteiligt. Maternus Fiedler wurde als hauptamtlicher Geschäftsführer der Walburgis-Therme Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH designiert. Die Gesellschaft soll mit einem Stammkapital von 800.000 Euro ausgestattet werden. 11,1 Millionen Euro sollten nach dem Willen des Gremiums in Kauf (drei Millionen Euro), Sanierung und Attraktivitätssteigerung investiert werden. Für drei Millionen Euro soll das Grundstück von der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr ins Eigentum der Stadt wechseln. In diesem Betrag sind zwei Millionen Euro an Verbindlichkeiten enthalten, so dass die Aktiengesellschaft in Sachen Ahr-Thermen schuldenfrei wurde. Die Aufbauten schlagen mit null Euro zu Buche. Die Finanzierung soll durch eine Steuererhöhung, eine Verteuerung der Gästekarte sowie durch Einsparmaßnahmen im Haushalt der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sichergestellt werden: Der Hebesatz für die Grundsteuer B soll von 350 auf 365, die Gewerbesteuer von 352 auf 365 Prozent, der Gästebeitrag von 2,50 auf 2,90 Euro pro Tag erhöht werden. Diese Maßnahmen sollen zusammen 630.000 Euro zusätzlich jährlich bringen. Im Zuge der Sanierung soll die Technik des Bades nahezu vollständig erneuert werden (Kosten: 4,9 Millionen Euro). Das Süßwasserbecken soll in eine "Kalt-Heiß-Kombination" und das Liegebecken in ein Warmsprudelbecken umgewandelt werden (eine Million Euro). Weitere 1,3 Millionen Euro sollen in den Umkleide- und Sanitärbereich, in die Wellnessbereiche im Untergeschoss sowie in ein neues Lichtkonzept investiert werden. Der Rat will die nötigen Kredite über 25 Jahre mit vier Prozent tilgen. Im Mai 2014 ging er von einem Zinssatz von 2,5 Prozent; daraus ergab sich ein jährlicher Schuldendienst von 715.000 Euro. Die jährlichen Unterhaltungskosten für Gebäude, Technik und Geräte wurden mit 200.000 Euro kalkuliert. Weitere 200.000 Euro jährlich sollten in eine Rücklage gesteckt werden. Die Aktiengesellschaft Bad Neuenahr musste sich verpflichten, auf die Verwendung von Bezeichnungen wie "Kurverwaltung" oder "Kur AG" zu verzichten und auch sonst jeden Anschein zu vermeiden, der den Eindruck einer offiziellen Funktion im Kurwesen erweckt. Das von ihr betriebene Kurhaus Bad Neuenahr durfte die AG jedoch weiter "Kurhaus" nennen. Nach Informationen des General-Anzeigers werde die Aktiengesellschaft außerdem auf den ihrer Meinung nach ihr zustehenden Anteil an der Spielbankabgabe verzichten. "Ziel unseres Handelns war und ist die Sicherung des Heilbadstatus' und die dauerhafte Zukunftsfähigkeit der Gesundheits- und Urlaubsdestination Bad Neuenahr-Ahrweiler", teilte die Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler dem General-Anzeiger mit.[25]

Probleme mit der Walburgis-Quelle[Bearbeiten]

Probleme mit der Walburgis-Quelle Bad Neuenahr, aus der sich die Ahr-Thermen speisen, brachten die Verkaufsverhandlungen zwischen Aktiengesellschaft und Stadt im Mai 2014 ins Stocken. Ein Notartermin im Mai sei nach langen Verhandlungen untergebrochen worden, weil es Probleme mit der Quelle gebe, berichtete der General-Anzeiger am 3. Juni 2014. Die Quelle sprudele bei weitem nicht so, wie sie sollte. Die 200.000 Euro, die eine Neubohrung kosten würde, wollten bei dem Notartermin im Mai weder Verkäufer noch Käufer aufbringen. AGBN-Vorstand Christoph Reinicke hingegen sagte: "Es hat in der Vergangenheit ein technisches Problem mit dem Kohlesäuregehalt des Wassers gegeben, das vermutlich durch einen Filter verursacht wird. Diesen Mangel wollen wir selbstverständlich beheben. Wir möchten der Stadt einen technisch einwandfrei gewarteten Brunnen übergeben." Nach Angaben der Stadtverwaltung hätten sich die Parteien darauf verständigt, dass die AGBN vor einem abschließenden notariellen Verhandlungstermin noch eine Untersuchung der Walburgis-Quelle durchführt und deren künftige Betriebsbereitschaft sicherstellt. „Die erforderlichen Arbeiten laufen bereits“, so Karl Walkenbach, Pressesprecher der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler. In vielen Fragen zu vertraglichen Regelungen hätten sich AGBN und Stadt bereits geeinigt. Zu den strittigen Punkten gehörten die weitere Nutzung des Bademantelganges, des von beiden Seiten beanspruchten Begriffs „Kurverwaltung“ sowie die Frage, wem die Spielbankabgabe zusteht. Die AGBN habe hier offenbar eingelenkt. Mitte Juni 2014 sollen die Gespräche fortgesetzt und dann ein abschließender Notartermin vereinbart werden.[26]

Juli 2014: Stadt wird Eigentümerin[Bearbeiten]

Die Ahr-Thermen würden am 8. August 2014 wieder eröffnet, berichteten General-Anzeiger und Rhein-Zeitung am 12. Juli 2014. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler habe das 18.335 Quadratmeter große Thermen-Areal samt Nebengrundstücken nämlich für 2.940.990 Euro gekauft. Das mobile Betriebsinventar sowie Namensrechte für die Therme gingen ebenfalls auf die Stadt über. Für die Gebäude werde nichts bezahlt. Zum 1. August 2014 werde der Betrieb von der Walburgis-Therme Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH, einer 100-Prozentigen Tochter der Kreisstadt, übernommen. Knackpunkt war bis zuletzt die Sicherstellung der Wasserversorgung der Thermen. Denn wenige Wochen zuvor war die Walburgis-Quelle nahezu versiegt. Die Stadt verlangte deshalb den Bau einer zusätzlichen Leitung zum Großen Sprudel, die die Wasserversorgung der Thermen auch im Falle eines Ausfalls der Walburgis-Quelle gewährleisten soll. "Diese Leitung ist nun fertiggestellt“, sagte Bürgermeister Orthen. Deshalb sei jetzt der Kaufvertrag unterschreiben worden. Das Stammpersonal – rund 30 Mitarbeiter – wird komplett von der neuen Betriebsgesellschaft übernommen. Darüber hinaus werden weitere Fachkräfte gesucht. Der Eintritt in die Thermen soll ab 8. August 16 statt der 15 Euro kosten, der Eintritt in die Sauna 6 statt 5 Euro.[27]

8. August 2014: Wiedereröffnung[Bearbeiten]

Nach mehr als sieben Monaten nach der Schließung plant die Walburgis-Therme Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH für Freitag, 8. August 2014, die Wiedereröffnung der Ahr-Thermen. "Deko-Material wird drapiert, Lampen werden getestet, Stühle werden gerückt, Liegen aufgestellt, überall wird geschrubbt", berichtete general-anzeiger-bonn.de am 2. August 2014, "schließlich soll das Wohlfühlbad in einer Woche auf Hochglanz gebracht sein. Außerdem wurden ein neuer Server in Betrieb genommen, die Telefonanlage neu geschaltet, eine neue EDV-Infrastruktur und ein neues Kassen- und Umkleideschlüsselsystem geschaffen. Die Lichtanlage erhält Energie sparende LED-Leuchten die Pools und Ruhezonen. Die Plastik-Imitate werden durch echten Pflanzen ersetzt. Die Mitarbeiter wurden neu eingekleidet, tragen nun Shirts mit dem Aufdruck "Wieder aufleben", dem Slogan der Thermen. 71 Mitarbeiter werden in den Thermen im Drei-Schicht-Betrieb beschäftigt. Die Eintrittsgelder wurden um einen Euro erhöht.[28]

Der Bund der Steuerzahler kritisiert den Kauf[Bearbeiten]

Ende Januar 2014 schaltete sich der Bund der Steuerzahler Rheinland-Pfalz in die Debatte um den geplanten Kauf der Ahr-Thermen durch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein: "Die Ahr-Thermen sind ein feuchtes Millionengrab. Bad Neuenahr täte daher gut daran, sich trotz des angedrohten Abrisses nicht zu einem Kauf nötigen zu lassen", schrieb René Quante, der Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes RLP, an die kommunalen Entscheidungsträger der Kreisstadt. Betriebswirtschaftlich betrachtet wären die Ahr-Thermen wegen des hohen Betriebsdefizits und nötigen Sanierungsmaßnahmen "selbst geschenkt immer noch zu teuer." Und "angesichts eines in 2014 angepeilten Schuldenberges von rund 30 Millionen Euro wäre ein Kauf auch nicht im Sinne der notwendigen Haushaltskonsolidierung." Wenn sich ein privater Investor fände, der die Thermen kauft und betreibt, wäre das nach Quantes Auffassung "ein perfekter Ausweg". Die Ahrtal-Werke GmbH hingegen seien als Investor oder Betreiber ungeeignet. "Im Ergebnis wäre es ähnlich wie ein direkter Kauf durch Bad Neuenahr selbst", so Quante, "der Unterschied wäre in erster Linie nur Haushaltskosmetik."[29]

Im August 2014, also nachdem der Eigentümerwechsel vollzogen war, sagte René Quante, Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes: "Die Kur AG hat mit der Stadt gepokert und sich klar als besserer Spieler erwiesen. Mit dem Kauf der Thermen hat die Stadt einen schweren Fehler begangen. Schlimmer noch: Statt des notwendigen Sparkurses wird nun eine Politik der Schuldenmacherei und der Steuererhöhungen eingeleitet." Für Erwerb, Sanierung und Finanzausstattung der Thermen habe die Stadt rund elf Millionen Euro Schulden gemacht. Daraus resultiere eine Belastung von mindestens 700.000 Euro jährlich für Zinsen und Tilgung. Außerdem müsse die Stadt künftig die Defizite ausgleichen, die die Therme erwirtschaftet - mehrere hunderttausend Euro, wie Quante vermutete. Das Betreiben eines Thermalbades gehört nach Quantes Ansicht nicht zum Bereich der kommunalen Daseinsfürsorge. Deshalb wäre es Sache der privaten Nutznießer des Tourismus gewesen, eine Lösung für die Ahr-Thermen zu finden. Nun aber habe die Stadt Millionen Euro in die Hand genommen, um Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Geschäftsleute weiterhin Profite machen können. Denn dass die Thermen für die Stadt ein Zuschussgeschäft werden, sei unstrittig. Aus diesem Grund hatte der Stadtrat eine Erhöhung der Grund- und der Gewerbesteuer beschlossen. Diese Erhöhung betreffe aber, so Quante, nicht nur Unternehmen, die vom Tourismus leben, sondern alle Bürger und Unternehmen. Beim Betrieb der Thermen spreche die Stadt zwar von einer Interimslösung und hoffe auf einen privaten Retter. "Das klingt gut, aber der Private wird sich wohl erst sehen lassen, wenn die Stadt die millionenschweren Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen hat", so Quante. Später werde sich die Frage nach dem Verkaufspreis oder der Jahrespacht für die Thermen stellen. Hier stehe zu befürchten, dass die Stadt einmal mehr zurückstecken muss.[30]

In der 42. Auflage seines Schwarzbuches, das im Oktober 2014 in Mainz vorgestellt wurde, führt der Bund der Steuerzahler die Ahr-Thermen unter den "kommunalen Wirtschaftsflops" auf. Das Buch nennt insgesamt mehr als 100 Fälle, die "für den verschwenderischen Umgang mit Steuergeld in Deutschland stehen." Unter ihnen acht Fälle aus Rheinland-Pfalz, davon zwei aus dem Kreis Ahrweiler: Ahr-Thermen und Nürburgring. Unter der Überschrift "Thermalbad wird zum Millionengrab" heißt es in dem Schwarzbuch:

Die Ahr-Thermen schreiben tiefrote Zahlen und sind stark sanierungsbedürftig. Kein Wunder also, dass der Besitzer sie schnell loswerden wollte. Nachdem die Stadt erfolgreich unter Druck gesetzt worden war, kam es zum Verkauf. Jetzt müssen die Steuerzahler mit mindestens elf Millionen Euro herhalten.[31]

Der Kauf der Thermen durch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sei eine gewaltige Fehlentscheidung zu Lasten der Steuerzahler gewesen. Kauf, Sanierung und zeitgemäße Modernisierung würden die Steuerzahler mit rund elf Millionen Euro belasten, die auf Pump finanziert würden. Für Zins und Tilgung des angepeilten Kredits mit 25 Jahren Laufzeit würden jährlich geschätzte 715.000 Euro anfallen. Um das zu bezahlen, sollen ab 2015 die Abgaben kräftig steigen. Aus den den Thermen als "hoffnungsvollem Zeichen für die Region" mit einem erwarteten Ansturm von täglich 1000 Besuchern sei angesichts von lediglich rund der Hälfte tatsächlicher Besucher sei "ein finanzieller Alptraum geworden". In einer Stellungnahme der Stadt zu den Vorwürfen hieß es: Der Bestand des Thermalbades sei von überragender Bedeutung für den Heilbad-Standort Bad Neuenahr und die Bruttowertschöpfung der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die vor allem von ihren jährlich 800.000 Übernachtungs- und mehr als einer Million Tagesgästen lebe. Beim Kauf der Thermen sei lediglich der Wert des Grundstückes gezahlt worden. Dadurch habe die Stadt Vermögen erworben; dem Steuerzahler sei somit kein Schaden entstanden. Die Übernahme des laufenden Betriebes durch eine städtische Gesellschaft und damit der Ausgleich der ungedeckten laufenden Kosten des Badbetriebes erfolge mit des Perspektive, die Ahr-Thermen zu einem späteren Zeitpunkt wieder am Markt in private Betriebsführung zu übergeben. Der Interimsbetrieb durch die Stadt sei in der Gesamtbetrachtung für den Gesundheits- und Tourismusstandort Bad Neuenahr-Ahrweiler eine wirtschaftlichere Lösung als die dauerhafte Schließung der Therme.

Der Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., Andreas Wittpohl, bezog ebenfalls Stellung zu dem "Klassenbucheintrag" des Bundes der Steuerzahler. Er verteidigte das Vorgehen von Politik und Verwaltung: "Die Schließung der Ahr-Thermen durch den Vorstand der Aktiengesellschaft Bad Neuenahr zum Jahreswechsel hat nicht nur einen großen Imageschaden für Bad Neuenahr-Ahrweiler angerichtet. Der entstandene wirtschaftliche Schaden ist enorm und lässt sich quantifizieren", so Wittpohl. Und weiter: "Das Statistische Landesamt weist für die ersten sieben Monate dieses Jahres - also so ziemlich exakt für den Zeitraum, in dem die Ahr-Thermen geschlossen waren - eklatante Rückgänge bei den Gästeankünften und Übernachtungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler aus." Danach seien 10.667 Gästeankünfte weniger gezählt worden, was einem Minus von acht Prozent entsprach. Auch bei den Übernachtungen gebes es in diesem Zeitraum einen deutlichen Rückgang um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum - in absoluten Zahlen: 22.976 Übernachtungen weniger. Die fehlenden Übernachtungen entsprächen einem Umsatzverlust in der Kreisstadt von knapp drei Millionen Euro. Weil sich die Übernachtungszahlen in Bad Neuenahr-Ahrweiler ohne Ahr-Thermen-Schließung besser als im Vorjahreszeitraum entwickelt hätten - in Deutschland seien sie im ersten Halbjahr 2014 um drei und in Rheinland-Pfalz um 4,1 Prozent gestiegen - könne, so Wittpohl, davon ausgegangen werden, "dass allein fehlende Übernachtungen durch die so kurzfristige Ahr-Thermen-Schließung den Unternehmen der Stadt einen Verlust von rund fünf Millionen Euro beschert haben". Die fehlenden Tagesgäste, also die ausgeblieben Ahr-Thermen-Besucher, hätten für die Kreisstadt in den ersten sieben Monaten des Jahres 2014 einen Umsatzverlust von mehr als 2,5 Millionen Euro bedeutet. Diese Zahlen würden erahnen lassen, wie verheerend sich eine langfristige Schließung der Thermen auf Tourismuswirtschaft, Einzelhandel und Handwerk in Bad Neuenahr-Ahrweiler ausgewirkt hätte. Der Kauf der Ahr-Thermen durch die Stadt sei deshalb "pure Wirtschaftsförderung und Sicherung des attraktiven Standorts - übrigens nicht nur für Gäste, sondern auch für uns Bürger", so Wittpohl weiter.[32]

Rekord-Defizit im Jahr 2017[Bearbeiten]

Mit einem Rekorddefizit von 628.000 Euro schlossen die Ahr-Thermen das Jahr 2017 ab. Im Stadtrat Bad Neuenahr wurde die Frage laut, wie lange sich die Stadt den Schulden belasteten Bäderbetrieb noch leisten kann. Die Fortführung des Unternehmens sei gefährdet, wenn der Jahresfehlbetrag nicht durch die Stadt als Gesellschafterin ausgeglichen wird. FWG-Sprecher Gregor Sebastian stellte fest: Trotz eines neuen Gesamtkonzepts mit vielfältigen Angeboten für alle Gäste sowie eines neuen gastronomischen Angebots sei es nicht gelungen, die Zahl der Besucher zu steigern.[33]

Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021[Bearbeiten]

Vor der Flutkatastrophe waren insgesamt 75 Personen, davon 53 in Vollzeit, zehn in Teilzeit und 12 Aushilfskräfte bei der Gesellschaft beschäftigt. Bei dem Ahr-Hochwasser wurden die Thermen dann schwer beschädigt. Um das Ausmaß des Flutschadens einschätzen zu können, beauftragte die Stadtverwaltung ein Ingenieurbüro damit, eine Sanierungskostenschätzung zu erstellen. Hierbei stellte sich heraus, dass der Schaden an den Thermen immens ist. Beispielsweise hätte es vor einer Wiederinbetriebnahme einer kompletten Neuerrichtung der technischen Anlagen bedurft. „Bedauerlicherweise ist die Beschädigung sämtlicher Anlagensysteme so umfangreich, dass auch ein Teilerhalt der vorhandenen technischen Infrastruktur nicht möglich ist“, hieß es in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung vom 18. Juli 2022. Grund dafür sei, „dass sich 90 Prozent aller technisch erforderlichen Einrichtungen für die Therme im Untergeschoss befinden, welches vollständig überflutet wurde.“ Die Instandsetzung würde einer technischen Kernsanierung entsprechen und sei daher „mit einem Neubauszenario fast vergleichbar.“ Im Ergebnis schätzte das Ingenieurbüro die Kosten auf über 24 Millionen Euro netto. Weil eine Wiederinbetriebnahme der Ahr-Thermen in absehbarer Zeit nicht möglich sei, beschloss der Stadtrat am 7. Juni 2022, die AHR-THERMEN Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH mit Wirkung zum 30. Juni 2022 aufzulösen. Die beiden Geschäftsführer Maternus Fiedler und Achim Schäfer wurden mit Ablauf des gleichen Tages abberufen. Im weiteren Verlauf wurde beschlossen, Maternus Fiedler mit Wirkung zum 1. Juli 2022 als Liquidator der AHR-THERMEN Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH i. L. zu bestellen. Bis 18. Juli 2022 waren mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Eigeninitiative in neue Arbeitsverhältnisse gewechselt. Rund 30 Mitarbeiter waren an diesem Datum noch bei den Ahr-Thermen angestellt. Davon sind 12 bis zum Ende des Jahres 2022 für die Investitions- und Strukturbank an den Infopunkten im Flutgebiet tätig. In der Pressemitteilung hieß es weiter:

Für die Entscheidung zur Auflösung der Gesellschaft sprechen sowohl organisatorische, wirtschaftliche als auch bilanzielle Gründe. Die Organe der Gesellschaft auf unbestimmte Dauer aufrechtzuerhalten und somit fortlaufend Kosten zu verursachen, ist für den Wiederaufbau der Stadt kontraproduktiv. Auch in Anbetracht der umfangreichen Beschädigung und des hochwasserangepassten, komplexen Planungsprozesses - sei es für eine Kernsanierung oder einen Neubau – ist mit einer Wiederinbetriebnahme der Ahr-Thermen nicht in einer absehbaren Zeit zu rechnen.

Die Namensrechte der Ahr-Thermen würden aber für die Stadt gesichert. „Hierdurch wird auch deutlich, dass die Stadt auch für die Zukunft eine Therme in Bad Neuenahr als unabdingbar ansieht“, lautete es in der Pressemitteilung, „mit der Auflösung der Gesellschaft ist keinesfalls ein Ende der Ahr-Thermen besiegelt.“

Videos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Portal "Quellen, Baden, Kuren"

Mediografie[Bearbeiten]

Das Ahr-Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 und seine Folgen[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Fußnoten

  1. Quelle: Günther Schmitt: Das Ahr-Thermen-Dilemma - Baudokumentation: Beton für eine ganze Stadtmauer, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Januar 2014
  2. Quelle: Jochen Tarrach: Ahr-Thermen: Geniestreich ist längst ein lästiges Anhängsel - Vor rund 22 Jahren drückte Rudolf Scharping zur Eröffnung auf den roten Knopf, in: Rhein-Zeitung vom 18. Dezember 2013
  3. Quelle: Ahr-Thermen: Das Bad galt als "hoffnungsvolles Zeichen für die Region", general-anzeiger-bonn.de vom 26. Dezember 2013
  4. Quelle: Victor Francke: Ahr-Therme: Im Februar droht der Abriss, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Januar 2013
  5. Quelle: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr: Staatsanwaltschaft ermittelt nach Legionellen-Vorfall, general-anzeiger-bonn.de vom 17. Januar 2013
  6. Quelle: General-Anzeiger vom 19. Februar 2013
  7. Quelle: Pachtangebot für die Ahr-Thermen, rhein-zeitung.de vom 29. Dezember 2013. Siehe auch: Victor Francke: Ahr-Thermen: Stadt lehnte Pacht ab, general-anzeiger-bonn.de vom 28. Dezember 2013
  8. Quellen: Defizitärer Betrieb: Kur AG schließt die Ahr-Thermen zum Jahresende, general-anzeiger-bonn.de vom 4. Dezember 2013, und AG Bad Neuenahr droht mit Abriss der Ahr-Thermen, rhein-zeitung.de vom 4. Dezember 2013
  9. Quellen: Victor Francke: Ahr-Thermen: Kur AG schlägt Zuschuss-Angebot der Stadt aus, general-anzeiger-bonn.de vom 20. Dezember 2013, und Beate Au: Ahr-Thermen: Bad Neuenahr geht mit Angebot auf die AG zu, rhein-zeitung.de vom 20. Dezember 2013
  10. Quelle: Ahr-Thermen: Anwälte empfehlen den Klageweg, general-anzeiger-bonn.de vom 20. Dezember 2013
  11. Quellen: Victor Francke: Ahr-Thermen: Petition gegen die Schließung, general-anzeiger-bonn.de vom 26. Dezember 2013, und Beate Au: Petition zur Rettung der Thermen - Hoteliers gehen jetzt in die Offensive, in: Rhein-Zeitung vom 24. Dezember 2013
  12. Quelle: Günther Schmitt: Nach 7526 Tagen: Letzter Tag für die Ahr-Thermen, general-anzeiger-bonn.de vom 31. Dezember 2013
  13. Quelle: Gabi Geller: Badegäste genießen Thermen bis zuletzt - Bedauern und Wehmut mischt sich in das nasse Vergnügen – Ende sorgt für viel Betrieb, in: Rhein-Zeitung vom 2. Januar 2014, siehe auch: Andrea Simons: Ahr-Thermen: Besucher reagieren mit Unverständnis auf die Schließung, general-anzeiger-bonn.de vom 1. Januar 2014
  14. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen: Steuerzahlerbund warnt Bad Neuenahr, general-anzeiger-bonn.de vom 29. Januar 2014
  15. Quelle: Victor Francke: Kein Beschluss im Aufsichtsrat: Ahr-Thermen bleiben weiter geschlossen, general-anzeiger-bonn.de vom 7. Januar 2014
  16. Quelle: Ahr-Therme: Die meisten Besucher kamen von auswärts, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Januar 2014
  17. Quelle: Günther Schmitt: Ahr-Thermen: Rat der Kreisstadt kritisiert Schließung, general-anzeiger-bonn.de vom 10. Januar 2014
  18. Quellen: Victor Francke: Ahr-Therme: Im Februar droht der Abriss, general-anzeiger-bonn.de vom 9. Januar 2013, und Kauft Stadt Thermen? Streit AG erhöht Druck, in: Rhein-Zeitung vom 9. Januar 2014
  19. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr: Ahrtal-Werke sind an Übernahme interessiert, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Januar 2014
  20. Quelle: Frieder Bluhm: Thermen: Kein Angebot der Ahrtal-Werke, rhein-zeitung.de vom 17. Januar 2014
  21. Quelle: Günther Schmitt: Parteitag: CDU stellt Liste für den Stadtrat auf, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Januar 2014
  22. Quelle: Ahr-Therme: Mainz will Geld sofort zurück, rhein-zeitung.de vom 20. Januar 2014
  23. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr: Zwischen Abriss und Annäherung, general-anzeiger-bonn.de vom 12. Februar 2014
  24. Quelle: Günther Schmitt: Ahr-Thermen: Gutachter sehen bei hoher Investition eine Chance, general-anzeiger-bonn.de vom 25. März 2014, und Frieder Bluhm: Ahr-Thermen: 11 Millionen Euro Investitionen nötig, rhein-zeitung.de vom 25. März 2014
  25. Quellen: Beate Au: Kauf der Ahr-Thermen würde die Stadt 11 Millionen Euro kosten, rhein-zeitung.de vom 13. Mai 2014, Victor Francke: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr: Höhere Steuern für die Rettung, general-anzeiger-bonn.de vom ?. Mai 2014, Victor Francke: Ahr-Thermen: Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler übernimmt das Bad, general-anzeiger-bonn.de vom 16. Mai 2014, und Frieder Bluhm: Ahr-Thermen: Rat beißt in sauren Apfel, rhein-zeitung.de vom 16. Mai 2014
  26. Quellen: Victor Francke: Ahr-Thermen: Walburgis-Quelle sorgt für Probleme, general-anzeiger-bonn.de vom 3. Juni 2014, und Frieder Bluhm: Kauf der Ahr-Thermen ist noch nicht perfekt, rhein-zeitung.de vom 3. Juni 2014
  27. Quellen: Victor Francke: Stadt kauft Wellness-Oase - Ahr-Thermen öffnen im August, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Juli 2014, Victor Francke: Kommentar: Ende gut, alles gut, general-anzeiger-bonn.de vom 11. Juli 2014, und Zukunft gesichert: Ahr-Thermen öffnen wieder am 8. August, rhein-zeitung.de vom 12. Juli 2014
  28. Quelle: Victor Francke: Ahrthermen in Bad Neuenahr - Wiedereröffnung am Freitag - 71 Mitarbeiter bereiten den Betrieb vor, general-anzeiger-bonn.de vom 2. August 2014
  29. Quellen: Victor Francke: Ahr-Thermen: Steuerzahlerbund warnt Bad Neuenahr, general-anzeiger-bonn.de vom 29. Januar 2014, und Frieder Bluhm: Bund der Steuerzahler: Ahr-Thermen geschenkt zu teuer, rhein-zeitung.de vom 30. Januar 2014
  30. Quelle: Victor Francke: Ahr-Thermen in Bad Neuenahr - Bund der Steuerzahler kritisiert den "Poker", general-anzeiger-bonn.de vom 27. August 2014
  31. Quelle: Steuerzahlerbund: Ahr-Thermen - Rote Zahlen im Schwarzbuch, general-anzeiger-bonn.de vom 8. Oktober 2014
  32. Quelle: Tourismuschef verteidigt Kauf der Ahr-Thermen, rhein-zeitung.de vom 9. Oktober 2014
  33. Quelle: Volker Jost: Finanzen in Bad Neuenahr – Fortführung der Ahr-Thermen wegen Rekorddefizit gefährdet, general-anzeiger-bonn.de vom 23. August 2018