Ahrtalstraße

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Die durch das Ahrtal führende Ahrtalstraße besteht aus der Bundesstraße 266 (sie beginnt am Rhein in Linz und führt über die Rheinfähre Linz - Kripp bis zum Verteilerkreis „An den Ulmen“ in Bad Neuenahr), der Bundesstraße 267 (die von dem Verteilerkreis weiter talaufwärts bis zum Lingenbergtunnel bei Kreuzberg führt), der Bundesstraße 257 (die am südlichen Lingenbergtunnel-Portal beginnt und die Ahrtal und Ahr in Dümpelfeld verlässt, um nun zunächst dem Adenauer Bach zu folgen. In Dümpelfeld beginnt die Landesstraße 73, die Ahr nun bis zur Einmündung des Trierbach oberhalb von Müsch begleitet und dort in die vom Nürburgring kommende Bundesstraße 258 einmündet. B 258 begleitet die Ahr nun über die Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen hinweg bis kurz vor ihre Quelle in Blankenheim. Straßen mit dem Namen „Ahrtalstraße“ gibt es im Kreis Ahrweiler u.a. in ...


Chronik[1][Bearbeiten]

Vor dem Bau der Straße führte eine Straße lediglich bis Ahrweiler durch das Tal, wie Reinhold Nischalke schreibt, ...

Bis ins späte Mittelalter verliefen die Hauptwege vorwiegend über die Höhen (Wasserscheide). Ausnahmen bildeten offene Flußtäler wie das Rheintal. Auch im Ahrtal führte die alte Straße bis Ahrweiler, dann über die Höhe am Altenwegshof („Alter Weg“) vorbei nach Dernau, weil im Bereich der Bunten Kuh das Engtal der Ahr keinen Durchlaß gewährte. Zwischen Dernau und Rech war ein Talweg möglich. Nach Überquerung der Ahr gelangte man von Rech nach Mayschoß über die Höhe an der Saffenburg vorbei. Altenahr erreichte man über die Höhe von Dernau aus oder über einen Fußpfad von Reimerzhoven am weißen Kreuz entlang. Erst mit dem Bau der heutigen Straße nach 1830 erhielt das Ahrtal eine durchgehende Straßenverbindung entlang der Ahr ins obere Ahrtal und weiter nach Adenau.[2]

Aachen-Frankfurter Heerstraße und Bonn-Trierer Straße waren im Mittelalter die wichtigsten Verkehrswege, die durch den Bereich des heutigen Kreises Ahrweiler verliefen. Die Straße durch das Rheintal und über die Ahr-Brücke Kölner Straße in Sinzig habe, wie Heinz Schmalz schreibt, erst später an Bedeutung gewonnen, während der französischen Besatzung von 1797 bis Ende 1814. Erst von der preußischen Regierung sei sie 1822 fertiggestellt worden. Das Ahrtal blieb jedoch verkehrsmäßig unerschlossen. Der geringe Verkehr aus dem Oberahrgebiet wurde über die Altenahr-Bonner Straße und die Transporte von der mittleren Ahr über die Hemmessen-Rheinbacher Straße abgewickelt. Dazwischen war Transportverkehr wegen natürlicher Barrieren, insbesondere ein Felsrücken unterhalb von Laach und die Engelsley unterhalb von Altenahr, nur mit großen Schwierigkeiten und auf Umwegen möglich. Auensümpfe und Berghänge erschwerten den Verkehr aber auch an der Unterahr. Die Verbindungen der einzelnen Orte untereinander waren bei ungünstiger Witterung häufig kaum passierbar. Und beim Hochwasser vom 21. Juli 1804 riss die Ahr unter anderem ein Stück des Weges zwischen Heppingen und Lohrsdorf fort. Einen wichtigen Impuls bei der Entwicklung der Verkehrswege an der Unterahr setzte dann das Königliche General-Post-Amt zu Berlin mit einem Bescheid vom 8. November 1817 an den damaligen Landrat des Kreises Ahrweiler, Franz Heinrich Freiherr von Gruben, über die Einrichtung einer Postanstalt in Ahrweiler. Sogleich wies der Freiherr die Bürgermeister der Orte an der Unterahr an, die Wege von Remagen über Bodendorf nach Ahrweiler herrichten zu lassen und künftig instand zu halten. Weil der Ausbau des Weges auf sich warten ließ, sah sich der Landrat genötigt, am 26. Januar 1818 nochmals an den Bürgermeister von Ahrweiler zu schreiben und von ihm mit allem Nachdruck zu verlangen, dass die Poststraße zügig ausgebaut wird. Für den Fall, dass die Gemeinden dieser Aufforderung nicht nachkommen, sei er angewiesen, strengste Maßnahmen zu ergreifen. Anfang April 1818 war der Weg dann in befahrbarem Zustand.

An der Mittelahr waren die Verhältnisse ähnlich, so dass ab 1. Juli 1818 nur ein Bote die Post von Ahrweiler bis nach Adenau bringen konnte. Eine ganzjährig nutzbare Fahrmöglichkeit gab es nicht. Ein Fuhrwerk musste auf dem Weg von Ahrweiler bis Altenahr zwölf mal durch das Ahrbett fahren, was aber nur in Zeiten mit niedrigem Wasserstand möglich war.

In den darauffolgenden Jahren wurde der Straßenbau an der Ahr dann aber intensiv vorangetrieben. Die feierliche Eröffnung des Engelsley-Tunnels in Altenahr am 25. November 1834 war bei der verkehrsmäßigen Erschließung des Ahrtals zwar eine wichtige Zäsur, weitere Befestigungen und Verbreiterungen der Ahrtalstraße zogen sich jedoch noch Jahre hin. Erst gegen 1860 wurde der Ausbau mit einer festen Oberdecke aus Schotter- oder Pflastersteinen abgeschlossen.

Zur Befestigung und Verschönerung der Straße wurden gegen 1860 etwa 1150 Bäume angepflanzt, davon 600 Kirschbäume. Weitere 450 Bäume entlang der Straße wurden wurden von den Gemeinden Dernau und Rech gepflegt. Die Kreise Ahrweiler und Adenau bildeten damals einen Kreisbaubezirk unter der Leitung eines in Ahrweiler wohnenden Kreisbaumeisters. Für die Arbeiten an der Ahrtalstraße unterstanden ihm im Jahr 1860 für den Straßenabschnitt von Kripp bis Walporzheim ein Aufseher mit dem Wohnsitz in Wadenheim und für den Abschnitt von Walporzheim bis Altenahr ein Aufseher mit dem Wohnsitz in Altenahr.

Straßenmaut: Als Gegenleistung für deren Abnutzung und als Beitrag zum Unterhalt der Ahrtalstraße wurden im 19. Jahrhundert für deren Nutzung Gebühren erhoben. Zu diesem Zweck sind in Kripp, Lohrsdorf und Dernau Zollstellen eingerichtet und Straßenschranken aufgestellt worden. Die wurden erst geöffnet, wenn die Gebühr entrichtet worden war. Ihre Höhe richtete sich nach der Beanspruchung der Straße. Bei den Wagen ging man dabei von der Breite der Räder aus. Für Frachtwagen mit breiten Felgen wurden wesentlich geringere Gebühren erhoben als für Kutschen mit schmalen Rädern, die die Straßen stark beschädigen konnten. Für Zugtiere, Reitpferde, Schafe, Schweine, Kühe, Kälber und Ziegen, die über die Straße getrieben wurden, war eine geringere Gebühr zu zahlen. Die Zahlungen wurden mit einer Quittung bescheinigt, die auf Verlangen vorgezeigt werden musste und immer nur von Mautstelle zu Mautstelle gültig war. Wer die Regeln missachtete, dem drohten hohe Strafen. Für eine vierspännige Kutsche von Kripp nach Altenahr war also in Kripp, Lohrsdorf und Dernau jeweils ein Straßengeld zu entrichten, das insgesamt etwa 24 Silbergroschen für eine Fahrt ausmachte. Lediglich innerhalb ihres Wohnorts oder in den Grenzen ihrer Heimatgemarkung waren Wagen- und Viehbesitzer von der Mautzahlung befreit. Auch von den Postkutschen wurde keine Maut erhoben, weil die Post auf Bezirksebene wesentlich zur Unterhaltung der Straße beitrug.

Sicherheit: Immerhin war die Straße in Ahrweiler und abschnittweise auch in Altenahr bereits 1860 während der Wintermonate beleuchtet. Außerdem sorgten in Ahrweiler und Altenahr jeweils ein Polizeidiener für Sicherheit auf der Straße. In Ahrweiler wurden sie von neun und in Altenahr von vier Nachtwächtern bei ihrer Arbeit unterstützt.

Dem Ausbau der Bundesstraße 266 liegt wohl ein Jahrzehnte alter übergeordneter Plan zum Bau einer Bundesstraße B 266 neu zwischen der A 3 im Westerwald und der A 61 in Bad Neuenahr-Ahrweiler samt dem Bau einer Rheinbrücke zwischen Remagen und Sinzig zugrunde. So wurde etwa bereits in den 1930er Jahren, noch vor dem Zweiten Weltkrieg, der Bau einer Ortsumgehung für Lohrsdorf angedacht. In den 1950er Jahren ist die Planung wieder aufgenommen und Anfang der 1960er eine erste Trassenführung geplant worden. Hintergrund der Aktivitäten zu Beginn des Kalten Krieges war möglicherweise der ehemalige Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in Marienthal. Die neue Bundesstraße spielte in Kriegsszenarien wohl für den Fall eine Rolle, dass die ab 1973 gebaute Ahrtalbrücke zerstört würde. Zweiter Grund für den Bau war wohl die Idee, großräumig einen dritten Ring um Köln zu schaffen. Weil die Ausbaupläne von Anfang an auf Protest stießen, wurde der Ausbau ab den 1970er Jahren dort vorangetrieben, wo der geringste Widerstand zu erwarten war.

Im Jahr 1987 wurde das etwa 2,5 Kilometer lange und 33 Meter breite Teilstück zwischen Ehlingen und Bad Neuenahr (Umgehungsstraße Heppingen) in Betrieb genommen.

Am 27. Februar 2009 war symbolischer erster Spatenstich für den Bau der Umgehungsstraße Bad Neuenahr. Am Freitag, 12. Oktober 2018, wurde die 1830 Meter lange parallel zur Heerstraße verlaufende Umgehungsstraße mit zwei Brücken und zwei Unterführungen für den Verkehr freigegeben – 47 Jahre nach dem Beginn des entsprechenden Planfeststellungsverfahrens sowie neun Jahre und 227 Tage nach dem ersten Spatenstich.

Der weitere Ausbau über Bad Bodendorf in Richtung Rheintal und der Brückenschlag zwischen Remagen und Linz sowie die Weiterführung zur Autobahn 3 wurden wohl dadurch erschwert, dass das mittlere Rheintal in den 1990er Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist.

Eine neue, westlich von Kripp an die Bundesstraße anschließende einbahnige, südliche Ortsumgehung von Kripp einschließlich der Rheinquerung mittels Brücke sind im weiteren Bedarf (teilweise mit Planungsrecht) eingestuft.

Akteure[Bearbeiten]

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Wilhelm Josef Sebastian, Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses, hat den Ausbau wesentlich mit vorangetrieben. Ein weiterer energischer Befürworter war der inzwischen verstorbene Bundestagsabgeordnete Karl Deres aus Sinzig. Der zwischenzeitlich ebenfalls verstorbene Bundestagsabgeordnete Dr. Dieter Thomae (FDP) aus Bad Bodendorf stellte Pläne zum Bau eines Tunnels für die Ortsdurchfahrt Bad Bodendorf der B 266 vor. Später trat er sowohl als Befürworter wie als Gegner des Ausbaus auf.

Kritik[Bearbeiten]

Kritiker haben behauptet, Straßenbau-Lobbyisten hätten eingefädelt, dass das obere Mittelrheintal, also der Bereich zwischen Koblenz und Bonn, aus der Erklärung zum Weltkulturerbe durch die UNESCO herausgestrichen wurde. Außerdem merken sie an, dass die B 266 überdimensioniert ausgebaut werde. Die Verantwortlichen hätten bewusst mit falschen Zahlen operiert, und Messungen von Gegnern des Ausbauprojekts seien von der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler bewusst zurückgehalten und nicht ans Bundesverkehrsministerium weitergeleitet worden.

Weitere Fotos[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Umgehungsstraßen[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]

Mediografie[Bearbeiten]

Anton Simons: Entwicklung der Ahrtalstraße: Wem der Altenwegshof seinen Namen verdankt, ga.de, 25. Oktober 2022 (komplett in diesem AW-Wiki-Artikel berücksichtigt)

Weblink[Bearbeiten]

Wikipedia: Geschichte des Automobils

Fußnoten